Basel: Wagenplatz im Hafen

Uferstrasse 80

Wagenplatz im Basler Hafen, Stellungnahme zur aktuellen Situation Medienmitteilung Uferstrasse 80 – Basel, 7. September 2011

Mit dem Ziel, in Basel alternative Wohnformen und unkommerzielle Kultur zu ermöglichen, haben wir am 27. August die brachliegende Fläche an der Uferstrasse 80 besetzt.

 

Seit dem ersten Tag der Besetzung stehen wir mit der Hafenverwaltung in Kontakt und verhandeln über die Möglichkeit, die brachliegende Fläche längerfristig nutzen zu können. Beim letzten Verhandlungsgespräch am vergangenen Montag gab uns die Hafenverwaltung zu verstehen, dass wir aufgrund bürokratischer und gesetzlicher Hürden gehen müssten.

 

Wir sind von dieser Haltung enttäuscht, einmal mehr wird eine Initiative zur Schaffung von selbstverwalteten unkommerziellen Freiräumen im Keim erstickt. Vorschriften und behördliche Reglemente werden seit Jahren vorgeschoben, wenn es darum geht, ungewünschte Projekte auszuschalten. Dabei ist es doch offensichtlich: Freiräume sind nur Freiräume, wenn sie dem Konsumzwang und der behördlichen Kontrolle, die diese Stadt dominieren, entzogen sind; wenn sich Menschen verwirklichen können ohne sich von bürokratischen Hürden bremsen lassen zu müssen.

 

Hier im Hafengebiet ist das Argumentieren mit Reglementen doppelt absurd: Seit die Politik das ungestillte Bedürfnis nach unkommerziellen, unreglementierten Räumen nicht mehr leugnen kann, wird eben dieser Hafen als künftiger Freiraum angekündigt. Wenn nun die Stadt die erste Initiative für eine solche neue Nutzung des Hafenareals mit Verweis auf Bauvorschriften kaputt macht, entlarvt sie ihre eigenen Versprechen als Lügen. Seitens der Stadt und der Hafenverwaltung zeichnet sich der Anspruch ab, „Freiräume“ planen und kontrollieren zu wollen. Dabei ist doch offensichtlich: Wahre Freiräume lassen sich nun mal nicht von oben einrichten, sondern wachsen aus den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen, die diese Stadt ausmachen.

 

Um klar zu stellen: Noch haben wir von der Stadt Basel keine definitive Absage erhalten. Wir suchen weiterhin das Gespräch und stehen nun vor Verhandlungen mit der Regierung der Stadt Basel. Wir sind überzeugt, dass eine Einigung möglich und machbar ist.

 

So oder so sind wir entschlossen, die Idee eines Wagenplatzes in Basel umzusetzen, Raum für selbstverwaltete Projekte und alternative Wohnformen zu schaffen, fernab kommerzieller Absichten und städtebaulicher Normen.

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Gibts eine Homepage oder irgend eine Kontaktmöglichkeit?

soweit ich weiss gibts ne emailadresse:

 

uferbasel[ät]gmx[punkt]ch

Am Samstag, den 27. August 2011 wurde an der Uferstrasse 80 im Kleinbasler Hafen eine Brache mit Leben gefüllt. Um 11 Uhr morgens nahmen gut ein Dutzend Menschen mit mehreren Wagen den Platz in Beschlag, der sich bisher nur durch Kieselsteine und wenige, verloren wirkende Büsche auszeichnete. Diesem tristen Dasein wurde an diesem Tag schlagartig ein Ende gesetzt.

 

Ich als zwar wagenloser, aber solidarischer Mitbesetzer beteiligte mich sogleich am Ausladen der Baumaterialien – dazu gehörte u.a. massive Holzpflöcke, Bretter, Paletten, vorgefertigte Elemente aus Holz, Blachen etc. Bis zur Abenddämmerung waren eine erste Überdachung, ein provisorisches Klo, verschiedene Sitzgelegenheiten, eine überdachte Küche und eine Bühne errichtet worden.
Doch blieben wir nicht lange unbemerkt: Kurze Zeit nach Beginn der Aktion stand bereits ein Mitarbeiter der Schweizerischen Rheinhäfen (die das Areal im Baurecht verwaltet) auf dem Gelände. Einige der Besetzenden suchten sogleich das Gespräch und nach einem längeren Hin und Her konnte eine Duldung bis Anfang der nächsten Woche ausgehandelt werden, was auch zum Abziehen der ebenfalls anwesenden Polizeistreife sowie ihrer zivilen Freunden geführt hat. Im Anschluss an diesen ersten Verhandlungserfolg erschienen nochmal 3-4 Wagen auf dem Platz und ein paar Zelte wurden errichtet. Im Laufe der Woche entstanden ein hölzernes Eingangstor, die Bühne wurde ausgebaut, eine kleine Solaranlage wurde in Betrieb genommen und es gab immer wieder Essen für Alle, oftmals mit anschliessendem Info-Plenum.
Die Stimmung ist ausgelassen, friedlich und freundlich, was vermutlich an der Abgeschiedenheit und an der Abwesenheit von Lärm und Hektik liegt, die normalerweise eine Stadt kennzeichnen. In dieser Enklave scheint das Leben einem anderen Rhythmus zu folgen: entschleunigt und in gewissem Sinne zeitlos. Nur ein Blick über den Rhein auf den gerade entstehenden “Campus des Wissens” der Novartis und anstehende Verhandlungen holen einem in die Realität zurück.

 

Doch was wollen die Besetzenden überhaupt? Im Begleitflyer zur Besetzung heisst es:

“Wir wollen Raum für selbstverwaltete Projekte,
Raum für alternative Wohnformen,
Raum, der sich nicht im Voraus definieren muss,
Basel ärmelt an solchen Orten.
Wir richten uns deshalb hier auf dieser Brache im Hafenarel ein.
Gemütlich und lebendig soll es werden,
ein Platz fernab kommerzieller Absichten und städtebaulicher Normen.”

Unglücklicherweise kollidieren diese Ideen mit der geplanten Zwischennutzung des Areals: Der Verein Marina plant Mitte September bis Ende Oktober eine Buvette auf derselben Parzelle zu betreiben, die neben dem besetzen Platz auch einen kleinen Vorplatz gleich am Rhein beinhaltet. Laut Bauinspektorat habe Marina die Genehmigung für einen Bauwagen auf dem Vorplatz am Rhein erhalten, auf dem besetzten Gelände sind nach Angaben des Vereins temporäre Einrichtungen wie eine “Strandbar” oder ein Flohmarkt geplant.
Anstatt das Gespräch mit den Besetzenden zu suchen, um gemeinsam einen Kompromiss zu finden, wandte sich Marina an die Presse, in der sie unmissverständlich klar machte, dass sie sich keine Zusammenarbeit vorstellen könne und zwar weil sie a) die volle Miete bezahle, b) im Unterschied zu den Besetzenden den mühsamen Weg der Bürokratie bereits gegangen sei und c) die rechtliche Verantwortung für das Geschehen auf der Parzelle trage.
Die vom Verein Marina geplante Buvette kann als Pilot-Projekt verstanden werden, welches die Richtung der künftigen (Um-)Nutzung der Hafengegend vorgibt – ohne dass weitere konkrete Pläne vorlägen. Von Seiten der Stadt wird die Gegend bereits als potentielle Nachfolgerin des (mittlerweile aufgewerteten) NT-Areals gehandelt.

 

Am mit Spannung erwarteten Freitag (2.9.) wurden die Gespräche von Seiten der Hafenverwaltung auf Montag (5.9.) verschoben. Bei den Verhandlungen wurde kommuniziert, dass die Besetzenden den Platz bis in einer Woche (Montag, 12.9.) verlassen sollten – ohne jedoch explizit ein Ultimatum zu formulieren. (Interessanterweise hat der Hafen in einem später publizierten Artikel der BaZ gegenüber betont, dass er um eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten bemüht sei.)
Hauptgrund für den negativen Bescheid sei, dass das als Industriezone gekennzeichnete Gebiet kein Wohnen zulasse, für eine etwaige Umzonung sei die Stadt Basel zuständig. Von ihrer Seite aus gibt es bisher allerdings weder eine positive noch eine negative Stellungnahme. So sind die Tage des jüngsten Wagenplatzes von Basel noch längst nicht gezählt. Im Grunde ist noch alles offen, denn auch für die Besetzenden ist eine Fortführung des Wagenplatzes eine Selbstverständlichkeit.

 

Interessierte sind herzlich eingeladen, sich ein eigenes Bild zu machen oder sich sogar selbst zu engagieren.

wie siehts  mit pennplätzen aus? gibts sleepingzelte oder so?