"Das ist nicht das Ende der Demonstrationen, es wird das Ende von Gorleben"

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Heute Morgen um 4.17 Uhr hat der 13. Castor-Transport nach Gorleben die Zwischenetappe Dannenberg-Ost erreicht. Dort müssen die 11 Behälter umgeladen werden. Wann der Straßentransport stattfindet, ist nicht absehbar, in Gorleben hagen sich bis jetzt bereits mehr als 1000 Menschen dem Aufruf von x-1000 mal quer zu einer gewaltfreien Sitzblockade angeschlossen.

Die Durchfahrt des Zuges war nur möglich, weil drei Bauern und eine Bäuerin, die sich in einer Betonpyramide auf der Schiene angeschlossen hatten, nach Beratung beschlossen hatten, sich selbst freizuschließen. Die Polizei war nämlich technisch überfordert und löste die Zusage ein, dieses auch zu erklären:

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»Polizeierklärung zur Pyramidenblockade der Bäuerlichen Notgemeinschaft: 'Am heutigen Sonntagmorgen ketteten sich vier Aktivisten der bäuerlichen Notgemeinschaft gegen 07.15 Uhr in einer Betonpyramide an, die zuvor auf die Gleise nahe Hitzacker verbracht wurde. Die vor Ort eingesetzten Polizeitechniker stellten nach mehrstündiger Arbeit an der Pyramide fest, dass hier augenscheinlich ein durchdachtes, ausgeklügeltes und nach Angaben der Aktivisten sicheres System vorliegt. Die Polizei befürchtete, dass die Aktivisten durch weitere Arbeiten Schäden an Leib und Leben davontragen könnten, so dass intensive Gespräche vor Ort geführt wurden. Die Polizei sieht sich nach derzeitigem Stand in zumutbarer Zeit nicht in der Lage, die Personen unverletzt zu befreien. Die Aktivisten haben nunmehr entschieden, zur Sicherung der eigenen Gesundheit die Aktion zu beenden.«

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Rund 1000 Menschen mussten in Hitzacker auch noch von der Schiene heruntergetragen worden. Die Polizei ging dabei ähnlich wie bei Massenblockade in Harlingen behutsam mit den Demonstranten um.

Um 5.50 Uhr fand eine kurze Kundgebung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) in Sichtweite des Verladekrans statt. Jan Becker erklärte auf der Kundgebung, Gorleben müsse politisch aufgegeben werden.

"Der Castor-Transport ist jetzt schon sinnfälliges Symbol für das Scheitern der Atommüllpolitik", sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. "Die vielen Menschen wehren sich gegen das Weiterso in Gorleben allen Ankündigungen der politischen Klasse zum Trotz. Der Zwischenstopp in Dannenberg ist nicht das Ende der Demonstrationen, es geht um das Ende von Gorleben."

Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow - Dannenberg e.V.
Rosenstr. 20
29439 Lüchow

Büro: Tel: 05841-4684 Fax: -3197
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Bauern und Bäuerin ketten sich auf den Schienen fest

Von Carsten Niemann, 0170 - 342 59 14

(Hitzacker, 29.11., 00:00 Uhr) Nach mehr als 14 Stunden auf den Gleisen befreiten sich die vier angeketteten Mitglieder der Notgemeinschaft gegen 23:30 Uhr selbst. Sie erklärten, die Verletzungsgefahr sei durch das unsachgemässe Vorgehen der Polizei zu groß geworden.

 

Deren Einsatztrupp hatte trotz wiederholter Warnungen die Schottersteine unter der Pyramide zu entfernen versucht. Dabei brachten sie das Innere der ausgeklügelten Konstruktion in eine Schieflage, die sich stetig verschlimmerte. Die Techniker der Polizei waren nicht mehr in der Lage, die Konstruktion, in der die Arme der Angeschlossenen steckten, zu sichern.

 

Daher lösten die Aktivisten sich schließlich selbst aus dem Mechanismus.

"Die Gesundheit der angeketteten Bauern und Bäuerin hatte bei dieser Aktion oberste Priorität," sagte die Bäuerliche Notgemeinschaft Lüchow-Dannenberg anschließend. "Und für den Widerstand gegen den Atommülltransport war sie zu diesem Zeitpunkt bereits ein großer Erfolg." Indem sie sich auf diese Weise mit ihren Körpern gegen den Castorzug stellten, hätten die Protestierenden sehr gut deutlich machen können, was die Atommüllabfuhr nach Gorleben für die dortige Bevölkerung bedeutet.


"Protest ohne Gewalt, aber mit viel Phantasie und Sachverstand!" konstatiert die Bäuerliche Notgemeinschaft und bedankt sich ausdrücklich bei den vier für ihren Mut. "Leider müssen wir angesichts der skandalösen und rücksichtslosen Atommülltransporte zu solchen drastischen Mitteln greifen, um uns Gehör zu verschaffen."

Während ihrer Blockade hatten die Bäuerin und die Bauern zwei Forderungen an das Bundesumweltministerium gestellt: 1. Sofortiger Baustopp im Gorlebener Salzstock, 2. Sofortiger Stopp aller Castortransporte nach Gorleben, bis der Umgang mit dem deutschen Atommüll in einem geregelten Verfahren geklärt ist.

Den nach wie vor andauernden Bau eines Atommüllendlagers im Gorlebener Salzstock betrachten die Bäuerinnen und Bauern aus dem Wendland als
Widerspruch zur Erklärung von Bundesumweltminister Röttgen, bei der Suche nach einem nuklearen Endlager werde man mit einer weißen Landkarte starten. "Röttgen und die Kretschmann-Kommission starten mit Gorleben," stellt Carsten Niemann, Sprecher der Notgemeinschaft, fest.

"Damit hat diese Landkarte schon einen dicken dunklen Punkt, der täglich grösser wird: Das Zwischenlager mit mittlerweile 111 Castoren, eine Verpackungsanlage und ein Endlagerprojekt im Salzstock, das sich stetig dem Rohbaustadium nähert!" Er befürchtet angesichts der milliardenteuren Investitionen in den Atomstandort Gorleben, dass die angekündigte vergleichende Endlagersuche letztlich einem Ziel dient: Den ungeeigneten Salzstock, der schon seit vielen Jahren ein Sicherheitskriterium nach dem anderen verfehlt, doch noch für endlagergeeignet zu erklären.

 

Zu allem Überfluss seien altbekannte Gorleben-Propagandisten wie Bruno Thomauske mit einer "Sicherheitsanalyse" beauftragt worden. "Diese Leute erarbeiten eine Blaupause für Endlagerkriterien, die Gorleben auf jeden Fall erfüllen kann."

Für die Bäuerliche Notgemeinschaft ist der Baustopp in Gorleben die unabdingbare Vorausetzung dafür, dass es überhaupt eine verantwortbare Lösung des Endlagerproblems geben kann. "Ohne unsere Proteste, ohne den Druck aus der Bevölkerung wird jedes Endlagersuchverfahren wieder in die alte Gorleben-Sackgasse getrieben."

(Weitergeleitet von der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V., Von: Notgemeinschaft-Presse presse@baeuerliche-notgemeinschaft.de)