Verhaftet, Verletzt, Weggewiesenam StandorTFUCKtor in Winterthur!

Gemeint sind wir alle

Am 21.9.13 hätte in Winterthur eine Tanzdemo namens "StandorFUCKtor, wir tanzen drauf" stattfinden sollen gegen Repression, Aufwertung und Verdrängung der Unterklassen aus der Innenstadt. Stattdessen gab es ein gewaltiges Polizeispektakel mit mindestens zwei Schwerverletzten, zahlreichen weiteren Verletzten und 93 Verhafteten. Dagegen können wir uns kollektiv wehren!

 

- Bist Du am 21.9. in Winterthur von uniformierten oder zivilen Polizisten verhaftet, weggewiesen oder verletzt worden? - Hast Du Übergriffe der Polizei beobachtet, fotographiert oder gefilmt? - Hast Du einen Strafbefehl oder eine Vorladung von Staatsanwaltschaft oder Polizei bekommen? Wir rufen alle Betroffenen oder Zeug/innen der Polizeigewalt auf, Eure Erinnerungen als Gedächtnisprotokoll fest­zu­halten, um im Fall eines späteren Strafverfahrens (gegen die Polizei oder gegen Verhaftete) die Abläufe abrufen zu können und um sich mit dem Schock der Erfahrung auseinanderzusetzen.

 

Ein Gedächtnisprotokoll ist eine schriftliche Beschreibung davon, wie Du den ganzen Anlass erlebt hast und was Dir geschehen ist oder was Du beobachtet hast. Wichtig sind Angaben zu Uhrzeit, Namen und Aussagen von Polizisten etc. ACHTUNG: Schreibt nur auf, was Euch pas­siert ist und nichts, was gegen Euch verwendet werden kann. Bitte bringt die Gedächtnisprotokolle selber bei uns vorbei, wir werden Sie geschützt aufbewahren und vertraulich behandeln. Bitte sendet keine Gedächtnisprotokolle oder Fotos und Filme per E-Mail. Wenn Du nach den Ereignissen vom 21.9. per eingeschriebener Post von der Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl er­halten hast, solltest Du unbedingt innerhalb der gesetzten Frist Einsprache dagegen erheben. Ebenfalls mit einem ein­ge­schriebenen Brief. Verpass auf keinen Fall die Frist. Danach sind juristische Schritte schwierig.

 

Wenn Du eine Vorladung oder Strafbefehl erhalten hast, dann setze Dich mit Antirep Winterthur in Verbindung, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Sobald wir von den ersten Vorladungen und Strafbefehlen hören, werden wir zu einem Treffen für alle Betroffenen einladen, um ein gemeinsames Vorgehen zu diskutieren. Sich kollektiv gegen die Angriffe der Polizei und der Staatsanwaltschaft zu wehren, hilft gegen Ohnmacht und teure Ver­fahren. Kommt es zu massenhaften Verfahren, dann müssen wir gemeinsam etwas dagegen unternehmen.

 

Melde dich bei Antirep Winterthur: antirepwinterthur(aet)riseup.net Antirep Winterthur c/o Infoladen Rabia, Bachtelstr. 70, 8400 Winterthur (offen Mo & Do ab 19.00) Antirepression-Kasse: PC 90-192016-2 / Verein Soli-Fonds Winterthur / Vermerk: Standortfucktor Am allerwichtigsten: keine Aussagen bei Polizei und der Staatsanwaltschaft! Alles, was Du denen sagen musst, ist: Name, Meldeadresse, Heimatort, Geburtsdatum. Jede Aussage - und sei sie noch so banal - hilft denen, Dich und andere in die Pfanne zu hauen. Du hast das Recht auf Aussageverweigerung. Unterschreibe nichts, was sie Dir vor die Nase halten. Du bist nicht verpflichtet, etwas zu unterschreiben.

 

Der Abend hat auch nochmals gezeigt, dass es wichtig und notwendig ist, sich vor den Angriffen der Polizei zu schüt­zen. Es ist sinnvoll, sich unkenntlich zu machen gegen die massiven Überwachungsmassnahmen der Polizei. Es ist lei­der nötig, Schutzbrillen zu tragen und auch zu verteilen, da durch Gummischrot seit Jahrzehnten immer wieder schwe­re Augenverletzungen verursacht werden. Bei Angriffen mit Pfefferspray und Tränengas ist es wichtig, Augen und Haut sofort mit Wasser auszuspülen, da es zu Verätzungen kommen kann. Auch sollte man zu Hause die Kleider sofort waschen und eine kalte Dusche nehmen, um die Partikel vom Körper wegzukriegen. CN- und CS-Gas sind che­mische Kampfmittel, die in Kriegssituationen verboten sind, in der Schweiz und anderen Ländern aber ausgiebig ge­gen die Bevölkerung verwendet werden.

 

Antirep Winterthur, 12. Oktober 2013

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Communiqué des "StandortFUCKtor"

Nulltoleranz statt toller Tanz. Mit einem Umzug mit Tanzmusik wollten sich gestern etwa 1500 Menschen selbstbestimmt, laut und unbewilligt den öffentlichen Raum nehmen und gegen die Stadtaufwertung, Verdrängung, den Sauberkeits- und Kontrollwahn antanzen. Polizeivorsteherein Barbara Günthard-Maier hat in der Tradition ihrer Winterthurer Vorgänger gehandelt.
Ganz im Gegensatz zur Ankündigung, Winterthur nicht in Polizei zu ertränken, standen wir einem gewalttätigen Meer aus Polizisten in Vollmontur gegenüber. Sie führten eine Nulltoleranz- und Eskalationsstrategie, die seinesgleichen sucht. Bereits am Bahnhofplatz wurde die Menge komplett eingekesselt, die Soundwagen schon vorher hinter dem Salzhaus angehalten (deshalb war auf dem Bahnhofplatz auch keine Musik). Nichtsdestotrotz war es uns möglich auf der Strasse vor dem Bermudadreieck mit den bereits beschlagnahmten Musik-, Band- und Barwagen einen kurzen Moment lang laut zu feiern. Kurz darauf kesselten sie die tanzende Menge mit Gitterwägen ein, und schossen von beiden Seiten gleichzeitig willkürlich und ungezielt mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Gummischrot. Über mehrere Stunden wurde im enger werdenden Kessel immer wieder in die eingesperrte Menge geschrotet, auch die Wasserwerfer wurden fleissig eingesetzt. Gleichzeitig gelang es mehr als 150 Personen einen Protestzug durch die Altstadt durchzuführen. Den vielen Verletzten (wesentlich mehr als die versorgten 11 Personen, wie von der Polizei gemeldet) wurde das Verlassen des Kessels und damit eine ärztliche Versorgung verweigert. Mindestens zwei Personen wurden durch Gummigeschosse direkt im Auge verletzt, viele weitere wurden im Gesicht oder am Kopf getroffen. Es kam zu zahlreichen Verhaftungen.
Die von den grossen Medienhäusern unkritisch kolportierte offizielle Meldung, wonach es zu Ausschreitungen kam, beschreibt einzig das Verhalten der Polizei. Sie ist es, die ohne Rücksicht Menschen verletzt und Sachen geschädigt hat. Die Dimension des Polizeiaufgebotes und die Härte des Gewalteinsatzes zeigt die Notwendigkeit eines Protests gegen Nulltoleranz in Winterthur! Der Schaden ist von den Stadtoberen angerichtet. Wir sind empört aber nicht erstaunt, tieftraurig und unendlich wütend.

 

Fotos:

http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/22976184
http://500px.com/0xTry/stories/1438960/21-september-2013-standortfucktor...