Wer bestimmt über der Selbstbestimmung?

Es geht doch nicht allein darum, dass man die Erlaubnis von irgendwelchen Behörden einholt, nur um das zu tun, was man sich selbst gestattet, um etwas im Leben zu verändern. So oder so ähnlich sollte man tatsächlich argumentieren können, lautet der große Tenor mehrheitlicher Meinungen.

Was aber in der Wirklichkeit stattfindet, das ist eine Anpassung an die vorhandenen Möglichkeiten aufgrund eben jener verantwortlichen Organe, die ja selbst in die Öffentlichkeit hinein Verantwortung an private Unternehmen übertragen. Nicht nur jene Unternehmen bestimmen dann, was richtig und was gesellschaftlich konform ist, nein, sie weisen zurecht, und zwar dann, wenn man ihre Kompetenzen angreift oder in Frage stellt. Die Folge aus diesen Selbstermächtigungen sind dann Tendenzen, die einen fremdbestimmten Lebensrhythmus installieren wollen.

Dabei ist die Infiltrierung durch Strukturen bereits so weit vorangeschritten, dass es nahezu unmöglich erscheint, einzelne Strategien zu entwickeln,  um das Leben lebenswert zu gestalten. Man mag kaum Zweifel erheben daran, dass man überhaupt keine eigenständigen Ideen mehr hat, sondern nur noch im Sinne einer Struktur, faschistoid eines Nationalstaates, handeln und agieren würde. Alles was man selbst bestimmt im Leben, jede Idee, jede Aktion, habe seinen Ursprung und somit sein eigentliches Fundament in einem bereits dagewesenen grundsätzlichen Anspruch.

Ist dem wirklich so? Ist das überhaupt gesellschaftlich tragbar oder widerspricht das nicht auch den Grundrechten, und das obwohl man versucht, sozial zu sein. Die Behauptung ist offenkundig : solange eine fremdbestimmende Struktur auch den lebenswerten Sozialraum betrifft, ist ein Arrangement zwischen Individuum und Strukturträger notwendig. Wer sich darüber hinaus ermächtigt, eine Struktur über ein Menschenleben zu stellen, ist per Definition ein repressiv agierender Fremdling, der nicht in das eigene, selbstbestimmte Leben eingreifen darf. Insofern ist es dem Menschen selbst geschuldet, hier und dort klar zu stellen, dass der Wille zum Leben in Selbstbestimmung von Arrangements ergriffen wird, nicht um sich in Abhängigkeit zu setzen, sondern, und das sollte den Menschen klar sein, das individuelle Dasein dem gegenüber Position zu erstreiten, dass man selbst über die Fremdbestimmung steht.

Fremdbestimmung findet da statt, wo das Arrangement eine Abhängigkeit provoziert oder gestaltet, um das Individuum seines Beitrages für das Soziale zu entledigen - also Verantwortung abnehmen möchte, um es mal freundlich auszudrücken.

Kann man den behördlichen Strukturen denn überhaupt noch unter die Augen treten oder ist man verpflichtet, ihnen gegenüber darüber zu stehen, gerade um das Leben Selbstbestimmt zu erhalten? Die Interpretation läuft dann auf "Selbständigkeit" hinaus, was es aber nicht ist. Es ist die Interaktion, die Vermittlung von Botschaften und Nachrichten zwischen Sender und Empfänger, um die es geht. So geht es also nicht primär um den Inhalt allein, sondern um die Akzeptanz des Inhaltes innerhalb dessen, worin sich Strukturen befinden, die darüber bestimmen könnten, ob das Individuum unter oder über einer behördlichen Struktur befindet, keinesfalls aber auf gleicher Augenhöhe.

... xxx ...

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Auf was wollt ihr hinaus?

um der Errungenschaft des Selbst zu würdigen, es geht um das Individuum und nicht um die hausgemachte Freiheit eines Staatlichen, eines Organs, das ideenlos auf der Suche nach Fundamenten ist, weil ihm der Staat keines bieten kann.

Selbstbestimmung und Verpflichtung stehen immer schon im Widerspruch, deswegen stellt sich ja die ganze Problematik hinsichtlich Behörden überhaupt erst. Die Selbstbestimmung setzt an die Stelle der fremdbestimmten Verpflichtung die freie Vereinbarung, die informierte Zustimmung, die verbindliche Einwilligung, und benennt die Bedingungen ihrer Möglichkeit. Die Verpflichtung hingegen versucht nach ihrem Selbstbild die Selbstbestimmung in jeder Hinsicht zu verstümmeln. Die praktische Notwendigkeit ist nicht nur die selbstbestimmte Abwägung der Vereinbarung mit dem Selbst um das Leben selbstbestimmt zu erhalten und mit den Nächsten um die Selbstbestimmung am Leben zu halten, sondern darüber hinaus bzw. dem vorweg auch die Sicherung der Bedingungen ihrer Möglichkeit. Praktisches Beispiel, Du kannst einen Dir nahestehenden Menschen im Knast besuchen und dabei die Präsenz von Behörden in Kauf nehmen - Du kannst allerdings auch nachher das Taxi stehenlassen welches der Pförtner Dir unaufgefordert hat kommen lassen.

Selbstbestimmung ist eine Entscheidung darüber, was innerhalb vorhandener Möglichkeiten zu geschehen hat. Verpflichtung steht dem nicht entgegen, sondern hat die Selbstbestimmung gerade dann zur Pflicht, das Handlungsziel zu erreichen.

 

Der Begriff Verpflichtung ist kein behördlicher Begriff, wird aber gerne dazu verwendet, besonders wenn es darum geht, sich rechtlich zu binden. Du sprichst von einer fremdbestimmten Verpflichtung, was einer Entmündigung gleichkommt. Es würde vielleicht Sinn machen, Deine Sinnzusammenhänge mit anderen Worten zu begreifen anstelle Verpflichtung und Selbstbestimmung, beispielsweise Entmündigung.

 

Führt die Selbstbestimmung heraus aus der Unmündigkeit, dann sollten wir mehr Mitspracherecht fordern und die Selbstbestimmung fördern.

 

Kongludentes Handeln verlangt einen Empfänger, der das auch versteht, beispielsweise das Taxi als solches zu nehmen, wie es bestellt wurde. Was aber wenn die Handlung an einem Menschen vorbeiläuft? Ist man dann vielleicht geisteskrank? Ist es die eigene Entscheidung mündig zu bleiben?

Selbstbestimmung ist vor allem erst einmal die Entscheidung wenn die vorhandenen Möglichkeiten dafür nicht ausreichen sich noch nicht vorhandene dafür zu verschaffen. Das fremdbestimmt arrangierte Taxi bleibt stehen, nicht nur weil es genügend andere gibt die dorthin fahren wo Du hinwillst, und nicht wo irgendeine sich über ein Menschenleben stellende behördliche Struktur oder ein im übertragenen Auftrag bestimmendes privates Unternehmen Dich hinhaben will; nicht nur weil es ein Eingang in eine selbstverschuldete Unmündigkeit wäre, sondern auch weil sein Stehengelassenwerden in der Interaktion zwischen Sender und Empfänger eine Nachricht ist - mit dem Inhalt, der gesamte Knast um die Dir nahestehende Person herum samt Pförtner und Besucherservice hätte niemals errichtet werden dürfen, und es ist schon längst alles dafür arrangiert dass es jederzeit möglich ist dass er bereits in der nächsten Sekunde nicht mehr vorhanden ist. Denn die Akzeptanz dieses Inhalts ist das einzige was die Strukturen die über die vorhandenen Möglichkeiten bestimmen überhaupt noch vor den Folgen ihres Tuns retten kann, und genau das ist es was die Selbstbestimmung anstrebt, die Folgen der Fremdbestimmung abzuwenden bevor sie irreversibel sind.