[HH] Refugee Protest aktueller Stand 26.05.

Infozelt

Erneut ist eine Woche vergangen, ohne dass direkte Gespräche zwischen dem Bürgermeister bzw. des Senats mit den Sprechern der Libyenflüchtlinge – Lampedusa in Hamburg – stattgefunden haben. Verhandlungen zwischen der Nordkirche und dem Innensenator Neumann /Sozialdezernent Scheele werden hinter den Kulissen und vor allem ohne Einbeziehung der Betroffenen selbst geführt und wurden am Wochenende vom Hamburger Abendblatt als gescheitert bezeichnet. Eine Stellungnahme der Nordkirche, die nun seit 3 Wochen von Lösungen spricht, steht aus.

 

Die akute Notsituation der Kriegsflüchtlinge ist nach dem ersten Besuch im Rathaus letzte Woche in der ganzen Stadt und weit darüber hinaus bekannt geworden. Der Senat und der Hamburger Bürgermeister, Olaf Scholz, versuchen weiterhin das Geschehen zu ignorieren. Derweil wächst Solidarität, und das Protestzelt am Steindamm 2 entwickelt sich zu einer starken Basis der Menschlichkeit und des Willens, die brutalen und unmenschlichen Verhältnisse nicht zu akzeptieren, sondern sie zu verändern.

 

Das kleine 3×6 m Zelt ist der einzige Raum, der den 300 vor den NATO Bombardierungen im Jahr 2011 geflüchteten Menschen zur Verfügung steht. Es ist Raum, den sie selbst organisieren – unter Bedingungen in denen sich viele Europäer das Leben nehmen würden, wie manche der Flüchtlingsaktivisten sagen.


Ein relativ gutes Leben in Libyen gehabt zu haben, plötzlich mitten im Krieg und Bombenhagel zu stecken, in kleine Boote gezwängt zu werden, das Mittelmeer zu überqueren, zwei Jahre in Lagern zu Leben und dann mittel- und rechtlos auf der Straße zu landen – im Namen der Demokratie und der Menschenrechte – ist etwas, was nur jemand, der wirklich stark ist überleben kann. Aber es hinterlässt viele Wunden, die nicht schnell heilen.

 

Die Reaktion der Sprecher der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ ist, niemanden alleine zu lassen, den Protest und den Widerstand zu organisieren und Hoffnung zu geben. Große Wut herrscht über die bewusste Ignoranz der Verantwortlichen dieser reichen Stadt, Verwunderung über die Ohnmacht und Desorientiertheit in der Gesellschaft gegenüber Ungerechtigkeiten und Herzlichkeit und Freude über diejenigen, die auftauchen und dabei sind Solidarität zu zeigen.

 

Es ist zu bewundern, wie die Menschen trotz der absolut unerträglichen Bedingungen – seit nun 7 Wochen – durchhalten und dabei noch Solidarität anderen geben, die ebenfalls in Notlagen sind, indem sie Wasser und Essen teilen und ihnen versuchen Mut zu geben.

 

Ein kleines Netzwerk von Unterstützenden organisiert seit den letzten Tagen temporäre Notschlafplätze für die Nacht, besonders für die zunehmende Zahl derjenigen, die krank und stark geschwächt sind.

 

Doch ist dies keine wirkliche Lösung sondern Nothilfe, die niemand in der Stadt bisher übernehmen will. Viele Menschen zeichnen am Protestzelt die Petition mit den Forderungen der Gruppe der Libyenflüchtlinge und äußern Empörung.

 

Die Gruppe der Libyenflüchtlinge fordert weiterhin das politische Gespräch mit Senat, Bürgerschaft und Bürgermeister und eine sofortige Unterbringung. Dazu werden sie sie am 27. Mai erneut zum Rathaus marschieren.

 

aktualisierte Homepage: www.lampedusa-in-hamburg.org

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Es ist Raum, den sie selbst organisieren – unter Bedingungen in denen sich viele Europäer das Leben nehmen würden, wie manche der Flüchtlingsaktivisten sagen.

 

Als langlähriger, ehrenamtlicher Helfer in der Hamburger Obdachlosenhilfe, fühle ich mich hier ein wenig veralbert. Zum einen sind die meisten Wohnungslosen Menschen in HH europäischer Abstammung, zum anderen können die Betroffenen alle Einrichtungen der Hamburger Obdachlosenhilfe anlaufen und werden dort genau so behandelt wie andere auch. Was sie, zumindest teilweise, auch tun, nur das passt halt nicht ins Bild der Katastrophenlage.

 

Es handelt sich hier imho um eine künstliche Dramatisierung der Situation.

Auch wenn ich nicht von mir behaupten kann, ein komplettes Bild der Herkunft zu haben, kommen nach meinem Kenntnisstand, nur ein kleiner Teil aus Lybien, die meisten stammen aus Ghana und Togo. Die Verbindung nach Lybien wird hier auch künstlich übertrieben.