[Westbank] Riots breiten sich in verschiedenen Städten aus

Riots in Hebron. Picture by Svenson Berger

Heute morgen, am 26.08.2013, kam es im Qalandyia-Flüchtlingscamp, nahe Ramallah in der Westbank, zu einer Razzia und dem Versuch einer Festnahme durch das israelische Militär im Zuge dessen drei Menschen erschossen wurden. Daraufhin breiteten sich im Laufe des Tages mehrere Riots in der Westbank aus.

 

Als das Militär in den frühen Morgenstunden ins Qalandyia-Flüchtlingscamp einrückte kamen Protestierende, darunter viele Jugendliche, aus allen Ecken des Camps zusammen und griffen die Soldaten an. Die Soldaten setzte Tränengas, Blendschockgranaten, gummi-ummantelte Stahlgeschosse und scharfe Munition gegen die BewohnerInnen des Camps ein. In Folge dieses Zusammenstoßes wurden drei Menschen durch das Militär mit scharfer Munition erschossen: Der 32-Jährige Robin, der für die UN arbeitete, wurde auf dem Weg zur Arbeit durch einen Schuss in die Brust getötet. Younes, 22 Jahre alt, wurde ebenfalls in die Brust geschossen, während der 20 Jahre alte Jihad am Hals getroffen wurde und später seiner Verletzung erlag. 20 weitere Menschen wurden verwundet. Von den Verwundeten sind 6 in einem äußerst kritischen Zustand.

 

Am Begräbnis der drei, am frühen Nachmittag in Qalandyia, nahmen mehr als tausend Menschen teil. Es kam zu erneuten Riots am Rande der Trauerfeier.

 

Als Reaktion auf die drei Toten sind in verschiedenen Städten des Westjordanlandes im Tagesverlauf Riots ausgebrochen, als überwiegend jugendliche Palästinenser an vielen Orten auf die Straßen geströmt sind und aus Wut über die Ereignisse protestiert oder das Militär angegriffen haben.

 

Insbesondere in Hebron und Betlehem kam es zu massiven Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und dem Militär, die noch bis spät in die Abendstunden andauerten. In Ramallah kam es am Tag zu einem solidarischen Streik, im Zuge dessen fast alle Geschäfte geschlossen wurden.

 

Während der heutigen Proteste wurde im Aida-Flüchtlingscamp, nahe Betlehem, ein 8-Jähriger durch zwei gummi-ummantelte Stahlgeschosse im Gesicht schwer verletzt. Mehrere andere Jugendliche wurden dort leicht verletzt.

 

Die besonders massiven Zusammenstöße, mit mehreren hundert Jugendlichen, fanden in Hebron rund um die Altstadt statt. Hier wurden mindestens 4 Jugendliche durch Stahlgeschosse, Tränengas und Blendschockgranaten verletzt. Molotowcocktails wurden geworfen, Barrikaden angezündet. Auch in Hebron hat das Militär mit scharfer Munition auf die Jugendlichen geschossen, getroffen wurde hier nach ersten Berichten aber niemand (s. Fotos erreichbar über den Link in der Anlage). Es gab mehrere Festnahmen. Internationale Beobachter sind vor Ort.

 

Für morgen sind weitere Proteste in Qalandyia, Jerusalem, Hebron, Ramallah, Nablus und Ofer angekündigt. Aus Erfahrung vorheriger vergleichbarer Vorfälle dürfte sich die Situation in der Westbank in den nächsten Tagen zuspitzen.

 

Weitere Berichte folgen.

 

26.08.2013, Indymedia Korrespondent Svenson Berger, Hebron

nospam.svenson_berger@riseup.net

Bilder aus Hebron hier: https://secure.flickr.com/photos/99662663@N08/sets/72157635249315002/

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welche "scheinbegründung" oder so hatte die Razzia?

Ich hab versucht deine Frage beim nächsten Artikel zu berücksichtigten:

https://linksunten.indymedia.org/de/node/93557

beste Grüße

S.B.

Ich finde es zwar toll wenn jemand exklusiv für Indymedia von dort schreibt (sogar mit Fotos) aber auch im neuen Artikel steht kein Wort dazu warum der eine Typ nun gesucht wurde.

Bei solchen Razzien wird so gut wie nie eine Begründung abseits von "war im Widerstand" veröffentlicht.