Advent Advent – ein Neonazi wird benennt (Teil 2)

Daniel Villiger

Die weltweit vernetzten Hammerskins entstanden Ende 80er in den USA, und breiteten sich ab 1990 mit der Gründung des Schweizer Chapters durch die beiden Innerschweizer Patrik Iten und Gary Albisser auch in Europa aus. Patrik Iten war damals Herausgeber des szeneinternen Fanzines "Totenkopf", gab aber nach einigen Jahren offiziell den Austritt aus den Hammerskins bekannt, ohne sich jedoch ideologisch davon zu entfernen. Sein Kamerad Carlo "Gary" Albisser aus Littau (LU) beteiligt sich hingegen seit mehr als 20 Jahren aktiv an den Aktivitäten der Hammerskins. Der mittlerweile 42-jährige ist Sänger der rechtsextremen Band "Dissens", welche 2011 nach über 8 Jahren überraschend ihr zweites Album "Weltenbrand" veröffentlichte.

 

Dass die selbsternannte Bruderschaft in der Innerschweiz eine hohe Beständigkeit aufweist, beweist auch der 37-jährige Sempacher Landwirt und vierfache Familienvater Thomas Wermelinger, kurz Wermy. Auch er war wie Albisser bereits am gewalttätigen Hochdorf-Überfall 1995 beteiligt und fungiert nach wie vor als Dreh- und Angelpunkt der Innerschweizer Neonazi-Szene. Das ehemalige Vorstandsmitglied der jungen Schweizer Demokraten Luzern ist Gründungsmitglied und eine der treibenden Kräfte hinter der regional stark verankerten Kameradschaft Morgenstern, mit welcher die SHS zwischen 2000 bis 2004 gemeinsam einen grösseren Treffpunkt namens "Nibelungensaal" in Malters (LU) betrieb. Er ist auch für die Betreuung des mit dem Hammerskin-Unterstüzungsnetzwerkes "Crew38" gemeinsam betriebenen Postfach in Sempach zuständig.

 

Die Kameradschaft Morgenstern arbeitet nach wie vor eng mit den Hammerskins zusammen und zeichnet sich ebenfalls durch hohe Klandestinität und langjährige Mitgliedschaft aus. Nach dem Hochdorf-Überfall 1995 hatten sie aufgrund der unzähligen Hausdurchsuchungen und nachfolgenden Verurteilungen kurzzeitig mit strukturellen und Nachwuchs-Problemen zu kämpfen. Heute hat sich allerdings mit Pascal de Pietro, Roman Hurschler, Florian Müller, Roland Seifert, Matthias Sigg, Sebastian Steiner, Simon Stocker, Daniel Villiger und Michael Vonäsch eine stabile, "jüngere" Generation gebildet. Der heute 31-jährige und in Schötz (LU) wohnhafte Vonäsch war zudem jahrelang Vorsitzender der PNOS Willisau, bevor sich die Ortsgruppe mangels Mitgliedern auflöste. Zusammen mit dem 30-jährigen Sebastian Steiner aus Schachen (LU) und rund 20 anderen Neonazis war er 2004 auch am bewaffneten Angriff auf eine Antirassistische Demonstration in Willisau (LU) beteiligt

 

Neben dem Nibelungensaal in Malters diente auch das "Absolut Pub" in Luzern den Hammerskins bereits in den Jahren 2005/6 als regionaler Treff. Nach einer kurzen Schliessungszeit 2012 wird es heute von dem in Sins (AG) aufgewachsenen Morgenstern-Mitglied Daniel Villiger - mit Spitznamen Obelix - betrieben und dient weiter als Treffpunkt für Neonazis. Das Spektrum der hauseigenen Anlässe reicht vom wöchentlichen Stammtisch über Auftritte rechtsextremer Bands bis zu Hammerskin-Polterabenden. Villiger war auch massgeblicher Mitorganisator der alljährlichen Neonazidemos anlässlich der Schlachtfeier in Sempach.

 

Auch die Hammerskins haben mit dem 22-jährigen Severin Kunz aus Grosswangen (LU) Nachwuchs zu verzeichnen: Er versucht sich mit dem Vertrieb von Crew38-Feuerzeugen seine Sporen abzuverdienen und ist mittlerweile zum Prospect ernannt worden.

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