In Solidarität mit Luciano “Tortuga” Pitronello

In Solidarität mit Luciano “Tortuga” Pitronello

Am 20. März wird der Prozess gegen Luciano “Tortuga” Pitronello beginnen. Er legte am 1. Juni 2011 in einer Santander Bank in Santiago, Chile, eine Bombe, welche ihn schwerverletzte. Die Staatsanwaltschaft fordert 15 Jahre Knast für Tortuga. Davon 12 Jahre für das Plazieren der Bombe in der Bank im Rahmen des Anti-Terror-Gesetzes, sowie drei Jahre für die Nutzung von geklauten Nummernschildern an dem Motorrad, mit welchem er unterwegs war.

 

In den letzten Jahren gab es in Chile unzählige Angriffe auf Staat und Kapital, der Staat suchte sich in seiner Hilflosigkeit Verantwortliche dafür zu finden einfach selber welche, so gab es im August 2010 Verhaftungen von mehreren AnarchistInnen, denen eine Verantwortung für die Angriffe zugesprochen wurde. Nicht unerwähnt bleiben soll der anarchistischen Kämpfer Mauricio Morales, der am 22. Mai 2009 sein Leben verlor, als er dabei war eine Bombe zu transportieren, die für einen Angriff auf eine Bullenkaserne bestimmt war.

 

Für die Woche um den Prozessbeginn gegen Tortuga wird zu einer internationalen Woche der Solidarität aufgerufen.

 

http://www.abc-berlin.net/in-solidaritaet-mit-luciano-tortuga-pitronello

 

 

Infos auf Spanisch: http://negratortuguitalakalle.noblogs.org

Ein Brief von Tortuga: http://waronsociety.noblogs.org

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Egal wie nobel die Motive, taktisch ist sowas Banane.
Lesen und verstehen...

You can't blow up a social relationship - the anarchist case against terrorism

http://libcom.org/library/you-cant-blow-up-social-relationship

 

Lesen und verstehen...

You Can’t Blow up a social relationship... But you can have fun trying!

http://theanarchistlibrary.org/HTML/Bob_Black__You_Can_t_Blow_up_a_Social_Relationship..._But_you_can_have_fun_trying_.html

Der zweite Text ist doch eigentlich nur eine billige Rechtfertigung dafür "für die Sache" Menschen umzubringen.

Nicht das die Autor*innen das, auf was sie da antworten, mehr als nur überflogen hätten.
Eins von zu vielen Beispielen: Wenn sie etwa dem im Ursprungstext gemachten Unterschied zwischen bewaffneten Aktionen auf dem Land und in der Stadt widersprechen sie mit "Do these anarchists think the police care how populous the locality is that they are killed in? Do they think the general population cares? Who’s being romantic here? These guys are romanticizing peasants because they have never met one and maligning urban intellectuals like themselves because they know their own kind."


Im Ursprungstext heißt es: " because of the circumstances of urban guerrilla warfare, this method automatically leads to terrorism"
Ist es den Verfassern der Antwort mal irgendwie aufgegangen das Bomben in dicht besiedelten Gebieten zwangsläufig nicht nur ihre Ziele in Mitleidenschaft ziehen? Das es auf dem Land klar abgrenzbare Kombattant*innen gibt? Das es da noch jede Menge andere Menschen gibt außer Bullen die bei bewaffneten Konflikten ganz schnell zwischen den Fronten stehen - und dann bestimmt jede Menge Sympathie für ihre "anarchistischen Befreier*innen" aufbringen können.
Abgesehen davon finde ich es auch mehr als fragwürdig finde Cops, Politiker*innen und Banker*innen zu töten - das riecht doch ziemlich nach personifizierender, Sündenböcke ausmachender "Kapitalismuskritik".
Anstatt einzele Akte revolutionärer Gewalt auf ihre jeweiligen Qualitäten abzuklopfen wird sie in einen Topf geworfen - Gewalt ist Gewalt ist Terror ist Revolution.
Weil die Beobachtung "revolutionären" Terrorismus sich hier auch an nichtanarchistischen Gruppen (die damit deutlich erfolgreicher und sichtbarer waren) festmacht wird sie delegitimiert.

Natürlich kann mensch feststellen, dass es seit es Anarchist*innen gibt auch welche gibt die auf eigene Faust anfangen Menschen umzubringen. Oft nicht nur die Herrschenden sondern auch noch die Umstehenden. Und von Durutti verübte Exekutionen sollten eigentlich mal dazu beitragen den Führerkult um Durutti als "starken Mann der spanischen Anarchie" zu hinterfragen als Exekutionen zu rechtfertigen. =_=
 

"It is true that anarchist violence has often backfired and never won any lasting victory. But this is but to say that anarchism is a failure to date. Anarchist propaganda is a failure. Anarchist organizing is a failure (vide the IWW). Anarchist schooling is a failure. If anything, anarchists have accomplished more by violence than in any other way, in the Ukraine and in Spain, for instance."

Und hier werden dann sämtliche anarchistischen Projekte delegitimiert außer der eigenen Affinität zu Desorganisation und Brandbomben. Eigentlich muss mensch sich nur ein bisschen mit der Bewegungsgeschichte auseinandersetzen um diese Behauptungen Lügen zu strafen. Anarchismus hat in keiner seiner Facetten versagt, im Gegenteil - anarchistische Ideen verbreiten sich seit geraumer Zeite enorm in der Gesellschaft, sie haben es nur nicht vermocht diese zu übernehmen.
Und wer die wenigen revolutionären Jahre in Spanien und der Ukraine auf die sie verteidigende Gewalt reduziert verpasst die wirtschaftliche Organisierung, die enorme Reichweite anarchistischer Bildungsoffensiven und auch wegen mir das Ausmass an geübter Propaganda.

Die Autor*innen argumentieren moralisch, aber sie entziehen sich einer Diskussion über Taktik und unterschiedliche Qualitäten revolutionärer Akte. Sie setzen einfach sämtliche anarchistisch motivierte Gewalt gleich und erklären sie für legitim, vom bewaffneten Aufstand bis zum Bombenattentat. 
Sie beziehen sich auf die Tyrannenmörder*innen der vorletzten Jahrhunderts. Aber wir leben nicht mehr im Feudalismus - surprise!

Wir erleiden verdammt nochmal genug täglichen Terror - Anarchismus sollte das Gegenteil zum alltäglichen Terror sein, und sich nicht seiner auch noch bedienen.<
Die Revolution muss (wenn nötig auch mit Gewalt) verteidgt werden, keine Frage. Wer sie dagegen pauschal idealisiert sollte sich mal ernsthaft fragen ob er*sie nicht bei den Leninist*innen besser aufgehoben wäre.

Wenn ich zB Malatesta bei lese
"Die wahre anarchistische Gewalt hört auf, wo die Notwendigkeit der Verteidigung und der Befreiung aufhört. Sie wird durch das Bewußtsein getragen, daß die Individuen, einzeln betrachtet, wenig oder überhaupt nicht verantwortlich sind für die Position, die Erbe und Umwelt ihnen verschafft haben. Diese Gewalt ist nicht von Haß, sondern von Liebe beeinflußt, und sie ist gut, weil sie auf die Befreiung aller abzielt und nicht auf die Ersetzung der Herrschaft der anderen durch die eigene."
http://www.anarchismus.at/anarchistische-klassiker/errico-malatesta/181-...
 
dann enthebt mich das nicht davon, die Grenzen bei der Gewalt aufhören muss genau zu untersuchen. Und was bringen in dieser Beziehung Bombenattentate auf Banken?

Was bringt es denn, ständig mit Pippi in den Augen zu Hause vor dem PC zu sitzen? Sinn und Zweck sind schon lange nicht mehr die Kriterien. Das sind eben insurrektionalistische Strukturen, die nicht wissen wohin mit ihrer Wut. Wahrscheinlich ist das tatsächlich auch alles, was von der anarchistischen Idee übrig geblieben ist. Dann verkriech dich doch weiter in deinem Wohlstandsanarchismus und warte auf die Graswurzelrevolution.