Leipzig: NPD und der deutsche Volksmob in Schönefeld

deut­sche Wut­bür­ge­rIn­nen I

Am Abend des 18. No­vem­ber 2013 kam es in Leip­zig zu einer er­neu­ten Zu­sam­men­kunft von NPD und deut­schen Wut­bür­ge­rIn­nen. Nach­dem der deut­sche Mob be­reits am 2. No­vem­ber in Leip­zig-​Gohlis, gegen einen ge­plan­ten Mo­schee­bau de­mons­trier­te, kam es nun Mitte No­vem­ber zu Pro­tes­ten gegen eine ge­plan­te Not-​Un­ter­kunft für Asyl­su­chen­de in Schö­ne­feld.

 

Mit Fah­nen, Fa­ckeln, Schil­dern und jeder Menge Hass ver­sam­mel­ten sich am Mon­tag­abend des 18. No­vem­ber in Leip­zig Löb­au­er-​Stra­ße/Volks­gar­ten­stra­ße deut­sche Wut­bür­ge­rIn­nen und Nazis unter einer NPD-​Kund­ge­bung, wel­che unter dem Motto „Keine Asy­lan­ten­un­ter­kunft neben un­se­rer Grund­schu­le“ stand.


Das Ord­nungs­amt, wel­ches ver­mut­lich den ras­sis­ti­schen Tenor in­ner­halb der deut­schen Be­völ­ke­rung nicht wahr­ge­nom­men hat oder nicht wahr­neh­men woll­te, rech­ne­te laut LVZ mit le­dig­lich 30 Teil­neh­me­rIn­nen. Ge­ra­de Hel­lers­dorf, Du­is­burg, Greiz, Rack­witz, Schnee­berg usw. zei­gen, wie schnell sich das deutsch­na­tio­na­lis­ti­sche Po­ten­zi­al mo­bi­li­sie­ren lässt – Fehl­kal­ku­la­ti­on Ord­nungs­amt. So be­tei­lig­ten sich ca. 200 deut­sche Wut­bür­ge­rIn­nen an der re­ak­tio­nä­ren Kund­ge­bung der NPD. Eine äu­ßerst gru­se­li­ge An­ge­le­gen­heit.


Be­reits Löb­au­er-​Stra­ße/Gor­ki­stra­ße lie­ßen es sich ein paar Nazis nicht neh­men, aus ihrem Auto aus­zu­stei­gen und wie wilde Ger­ma­nen „Hasta la Vista“ zu schrei­en. Ob dies auf die Pa­ro­le „Hasta la Vista An­ti­fa­cis­ta“ hin­deu­ten soll­te oder ob sie damit ihre letz­ten Hirn­zel­len mei­nen, bleibt offen. Die Po­li­zei, wel­che sich mit einem Groß­auf­ge­bot vor Ort be­fand, ver­such­te den hass­er­füll­ten Bür­ger­mob sowie die Ge­gen­de­mons­tran­tIn­nen, wel­che auf etwa 300 Per­so­nen zu schät­zen sind, zu tren­nen. Hier­zu schirm­te die Staats­macht die NPD-​Kund­ge­bung mit­hil­fe meh­re­ren Six­packs, die sich di­rekt ne­ben­ein­an­der vor ihnen po­si­tio­nier­ten, ab.


Auf der Seite der Kund­ge­bung von „Leip­zig nimmt Platz“ bil­de­ten die Cops eine Reihe mit meh­re­ren be­helm­ten Ein­hei­ten.


Jede het­ze­ri­sche Hass­ti­ra­de durch die NPD, wel­che unter an­de­rem Flücht­lin­ge pau­schal als Is­la­mis­tIn­nen und Be­trü­ge­rIn­nen ab­stem­pel­te, wurde durch die Ras­sis­tIn­nen be­ju­belt und be­klatscht. Dass jene Mi­schung aus deut­schen Wut­bür­ge­rIn­nen und Nazis eine hoch­ex­plo­si­ve ist, lässt sich his­to­risch aus Rock­stock-​Lich­ten­ha­gen, So­lin­gen oder Ho­yers­wer­da zu Be­ginn der 90er ab­lei­ten.


Sei­tens der Ge­gen­pro­tes­te kam es zum Ein­satz von ner­vi­gen Tril­ler­pfei­fen und re­gel­mä­ßi­gen Buh-​Ru­fen, so­bald die NPD den Ver­such un­ter­nahm, sich zu ar­ti­ku­lie­ren. Aber auch coo­ler Punk­rock ge­hör­te zum Re­per­toire der an­ge­mel­de­ten Ge­gen­ver­an­stal­tung.


Es war je­doch mehr­fach fest­zu­stel­len, dass jene Men­schen, die vor­her in den Rei­hen der NPD-​Kund­ge­bung zu fin­den waren, sich spä­ter am Rande des Ge­gen­pro­tests wie­der­fan­den. Ob diese Men­schen ihre ei­ge­ne Po­si­ti­on und Ge­dan­ken zum Thema Asyl­po­li­tik re­flek­tiert sowie Em­pa­thie ent­wi­ckelt haben und dar­auf­hin zu den Ge­gen­pro­tes­ten ge­wech­selt sind, kann nicht be­ant­wor­tet wer­den. Zu hof­fen aber, ist es schon.


Für die NPD scheint der gest­ri­ge Abend je­doch nicht den ge­wünsch­ten Er­folg ge­habt zu haben. So be­en­de­ten sie ihre Kund­ge­bung be­reits 19:30 Uhr, statt wie ge­plant und an­ge­mel­det 20:00 Uhr.


Am na­he­lie­gen­den Rewe sah man noch gegen Ende der Na­zikund­ge­bung etwa 15 Suff­na­zis, wel­che sich in feins­ter deut­scher Ma­nier or­dent­lich den Schä­del zu­ge­schüt­tet haben.


Am 25. No­vem­ber fin­det eine Bür­ger-​In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung zur Not­un­ter­kunft statt. Dass der deutsch-​pö­beln­de Mob wie­der für ras­sis­ti­sche Stim­mungs­ma­che sor­gen wird, ist nicht aus­zu­schlie­ßen.

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Wo es mittlerweile müßig ist, zu jeder Veranstaltung dieser Sorte einen Artikel zu verfassen, ist es super, wenn es dennoch geschieht. In sofern erstmal danke. Allerdings wäre es schön, wenn sich das Niveau der Berichterstattung nicht nur ideologisch von LVZ u.ä. abhebt, sondern ausnahmsweise die Sachlichkeit überwiegt. Dazu gehört zwar auch, die Doofdeutschen als solche zu benennen, und das Geschehen in die derzeitige rassistische Konjunktur einzuordnen. Das muss allerdings nicht in jedem Satz nochmal geschehen.

 

Interessant ist z.b.,

 

* dass die Polizei eben nicht mit dem üblichen "Großaufgebot" vor Ort war, sondern max. mit einer halben Hundertschaft. Bemerkenswert ist das vor allem deshalb, weil sich die TeilnehmerInnenzahl der NPD-Veranstaltung im Vergleich etwa zu den vergangenen Veranstaltungen letztes Jahr oder im diesjährigen Wahlkampf wohl mehr als vervierfacht hat. Die Bullen reagieren also gerade nicht auf die hier vielfach erwähnte Mobstimmung. Im Vergleich zu ähnlichen Situationen kümmerte es die Bullen garnicht, dass die Situation alle 3 Minuten fast eskaliert wäre.

 

* dass die TeilnehmerInnen der NPD-Kundgebung nicht einfach als Doofdeutsche gefasst werden können, die sie mit Sicherheit sind. In der Menge war auch ein Teil Neonazis, die z.T. nur darauf gewartet haben, dass sie ihre Volksgenossen vor dem "linken Abschaum" verteidigen dürfen. In Anbetracht der angesprochenen Problemlage ist diese Zusammensetzung nicht ganz nebensächlich. Auch dass der wirklich größte Teil der Rechten mit irgendwelchen Alkoholika unterwegs war ist ein prägnanter Teil der "Volksfeststimmung". Ebenso, dass das die Bullen wiederum überhaupt nicht interessiert hat.

 

* dass sich ein großer Teil der "Leipzig nimmt Platz"-Kundgebung nach dem Abzug der Rechten zu einer Spontandemo formiert hat und mit fast 200 Leuten auf die Hauptstraße gezogen ist. Das ganze glich optisch zum Teil eher einer Studidemo, war aber in der Art und Weise, wie da das "Leipzig nimmt Platz"-Klientel mit Antifas losgezogen ist eher ein novum. Skandiert wurde v.a. "Refugees are welcome here", "Kein Mensch ist illegal, Bleiberecht überall" aber auch "Wir sind hier aus purer Feindschaft gegen eure Volksgemeinschaft" u.ä. Das ganze dauerte zwar nicht länger als 30 Minuten, war aber lauter als alles was sonst an dem Tag geschah. Die paar Bullen waren hilflos, wurden bei jeder Gelegenheit angeschrien.

 

* dass die CDU nun der SPD die Schuld an den Geschehnissen gibt und sich damit profilieren will, dass die ungeeignete Unterbringung die quasi "zu recht" empörten Menschen nun den "Extremisten" in die Arme treibe. Damit setzt sie ihren opportunistischen Kurs fort - mit all seinen rassistischen Implikationen und gefährlichen Folgen - dem Mob das Wort zu reden.

Man sollte anmerken, Das die Menschen die eigentlich nur die Mahnwache abhalten wollten, einfach mal zur NPD gesteckt worden ist. Ob sie es wollten oder nicht. Wahrscheinlich war es für die Polizei dann übersichtlicher. Dennoch war es nicht in Ordnung. Denn viele hatten mit der NPD überhaupt nichts am Hut.

Man sollte anmerken, dass man sich Gedanken machen sollte, inwiefern NPD-Position und die Position der "Mahnwache" sich überschneiden.

Also das sind ja nun 2 Grundverschiedene Ansichten. Die Mahnwache war ja nur gedacht, das dieses Asylheim nicht auf diesem Gelände zu errichten ist.  Die NPD hat ja daraus gleich eine Demo gegen alle Asylbewerber gemacht. Also ich weiß das keiner von der Mahnwache sich in die Schublade schieben lassen will.

Aber warum haben sie dann trotzdem an der Kundgebung teilgenommen und sich nicht gegen die NPD zur Wehr gesetzt?

Weil die uns net gestört haben. Jedem das seine. Außerdem an 2 Fronten zu "kämpfen" wäre ein wenig viel. Und die Polizei hat uns ja auch nicht woanders hingelassen.

Die Mahnwache war von der NPD unter eindeutigem Titel angemeldet. Oder von welcher Mahnwache wird hier geredet?

Offensichtlich kriegen es die "Bürger" nicht mehr gebacken hinter den eindeutigen Sprüchen die NPD auszumachen sobald diese als Facebook-Gruppe auftritt.

Das gleiche war eine Woche später wieder zu beobachten:

 

auf facebook wirbt "Es reicht, Herr Jung":

"Montag, 25.11. Mahnwache "Bürgerwille gegen Asyl Lobby" von 18 - 19:00 Uhr vor der Kirchengemeinde Ossietzkystraße 39 in Leipzig Schönefeld. Anlass ist das Bürgergespräch, wir hoffen auf eine rege Beteiligung. Denn wir sind das Volk!"

Dahinter steckt natürlich die NPD, wer hätts gedacht...