Internationales Anarchistisches Treffen

Plakat: Internationales Anarchistisches Treffen

Anfang August wird im Schweizer Jura ein internationales Treffen von Anarchist_innen aus der ganzen Welt stattfinden, dass aus mehreren Gründen zu einem nicht ganz alltäglichen Erlebnis werden könnte. Anlass für das Treffen ist Gründung der antiautoritären Internationale vor 140 Jahren. Doch keine Angst, das Ganze soll auf keinen Fall eine Historienverantsaltung werden.

 

Im folgenden Artikel findet ihr Infos zu:

 

  • Historischem Hintergrund der Veranstaltung

  • FAQ zu St. Imier

  • Prinzipien des Treffens

  • Buchmesse

  • Anfahrt/ Unterbringung etc.

  • weitere Infos

 

Zum Historischen Hintergrund der Veranstaltung:

 

Der Kongress von St. Imier fand 15. bis zum 16. September 1872 statt. Dieser Kongress fand gegen den auf Veranlassung des Generalrates der 1. Internationalen einberufenen Kongress der Internationalen in Den Haag statt. Der Kongress in St. Imier erklärte sich zum antiautoritären Kongress der Internationalen Arbeiterassoziation und wies die Beschlüsse aus Den Haag zurück. So wurde hier festgehalten, dass nicht die Eroberung sondern „die Zerstörung jeder politischen Macht die Pflicht des Proletariats“ sei. Hier wurden maßgebliche Grundlagen für die anarchistische Bewegung gelegt.

 

FAQ zu St. Imier:

 

St. Imier? Was ist das überhaupt?

St. Imier ist ein Örtchen in der französischsprachigen Schweiz, mitten im Jura gelegen, nahe der französischen Grenze. Und dort wird vom 8. bis zum 12. August 2012 das Internationale Anarchistische Treffen stattfinden, zu dem rund 3.000 Anarchist_innen erwartet werden (und wer weiß – vielleicht ja auch noch mehr). Damit wird es das libertäre Megaevent der letzten Zeit. Die größten vergleichbaren, explizit anarchistisch ausgerichteten Kongresse der letzten 25 Jahre waren wohl die beiden „Libertären Tage“ in Frankfurt/Main 1987 und 1993, wo auch jeweils so viele Leute kamen.

 

Aber St. Imier… Warum nun gerade dort?

St. Imier ist nicht zufällig gewählt. Es ist gerade der Ort, wo vor genau 140 Jahren, also 1872, die Antiautoritäre Internationale gegründet wurde, nachdem Anarchist_innen und andere antiautoritär gesinnte Menschen nicht länger in der Marxschen Internationale willkommen waren. Um den damaligen Neubeginn zu feiern, haben sich die Organisator_innen diesen Ort ausgesucht.

Ok, aber wer organisiert das Event denn?


Das Internationale Anarchistische Treffen ist eine gemeinsame Initiative der französischsprachigen Federation Anarchiste (FA), der Coopérative Espace Noir aus St. Imier, der Fédération Libertaire des Montagnes (FLM) und der Organisation Socialiste Libertaire (OSL) aus der Schweiz sowie der Internationalen der Anarchistischen Föderationen (IFA). Mittlerweile sind viele weitere Organisationen und Gruppen dazugekommen, die gemeinsam dafür sorgen möchten, dass dies ein großes strömungsübergreifendes Treffen wird.

 

Was bedeutet denn strömungsübergreifend?

Das bedeutet, dass verschiedenste Anarchist_innen, ungeachtet ihrer taktischen Differenzen, das Event gemeinsam vorbereiten, seien sie nun eher dem Föderalismus, dem Plattformismus, dem Anarcho-Syndikalismus oder anderen Strömungen zugeneigt.

 

Wer ist eingeladen?

All diejenigen, die verschiedenen Strömungen kennenlernen möchten oder bereits in anarchistischen Initiativen organisiert sind. In jedem Fall werden Vertreter_innen anarchistischer Organisationen aus aller Welt auf dem Treffen anwesend sein und so für einen wahrhaft internationalen Austausch sorgen. Derzeit haben wir außerhalb Europas u.a. Gruppen und Personen aus Mexiko, Peru, Chile, Brasilien, Südafrika, Israel, Tunesien und Belarus eingeladen.

 

Was ist vor Ort geplant?

Historische und thematische Veranstaltungen, Theater, Konzerte, Ausstellungen, Filmvorführungen, eine Buchmesse, ein Radio, ein libertäres Camping, ein selbstverwalteter Markt mit Bioprodukten, praktische Workshops, Verpflegungsmöglichkeiten etc.

Das ist ja alles enorm viel Arbeit…

Und genau deswegen werden ganz dringend helfende Hände gesucht. Weiter unten findet ihr Tipps, wie ihr euch bereits jetzt einbringen könnt, wohin ihr euch am besten wendet usw.



Prinzipien des Treffens

1) Das Organisationskomitee der Internationalen Treffen des Anarchismus 2012 in St. Imier bekräftigt und unterstützt Werte wie gegenseitige Hilfe, direkte Demokratie, Antiautoritarismus, Autonomie und Solidarität. Wir erinnern an unsere Ablehnung von Kapitalismus, Imperialismus, Patriarchat, Sexismus, Rassismus, Kolonialismus, Staatlichkeit, jeglicher Religion und jeder anderen Form von Unterdrückung. Sexistisches, rassistisches, homophobes und autoritäres Verhalten und entsprechende Einstellungen werden bei den Treffen nicht akzeptiert.

2) Das Organisationskomitee achtet die Eigenständigkeit der Personen, Gruppen, Organisationen und Verlage, die zur Teilnahme an den Treffen oder zu damit in Verbindung stehenden Aktivitäten eingeladen wurden.

3) Die Internationalen Treffen sind ein Raum für den Austausch, die Sensibilisierung, die Unterstützung und den Zusammenschluss in Bezug auf die verschiedenen lokalen und internationalen Kämpfe.

4) Sowohl durch das Abhalten von Workshops und Konferenzen als auch durch das tägliche Miteinander während der Treffen selbst, sei es um seine eigenen Ideen vorzustellen, diese weiterzuentwickeln oder einen Dialog zwischen den verschiedenen Strömungen herzustellen sollen die „Rencontres Internationales“/Internationalen Treffen das anarchistisch-soziale Gedankengut weiterverbreiten und bewerben. Unsere Arbeit vollzieht sich im Geist der Offenheit gegenüber den verschiedenen Traditionen, Konzeptionen und Praktiken des Anarchismus

5) Innerhalb des Internationalen Treffens liegt der Schwerpunkt auf politischen Debatten und schriftlichen Dokumenten (Bücher, Flugblätter, Zines, Audiovisuelles Material) welche von Verlagen, Herausgeber_innen, Individuen und Gruppen ausgehen, die sich zum sozialen Anarchismus bekennen.

6) No dog, no master. Die Anwesenheit von Vierbeinern ist nicht erwünscht und wird auf dem Campingplatz, während den Konzerten, Workshops und Konferenzen in keinem Fall akzeptiert. Wir haben nichts gegen Tiere, sind aber der Meinung, dass sich deren Anwesenheit nur schwer mit einer Veranstaltung wie den Internationalen Treffen vereinbaren lässt.

7) Auf der Grundlage dessen, was bis hierher gesagt wurde, kann jede Person, Struktur oder Organisation ihre Teilnahme anfragen und Orte für Ausstellungen und Debatten zur Verfügung stellen sowie Konferenzen, Vorführungen und Workshops etc. vorschlagen. Dies ausschließlich jeglicher rein kommerzieller Vorhaben! Außerdem suchen wir Freiwillige, die bei den verschiedenen Aufgaben, die bei dieser Veranstaltung anfallen, helfen!

8) Das Rotieren der Aufgabenverteilung ist eines unserer fundamentalen Prinzipien. Jede_r Freiwillige kann somit an den Aufgaben wie Reinigung, Küche, Wachdienst, Kinderhort, etc. teilnehmen.

9) Die Entscheidungen des Organisationskomitees werden prioritär durch Konsens während der Versammlungen getroffen.

10) Sollte dies nicht möglich sein, werden die Entscheidungen per ¾-Mehrheit getroffen.

 

 

Anarchistische Buchmesse in St. Imier 2012

2010 fand zum ersten Mal in der zweisprachigen Stadt Biel/Bienne eine anarchistische Buchmesse statt. Mit gut 500 BesucherInnen, mehr als zwei Dutzend AusstellerInnen und einer kleinen, aber feinen Auswahl an Vorträgen zur Theorie und Praxis des Anarchismus war die Veranstaltung ein durchschlagender Erfolg. Deshalb wurde auch 2011 in dieser Stadt wieder eine Buchmesse veranstaltet. Diesen Sommer findet in der Nähe von Biel/Bienne im grünen Bernerjura in St. Imier ein anarchistischer
Kongress statt, für die Organisator_innen der Buchmesse war deshalb schnell klar, dass die Buchmesse einige Kilometer verlegt wird, um den Aussteller_innen und Besucher_innen eine zweite Anreise zu ersparen.

Die Buchmesse bietet einen Überblick über die Publikationen von zahlreichen antiautoritären, herrschaftskritischen Verlagen und
Organisationen aus der ganzen Welt. Parallel zum Anlass finden Lesungen und Vorträge statt.

 

Donnerstag 9. bis Sonntag 12. August 2012
Patinoire d’Erguel (Eishalle), Beauregard 4, CH-2606 Saint-Imier (Schweiz)
buechermesse.ch | info (a) buechermesse.ch

 

Anfahrt

Zum Thema der Anfahrt wird die nächste Gaidao-Ausgabe ausführliche Informationen bieten. Wir sind gerade dabei zu schauen, ob es kollektive Lösungen dafür gibt, sei es mit gemieteten Bussen oder über die gemeinschaftliche Nutzung von Mitfahrgelegenheitsseiten. Solltet ihr konkrete Ideen und Vorschläge dazu haben, zögert bitte nicht, uns anzuschreiben unter stimier-presse@riseup.net



Unterbringung/ Essen

Vorort gibt es einen Campingplatz welcher ca. 1000 Personen fast. Dieser wird 12 Euro für die Gesamtdauer des Treffens kosten. Des Weiteren gibt es im Ort diverse Pensionen. Es wird derzeit aber auch nach weiteren Campingmöglichkeiten gesucht, da das bei Weitem die günstigste Möglichkeit ist. Für Verpflegung ist auf jeden Fall gesorgt, es wird mehrere vegane Voküs geben, die auf die Anzahl der Teilnehmenden vorbereitet sind.

 

Infoveranstaltungen zu St. Imier

Die ersten beiden Infoveranstaltungen haben bereits diese Woche in Berlin stattgefunden. Als nächstes ist nun eine Infotour durch Deutschland geplant. Generell gibt es zum einen die Möglichkeit Infoveranstaltungen einfach selber zu machen. Solltet ihr dafür Infomaterial brauchen, dann meldet euch unter: emmagoldmann@riseup.net Es gibt bereits eine Art Präsentation und ein Skript, die wir euch zur Unterstützung gern zu schicken. Sollten die Kapazitäten nicht vorhanden sein, kommen gern auch ein paar Genoss_innen bei euch vorbei für eine Infoveranstaltung.



Anmeldung

Eine Anmeldung ist nicht obligatorisch. Damit die Veranstalter_innen jedoch besser abschätzen können, wie viele Besucher_innen am Treffen teilnehmen werden, wären sie froh, wenn ihr euch auf der folgenden Seite anmelden würdet: www.anarchisme2012.ch/index.php?lang=de. Das gilt weder als fixe Anmeldung noch als Reservierung, sondern dient lediglich dazu, die Logistik für das Treffen besser organisieren zu können.

 

Sprachen

Die Veranstaltungen finden in verschiedenen Sprachen statt. Es wird leider nicht möglich sein, alle Vorträge zu übersetzen. Die Veranstalter_innen sind jedoch darum bemüht, für die Vorträge im „Salle de spectacle“ eine Simultanübersetzung einzurichten. Für die anderen Veranstaltungen steht es den Besucher_innen offen, sich vor Ort selbst zu organisieren.



Weitere aktuelle Infos findet ihr unter:

 

http://www.anarchisme2012.ch (Website des Treffens)

afb.blogsport.de

gaidao.blogsport.de (Hier findet ihr die Gesamte Countdown-Artikelserie zu St. Imier)

buechermesse.ch/ (Website der internationalen anarchistischen Buchmesse)

Bei Fragen zu Infoveranstaltungen etc. schreibt an emmagoldmann@riseup.net

Anarchismus.at (Infoportal zur anarchistischen Bewegung)

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Auswertungsbericht der Antisexist Contact and Awareness Group


Die Idee, eine Antisexist Contact and Awareness Group im Kontext der Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 zu organisieren, entstand im Sommer 2006. Zunächst getragen von einer Handvoll Leuten, die sich zum einen in den Strukturen der Protestvorbereitung und zum Anderen in antisexistischen Initiativen verorteten, wuchs die Gruppe bis zum Gipfel auf etwa 50 Personen an. Koordiniert wurde die Vorbereitung über Kleingruppen, die in Berlin, Bremen, Münster und Rostock aktiv waren und von Einzelpersonen zum Teil international unterstützt wurden. Die konkrete Vorbereitung lief dann über mehrere gemeinsame Treffen und Vorbereitungs- und Einführungsworkshops.
Eine Antisexist Contact and Awareness Group war aus verschiedenen Perspektiven sinnvoll und notwendig. So konnte einerseits auf diverse Erfahrungen und Erfolge von ähnlichen Ansprechgruppen zurückgegriffen werden (Antirassistische Grenzcamps, AutoOrga) und zum anderen war der Mangel einer solchen Struktur sowie der zugehörigen Themen in der breiten Mobilisierung zum G8-Gipfel deutlich geworden. Sexismus und sexualisierte Gewalt – gerade auch als Konflikte innerhalb von Bewegungen – waren bis dahin in den Mobilisierungszusammenhängen kein sichtbares Thema gewesen. So ist die allgemeine Fokussierung auf den „großen Gegner“ (indiesem Fall die G8) nicht selten ursächlich für die Formation einer vermeintlich homogenen Bewegung, in der die inneren Widersprüche, Konflikte und Gewaltverhältnisse zwischen den Aktivist_innen aus dem Blick geraten können. Gerade in Bewegungen, die sich selbst einen emanzipatorischen Anspruch verleihen, erscheint es uns zentral, sich es nicht mit der alleinigen Bezugnahme auf einen äußeren Gegner „einfach“ zu machen. Wir wollen Strategien und Praxen entwickeln, die den Machtverhältnissen, die in unsere Strukturen und durch uns hindurch wirken zu Sichtbarkeit verhelfen und möchten Konflikträume aktiv herstellen. Den vorhandenen Ausschlüssen und der Nicht-Sichtbarkeit dieser Konflikte sollte die Antisexist Contact And Awareness Group etwas entgegen setzen: so also zum einen einen konkreten Raum eröffnen, in dem Betroffene von Sexismus und sexualisierte Gewalt Schutz und Unterstützung finden und zum anderen den Themen Sexismus und sexualisierte Gewalt innerhalb der Proteststrukturen eine Präsenz verschaffen. Wir haben uns also nicht nur als Anlaufstelle verstanden, die eine Art „Dienstleistung“ an der Bewegung ausübt, sondern wollten mit unserer Präsenz aktiv intervenieren und die entstandenen Räume in Reddelich, Rostock etc. sensibilisieren. Daher Contact AND Awarenessgroup.

 

Weiterlesen auf http://asbb.blogsport.de/2008/07/23/auswertungsbericht-der-antisexist-co...