Agieren zwischen Volksmob und Verfall (Dessau)

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"Volksmob"

An einem Montagmorgen, den 16.01.2012, ist es zu einer bisher nicht aufgeklärten körperlichen Auseinandersetzung, zwischen einem in den Medien als „Schwarz-Afrikaner“ bezeichneten Menschen und einem Mitglied der ASG Vorwärts Dessau, gekommen. Ersten Zeugenvernehmungen zufolge, soll der vermeintlicher Täter versucht haben einem älteren Dessauer das Handy zu stehlen. In das Handgemenge und in die daraus resultierenden Streitigkeiten der Beiden habe der 29-Jährige, der wenige Minuten zuvor Gast im Fastfoodrestaurant gewesen war, eingreifen wollen. Daraufhin muss der als "Afrikaner" Bezeichnete ein Messer gezogen und zugestochen haben. Andre Schubert, Spieler und Trainer des Vereines, wurde dann gegen 11.45 Uhr in das städtische Krankenhaus Dessau Alten eingeliefert, mit zum Teil lebensbedrohlichen Verletzungen

 

Angeschichts dieser Tat wurde ein kurzer Demoaufruf über Facebook und anderen sozialen Netzwerken, privat geschaltete SMS-Ketten und nicht zuletzt über den Twitter Account vom neonazistischen Aktionsbüro Leipzig und vom Freien Netz geschaltet. Innerhalb eines halben Tages ist die Nachricht weit über die Grenzen Dessaus bekannt und so formierte sich eine Demonastration " Gegen Gewalt" mit meheren hundert Teilnehmern. Als die Spontandemo los zog, konnte man seinen Ohren nicht trauen. Viele der Demonstranten riefen ausländerfeindliche Parolen wie: „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“, oder „ Kriminelle Ausländer raus.“ Diese Zusammensetztung ist eine zum Übel werdende Mischung aus Hooligans, Anhänger des ASG und Bürger´innen. Man kann nicht Leugnen, dass auch an der Spitze der Demonstration aus der Region bekannte Neonazis mitliefen und die  Bürger/innen dazu anheizten sich gegen "Nicht-Deutsche" aufzulehnen. Kurz nach 20:00 Uhr wird von der Freundin des ASG-Spielers und Trainers am Polizei Präsidium Dessau bekannt geben das Schubert nicht mehr in Lebensgefahr sei. Zitat: "Er liegt zwar noch auf der Intensivstation, ist aber bei vollem Bewusstsein", sagte Jessica D. An diesen Abend wird noch verkündet, das eine 2. Demonstration eine Woche darauf folgen soll.
http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1326730962149&openMenu=1012569559804&calledPageId=1012569559804&listid=1017162035665 ;

 

Der Sportverein ASG Dessau ist schon in der Vergangenheit durch Beziehungen zu Rechtsextremen in die mediale Aufmerksamkeit gerückt. Unteranderem sind bekannte Neonazis aus Dessau nicht nur in der Fangemeinde der ASG anzutreffen, sondern sind bzw. waren Spieler des Vereins. Bei Spielen in und außerhalbs Dessaus sind die selbsternannten Ultras der ASG immer wieder durch rechtsoffenes Gedankengut aufgefallen.
Klar ist eins, der Versammlungsleiter der ersten Demonstration ist ein in der Vergangenheit durch rechts motivierte Gewalt aufgefallener ASG-Funktionär und Alt-Hooligan, der dabei u.a. von Aktivisten der regionalen Neonaziszene unterstützt wurde.  Nach der Anzeige wegen zweifacher Körperverletzung wurde er am  20. Mai 2010 vor dem Landesgericht in Dessau verurteilt. (http://www.projektgegenpart.org/index.php?option=com_content&view=article&id=1121:20100520dessau-rosslau&catid=45:mbt-chronik&Itemid=90)


Am Samstag, den 21.02.2012, kam es erneut zu einer rassistischen „Volks-Mob“-Demonstration von mind. 300 Menschen. Unter den Demonstranten waren mehrheitlich Neonazis aus dem Umfeld der sogenannten „Freien Kameradschaften“,klar rechts orientierter Hooligan-Gruppen sowie als rassistisch einzuschätzende ganz „normale“ Bürger/Innen. Ermöglicht wurde diese Demonstration durch die Stadt Dessau, die eine, obwohl rechtlich absolut nicht zu rechtfertigende, Spontananmeldung mit vorheriger Mobilisierung akzeptierte.Der letztendliche Anmelder vor Ort war ein bereits wegen rechter Gewalttaten verurteilter ehemaligen Spieler des ASG Vorwärts Dessau, Ronny Besch.
https://linksunten.indymedia.org/de/node/53819


Nach Medien will der Sportverein sich dieser Demo entziehen und  damit nichts mehr zu tun haben. Außerdem galt nach unserer Einschätzung die Durchsetzung einer rechtswidrigen rassistischen Demonstration durch die Polizeidirektion Ost als eher unwahrscheinlich, da sich eine mögliche rassistische Komplizenschaft der PD nach all den Verstrickungen im Fall Oury Jalloh und auch der skandalösen Gewalttirade bei der Oury Jalloh Demo vom 07. Januar so noch verfestigt hätte und damit nicht mehr zu rechtfertigen gewesen wäre. Letztendlich war es dann die Stadt Dessau, die, obwohl im Netzwerk "Gelebte Demokratie" an den Überlegungen zu Gegenaktionen aktiv beteiligt, die Anmeldung dieser rechtswidrigen Demonstration annahm und damit überhaupt erst ermöglichte.Im Vorfeld gab es zwei Anmeldungen gegen einen möglichen rassistischen „Volks-Mob“ an den beiden wichtigen Punkten. So meldete die Partei „die Grünen“ für den Startpunkt der Demonstration (Mc Donalds) eine Veranstaltung an. Diese Veranstaltung wurde dem Netzwerk „gelebte Demokratie“,die im vergangen Jahr gegen den Naziaufmarsch in Dessau aufgerufen hatte und in dem sich auch Vertreter/Innen der Stadt befinden, als Bündnisdemonstration angeboten. Nach diversen, auch heftigen, Diskussionen im Netzwerk, um die Wahrscheinlichkeit eines sich wiederholenden„Volks-Mobs“, entschieden sich „die Grünen“ letztendlich diese Veranstaltung nicht durchzuführen. Weiterhin bestand eine Anmeldung für eine Gegendemonstration der Initiative Oury Jalloh am Hauptbahnhof. Diese Anmeldung wurde von "NoNazisDessau" inhaltlich geteilt und sollte bei einer Durchführung auch von"NoNazisDessau" inhaltlich und personell unterstützt werden. Diese wiederum wurde am Freitagnachmittag durch die Initiative Oury Jalloh abgesagt.

 

 Dann kommt es nach der Demo dazu, dass 20 - 30 Rechtsextreme das Kurt-Weil-Fest im Rathaus-Center Dessau stören. Artikel der MZ-Dessau: Mitten in die Eröffnung aber, berichten Zeugen, platzen am Samstagabend 20 bis 30 Rechtsextreme, die im Eilschritt durch das Center laufen und ausländerfeindliche Parolen brüllen. "Ausländer raus, Deutschland den Deutschen" und "Hier marschiert der nationale Widerstand" ist zuhören. Es könnte, heißt es später, auch "Sieg heil" darunter gewesen sein. Weil gerade eine Sängerin auftritt und nicht jeder Besucher die Parolen genau versteht, ist das bislang aber noch nicht verbürgt.
http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1326700676403&openMenu=1046178895198&calledPageId=1046178895198&listid=1046178895179

 

Die rechte Szene aus Dessau nimmt natürlich weiterhin davon Gestalt an und mobilisiert zu einer Großdemonstration. Ein "Grund" ist der angebliche Angriff eines "Nicht-Deutschen" auf einen Deutschen. Diese Demo war mit knapp 350 Rechtsextremen am 13.10.2012 in Dessau die größte Veranstaltung der rechten Szene in und um Dessau in den letzten Jahren. Anmelder der Demo war der führende Neonazi Alexander Weinert von dem hiesigen freien Kräften. Dem Aufruf zur Demo folgten bekannte Neonazi-Größen wie zum Beispiel: "Steiner" Wulff sowie verschiedene Kameradschaften aus Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Niedersachsen.

 


Der Verfall

 

Die im letzten Jahr stattgefundenen Ereignisse spiegeln leider die Realität vieler deutscher Provinzstädte wieder und die "weltoffene" Stadt Dessau macht hier keine Ausnahme. Dessau ist schon seit Jahrzenten eine traurige mediale Aufmerksamkeit anzulasten, bestehend aus Todesfällen von Asylsuchenden und Obdachlosen, Polizeiskandalen, Übergriffe und Anschläge von Neonazis und einer offensichtlich rassistischen Mitte.


In der Provinz leben heißt sich mit täglicher Gewalt und Diskriminierung auseinandnerzusetzen zu müssen, wenig unkommerzielle Schutz-und Rückzugsräume zu haben.
Der demographische Wandel, sowie fehlende Perspektive für junge Menschen, die mehr aus ihren Leben machen wollen als in den bestehenden Verhältnissen dahin zu treiben, runden das Bild ab.

 

Rückzugsräume wie das "AJZ-Dessau" haben sich mittlerweile dem Konsumzwang der Gesellschaft gebeugt und aus dem ehmaligen Infoladen, welcher eine umfangreiche Bibliothek besaß, ist ein ungenutztes "Computer-Kabinett" geworden. Die Bibliothek wurde zum Teil aufgelöst oder woanders untergebracht. Aus dem alten Café ist eine Szene Kneipe entstanden, der "Panic Room" unter der Leitung des Beatclub. Hier kann man jetzt bei Oi-Musik und Astra-Rotlicht den Abend verbringen. Neonazis fliegen hier genauso raus, wie Menschen die sich kritisch über den Verfall des AJZ´s äußern. Neben dem Kneipen Betrieb sind dort auch die Büros des "Beat Club Dessau", dieser hat in der Vergangenheit vermehrt Konzerte veranstaltet welche der Grauzone zuzurechnen sind. (http://oireszene.blogsport.de/2010/01/06/beat-club-dessau-halbstarke-jungs-und-die-grauzone/ ; ;  http://oireszene.blogsport.de/2011/10/28/grauzonenkonzerte-vom-21-31-10-2011/ ; ;  http://oireszene.blogsport.de/2010/11/05/grauzonenkonzerte-vom-4-7-11-2010/ ). Auch hat das "Netzwerk Gelebte Demokratie"(NGD) desöfteren Netzwerktreffen mit Vertretern von Staatsanwaltschaft und Polizei im AJZ e.V. abgehalten. Um dem Bürokomplex mit integrierter Kneipe perfekt zu machen, haben das Projekt "Gegenpart" und der Lokale Aktions Plan (LAP) hier ihre Räume. Der Rest des Hauses ist vermietet an ganz "normale" Personen, zu Preisen bei denen man mehr als ein Zimmer bekommen sollte, zudem man noch mit Barbetrieb usw. leben muss.

 

Jeder der das AJZ Dessau kennt, weiß wie sehr der politische Anspruch diese ehemals alternativen Projektes geschrumpft ist. Bis dato nehmen wir ehrlich gesagt keinen Anspruch außer der Versorgung mit billigem Alkohol wahr. Perspektivisch wird sich das auch nicht ändern lassen, da es an Willen und Personen in Dessau mehr als mangelt. Zudem kommt noch das oben genannte Personen/ Gruppen im AJZ-Vorstand sitzen und die Federführenden im Verfallsprozess sind. Auch die Stadt half letztlich mit, durch die Kürzung der Jugendhilfe für Räume im AJZ und den Wegfall einer pädagogische Betreuung, Trotzdem ist die Außenwirkung des AJZ in der Stadt, bei Neonazis und dem Verfassungsschutz im linksradikalen Spektrum zu verorten. Der "normale" Bürger spricht hier gern vom "Zeckenhaus" und das spricht schon für sich. Diese Fehleinschätzung können wir nur mit einem weinenden Auge und einem Lachen zur Kenntnis nehmen.

 

Wegen diesen und noch tausenden anderen Gründen braucht Dessau am 09. März 2013 einen linken Haken. Auch wenn wir hoffentlich mit eurer Hilfe an diesem Tag nur ein Zeichen setzen  und die Verhältnisse ein bisschen ins Wanken bringen können, ist es nicht destotrotz ein notwendiges Zeichen für die Provinz. Lasst uns gemeinsam zeigen, dass der Scheiß nicht unwidersprochen hingenommen wird. Lasst uns zeigen, dass wir den Neonazis und Alltagsrassisten, wann wir es wollen, den Tag verhageln können.

 

Provinzflucht rockt !!! Provinzen zu autonomen Spielplätzen machen !!!


Am 9. März nach Dessau !!!


Vorbereitungskreis Schlecht Wetter

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Wenn ihr nen Artikel beginnt, in dem zwar "Schwarzer", "Opfer", "ASG-Vorwärts-Spieler", "Rentner" und ähnliches einzeln vorkommen, aber nicht zueinander in bezug gesetzt werden, ist nicht klar, wem welcher Angriff zur Last gelegt wird.

Dies stört den Lesefluss gleich zu beginn und läst mich en Rest gar nicht erst lesen.

Vielleicht mal selber nochmal nachlesen (lassen), ob ein Text verständlich ist?!

 

Sonst lese ich am Ende raus, dass ein von den Medien als Schwarz-Afrikaner bezeichneter Rentner von einem 29jährigen Fastfood-Opfer bei einer Hilfe zum Handyklau durch einen ASG-Spieler mit einem Messer ... ach wie auch immer *trololo*