[HN] Rechtsextremes Netzwerk in Region vermutet

Erstveröffentlicht: 
27.07.2013

Heilbronn - Eine Rechtsanwältin aus Öhringen, ein Internetforenbetreiber aus Untereisesheim, eine ehemalige Praktikantin in der Lauffener Stadtverwaltung. Was alle drei vereint: Sie gehören der rechten Szene im Raum Heilbronn an. Eine Szene, über die die Karlsruher Politikwissenschaftlerin Ellen Esen bei einem Vortrag am Mittwochabend im Gewerkschaftshaus Heilbronn informierte. Eingeladen hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund.

 

Von unserem Redakteur Steffen Heizereder

 

Kameradschaften

Es war der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter am 25. April 2007 auf der Theresienwiese der dem Terrortrio des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zugeordnet wird, der Heilbronn mit der rechten Szene in Verbindung brachte. Rund 500 Unterstützer hat der NSU, schätzt Esen. Ob und wie viele davon aus der Region Heilbronn kommen, müsse allerdings noch geprüft werden.

In Baden-Württemberg und im Raum Heilbronn gebe es ein ausgeprägtes rechtsextremes Netzwerk. So zählt die baden-württembergische NPD 450 Mitglieder und ist damit einer der stärksten Landesverbände der Partei. Auch die Jungen Nationaldemokraten seien in Heilbronn und Hohenlohe besonders aktiv.

Die rechte Szene ist jedoch breit gefächert, sagt Esen, die sich seit 20 Jahren mit der rechtsextremen Szene beschäftigt. Wesentlich bedrohlicher als etwa die Parteien, seien unorganisierte Gruppierungen wie beispielsweise Kameradschaften und autonome Nationalisten.

Das klassische Erscheinungsbild in Form von Skinheads mit kurz geschorenen Haaren und Springerstiefeln trete dabei zunehmend in den Hintergrund. Vielmehr gehe der Trend dahin, dass Rechtsextreme normale Straßenkleidung tragen oder sogar die Kleidung des politischen Gegners kopieren − von autonomen Linken. Die Gesinnung dieser Menschen sei daher nur schwer zu erkennen. "Das ist eine gezielte Mimikry von rechts außen", sagt Esen. "Wir haben es mit einer Situation zu tun, bei der es auch Schläfer geben kann."

Nach vorsichtigen Schätzungen von Esen gibt es 50 bis 100 organisierte Rechtsextreme im Raum Heilbronn. Gemeinsam ist allen rechten Gruppen der Gedanke an die Volksgemeinschaft. Die Feindbilder, also diejenigen, die dieser Gemeinschaft nicht angehören, seien dabei längst nicht nur Ausländer. Auch Homosexuelle, Behinderte, Staatsdiener, Journalisten und Andersdenkende können dazu zählen. "Es kann jeden treffen", sagt die Politikwissenschaftlerin.

 

Schmierereien

Die Heilbronner Polizei geht indes nicht von einer organisierten Struktur innerhalb der rechten Szene aus. "Dennoch haben wir ein Auge darauf", sagt Polizeisprecherin Yvonne Schmierer. Im Stadt- und Landkreis Heilbronn hat es im vergangenen Jahr 40 Straftaten von rechts mit politisch motiviertem Hintergrund gegeben. Dabei handelte es sich überwiegend um Propaganda-Schmierereien, sagt Schmierer.

In Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr nach Angaben des Landeskriminalamtes 1112 Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund verübt, elf Prozent mehr als im Vorjahr.

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das hat die Heilbronner Stimme wohl falsch verstanden - es geht um eine Internetforenbetreiberin, genauer um Daniela Wagner, Administratorin des mittlerweile abgeschalteten Thiazi-Forums.