[M] Arbeitskampf bei MAN

Streik!

Im folgenden veröffentlichen wir ein Interview, daß wir mit einigen Arbeiter_innen geführt haben, die im Münchener MAN Werk beschäftigt sind und sich links vom Betriebsrat stehend sehen. Darin geht es um die aktuelle Situation für die Beschäftigten und Möglichkeiten des Arbeitskampfs.

 

Wie ist die Situation für die Arbeitenden bei MAN zur Zeit?

Bei MAN gibt es jetzt Kurzarbeit und das bekommen als aller erstes die Mitarbeiter_innen in der Produktion zu spüren. Vor allem will der Vorstand die Krise mal wieder für Einsparungen nutzen und das verunsichert die Leute sehr. Die Übernahme durch VW ist natürlich auch Gesprächsthema. Denn VW verlangt jetzt, dass wir ihre Richt- und Leitlinien übernehmen, die starke Veränderungen in fast allen Bereichen umfassen.

Und was bedeutet Kurzarbeit im Moment?
Es wird nur Einschichtig gefahren, was bedeutet, dass die Spätschichtler frei haben. In der Zeit, bekommen sie Kurzarbeitergeld, was bedeutet, dass sie am Ende 90% ihres Lohns bekommen. 90% deshalb, weil MAN den Teil vom Arbeitsamt aufstockt.

Was sagt der Betriebsrat zum Thema Kurzarbeit und wie ist euer Verhältnis zu ihm?

Der Betriebsrat feiert natürlich jede kleine Errungenschaft und gerade die Aufstockung war da wieder eine gute Gelegenheit. Unsere Meinung ist ganz klar, wir stehen hinter Betriebsrat und Gewerkschaft, aber nur, wenn sie hinter uns stehen. Leider tun sie das nicht und so ist das Verhältnis doch mehr als angespannt.


Gerade ist die neueste Ausgabe eurer Betriebszeitschrift mit dem Titel "Werkerinfo" erschienen. Vielleicht könnt ihr kurz beschreiben, was das ist?
Als erstes ist es ein Kommunikationsmittel der Belegschaft, zumindest sehen wir es als solches. Wir schreiben über die Geschehnisse im Betrieb und kommentieren sie auch. Nach über 3 Jahren erschien gerade schon die 11 Ausgabe.

Wie ist die Reaktion der Kolleginnen und Kollegen darauf?
Mittlerweile sehen uns einige Kollegen und Kolleginnen schon als wichtigen Teil, weil wir ihnen aus der Seele sprechen. Wir schreiben, was wir erleben.

Gab es auch schon Reaktionen von "offizieller" Seite, also zum Beispiel vom Betriebsrat?
Bei der letzten Betriebsversammlung wurden wir vom Betriebstarsvorsitzenden vor über 5000 Mitarbeiter_innen indirekt angesprochen. Wir sollen doch gut über „unsere“ Firma sprechen, auch wenn noch nicht alles gut ist. Geschrieben wurden wir noch nicht. Es scheint wohl so, als wäre noch nicht ganz klar, wie man mit uns umgehen soll.

Ihr ruft in eurer neuesten Ausgabe erstmals zum "selbstorganisierten Streik" auf. Was sind eure Erwartungen?
Ja das stimmt. Aber was wir erwarten? Wir hoffen, dass einige mitmachen, indem sie krank machen oder Urlaub nehmen. Aber ob bei der jetztigen Situation, wo alle Angst um ihren Arbeitsplatz haben und wilde Streiks in Deutschland eh noch sehr unpopulär sind, genug Leute mitmachen um die Bänder zum stehen zu bringen, ist eher unwahrscheinlich.

Dabei legt ihr besonders Wert auf "selbstorganisiert"?
Wie gesagt, der Betriebsrat und die Gewerkschaft (IGM) machen nichts, außer zu allem was die Konzernleitung will, Ja und Amen zu sagen. Also müssen wir das selbst in die Hand nehmen. Wir hoffen, dass die Arbeiter_innen das auch verstehen und die Beteiligung dementsprechend hoch sein wird.

Welche Forderungen habt ihr formuliert?
U.a. keine 40 Stundenwoche mehr, wirkliche Besserstellung von Menschen mit Behinderung(en) und keine Produktion mehr von Militärfahrzeugen.

Also ist auch Antimilitarismus ein Thema für euch?
Ja, wir wollen kein Teil dieser Kriegmaschinerie sein. Wir sprechen uns klar gegen die Produktion von Militärgütern und Kriege im Allgemeinen aus.

Und seht ihr auch einen Bezugspunkt zu anderen sozialen Bewegungen?

Ja, auf jeden Fall. Wir positionieren uns auch zu Themen wie Antirassismus und Antisexismus, weil wir diese Kämpfe für wichtig halten.

 

 

Die Online-Ausgabe des Werkerinfos findet ihr unter: www.werkerinfo.tk

 

Das Interview führten wir im Januar 2013

 

Recherchegruppe Ausstand

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