internationales anarchistisches Treffen vom 9. bis 12.08.2012

Anarchie

Vom 8. bis 12. August 2012 wird in St-Imier (Berner Jura, Schweiz) ein internationales Treffen von Libertären aller Strömungen sowie von allen Personen, die die verschiedenen anarchistischen Bewegungen (besser) kennenlernen wollen, stattfinden.

Dieses „Welttreffen des Anarchismus" ist eigentlich ein Jubiläum der ersten anti-autoritären Internationalen, die 1872 als Antwort auf die Internationale von Marx gegründet wurde. Seither hat sich die Welt ziemlich verändert, zumindest unter gewissen Gesichtspunkten, doch die libertären Strömungen konnten sich den Zeiten anpassen, wovon das Treffen zeugen wird. Eine Sache bleibt gewiss: Die Zeit hat in keiner Weise die Unterdrückung der Schwächsten durch die Mächtigen gemildert. Das Treffen wird diverse Wege des Widerstands in ihren verschiedenen Formen aufzeigen.

 

Die Fédération Jurassienne:


Die Internationale Arbeiterassoziation (IAA) wurde 1864 gegründet. In La Chaux-de-Fonds, Le Locle, St-Imier und im Rest des Schweizer Juras gab es sehr schnell Sektionen. Viele ihrer Mitglieder waren noch immer Heimarbeiterinnen und -arbeiter. Sie waten belesen und strebten nach Unabhängigkeit. Als 1869 Bakunin in die Region kam, blieben seine Begegnungen nicht folgenlos. Die übereinstimmenden Ideen, die die Arbeiterinnen und Arbeiter entdeckten, machten aus der Fédération Jurassienne den libertären Pol der IAA, der sich der marxistischen Tendenz widersetzte. Durch diese Opposition auf die Palme gebracht, unternahm Marx alles, um diese Strömung zu beseitigen. 1872 meinte er, dieses Ziel erreicht zu haben. Am Haager Kongress gelang es ihm, ein Maximum seiner AnhängerInnen zu versammeln, von denen einige Sektionen vertreten haben sollen, die inexistent gewesen sind. Dank dieser künstlichen Mehrheit liess er für den Ausschluss von Bakunin und James Guillaume stimmen, und es fehlten ihm nur einige Stimmen, um dasselbe mit Adhémar Schwitzguébel zu tun. Sie alle waren Delegierte des Juras. Schockiert darüber organisierten die antiautoritären Sektionen der IAA, insbesondere solche von Spanien, Italien, Frankreich, Belgien und den USA einen Kongress in St-Imier, an dem klar libertäre Beschlüsse verabschiedet wurden. Die antiautoritäre IAA überlebte die marxistische bis zum Ende des Jahrhunderts.

140 Jahre nach dem Kongress von St-Imier ist die Ausbeutung und Entfremdung der Arbeiterinnen und Arbeiter noch ebenso brutal. Die marxistische Illusion ist angesichts der kommunistischen Diktaturen dahingeschmolzen. Der Kapitalismus lebt von Krise zu Krise, gesellschaftliche Krise, politische Krise, zu denen heute noch die ökologische Krise hinzukommt.

 

Und die anarchistische Bewegung?


Das internationale Treffen im August 2012 wird die Möglichkeit bieten, eine Bilanz aus der Geschichte der anarchistischen Bewegung zu ziehen – aus ihren Ideen, ihren Verwirklichungen, ihren Hoffnungen, ihren Niederlagen; was heute von ihr bleibt; ihren Kämpfen und diejenigen, die sie mit anderen teilt: Antimilitarismus, Antirassismus, Antisexismus, Selbstverwaltung, décroissace („Wachstumsrücknahme"), Bildung, Feminismus, Internationalismus, Gewaltlosigkeit etc.

Einige Workshops und Kundgebungen sind bereits geplant: Historische Veranstaltungen, thematische Veranstaltungen, Theater, Konzerte, Ausstellungen, Filmvorführungen, eine Buchmesse, ein Radio, ein libertäres Camping, ein selbstverwalteter Markt mit Bioprodukten, praktische Workshops, Verpflegungsmöglichkeiten etc.

Das Treffen wird öffentlich sein und soll für die gesamte internationale anarchistische Bewegung offenstehen, aber genauso für die ganze Bevölkerung – ohne Diskriminierung.

Gratisbereiche und freie Preise werden bevorzugt, um allen die Teilnahme zu ermöglichen.

Das Organisationskomitee behält sich das Recht vor, einE TeilnehmerIn aufzunehmen. Entscheidungen werden entsprechend unseren eigenen Ideen und Praktiken gefällt, die auch diejenigen der Antiautoritären Internationalen waren. Rassismus, Sexismus, Xenophobie, Homophobie und jede Form von Gewalt und Diskriminierung werden nicht toleriert.

Auf besagter Basis können alle Personen, Strukturen oder Organisationen mithelfen und Ausstellungsorte, Debatten, Konferenzen, Schauspiele, TeilnehmerInnen, Workshops etc. vorschlagen. Wir sind auch auf der Suche nach freiwilligen HelferInnen ( flm.osl@espacenoir.ch)!

 

Das Organisationskomitee des internationalen anarchistischen Treffens in St-Imier 2012

 

Die Details zum Programm werden in Kürze veröffentlicht

www.anarchisme2012.ch

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Inhaltlich bei dem Pfosten Bakunin(dass Marx bei der Sache eine eher unrühmliche Rolle gespielt hat, macht Bakunin nicht klüger) oder bestenfalls Kropotkin stehengeblieben, sehnt ihr euch verzweifelt zurück in eine Zeit, in der noch klar war, wer Freund und wer Feind. Die schon damals wackelige Unterscheidung in autoritäre Marxisten und antiautoritäre Anarchisten verabsolutiert ihr zu einem die ganze Geschichte der Arbeiter_innenbewegung durchziehenden Kampf zweier Mächte, in dem mensch sich für eine Seite entscheiden müsse. Konsequenterweise entscheidet sich der unbedarfte Freund der Emanzipation natürlich für die Partei der Libertären und weist nicht-anarchistische Kritik der bestehenden Verhältnisse brüsk als autoritäres Teufelszeug von sich. Da aber die anarchistische Literatur über die Einteilung der Welt in böse Herrschende und gute Beherrschte nicht hinauskommt - was nebenbei auch bei einem Gutteil der sich marxistisch nennenden Menschen der Fall ist - , kommt mensch in der Erkenntnis der kapitalistischen Produktionsweise nicht allzu weit.

Und mensch braucht beileibe kein_e Bolschewik_in zu sein, um anzuerkennen, dass Marxens Analyse und Kritik der kapitalistischen Produktionsweise unübertroffen ist und daher der Ausgangspunkt kritischen, revolutionären Denkens sein muss.

Also anstatt sich mit Menschen mit den krudesten Ideologien wie dem Anarcho-Individualismus/Kapitalismus unter das gleiche Label "Anarchismus" zu stellen und Bakunin nachzutrauern, wäre es doch sinnvoller gemeinsam mit allen Freund_innen der klassen- und staatenlosen Weltgesellschaft nach Möglichkeiten zu suchen, Kapital, Ware, Geld, Privateigentum und Staat auf den Misthaufen der Geschichte zu werfen.

Das scheint mir die beste Möglichkeit zu sein, den emanzipativen Geist des Anarchismus zu retten.

Du scheinst den Marxismus ja gut verinnerlicht zu haben - zumindest die plumpe Propaganda-Version. Bakunin ist also ein "Pfosten" und "dumm" und Kropotkin auch nicht viel besser. Hast du auch irgendein Argument, das deine These belegt? Dein Kommentar scheint mir das Geschreibsel eines kleinen Fähnchenträgers zu sein, nur dass du dich nun für eine andere Böe entschieden hast.

Kommunismus eine Horrorvorstellung.Anarchismus funktioniert nicht.Kapitalismus tötet. Drum ist es gut,daß es so ein und vielleicht noch mehr solche Treffen gibt,wo wir endlich mal die gesammelten Weisheiten zu einem neuen Ganzen formen können.

"Da aber die anarchistische Literatur über die Einteilung der Welt in böse Herrschende und gute Beherrschte nicht hinauskommt"

 

-das is einfach mal sowas von falsch. gerade die anarchistische bewegung versucht eben nicht die menschen in "gut" und "böse" einzuteilen. weiß nicht wo du den quatsch herhast. ein A-im kreis auf deinem rucksack macht dich noch nicht zu einem anarchisten.

 

es lebe die anarchie!

(A)

es wäre doch schon euch alle dort anzutreffen und dann tagelang zu diskutieren....

freue mich schon sehr!

No poltical philosophy I ever heard of loves the human race as much as anarchism.

Every other way of looking at the world says that people have to be controlled and ordered around and governed.

Only the anarchist trust human being enough to let them work it out for themselves.

"Weshalb ich ihn (Marx) so gelobt habe? (...) Er war einer der ersten, man kann sagen, der Hauptbegründer der internationalen Gesellschaft. Und das ist in meinen Augen ein ungeheures Verdienst, das ich stets anerkennen werde, was er auch gegen uns begehen mag. (...) Der andere Grund ist die Politik und nach meiner Meinung die richtige Taktik. (...) Nämlich Du schätztest und schätzest mich nach meinen Handlungen in der zivilisierten Gesellschaft, der Welt der Bourgeois; hier benehme ich mich in der Tat ohne alle Berechnung und ohne das geringste Zeremoniell, mit scheltender, rücksichtsloser Aufrichtigkeit.

Doch weißt Du, weshalb ich so mit ihnen umgehe? Weil ich keinen Groschen für sie (für die Bourgeois) gebe (...) Ich bin also mit Dir einverstanden, daß ich in der Welt der Bourgeoisgesellschft (...) kein Politiker und kein Taktiker bin. (...) Doch würdest Du Dich sehr irren, wolltest Du daraus schließen, daß ich mich ebenso unüberlegt oder, richtiger gesagt, mit derselben Berechnung in der Welt der Arbeiter benehme. Das ist die einzige Welt im Westen, an die ich glaube, wie ich in Rußland an die der Bauern und an die gebildete der schonungslosen Jünglinge glaube, die in Rußland weder Platz noch Beschäftigung finden, diese Vierzigtausend-Phalanx, die bewußt oder unbewußt, ihrer Stellung nach, zur Revolution gehört (...) In dieser dunklen Welt, auf diesem einzigen Boden, auf dem sich die Zukunft aufbauen wird, hier erkenne ich Politik und Taktik an, erforsche ich aufmerksam ihre schwachen und starken Seiten, ihre klugen und dummen (...) Marx ist zweifelsohne ein nützlicher Mensch in der internationalen Gesellschaft. (...) Und ich würde es mir nie verzeihen, vernichtete oder verringerte ich auch nur zur Befriedigung meines persönlichen Rachegefühls einen zweifellos wohltätigen Einfluß (den Marxens)." Bakunin, Brief an Aleksander Herzen, Genf, 28. Oktober 1889. Zitiert nach: Kursbuch 19/1969, S. 1 f.

 

Naja, das mit den Arbeitern und Bauern hat nich so geklappt. Aber klar is doch: Marx´ Diktatur des Proletariat war seine Revolutionstheorie und ist nicht gleichzusetzen mit der Assoziation freier Individuen. Und beide wollten die Abschaffung von Macht und Staat.

 

Warum wird immer noch polarisiert?

 

Wie wäre es mal, die eigene (die linke, die anarchistische) Geschichte gegen den Strich zu bürsten? Womit ich meine, mal aus ihr zu lernen, anstatt irgendwelche Machtspielchen um das Theoriemonopol zu betreiben.