Rostock-Lichtenhagen 1992: Kontext, Dimensionen und Folgen rassistischer Gewalt

Rassismus tötet

Vortrag in der Stö (Connewitz)

Um 19 Uhr mit Autoren der Studie „Antiziganistische Zustände 2“

 

Die Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 gelten als die massivsten rassistischen Ausschreitungen oder gar das größte Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte: Tagelang wurden die Bewohner*innen einer Flüchtlingsunterkunft und eines Wohnheims für vietnamesische Vertragsarbeiter*innen mit Steinen und Brandsätzen angegriffen, während Tausende ihrer Nachbarn Beifall klatschten.

 

Die Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 gelten als die massivsten rassistischen Ausschreitungen oder gar das größte Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte: Tagelang wurden die Bewohner*innen einer Flüchtlingsunterkunft und eines Wohnheims für vietnamesische Vertragsarbeiter*innen mit Steinen und Brandsätzen angegriffen, während Tausende ihrer Nachbarn Beifall klatschten. Nachdem die Polizei sich auf dem Höhepunkt der Gewalt zurückgezogen hatte, entgingen mehr als 100 Menschen in dem brennenden Haus nur knapp dem Tod in den Flammen. Der Eskalation vorausgegangen war ein anwachsender Rassismus in den Medien und der Politik. Ihr folgte nicht nur eine Welle rechter Gewalt, sondern auch die weitgehende Einschränkung des Grundrechts auf Asyl.

 

Bundespolitische Debatten um vermeintliche “Scheinasylanten” und “Zigeuner”, institutionelles Versagen in der Flüchtlingspolitik und eskalierende rechte Gewalt kamen in Rostock in einer verheerenden Dynamik zusammen. Hinterfragt werden muss insbesondere die Beteiligung der vielen ungezählten Anwohner*innen, die jeden Brandsatz mit Jubelrufen begrüßten. In ihrer konformistischen Revolte verstanden sie sich nicht als Außenseiter*innen oder gar “Extremisten”. Sie wähnten sich in der Mitte der Gesellschaft, gar als Stimme des Volkes.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Sie wähnten sich nicht nur, sie waren es!

Sogar der Innenminister Rudolf Seiters hat dem Mob und der versagenden Polizei moralisch recht gegeben indem er bei einem VorOrt-Termin davon sprach, dass zu viele Menschen nach Deutschland kommen, die hier eigentlich nichts zu suchen hätten.