Advent, Advent – ein Neonazi wird benennt. (Schweiz)

Pascal Baltisberger

Hammerskin Nation – Ein weltweites Netzwerk gewalttätiger Neonazis

Die Hammerskins scheuen die öffentliche Aufmerksamkeit. Die autoritär und hierarchisch aufgebaute selbsternannte „Bruderschaft“ versteht sich als Elite des „arischen Widerstandes“. Als solche erhält nur Zutritt in ihre „erhabenen Reihen“, wer ein ideologisch gefestigter Neonazi ist, der sich im langwierigen Aufnahmeverfahren (vom Hang Around, zum Prospect, zum Member) bewährt hat. Die Hammerskins sind in sogenannten Chapters organisiert, welche meist analog zu den Nationalstaaten gebildet werden. Ausser in Deutschland und den Vereinigten Staaten, wo mehrere regionale Hammerskin-Chapter nebeneinander existieren.

 

Vor und rund um das letztjährige Hammerfest am 3. November 2012, als sich über 1'000 Neonazis im französischen Toul tummelten, berichteten die Medien immer wieder über die Hammerskins in Deutschland, Frankreich und der Schweiz – eine für sie ungewollte und unangenehme Aufmerksamkeit. Unter dem öffentlichen Druck haben die Hammerskins sich weiter zurückgezogen und Chapter wurden teilweise geschlossen. Nach diesen Turbulenzen ist es nun wieder ruhiger um das internationale Neonazi-Netzwerk geworden. Deshalb werfen wir jetzt einen Blick auf das Schweizer Chapter der Hammerskin Nation, um diese nicht ungestört im Hintergrund ihre menschenverachtenden Ideologien verbreiten zu lassen. Im nachfolgenden Text wird ein Teil der Strukturen in den Kantonen Bern, Aargau und Solothurn offen gelegt wie auch einzelne Exponenten vorgestellt. An den kommenden Adventssonntagen werden wir diese Informationen jeweils mit einem weiteren regionalen Schwerpunkt ergänzen und vertiefen.

 

Viel Spass.

 


 

Hammerskins in der Region Mittelland

 

Die Hammerskins sind im Mittelland durch den in Aefligen (BE) wohnhaften Adrian Segessenmann - mit Spitznamen "Schwed" - bestens vernetzt. Der 34-jährige Familienvater betreibt unter anderem den rechtsextremen Buchversand "Neue Zeitwende", führt seit bald 10 Jahren den neuheidnischen Avalon-Zirkel und fungiert seit einiger Zeit als Vizepräsident der PNOS Emmental. Die Webseite der Schweizer Hammerskins ist auf ihn registriert und er ist seit bald 20 Jahren aktives Mitglied dieser Gruppierung, war er doch auch am gewalttätigen Überfall auf das Festival für Völkerfreundschaft in Hochdorf (LU) 1995 bereits beteiligt.

 

Nicht weit von ihm entfernt, in Hägendorf (SO), ist der bisher eher unbekannte Pascal Baltisberger - mit Spitznamen "Ötzi" - aufgewachsen. Heute ist er 31-jähriger Familienvater und hat durch seinen Job als LKW-Fahrer die Gelegenheit, Hammerskins anderer Chapter in halb Europa zu besuchen. Der im November 2011 zum Prospect ernannte und mittlerweile als Vollmitglied bei den Hammerskins aufgenommene Baltisberger hat übrigens bereits vor Jahren das Logo der Hammerskinumfeld-Organisation "Crew38" in einem Schlagring auf seinen Hals tätowiert.

 

Auch der benachbarte Kanton Aargau kann mit Stefan "Grosi" Grossenbacher seinen Beitrag zur Hammerskin Nation leisten. Er besitzt den Status eines Hang Arounds und wird am 15. Dezember 22 Jahre alt. In seiner Freizeit betätigt er sich ausserdem bei der Freiwilligen Feuerwehr in seinem Wohnort, Vordemwald.

 

Weitaus bekannter als die vorgenannten sind die Hammerskin-Vertreter des Berner Oberlandes, Mario Friso und Dominik Hulliger. Beide wurden im März 2012 nach längerer Hang Around-Zeit zu Prospects befördert. Der in Brienz (BE) wohnhafte Hulliger, welcher als Notfallsanitäter arbeitet, war Vorsitzender der Helvetischen Jugend und ist treibende Kraft hinter dem rechtsextremen Versand HolyWar Records. An Antifa-Demos treibt sich der 25-jährige 'Domi' gerne als Spitzel im "Gegen Nazis"-T-Shirt rum, allerdings wenig erfolgreich.

 

Sein Kollege Friso begann seinen Werdegang bei der Antifa-Szene, bevor er die Fronten wechselte und zum Vorzeige-Neonazi wurde. Gemeinsam mit Michael Haldimann gründete der heute 30-jährige den zutiefst antisemitischen Bund Oberland, brachte die deutsche Schulhof-CD in die Schweiz und versuchte sich als Musiker gemeinsam mit der rechtsextremen Band "Kraftschlag". Der in Spiez (BE) wohnhafte Friso fungierte mehrere Jahre als Pressesprecher der PNOS Schweiz, Vorsitzender der PNOS Berner Oberland und betrieb das rechtsextreme Infoportal "Nationaler Beobachter Oberland". Mittlerweile hat er sich aus allen öffentlichen Ämtern zurückgezogen, arbeitet jedoch aktiv beim Versand HolyWar Records mit. Friso's gute Vernetzung zu führenden Neonazis im In- und Ausland ist bestens dokumentiert, weshalb er jüngst im Zusammenhang mit den Ermittlungen rund um die Mordserie des "Nationalsozialistsichen Untergrunds (NSU)" ins Visier der deutschen Behörden geriet.

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