Israels neue Nachbarn? Veranstaltungsreihe in Freiburg

Israels neue Nachbarn? Der Arabische Frühling und Israel

Die Re­bel­lio­nen im ara­bi­schen Raum dau­ern an, ihren früh­lings­haf­ten Char­me haben sie je­doch längst ver­lo­ren. In den Län­dern, die sie zu­erst er­fass­ten, wie Tu­ne­si­en und Ägyp­ten, las­sen sich lang­sam die Kon­tu­ren neuer Macht­ver­hält­nis­se er­ah­nen. Ob sie die ge­heg­ten Hoff­nun­gen auf ge­sell­schaft­li­chen Fort­schritt auch nur zum Teil er­fül­len wer­den, das ist nun eine ent­schei­den­de Frage. In­di­zi­en dafür lie­gen im ak­tu­el­len Um­gang der ara­bi­schen Ge­sell­schaf­ten mit den­je­ni­gen ihrer Mit­glie­der, die in­ner­halb der bis­he­ri­gen des­po­ti­schen Ver­hält­nis­se am ärgs­ten zu lei­den hat­ten: Chris­ten, Ho­mo­se­xu­el­le, Mi­gran­ten, an­de­re Min­der­hei­ten und nicht zu­letzt Frau­en. In­wie­weit eine Ge­sell­schaft sie vor Un­ter­drü­ckung und Ver­fol­gung be­wah­ren kann, be­stimmt ihren Cha­rak­ter im In­ne­ren.

 

Ein­hei­mi­sche Juden wer­den in ara­bi­schen Staa­ten kaum an­ge­grif­fen. Sie leben dort nur noch in ge­rin­ger Zahl, die meis­ten flo­hen in der Mitte des letz­ten Jahr­hun­derts. Das Ver­hält­nis zum jü­di­schen Staat Is­ra­el, der sich völ­lig zu Recht als Ga­rant der ver­nünf­tigs­ten Ge­sell­schaft im Nahen Osten und als Schutz­macht aller ver­folg­ten Juden be­greift, ist je­doch ein eben­so ent­schei­den­der Grad­mes­ser für den tat­säch­li­chen Fort­schritt der ak­tu­el­len Ver­än­de­run­gen. Die Er­fah­rung zeigt, dass der Hass auf Is­ra­el und der Hass auf den re­la­ti­ven Fort­schritt und die re­la­ti­ve Frei­heit, die west­li­che De­mo­kra­ti­en er­rei­chen konn­ten, eng mit­ein­an­der zu­sam­men­hän­gen. Schon al­lein des­we­gen ist So­li­da­ri­tät mit Is­ra­el drin­gend ge­bo­ten und die zen­tra­le Frage der dies­jäh­ri­gen The­men­ta­ge lau­tet: Be­kommt Is­ra­el neue ko­ope­ra­ti­ve Nach­barn oder neue Fein­de?

 

Der An­ti­se­mi­tis­mus kann nicht als ar­chai­sches Re­likt be­grif­fen wer­den, auch wenn er in den ara­bi­schen Ge­sell­schaf­ten manch­mal so er­scheint. Sonst bleibt un­klar, wie er bei all der rast­lo­sen und in­sti­tu­tio­na­li­sier­ten Auf­ar­bei­tung der Ver­gan­gen­heit ge­ra­de in Deutsch­land immer wie­der in der Mitte der Ge­sell­schaft gras­sie­ren kann und sich nicht nur dort immer wie­der neu an­ti­se­mi­ti­sche Kam­pa­gnen for­mie­ren kön­nen. Die grund­sätz­li­che Kri­tik ka­pi­ta­ler Ver­ge­sell­schaf­tung und ihrer ideo­lo­gi­schen Recht­fer­ti­gung bleibt un­er­läss­lich, um we­sent­li­che Vor­aus­set­zun­gen der pa­thi­schen Pro­jek­tio­nen auf die Juden und ihren Staat er­ken­nen zu kön­nen.

 

Ge­ra­de in einer Stadt, in der ein Ver­ein wie das Café Pa­les­ti­ne fast un­wi­der­spro­chen die Ver­brei­tung an­ti­zio­nis­ti­scher und an­ti­se­mi­ti­scher Hetze or­ga­ni­sie­ren kann, ist eine um­fas­sen­de Aus­ein­an­der­set­zung mit dem An­ti­se­mi­tis­mus drin­gend nötig. Ge­ra­de in einer Stadt, in der auch die füh­ren­de Ba­di­sche Zei­tung mit genau die­sem Café Pa­les­ti­ne zu­sam­men­ar­bei­tet. Und ge­ra­de in einer Stadt, in der die Ver­ant­wort­li­chen aus Po­li­tik und Kul­tur seit Jah­ren mit ba­di­scher Wursch­tig­keit alle Ein­wän­de gegen die Städ­te­part­ner­schaft zwi­schen Frei­burg und der ira­ni­schen Stadt Is­fa­han aus­sit­zen und stur dar­auf be­ste­hen, dass eine sol­che Part­ner­schaft keine po­li­ti­sche Be­deu­tung habe. In Frei­burg ge­hö­ren Auf­klä­rungs­ab­wehr und In­dif­fe­renz zur all­täg­li­chen Rou­ti­ne. Dass im Griff der per­si­schen Mul­lahs nach der Atom­bom­be die größ­te ak­tu­el­le Be­dro­hun­gen für Is­ra­el und den Frie­den im ge­sam­ten Nahen Osten liegt, lässt sich nicht mehr leug­nen. Aber wäh­rend der Iran di­plo­ma­tisch und öko­no­misch iso­liert wird, um eine mi­li­tä­ri­sche Kon­fron­ta­ti­on zu ver­mei­den, pflegt Frei­burg un­be­küm­mert den an­geb­lich rein kul­tu­rel­len Dia­log mit einer Part­ner­stadt vor deren Toren ge­ra­de Uran bis zur Waf­fen­fä­hig­keit an­ge­rei­chert wird.

Die The­men­ta­ge wer­den sich mit den po­li­ti­schen Ent­wick­lun­gen im ara­bi­schen Raum be­fas­sen, die be­droh­li­chen Ent­wick­lun­gen im Iran ver­fol­gen, viele Bei­trä­ge zur grund­sätz­li­chen An­ti­se­mi­tis­mus­kri­tik lie­fern und das schier un­end­li­che Frei­bur­ger Be­dürf­nis nach ge­pfleg­ter Kon­ver­sa­ti­on mit An­ti­se­mi­ten skan­da­li­sie­ren.

 

 


 

Diens­tag, 02. Ok­to­ber

  • 22 Uhr „Be­grü­ßungs­par­ty“
    Aika Aka­ko­mo­witsch, Björn Peng, J-​D4D4 & Herr But­ter – INFOS
    White Rab­bit, Frei­burg

Mitt­woch, 03. Ok­to­ber

  • 20 Uhr Auf­takt­ver­an­stal­tung
    Frei­bur­ger Zu­stän­de: An­ti­zio­nis­ti­sche und an­ti­se­mi­ti­sche Pro­pa­gan­da in der Breis­gau­me­tro­po­le
    mit Jo­chen Bruhn, Jörg Huber u.a. – INFOS
    Cafe Velo im Mo­bi­le am Haupt­bahn­hof

Don­ners­tag, 04. Ok­to­ber

  • 19 Uhr Zur Si­tua­ti­on im Iran
    Vor­trag von Wa­hied Wah­dat-​Hagh: Der Iran heute: Zur Ideo­lo­gie einer Dik­ta­tur und ihrer Po­li­tik in Zei­ten der „Ara­bel­li­ons“ – INFOS
    Uni Frei­burg, Pe­ter­hof, HS 4, Nie­mens­str. 10

Frei­tag, 05. Ok­to­ber

  • 16 Uhr Ein­füh­rung in den Be­griff des An­ti­se­mi­tis­mus
    Teil 1: In an­ti­se­mi­ti­scher Ge­sell­schaft
    Vor­trag von Leo Elser - INFO
    Forst-​Uni, Ten­nen­ba­cher Str. 4
  • 20 Uhr Po­di­ums­dis­kus­si­on: Is­raels neue Nach­barn? Der ara­bi­sche Früh­ling und Is­ra­el
    mit Huda Zein, Oli­ver M. Pie­cha, Tho­mas Be­cker
    Vor­der­haus der Fa­brik

Sams­tag, 06. Ok­to­ber

  • 16 Uhr Ein­füh­rung in den Be­griff des An­ti­se­mi­tis­mus
    Teil 2: Se­kun­dä­rer An­ti­se­mi­tis­mus nach Ausch­witz
    Work­shop mit Eva vom Bö­ckel – INFO
    Forst-​Uni, Ten­nen­ba­cher Str. 4
  • 20 Uhr Keine Bühne gegen Is­ra­el?
    Vor­trag von Jan Sin­ger
    Gol­de­ne Krone, Kro­nen­stra­ße Ecke Mat­ten­stra­ße

Sonn­tag, 07. Ok­to­ber

  • 16 Uhr Film: Die ver­ges­se­nen Flücht­lin­ge
    Film­vor­füh­rung, an­schlie­ßend Kurz­vor­trag von Til­man Ta­rach mit Dis­kus­si­ons­mög­lich­keit – INFOS
    Thea­ter der Im­mo­ra­lis­ten, Fer­di­nand-​Weiß-​Str. 9

    Die Ver­an­stal­tun­gen von Mitt­woch bis Sonn­tag sind mit frei­em Ein­tritt, um eine Spen­de wird ge­be­ten.

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"Das Ver­hält­nis zum jü­di­schen Staat Is­ra­el, der sich völ­lig zu Recht als Ga­rant der ver­nünf­tigs­ten Ge­sell­schaft im Nahen Osten und als Schutz­macht aller ver­folg­ten Juden be­greift[...]" Spätestens ab hier kann man aufhören zu lesen. Dies ist einer linksradikalen Betrachtung der Gesamtsituation unwürdig. Plumper (Rechts)populismus hat hier im übrigen nichts verloren. Packt den Beitrag doch mal auf PI-News?

Homer oder Bart Simpson hat mal gesagt: "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden!" 

Ist das jetzt ein Linksradikaler? Ich fänds übrigens total prima noch weniger zu argumentieren.

Soll ich mir das wirklich antun?

sollst du. ;)

israel bis zum kommunis, denn es ist notwendig! =)

Araberfeindliches Rassistentreffen, warum muß auf Indymedia für reaktionäre Veranstaltungen geworben werden?

wieso denn bitte araberfeindlich? jeder araber, der die notwendige schutzfunktion israels anerkennt und einen linken universalismus über etwaige religions- oder nationalitätsidentitätskonstruktionen stellt, muss doch froh sein über diese veranstaltungsreihe, gerade beim thema iran.

[...] linken universalismus über etwaige religions- oder nationalitätsidentitätskonstruktionen stellt [...]

Und genau deshalb, hat Israel als "jüdischer Schutzraum" keine Sonderrechte! Egal welcher Religion die Menschen angehören, es bleibt dabei:  

MENSCH BLEIBT MENSCH

ARABER = Mensch

ISRAELI = Mensch

JUDE = Mensch

MUSLIM = Mensch

mir erklärt sich das sonderrecht über die jarhundertlange verfolgung der jüdischen oder zu jüdisch gemachten menschen!

was sollen denn

 

zu jüdisch gemachten menschen

 

sein?

verfolgung gab und gibt es überall, leider auch an juden (und vielen anderen), dass rechtfertigt aber noch lang keine menschenverachtende politik gegenüber der palästinensischen bevölkerung und irgendwelche begrüßen von kriegen usw

word!

Was soll dieses ekelhaft rassistische Plakat mit einem Falafel-Teller und Pali-Tuch. Ihr wollt Ärger? Ihr werdet Ärger bekommen, ihr dreckigen Rassisten.

Kannst du mir erklären, was an dem Motiv rassisitisch sein soll? Ich steig da nicht dahinter?! Und überhaupt wurde anscheinend versucht ein ausgewogenes Programm mit verschiedenen Redner_innen, die teilweise aus erster bzw. zweiter Hand von den Veränderungen in ihren Herkunftsländern berichten können, auf die Beine zu stellen. Was für einen anderen Gurd für diesen unreflektierte Rumgepöbel hier sollte es geben, als dass sich die Schreiber_innen von einer Veranstaltung, die Antismitismus kritisiert, auf den Schlips getreten fühlen.

Da schreibt wohl einer mit Nazigenen - oder wie soll diese "antfaschistische" Aussage gewertet werden ?

Mir fällt es schwer, als Linker, mit Israel solidarisch zu sein. Ist ja auch ein alter Hut, klar ist es gut, dass es eine Ecke in der Welt gibt, wo Juden relativ sicher leben können. Israel bleibt aber ein scheiß Staat wie jeder andere auch. Soweit ist es wohl hoffentlich noch nicht gekommen, dass wir Kommentare wie das Außenministerium abgeben müssen. Für ne Veranstaltungsreihe, die den Ruch des Antideutschen hat, finde ich das Programm wirklich sehr ausgewogen. Ich wohn zu weit weg, aber vielleicht nutzen Leute ja mal die Gelegenheit miteinander zu reden, als nur reflexhaft aufeinander loszugehen?!

hallo,

 

man muss Israel ja nicht durchgehend gut finden, aber die individuellen Rechte jedes Menschen werden dort wesentlich besser geschützt als in jedem der umgebende Länder.

Oder gibt es in Ägypten, Libanon, Jordanien oder Syrien eine Gay Pride Parade?

In Israel beträht der arabische Bevölkerungsanteil rd. 20%, In Ägypten (rd. 80 Millionen Einwohner) gibt es rd. 100 (Hundert) Juden.

Die Hamas (in Gaza) hat in ihrer Charta stehen das alle Juden aus Palästina zu vertreiben sind. Erst wenn ALLE Muslime ÜBERALL Juden bekämpfen und töten kann das jüngste Gericht kommen. Dann ALLE Juden getötet werden.

 

Gruß

 

Das der Staat Israel sich schwer tut mit Menschen (islamschen Glaubens) zu verhandeln die bedingungslos seine (Israels) Auflösung fordern und ALLE Juden töten wollen kann ich ein ganz klein wenig verstehen.

Oder würdet ihr mit Menschen reden (egal welcher Konfession und Herkunft) die euch umbringen wollen?

Die Nachweise findet ihr unter Hamas und Existenzrecht Israels in Wikipedia.de.

hr seht gerade was abgeht in Syrien. Eine "echte" Multikultigesellchaft" (Sunniten, Alawiten, Schiiten, Jesiden und Christen (es gibt 12 vershiedene christl. Glaubensrichtungen in Syrien) werden von zumeist sunnitisch Fanatikern angegriffen. Was glaubt ihr was passiert wenn di sch durchsetzten? Mehr Rechte für Frauen, Minderheiten und sexuell anders ausgerichtete Menschen + eine Demokratie nach Schweizer Vorbld (ohne Minarettverbot).

Könnt ihr gerne Glauben. Die Realität wird eine andere sein.

Troz aller Kritik an Israel ist dieser Staat einer wünschenswerten Zivilgesellschaft von allen Nachbarstaaten WEIT überlegen. Mit dem Iran wolln wir Israel nicht ernsthaft vergleichen oder?Zuerst will ich ne Schwulen und Lesben plus Transgender Paade in Ghom wo nicht schon auf den ersten 100 Metern 3 Tonnen Steine fliegen.

Übrigen ist auch Israel schon zu knapp 40% säkular.

Dein Problem -sowie vermutlich auch von der beworbenen Veranstaltung- ist die diametrale Einteilung in "gut" und "böse". Das wird in Deinen Formulierungen sehr schön deutlich wenn du schreibst, dass die Rechte in Israel besser geschützt würden oder das es weit überlegen sei ohne die Ursachen und Zusammenhänge zu benennen. Natürlich ist Israel demokratisch und die Hamas ein Mörderhaufen, die Frage nach dem warum wird aber von dir/euch nicht gestellt oder falsch beantwortet. Die Herausbildung und die Radikalisierung der Hamas ist die absolut logische und unausweichliche  Konsequenz der jahrzehntelangen Zustände im Nahen Osten, sie wäre überall auf der Welt -auch in Europa- ähnlich vorzufinden, wenn die Lebenswelten vergleichbare wären: Ohne Bildung, Wasser, ausreichend Nahrung, geschweige denn irgendeiner Form von materiellen Wohlstand und einer Perspektive auf Besserung auf der einen Seite und ein sehr reiches Land auf der anderen - damit bietet der nahe Osten das ideale Terrain für Feindbilder, Hass und Aggressionen und die israelische Regierung war nie bemüht dieses Problem an der Wurzel zu packen sondern hat seit je her mit technokratischen Methoden agiert und reagiert und somit das Problem immer weiter verschärft. Das den Arabern/Muslimen/Islam (oder wie auch immer die Bewohner falsch verallgemeinert und kategorisiert werden) eine genetische veranlagte oder kulturell gewachsene Neigung zum Antisemitismus angedichtet wird (beides von antideutschen Gruppen) ist nicht nur eine falsche sondern auch reaktionäre und radikal antiemanzipatorische Sichtweise. Auch der NS-Antisemitismus wird auf diese Weise fehlgedeutet und kann nicht verstanden werden, was sich auch immer wieder in antideutschen Positionen zeigt, die ähnlich wie bei der Hamas von einem konsistenten deutschen Volkskörper ausgehen, der ursächlich sein soll für den deutschen Sonderweg. Hierin liegt letztlich der auch rassitische Kern antideutscher Ideologie und die Frage ist, wie sich oben beworbene Veranstaltung davon abgrenzen möchte?