(HH) Tierbefreiungsaktivist*innen protestieren gegen Circus Belly

Tierausbeutung stoppen!

Am 23. und 24. März 2013 fanden jeweils von 13:30 Uhr bis 15 Uhr Kundgebungen vor dem Circus Belly am Schwarzenbergplatz in Hamburg-Harburg statt. Die Proteste richteten sich gegen die Haltung und Ausbeutung der Tiere im Zirkus und waren trotz des kalten Wetters gut besucht. Was allerdings nur für die TeilnehmerInnen der Proteste galt, der Zirkus hätte mit den AktivistInnen seine Besucherzahlen gut und gerne verdoppeln können. Aber da AktivistInnen vor Zirkussen, so scheinbar die Ansicht einiger Zirkus-MitarbeiterInnen, bekanntlich bereits Geld für ihre Demo-Teilnahme aus anderen Quellen erhalten, wäre dieses unmoralische Angebot auch nicht infrage gekommen;-)

 

Ein Musikvideo mit den Bildern findet Ihr hier.


Während der friedlichen Versammlung am Samstag wurden Demonstrant_Innen verbal von ZirkusbetreiberInnen und -mitarbeiterInnen angegriffen, indem ihnen körperliche Gewalt angedroht wurde. Besonders pikant, dass der Zirkusbetreiber und Chef des Tierausbeutungsunternehmens Belly, Klaus Köhler, persönlich diese Drohung aussprach und mit sichtlichem Stolz zusätzlich verkündete, dass er keine Probleme damit hat, Frauen zu ohrfeigen oder zu schlagen.

 

Auch sein Sohn, Aaaron Köhler, der sich stolz als Junior-Chef des Unternehmens präsentierte, ließ es sich nicht nehmen, mit einem Hartplastikstab, der wohl zum Einweisen der BesucherInnen-Fahrzeuge gedacht war, optisch aber kaum von einer Metallstange zu unterscheiden war, vor den Körpern und Gesichtern der TeilnehmerInnen herumzufuchteln und sich körperlich nah vor TeilnehmerInnen aufzubauen, um sie mit lautem eindringlichen Reden versuchsweise zu beeindrucken. Ob es um ein paar Zentimeter ging, die sie beiseite gehen sollten um Platz für die nur spärlich einfahrenden Autos zu machen, oder darum, die dem Schimpansen Robby zugestandenen 68m² sowie seine Dressurstücke als menschenfreundlichen Umgang schönzureden, trat er von Beginn an aggressiv und sichtlich unfriedlich auf.

 

Weder bei Circus Belly noch bei anderen Zirkussen mit Tieren sind solche Drohungen die Ausnahme. Im Fall des Zirkus Granada beispielsweise kam es am 01.03.2013 in Husum zu körperlichen Übergriffen gegen vier friedlich Flyer verteilende AktivistInnen, Belly-MitarbeiterInnen beleidigten am 09.03.2013 Demo-TeilnehmerInnen in Uelzen und gingen sie ebenfalls körperlich an. Die Androhung von körperlichen Übergriffen, beleidigendes und obszönes Gebrüll oder tätliche Angriffe auf ProtestteilnehmerInnen – die Ausübung von Gewalt seitens ZirkusbetreiberInnen oder -mitarbeiterInnen gegen TeilnehmerInnen von Protestveranstaltungen ist leider keine Seltenheit sondern die Regel.

 

Drohgebärden, Mackerverhalten usw. sollen den ProtestteilnehmerInnen ihre vermeintliche Unterlegenheit suggerieren, es sind plumpe Einschüchterungsversuche, auf die man am besten nicht eingeht oder bei körperlichen Übergriffen umgehend zur Anzeige bringt.

 

Am Sonntag ging es knackig weiter, mit ein paar Grad über Null und Sonnenschein verkündeten wir den diesmal noch spärlicher eintrudelnden BesucherInnen und selbstverständlich dem Zirkusunternehmen, was wir von Tierausbeutung halten: Die gehört abgeschafft! 25 AktivistInnen skandierten fast ohne Pause und hoch motiviert, verteilten Infomaterial über die Zustände der Tiere in Zirkussen und brachten damit einige unentschlossene BesucherInnen dazu, wieder umzudrehen und nicht in den Zirkus zu gehen.

 

Der Circus Belly „gastierte“ seit dem 20. März in Hamburg-Harburg. Das Bezirksamt Harburg hat sich weder zu den Haltungsbedingungen noch zu den überholten Traditionen eingesperrter und dressierter Tiere geäußert, was wohl vorrangig daran liegt, dass auch die Stadt an dieser Form der Tierausbeutung profitiert. Da die städtischen Plätze, wie der Festplatz am Schwarzenbergpark in Harburg, von Zirkussen gepachtet werden und somit Einnahmen für die Bezirkskasse bedeuten, ist aus der Richtung also keine bzw. keine unparteiische Stellungnahme zu erwarten.

 

Ähnliches gilt für AmtsveterinärInnen, die zum einen in städtischer oder kommunaler Beschäftigung stehen, und somit ihrem Dienstherren sicherlich nur ungern eine Einnahmequelle stilllegen. Zum anderen sind es die gleichen AmtsveterinärInnen, die in der Regel für z.b. die Überwachung von Haltungsverordnungen und Schlachtungen sog. „Nutz“tiere tätig sind. Ihr tägliches Geschäft ist somit, die Vermarktung, Ausbeutung und Ermordung von Tieren zu überwachen und die Funktionalität der Tierverwertung aufrecht zu erhalten. Inwieweit außerdem Fachkenntnisse über Tiere bestehen, die nicht in die Kategorien „Heim“tiere oder „Nutz“tiere einzuordnen sind und es in deren Fällen zu einem tiergerechten Gutachten kommen kann, ist fraglich.

Der Zirkus wird nun weiterziehen, wohl erst nach Buchholz und anschließend nach Buxtehude.

 

Macht nix, denn „Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage!“ und sowieso: „Wer vom Tierleid profitiert, dem ist die Pleite garantiert!“

 

Danke, dass Ihr dabei wart!

 

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Sehr gute und unterstützungswerte Aktion, aber mit dieser vorgeschlagenen Vorgehensweise: "bei körperlichen Übergriffen umgehend zur Anzeige bring(en)", kann ich mich beim besten Willen nicht solidarisieren.

 

Nennt mich Macker*in, aber zu den Bullen rennen und heulen halte ich nicht für fortschrittlich und dem Kampf für eine herrschaftsfreie Welt diametral entgegenstehend.

 

Nichtdestotrotz, weiter so!

Ihr checkt die ökonomischen Verhältnisse eines Zirkuses irgendwie nicht, oder? Die meisten Menschen, die bei einem Zirkus arbeiten, haben nie etwas anderes "gelernt" als Zirkus. Dem entsprechend greift ihr die Existenz der Zirkusleute an. Diese reagieren entsprechend. Ihr reagiert so, als ob euch das verwundert ...

Mir ist das unbegreiflich. Mir ist allerdings auch unbegreiflich, wie mensch vor den realen ökonomischen Tatsachen die Augen verschließen kann und die Befreiung von Tieren fordert, anstatt eine Analyse der sozialen Verhältnisse vorzunehmen und das System real zu bekämpfen*.

 

 

* Das lässt sich abgewandelt über die meisten Linken sagen ...

wie kann der Ökonomische Faktor hier ernsthaft als rechfertigung für Ausbeutung dienen?

Betrachten wir doch mal dann mal die Geschichte. NS-Verbrecher haben auch ihre Kohle mit ihren Verbrechen geschäffelt.

(Und jetzt bitte kein Aufschrei, dass hier wieder die NS-Zeit mit der momentanen Situation der Tiere verglichen wird)

Die Zirkusleute, hätten wohl wie jede_r Andere die Chance gehabt, sich 'nen anderen Beruf zu suchen. Eine systhematische Ausbeutung von Lebewesen darf nicht mit Geld aufgewertet werden.

Im kapitalistischen System werden Lebewesen ausgebeutet und ermordet. Da gibt es keine "guten" Jobs. Wenn bspw. die (meistens leider schlecht ausgebildeten) Zirkusarbeiter*innen stattdessen im Supermarkt arbeiten müssen, werden sie dort auch Fleisch verkaufen und davon leben. Vielleicht kannst du Lohnarbeit machen, die nicht unmittelbar dem Zwecke dient, Tiere zu töten oder auszubeuten, trotzdem kannst auch DU dich nicht von diesem System befreien und vollkommen abgrenzen. Dein Konsum zementiert das kapitalistische System und zementiert damit auch die Tierausbeutung, denn im Kapitalismus muss alles Ware werden, auch die Tiere.

Verkürzte Haltungen wie deine sind nur ein Resultat aus der zu kurz gegriffenen wirtschaftlichen Analyse. In dem Text zu der Aktion sind überhaupt keine Bezüge zu irgendeiner wirtschaftlichen Analyse zu finden. Das ist bezeichnend. Deine NS-Relativierung auch:

Du verwendest den mehr als hinkenden Vergleich, obwohl du genau weißt, dass er kritikwürdig ist. Der Kritik widerum versuchst du dich zu entziehen, indem du sie dir einfach ohne Erklärung verbittest. Die Shoa ist nicht mit der jetzigen Situation der Tiere in Relation zu setzen. Jedoch tust du das. Die Shoa ist auch nicht nur auf "Ausbeutung" der Juden reduzierbar, trotzdem ist es genau dieser Begriff auf den du mit deinem NS-Vergleich Bezug nimmst. Die historisch einmalige Vernichtung "Ausbeutung" zu nennen ist nicht nur irreführend, sondern auch verharmlosend.

Deine verkürzte Analyse der wirtschaftlichen Bebenheiten und der Shoa verhindert die Überwindung des kapitaltistischen Systems und unterminiert damit alle antispeziestischen Bemühungen.

Das macht dich zur Tierausbeuter*in.

Die Erwachsenen, welche hingehen, sind nur meist vor Ort, weil die Kinder in Zirkus wollen.

Kinder werden mit Transpis usw. aber wohl wenig anfangen können, da sie oft noch nicht lesen und schreiben können. So eine Kundgebung wirkt ja auch irgendwie angsteinflößend und was artgerecht nun ist, wird kaum ein Kind wissen. Den Mut zu Euch zu gehen dürfte es kaum aufbringen können.

Ein Vorschlag: Ihr verschenkt Etwas zum Ausmalen.

Ist es bunt, dann erkennt selbst ein Kind z.B. ein weinendes Tier in einem Käfig und im Hintergrund befindet sich ein Zirkus.

Bischen heftig: Ein vermummter Antispe befreit gerade ein Tier.

Sticker gehen auch wie z.B. "Tiere sind meine Freunde und meine Freunde ess ich nicht"

 

Zur Gewalt durch das Zirkuspersonal: Filmt es und setzt es online. Manche gehen mit dem Material auch zur Polizei und bekommen später Geld wegen Beleidigung usw.

 

(Kundgebungen sind übrigens demokratisch, aber Sitzblockaden vor dem Zirkuseingang nicht immer, aber vom Prinzip her die gleiche Sache wie bei der Verhinderung von Naziaufmärschen, ein effektives Mittel )

„Verkürzte Kapitalismuskritik“ scheint das neue Zauberwort jener Linken zu sein, die ihre eigene Methode nicht mehr verstehen; ganz im Gegenteil handelt es sich um überhaupt gar keine Kapitalismuskritik, sondern um die reine Moralität. Hier trifft sich ein kleines Häufchen hanseatisches Bürgertum, ganz enttäuscht von der gesellschaftlichen Missachtung, dem Ausschluss der Tiere am bürgerlichen Wohlstand oder ihrer romantisierten Vorstellung natürlichen Lebensraumes der Tiere, um deren Neubewertung in der kapitalistischen Moral einzufordern, da diese Möglich sei. Dass man glaubt jeder hätte die Wahl sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen und das mit den hohlen Fraßen bürgerlicher Moral, wie zum Beispiel: dass jeder die Möglichkeit hat über seine soziale Position oder seinen Beruf „frei“ zu entscheiden, unterstützt nichts anderes als das kapitalistische System und seinen Versprechen selbst. Es ist erbärmlich, wie hier die Angst der Zirkusarbeiter und ihre Reaktionen auf die existenzielle Bedrohung durch eure Moralität zum Hauptbestandteil eurer Kritik geworden ist und ihr damit suggeriert, es sei alles nur eine Sache der Haltung, nicht aber die eines Zwangs, den das bürgerliche Individuum nicht kennen lernen muss und sich voll und ganz seiner emotionalen Verbindung mit den Tieren widmen kann. Wer die ökonomischen Zwänge als Schutzschild betrachten kann, ist durch sie derart abgesichert, dass er das Privileg besitzt, sie nur als Schutzschild betrachten zu können und projiziert das auf andere Menschen, was ihm als Überflüssig erscheint. Tatsächlich ist sie aber nicht äußere Hülle zum Schutz einer Argumentation, sondern lässt sich als historisches Entwicklungsgesetz der Menschheit begreifen. Ihre Interessengegensätze sind das Fundament auf dem die gesamte Kultur und die Weltanschauungen der Moderne aufgebaut wurden u.s.f. So auch dass sich das Spektakel um die Tierdressur und andere Vernutzungen von Tieren etablieren konnten. Auch wenn ein Zirkus in erster Linie eine überflüssige Bedürfnisbefriedigung sein mag (also nicht zum Überleben notwendig), bedeutet das noch lange nicht, dass der Zweck ein solches Unternehmen führen zu müssen überflüssig ist in der uns verordneten Lebensführung, wie es die Logik der kapitalistischen Moral zulassen würde.

Die Perfidie die der kapitalistischen Funktionsweise zugrunde liegt ist nicht, die dass man aus Leid Geld machen kann, sondern um Leid zu verhindern wiederum Geld machen muss. Bitte nicht falsch verstehen. Geld kann nicht leid Verkörpern, es verkörpert nur einen ihm gesellschaftlich beigemessenen Wert.