Disko-Probleme: KTS kritsiert Clubszene für ihre Türpolitik

Erstveröffentlicht: 
03.02.2016

Freiburg. Das Autonome Zentrum KTS wirft Clubs in Freiburg eine rassistische Türpolitik vor. Und die KTS legt auch dar, dass das vielzitierte Zutrittsverbot für Flüchtlinge im White Rabbit tatsächlich vorübergehend angewandt wurde.

 

Das Autonome Zentrum KTS hat Clubs und Diskotheken in Freiburg eine "rassistische Einlasspolitik" vorgeworfen und die Betreiber aufgefordert, auf Kollektivstrafen zu verzichten. Täterinnen und Täter müssten individuell sanktioniert werden, so wie man dies in der KTS versuche. Auch in dem Autonomen Zentrum habe es laut Pressemitteilung Probleme mit sexistischen Übergriffen, Diebstählen und Gewalt gegeben, wenn offenbar auch nicht im gleichen Ausmaß wie bei kommerziellen Veranstaltungsorten, heißt es.

 

Für die KTS ist es nach eigenen Angaben wichtig, Sexismus zu bekämpfen, nicht mit rassistischen Mitteln. Das Autonome Zentrum beklagt, dass es nach Bekanntwerden der Vorfälle und Zutrittsverboten im Club White Rabbit so gut wie keine Stellungnahmen von Veranstaltern, die den Club nutzen, oder linken Gruppen in Freiburg gegeben habe."Wir würden uns mehr Positionierungen wünschen, die nicht nur eine rassistische Türpolitik wie im White Rabbit öffentlich zurückweisen, sondern auch die gängige rassistische Praxis und den weit verbreiteten Sexismus in vielen Freiburger Clubs und in der Gesellschaft kritisieren." Eine rassistische Türpolitik sei in Freiburg seit Jahren Alltag.

 

Crash-Stellungnahme sei "dreist geheuchelt"

 

Das Zutrittsverbot im White Rabbit war per Mail am 13. Januar den Veranstaltern mitgeteilt worden: "Bei der Party am 16. Januar wurden Flüchtlinge per Racial Profiling kontrolliert und abgewiesen", weiß die KTS. Bei der internen Infoveranstaltung am 20. Januar im White Rabbit habe es harsche Kritik an der Einlasspolitik gegeben. Auf Druck der Veranstalter wurde die neue Türpolitik für die nächsten Veranstaltungen ausgesetzt und vom White Rabbit am 25. Januar zurückgenommen– also zwei Tage nach dem Bericht in der Badischen Zeitung und erst nachdem das Thema bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte.

 

"Dreist geheuchelt", so die KTS, sei in dem Zusammenhang mit den Zutrittsverboten die Stellungnahme des Crash in der Schnewlinstraße. Das Crash hatte auf seine Hausordnung, die Sexismus, Rassismus, Macho-Anmache oder Gewalt untersage, verwiesen. Man vertraue bei der Einhaltung der Hausordnung auf die Erfahrung der Mitarbeiter, so das Crash. Dazu schreibt die KTS: "Unerwähnt bleibt dabei, dass eben diese Mitarbeiter regelmäßig Menschen brutal zusammenschlagen." Im Mai 2014 sollte aus den Reihen der Crash-Türsteher eine Bürgerwehr gegründet werden, zum Schutz gegen Übergriffe einer Gruppe von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Die Bürgerwehr-Patrouille hatte die Polizei damals verhindern können.

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Die KTS schreibt: "Bei der internen Infoveranstaltung am 20.01. im White Rabbit gab es harsche Kritik an der rassistischen Einlasspolitik. Auf Druck der VeranstalterInnen wurde die neue Türpolitik für die kommenden Veranstaltungen ausgesetzt und vom White Rabbit am 25.01. zurückgenommen."

 

Die BZ übernimmt das: "Bei der internen Infoveranstaltung am 20. Januar im White Rabbit habe es harsche Kritik an der Einlasspolitik gegeben. Auf Druck der Veranstalter wurde die neue Türpolitik für die nächsten Veranstaltungen ausgesetzt und vom White Rabbit am 25. Januar zurückgenommen– also zwei Tage nach dem Bericht in der Badischen Zeitung und erst nachdem das Thema bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte." - also als hätte die Arbeit der BZ das Zurücknehmen bewirkt.

 

Die White Rabbit Leute schreiben am 26.1.:

"Dass die Praxis, dass keine Geflüchteten mehr in das White Rabbit dürfen, die nur eine Aufenthaltsgestattung besitzen bereits seit Mittwoch [also dem 20.1] wieder außer Kraft ist und eigentlich nie ernsthaft praktiziert wurde, wurde nicht nachgefragt."

 

Wer hat Recht?

Die Einlasspraxis wurde am 20.01. auf Antrag der VeranstalterInnen ausnahmsweise für die kommenden Veranstaltungen unter Auflagen (Awareness-Team, mehr Türsteher) ausgesetzt. Abgeschafft wurde sie an diesem Mittwoch jedoch nicht. Das passierte erst am Montag, wurde aber bereits am Samstag (also nach dem BZ-Artikel) irreführenderweise vom White Rabbit auf Facebook am 23. Januar um 13:24 als Status Quo verbreitet:

Dass die Praxis, dass keine Geflüchteten mehr in das White Rabbit dürfen, die nur eine Aufenthaltsgestattung besitzen bereits seit Mittwoch wieder außer Kraft ist und eigentlich nie ernsthaft praktiziert wurde, wurde nicht nachgefragt.

Im Wortsinne hat das White Rabbit bei der Frage nach der Einlasspolitik zum Zeitpunkt des Erscheinens des BZ-Artikels nicht gelogen, denn die Praxis war tatsächlich seit Mittwoch außer Kraft. Sie war aber eben nur (nach langer Diskussion) ausgesetzt und wurde erst bei der Personalversammlung am 25. Januar abgeschafft. Dass sie „eigentlich nie ernsthaft praktiziert wurde“ ist eine Lüge, denn am 16. Januar wurden Flüchtlinge an der Tür des White Rabbit aufgrund der rassistischen Einlasspolitik abgewiesen.