Stellungnahme zur Demonstration gegen die rassistische Stimmungsmache in Rackwitz

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Am Samstag, dem 14.09.2013, demonstrierten im nordsächsischen Rackwitz 200 Menschen unter dem Motto "Pogrome verhindern bevor sie passieren" gegen die rassistischen Mobilisierung der Bürger_inneninitiative (BI) "Rackwitz 2.0" und gegen die deutsche Asylpolitik.

 

Hintergrund der Demonstration ist die rassistische Stimmungsmache, die sich gegen den Plan der Landkreisverwaltung eine Unterkunft für Asylsuchende zu schaffen, richtet.

Auf einer Gemeinderatssitzung am 29.08.2013 war es zu lautstarken, mobartigen Ausbrüchen anwesender Bürger_innen gekommen. Die eigens gegründete BI Rackwitz 2.0 hatte in kürzester Zeit 1200 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Nach unseren Informationen kam es darüber hinaus zu Anfeindungen gegenüber jenen Bürger_innen, die sich dem Protest nicht anschließen wollten.

 

"Die Demonstration war eine notwendige und wichtige Intervention, um der schwelenden Stimmungsmache gegen Asylsuchende etwas entgegenzusetzen." so Tim Knopf, Sprecher des Bündnisses. "Wir freuen uns besonders, dass mehrere Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde vor Ort waren und sich solidarisch mit unserem Anliegen zeigten. Wir bieten jenen, die sich der feindlichen Stimmung widersetzen wollen, weitere Unterstützung an."

 

Der Großteil der Rackwitzer_innen allerdings war dem Aufruf der BI gefolgt, der Demonstration fernzubleiben. Zusammen mit den rassistischen Aufklebern, die die Wegstrecke der Demonstration säumten, und den dominanten NPD-Wahlkampfplakaten, herrschte in Rackwitz eine gespenstische Stimmung. Am Freitag hatte die NPD ihre Kundgebung, die sich ebenfalls gegen die Einrichtung eine Geflüchtetenunterkunft richtete, nach Absprachen mit der Bürger_inneninitiative zurückgezogen.

 

Dazu Knopf: "Es verwundert uns nicht, dass die BI bereit ist gemeinsame Sache mit der NPD zu machen und sich auf strategische Absprachen mit dieser einzulassen. Die Initiative "Rackwitz 2.0" hatte darüber hinaus behauptet, auch die Initiatorinnen und Initiatoren der heutigen antirassistischen Demonstration zum Rückzug ihrer Anmeldung aufgefordert zu haben - dies entspricht aber keinesfalls den Tatsachen. Verleumdungen und Lügen scheinen für die BI ein probates Mittel zu sein, um antirassitische Positionen zu diskreditieren. Viel mehr wundert uns jedoch, dass die lokale Presse diese Behauptungen unhinterfragt übernimmt.", so Tim Knopf.

 

"Wir werden keine Ruhe geben und wieder in Rackwitz oder in anderen Orten im Landkreis Nordsachsen auftauchen, wenn sich Bürgerinnen und Bürger gegen Asylsuchende zusammenschließen. Wir fordern außerdem, dass geflüchtete Menschen nicht nur solidarisch empfangen werden sollen, sondern auch eine grundlegende Trendwende in der deutschen Asylpolitik stattfinden muss. Dazu gehört die menschenwürdige Unterbringung Geflüchteter. Sie sollen nicht in Massenunterkünften leben müssen, sondern selbstbestimmt in eigenen Wohnungen. In diesem Sinne begrüßen wir, dass der Plan der Inbetriebnahme des ehemaligen Rackwitzer Lehrlingswohnheimes höchstwahrscheinlich fallen gelassen worden ist. Keinem Menschen ist eine solche Unterbringung, inmitten einer solchen feindlichen Stimmung zuzumuten."

 

Seit Ende August ist bekannt, dass das nordsächsische Landratsamt fünf Unterkünfte für Asylsuchende eröffnen will, wovon bisher keines bekannt ist, ausgenommen vom Vorhaben in Rackwitz. Dass die Lebensbedingungen für Flüchtlinge dort menschenwürdig sind ist nicht abzusehen, vielmehr ist wahrscheinlich, dass Asylsuchende auch dort angefeindet und unter schlechten Bedingungen untergebracht sein werden."

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Hier sind noch weitere Flyer und Aufkleber aus Rackwitz zu sehen, die heute entdeckt und entfernt wurden. Vielleicht kann nen Mod, die hier noch drunter setzen.

 

http://de.indymedia.org/2013/09/348533.shtml

Flyer 1 Flyer 2 Aufkleber 1 Aufkleber 2 Penny schließt

 

Sowas kann übrigens gerne als Medienupload hochgeladen und mit dem blauen Fotobutton eingebaut werden.

Danke an den mod! :)

ich weiss nicht, ob das hier "hingehört".. aber auf http://aole.blogsport.de/2013/09/08/142/  sind Kommentare scheinbar nicht erwünscht, oder werden zumindest nicht angezeigt und hier http://rackwitz.blogsport.eu/ komme ich bisher nicht durch(wird moderiert)..

 

Ich bin gestern in Rackwitz mitgelaufen und muss hier mal kurz meinen Frust abladen.
Zusammen gegen Rassismus kämpfen. Finde ich super.
Aber auch wenn ich das als Intention nicht in Frage stellen möchte- für mich sah es nicht danach aus.
"zusammen"- eigentlich ein wunderschönes Wort oder? Ich frage mich wie das im Bezug auf Rackwitz zu verstehen war.
Demoteilnehmer_innen gegen Rackwitzer?
Würde ja Sinn machen.. wo sich doch schließlich 1200 der 5000 Rackwitzer aus irgendeinem Grund gegen die Aufnahme von Asylbewerbern positioniert haben. Ist ja klar das dann alle Rackwitzer(auch die anderen 3800) Nazis oder gar schlimmer sind.
Da machen Bemühungen die Menschen dort zu erreichen natürlich auch keinen Sinn mehr. Da hilft nur noch alle in eine Schublade und kollektiv beschimpfen.
Würde man sie dazu einladen mitzulaufen oder sich in irgendeiner Art mit alternativen Ideen und Gedanken auseinanderzusetzen wäre das ja schließlich eh sinnlos.
Ohne Zweifel ist auch das die einzige Möglichkeit Pogromen und Ähnlichem vorzubeugen. Mit Hass und Ablehnung.
Man kann doch SO nicht ernsthaft für Toleranz, gleiche Rechte und Freiheit demonstrieren. Bei der ersten Kundgebung wurden die Rackwitzer gefragt wie viele Asylbewerber oder Flüchtlinge sie kennen würden.
Ich würde gerne wissen wie viele Rackwitzer die Demoteilnehmer_innen kennen.
Solidarität(egal wem gegenüber) sieht für mich einfach anders aus.
Bleibt nur zu hoffen, dass das Ganze nicht völlig kontraproduktiv war. Dass sich in den Köpfen der Leute, das Bild vom bösen Linken nicht stark verfestigt hat, und das die Reaktion auf die Veranstaltung nicht eher ein gedanklicher Schritt nach rechts als einer nach links ist.
Nachvollziehbar wäre es.
Ich zweifele jedenfalls daran, dass den Menschen die eventuell bald in den Heimen in Rackwitz wohnen, SO wirklich ein Gefallen getan wurde.

"Selbstverständlich werden wir es nicht dulden, wenn Teilnehmer_Innen sich selbst diskriminierend verhalten, beispielsweise durch mackerhafte Sprüche und sexistische Parolen gegenüber anderen Demonstrierenden oder Außenstehenden."
Hat wohl nicht ganz geklappt.. Oder zählen nur jene als Außenstehende, die sich "hinter ihren Gardinen versteckt haben".
Nächstes Mal kann sich keiner mehr über das vermeintliche, in Rackwitz vorherrschende, Bild vom "roten Mob" beschweren.
Ich wüsste wirklich gerne was das, auf diese Art und Weise, bewirken sollte.

Was heute in "Kackwitz" abgelaufen ist war einfach daneben.
Jammerschade!

wiederhole ich hier ein Post, das auch auf die Einlassung vielleicht ne geeignete Antwort ist.
Die AOL war keine Organisatorin der Kundgebung. Kontaktaufnahmen ans Bündnis ist sehr erwünscht. Ggf sollte mensch sich treffen und über weitere, andere Interventionen sprechen! Buendnis-Rackwitz@riseup.net

*** Liebe antirassistisch Aktive aus Leipzig.

 

nicht im Namen des Demovorbereitungskreises, will ich euch als Einzelperson auf eure Einlassung antworten.

Ich tue dies öffentlich, weil auch ihr diesen Weg gewählt habe. Konstruktiver hätte ich es gefunden, wenn wir ins Gespräch gekommen wären. Das war nicht euer Weg.

 

Zuerst möchte ich gern fragen: habt ihr in irgend einer Weise Erfahrungen mit dem Agieren in der sächsischen Provinz? Kennt ihr die Erfahrungen alternativer Jugendlicher, die systematisch diffamiert und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, stigmatisiert als ExtremistInnen? Kennt ihr die Erfahrungen des antirassistischen Fußballvereins Roter Stern Leipzig bei fast ausnahmslos allen Spielen in der sächsischen Provinz? Kennt ihr die Angriffe, Anschläge... auf Läden und Wohnhäuser von MigrantInnen?

Ich hoffe, ihr hattet diese Realität vor Augen, als ihr eure Zeilen niedergeschrieben habt.

 

Ich kann freimütig sagen bzw. schreiben, dass ich seit mehreren Tagen auch immer wieder zu reflektieren versuche was in Bezug auf Rackwitz das richtige wäre. Die Zweifel, ob die Antifa-Intervention die Richtige ist, kamen mir auch. Ich will mehr erfahren über '“die“ RackwitzerInnen, die hoffentlich nicht so homogen sind, wie es die Kommentare auf meinem Blog, die Äußerungen der BI, der Videomitschnitt von der Gemeinderatssitzung oder aber die LVZ-Berichterstattung vermuten lassen.

Und ja, es gibt Nuancen. Was aber mit diesen tun?

 

Ich will euch kurz aufführen, welche Erfahrungen ich bei Kontaktaufnahmen nach Rackwitz gemacht habe.

 

1. Engagierte Bürgerin. Diese rief mich Ende vergangener Woche mehrfach an, ich würde meinen, dass sie eine Art Telefonterror betrieb, in dem sie es in wenigen Stunden ca. 25 Mal hintereinander versuchte (ich konnte nicht ans Telefon, da beschäftigt). Vorher hatte sie mit Menschen

an dem Ort, an dem ich arbeite, gesprochen, und schon dort ihren Hang zu autoritärem Denken transportiert, indem sie ihre Gesprächspartner systematisch als „MitarbeiterInnen“ (von mir) und (von mir) zur BürgerInnenversammlung am 29.8. „Entsandte“ bezeichnete. Das zustande gekommene Telefonat mit ihr musste ich schließlich beenden, das sie recht aggressiv Suggestivfragen stellte Schlussendlich transportierte sie genau das, was wir aus Wahren kennen: Flüchtlinge „passen“ nicht nach Rackwitz, dezentrale Unterbringung sei besser (was im Kontext ihres Gesamtmeinungsbildes ein vorgeschobenes Argument ist).

 

2. BürgerInneninitiative Rackwitz 2.0. Auf eine Aufforderung via Internet hin („Gerne lade ich sie, zu einem Aufklärungsgespräch nach Rackwitz ein!!!) schrieb ich am 9.9. eine Mail an die

Kontaktadresse. Diese blieb bis heute unbeantwortet.

 

3. Ein Gemeinderat aus Rackwitz. Auf Anraten eines zivilgesellschaftlichen Trägers hin gab es zwischen ihm und mir eine telefonische Kontaktaufnahme. Er hatte nach der BürgerInnenversammlung am 29.8. mit einem Gemeinderatskollegen den Vorschlag gemacht eine kleinere Zahl Asylsuchender in Rackwitz aufzunehmen und diese in Wohnungen unterzubringen, ein durchaus sinnvoller und pragmatischer Vorschlag. Pragmatisch verlief auch das Gespräch mit ihm. Er kritisierte die Stimmungsmache im Ort, legte allerdings recht ausführlich seine eigenen negativen Erfahrungen mit „den Ausländern“ dar. Außerdem hielt er nicht hinterm Berg damit, dass er zur „Deutschen Leitkultur“ stehe und „Angst vor Islamisierung“ hätte. Seinen eigenen Vorschlag Geflüchtete in Wohnungen unterzubringen relativierte er im Gespräch selbst: die RackwitzerInnen würden es nicht aushalten, wenn „5 Nordafrikaner in der Nachbarwohnung leben würden“. „Lärm, andere kulturelle Gepflogenheiten“ - das gesamte Arsenal an xenophoben Phantasien kam mir entgegen. Außerdem sei Rackwitz eben „konservativ“, die Leute wollen „ihre Ruhe“.

 

4. Ein linker oder mindestens antirassistisch sensibilisierter Rackwitzer. Mit diesem habe ich seit einigen Tagen schriftlichen Kontakt. Seine Erfahrungen sind durchaus interessant, auch für eure empfehlenden Gedanken: er hat sich der Unterzeichnung der Unterschriftenliste gegen das Heim verweigert und wurde deswegen angefeindet. Er wird aus Kommunikationen ausgeschlossen und will sich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, er müsse ja noch dort leben.

 

Nun würde ich gern wissen ob ihr Erfahrungen gemacht habt oder wo ihr alternative Interventionsmöglichkeiten seht.

 

Ich finde es durchaus nachdenkenswert in Rackwitz zu versuchen eine Art Aufklärungsveranstaltung zu machen, Flyer zu verteilen, einen Infostand zu machen etcpp. Unwohlsein verschafft mir die Tatsache, dass möglicherweise 1.200 Menschen gegen das „Asylanten“-Heim unterschrieben haben (in der Kerngemeinde Rackwitz wohnen around 2.500 Menschen).

Ich finde es beschämend, dass sich niemand – auch nicht die LINKEN Gemeinderätinnen – zu Wort gemeldet und die xenophobe Stimmung angesprochen und kritisiert haben. Ich finde es wieder erschreckend, dass sich einen lokale BürgerInnenschaft einmal mehr nur dann aufrafft und nach Demokratie schreit, wenn es darum bzw. dagegen geht, dass Asylsuchende in ihrer Nachbarschaft leben sollen, eine BürgerInnenschaft, die zum überwiegenden Teil noch nie etwas mit MigrantInnen zu tun hatte.

Ich empfehle euch dringend, die LVZ der letzten Tage zu lesen. Hier eine Zusammenstellung der Highlights:

„Rackwitz hat kein rechtes oder linkes Problem. Rackwitz hat vielmehr ein Problem mit Rechten und Linken, die das Thema Asylbewerber für sich missbrauchen. Rackwitz braucht keine linken oder rechten Extremisten, die nun wissen wollen, was gut für den Ort ist und was nicht und die am

Sonnabend vermutlich aufeinander losgehen.“ (LVZ 11.9.13)

 

„1200 Unterschriften sind ein deutliches Zeichen. Die Unterzeichner sind Rackwitzer und keine Nazis! Und deren Wille sollte Gewicht haben, sonst dominieren der braune und rote Abschaum und der Mob auch zukünftig die Nachrichten im Ort bei diesem brisanten Thema.“ (LVZ 11.9.13)

 

„“Dazu (zur Lösungsfindung & Debatte) benötigen wir keine Demonstrationen von rechten oder linksradikalen Parteien und Gruppierungen, die dem Ansehen unserer Gemeinde nur schaden und die ihr eigenes Süppchen auf unsere Kosten kochen.” (LVZ 13.9.13)

„sich auch die Bürgerinitiative “Rackwitz 2.0″ eindeutig von rechten sowie linken Aktivitäten rund um das Thema Asylbewerberheim Rackwitz distanziert.“ (LVZ 13.9.13).

 

Noch schlimmer wurde es am 13.9. im Tagesverlauf, in dem sich die BI de facto offen mit der NPD solidarisierte. „Zum Wohle von Rackwitz“ natürlich.

 

Zu guter Letzt nochmal ein Zitat aus einem Kommentar des Vorbereitungsbündnisses:

„Auch wir begrüßen, dass Asylsuchende nicht zu 120-st in ein marodes Gebäude inmitten einer feindlichen Umgebung untergebracht werden. […]

Die Demonstration am kommenden Samstag, 14.09., bleibt. Sie soll zeigen, mit was zu rechnen ist, wenn sich eine lokale Gesellschaft gegen asylsuchende Menschen formiert. Die Demonstration gilt als Hinweis, dass [...] wir klar widersprechen werden, wenn xenophobe Stereotype den Diskurs bestimmen. Dass wir verhindern werden, dass sich rassistisches Denken tätlich gegen Menschen entlädt.“

 

Ich freue mich auf weiteren Austausch, Anregungen für und Diskussion über der Demo folgende Interventionen.