(H)Ausverkauf – Die Gegen-Immo
Ein Aufruf sich vom 2. bis 4. März an kritischen Aktionen und Veranstaltungen anlässlich der IMMO/GETEC 2012 in Freiburg zu beteiligen.
Informationen: Recht auf Stadt FR | Baugruppe Wem gehört die Stadt? | UStA der PH | Zone d'Ammenagement Differe | BI Wohnen ist Menschenrecht | Anarchistisches Netzwerk FR | Autonomes Zentrum KTS
Am ersten Märzwochenende 2012 findet die diesjährige Immobilienmesse in Freiburg statt, begleitet von der nicht minder expandierenden Gebäude.Energie.Technik-Messe GETEC.
Während sich die VeranstalterInnen von Stadt und Stadtvermarktungsgesellschaft FWTM gerne damit brüsten eine ökologische und soziale Stadtentwicklung voranzutreiben, tun sie vor allem letzteres nicht. Denn: die ökologische Stadt hat ihren Preis und auch die mit dieser Logik eng verwobenen Aspekte Sauberkeit, Transparenz und Sicherheit kommen nicht zu kurz. So haben wir den Eindruck, dass - wie in vielen anderen Städten - solche Ausstellungen primär das Geschäft kapitalträchtiger Lobbygruppen sind, die sich meist nur vordergründig mit sozialen umweltpolitischen Belangen befassen, auf soziale Schieflagen pfeifen und ihren emsigen Beitrag zur Verdrängung armer Bevölkerungsteile bestenfalls ignorieren.
Sie wollen eine glänzende, politisch korrekte Schaukastenstadt, in der der grüne Mainstream, wie er liebevoll genannt wird, alles überrollt, was die städtischen Entwicklungen nicht mittragen kann oder will. Wir stellen uns nicht gegen ökologische Inovationen und Technologien. Wir sind jedoch nicht mit einer Zentralisierung und Monopolisierung der Nachhaltigkeitsinstrumente einverstanden, sondern wollen einen ökologischen und sozialen Wandel von unten. Das jährliche Treffen der wichtigsten Bauherren- und Damen der Stadt ist ein Anlass für kritische Auseinandersetzung mit den dort gehandelten Themen. Einige Gruppen werden Anfang März ihre Sichtweise auf die derzeitige Lage und die Perspektiven einer zukunfsträchtigen urbanen Entwicklung darlegen und zur Diskussion stellen.
Wir nehmen die alltäglichen Handlungen der AusstellerInnen bei der Immobilienmesse primär als Einschränkungen unserer Wohn- und Lebensqualität war. Seien es VerwalterInnen wie Sauer, Bauriesen wie Unmüssig, GlasfrontvermehrerInnen wie die Sparkasse, Armen-VerdrängerInnen wie die Stadtbau oder Eigentums-VerherrlicherInnen wie die vom Interessensverband der Haus- und Grundeigentümer - gemein haben die ProtagonistInnen der Freiburger Immo das Interesse an Kapitalvermehrung zulasten überrollbarer Gesellschaftsgruppen. In einem kapitalistischen System kann es keine solidarische Entwicklung geben, da nie die Bedürfnisse der Betroffenen im Vordergrund stehen. Nur die Zahlkraft zählt, die Reproduktion und die Profitmaximierung.
Zahlreiche BewohnerInnen mussten in den letzten Jahren der Bauwut und Kapitalvermehrung dieser Akteure weichen. So wurden Menschen aus Häusern, von Plätzen, auf Straßen und unter Brücken geräumt und reihum ganze Straßenzüge zugunsten von Büros und Banken abgerissen. Die Pläne für die ach so demokratisch legitimierte Umgestaltung der Innenstadt und eine Zubetonierung des Platzes der Alten Synagoge lassen einen exemplarisch grausen. Viel brauchbarer Wohnraum wird, auch seit dem Ökologie- und Sozialdesaster des Vauban-Stadtteilbaus abgerissen oder Luxussaniert, in der Wiehre, dem Stühlinger, Haslach, der Innenstadt, in Herdern; meist um Platz für teuren „öko"-Wohnraum zu machen und ohne Ersatz für die Leidtragenden zu bieten und auch ohne den ökologisch effizienteren Weg zu wählen.
Getrieben wird die Gentrifizierung von PolitikerInnen, die in herrschaftlicher Weise eine für sie nachhaltige, kontrollierbare Stadt zahlkräftiger Eliten mit grünem Anstrich befördern und vom Reißbrett her die soziale Realität zu steuern versuchen. Dabei gibt es keine Rücksicht. Die schwächsten Glieder - in der Wertung der Stadtverwaltung MigrantInnen - dürfen auf 4,5 m² „leben“. Der große Politikwechsel im Südwesten hat auch in dieser Thematik gezeigt: weniger staatsrassistisch als unter Schwarz-Gelb wird es nicht - Eine Partei ist eine Partei ist eine Partei.
An allen Ecken und Enden unterstützen regionale und lokale politische Organe - immer eng verflochten mit der entsprechenden Kapital-Lobby - die Ausgrenzung und Vertreibung. Weiter geht es mit unter prekären Verhältnissen lebenden RentnerInnen, mit Arbeits- und Obdachlosen, mit Jungen Menschen voller Anwiederung gegenüber solch perspektivlosen Gesellschaftsvisionen.
Bald soll das Schachbrett Freiburg gekrönt werden von einem zentralen Verwaltungspalast, dem „neuen Rathaus“. Diese symbolische Vision entspricht dem Gegenteil dessen, was wir uns unter einer funktionierenden, nachhaltigen und sozialen Stadt vorstellen. Anstatt von Oben zu planen und über die Köpfe der Betroffenen hinweg weitreichende Entscheidungen für die Zukunft der Stadt zu treffen, brauchen wir dezentrale, solidarische Strukturen und Entscheidungen von Unten. Nur so kommen wir zu einer wirklich ökologischen und solidarischen Stadt für alle. Solch ein wichtiges Ziel darf unter keinen Umständen den Bauriesen, GemeindeverwalterInnen, BänkerInnen und Hausverwaltungs-Mobbing-Agenturen überlassen sein, wie sie sich am 3. und 4. März zu Scharen auf der neuen Messe Tummeln werden.
Wir wollen die Tage der Immo/GETEC-Messe nutzen, um uns mit diesen AkteurInnen auseinanderzusetzen und ihre Politik unter die Lupe zu nehmen. Es wird Vorträge, Filme, Kundgebungen und Aktionen geben, um die Messe kritisch zu begleiten. Ein Schwerpunkt soll das lokale Greenwashing sein, dass versucht kapitalistische Interessen hinter grünen Feigenblättern zu kaschieren. Es soll auch Workshops zu unserer Vorstellung einer zukunftsträchtigen Stadtentwicklung geben, wie solche zu „andere Wegen zum Eigenheim“. GenossInnen aus Frankreich werden zu Beispielen der Stadtentwicklung und Anti-Gentrifizierungs-Kämpfe in der Bretagne und in Burgund berichten. Und schließlich soll eine Kritik an den Konzepten und Ausdrucksformen der sogenannten Recht-auf-Stadt-Bewegung nicht zu Kurz kommen. Wir freuen uns über rege Beteiligung an der 1. Freiburger Gegen-Immo.
Heraus gegen den (H)Ausverkauf - Immobilienmesse 2012 kritisch begleiten!
Gruppe ImmoNo - Februar 2012
Lalala
"Gegen Immobilien und ihre Messen"
Für mehr Höhlen!