Rohrbombe und Angriff auf Linienbus der LVB werden als gezielte Diffamierung der G-20-Proteste dargestellt Von Andreas Tappert
Leipziger Antifa-Gruppen fühlen sich zu Unrecht als Bombenleger verunglimpft. In einer gemeinsamen Pressemitteilung wenden sie sich insbesondere gegen die Darstellung, bei den Krawallen am vergangenen Freitag in Connewitz sei eine Rohrbombe verwendet worden. Es habe auch keinen Angriff auf einen Linienbus der LVB gegeben, behaupten sie. Die Aktion sei lediglich eine „Spontandemonstration“ aus Solidarität mit Berliner Gruppen und aus Protest gegen den G-20-Gipfel gewesen.
Wie berichtete, waren in der Nacht zum Sonnabend rund 80 zum Teil
vermummte Personen in der Connewitzer Wolfgang-Heinze-Straße
aufgetaucht, hatten Mülltonnen in Brand gesetzt und Bengalos gezündet.
Geworfen wurden neben Steinen auch mehrere etwa 15 Zentimeter lange
Metallzylinder, die einen Durchmesser von drei Zentimetern hatten und
mit brennbaren Stoffen gefüllt waren.
„Die meisten dieser Metallzylinder waren bereits abgebrannt, einige haben wir noch gefüllt gefunden“, berichtete gestern auf Nachfrage Polizeisprecher Uwe Voigt. „Sie sahen von Weitem augenscheinlich aus wie eine Rohrbombe.“ Um das genaue Untersuchungsergebnis abzuwarten, habe die Pressestelle der Polizei in ihren Verlautbarungen nicht den Begriff Rohrbombe in Umlauf gebracht.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die
Metallzylinder nicht mit Sprengstoff, sondern mit pyrotechnischen
Erzeugnissen gefüllt waren. Doch auch dieser Stoff könne Metall
absplittern lassen, das dann irgendwo einschlägt und jemanden verletzen
könnte, meinen Experten der Polizei.
Aus Sicht der Beamten war in der Nacht zum Samstag auch ein Linienbus der LVB gefährdet, der am Connewitzer Kreuz stand. „Es wurden definitiv Steine in Richtung des Busses und über den Bus geworfen“, so Voigt. Diese Steine seien zwar aus der Wolfgang-Heinze-Straße in Richtung Connewitzer Kreuz geworfen worden, aber sie hätten auch den Bus treffen können. Die Steinewerfer „hätten damit rechnen können, dass der Bus getroffen wird“, so der Sprecher.
In der verschickten Pressemitteilung der Leipziger Antifa-Gruppen wird der Leipziger Polizei vorgeworfen, sie wolle „gezielt“ Proteste gegen den G-20-Gipfel „diskreditieren“. In Berlin habe die Polizei nach einer Räumung in Neukölln stundenlang „Fake News“ unkommentiert gelassen, die im Internet einen Shitstorm gegen die Proteste erzeugt hätten, wird behauptet.
Die Polizei widerspricht
diesem Vorwurf. „Das ist ein Versuch der Antifa, von den eigentlichen
Problemen abzulenken“, so Sprecher Voigt. Denn die Tumulte und
Sachbeschädigungen am Kreuz hätten nichts mit einer Spontandemonstration
zu tun. „Wir verstehen darunter etwas anderes, als sich zu vermummen,
Container auf die Straße zu schieben und diese mit Bengalos anzuzünden.“
Der
Fall wird jetzt trotzdem ein Thema im sächsischen Landtag: Die
Leipziger Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Linke) will in einer
kleinen Anfrage von der Staatsregierung wissen, welche Sprengsubstanzen
in den Metallzylindern gefunden wurden und ob es Zünder gab.