RAZ bekennt sich zu Anschlägen

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Die RAZ (Revolutionäre Aktionszellen) bekennen sich zu zwei Brandanschlägen, die vergangene Nacht in Wedding auf das Mahngericht und in Mitte auf die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung verübt wurden. In einem Kommuiniqué bekennen sich zwei Zellen der RAZ zu diesen Anschlägen.

 

In der Presse gab es bisher u.a. folgende Meldungen: 

 

Tagesspiegel: Brandsätze vor Amtsgebäude gezündet

B.Z.: Brandanschläge auf Gericht und Büro

 

 

Hier eine Dokumentation des Kommuniques: 

 

 

Kommuniqué der Revolutionären Aktionszellen (RAZ) 

 

Die Mobilisierung zum diesjährigen 1. Mai ist in vollem Gange. Weltweit stehen an diesem Tag die proletarischen Massen auf, um gegen kapitalistische Ausbeutung, rassistische und sexistische Unterdrückung sowie imperialistischen Krieg Stimme und Faust zu erheben. 

Fatal wäre es allerdings, wenn wir als revolutionäre Linke all unsere Kapazitäten auf diesen einen Tag konzentrieren würden. Unser Aktionsradius würde viel zu klein ausfallen, wenn wir 364 Kalendertage im Jahr aktionslos im Schaukelstuhl verbringen würden. Sozial-revolutionärer Klassenkampf kann keine Eintagsfliege sein, die nur zu einem Schönwetterausflug ausrückt, um Tags darauf wieder einzugehen. 

Wir wissen nur zu genau, dass wir vom Protest über den Widerstand zum Aufstand nicht über das Wiederholen von Durchhalteparolen kommen, sondern nur durch den beharrlichen organisatorischen Strukturaufbau der revolutionären Linken. Klandestine Militanz, die wir als RAZ in den revolutionären Aufbauprozess einbringen, ist ein unverzichtbarer Baustein dieser Organisierung. 

In der Nacht zum 27. April 2011 haben wir zwei staatlichen Behörden während unseres Streifzugs einen persönlichen Besuch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten und ohne Voranmeldung abgestattet. Glasbruch & Farbe einerseits, zeitverzögerte Brandsätze andererseits waren unsere eingesetzten Mittel an folgenden Orten: 

 

- Zentrales Mahngericht Berlin-Brandenburg in der Schönstedtstraße in Berlin-Wedding, 

- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Köllnischen Park in Berlin-Mitte. 

 

In den Standorten von GerichtsvollzieherInnen und Mahngerichten sowie kommunalen Einrichtungen der Stadtumstrukturierung sitzen die Ausführenden und AmtsträgerInnen des reaktionären Klassenkampfes von oben. Diese behördlichen Stellen sind aufgrund ihrer Funktion im Geflecht der sozialtechnokratischen Offensive gegen Angehörige unserer Klasse legitime Angriffsziele klandestin-militanter Politik der revolutionären Linken. 

 

Die klassenkämpferische... 

 

Ein institutioneller Klassenkampf von oben gehört untrennbar zu einem kapitalistischen Klassenstaat, der sich durch seine ideologischen und repressiven Staatsapparate eine dauerhafte Existenz sichern will. Um das gesellschaftliche Oben von dem gesellschaftlichen Unten auf Abstand zu halten, sind Behörden und Ämter erforderlich, die diesen Zustand durch Verfahrenswege und Sanktionsmittel zementieren. 

Die gesellschaftspolitische Situation stellt sich vermeintlich so dar, dass der sozial-revolutionäre Klassenkampf stillgelegt scheint, da er sich nur selten öffentlichkeitswirksam in Szene setzen kann. D.h. aber nicht, dass er nicht existiert. 

Dem von Staat und Kapital organisierten Klassenkampf kann man nicht durch schlichte Ignoranz entrinnen; dieser holt all jene, die nichts außer ihre körperliche und geistige Arbeitskraft zu veräußern haben, beständig ein. Nischen, in die man sich vor der hautnah erlebbaren Außenwelt zurückziehen konnte, sind fast völlig verschwunden. Die Konfrontation ist für alle, die ihre Sinne nicht verkleistert haben, spürbar. 

Der Klassenkampf von unten kann verschiedene Methoden entwickeln und Pfade einschlagen. Organisierte Militanz ist hierbei eine Methode, die über den Pfad der Koordinierung klandestin-militanter Kerne zu einer Kraft werden kann. 

Eine doppelte Aufgabe klandestin-militanter Politik liegt im Aufgreifen und Befördern von legitimen Klasseninteressen, die es auf unterschiedlichen Ebenen zu artikulieren und zu verteidigen gilt. D.h., dass militante Aktionsformen ein Ausdrucksmittel der proletarischen und klassenautonomen Selbstverteidigung sind. 

Als klandestin-militante AktivistInnen schweben wir nicht über den Dingen des kapitalistischen Klassenstaats. Nein, die tagtägliche klassenspezifische Realität ist auch unsere Realität. Dieser Realität stellen wir uns, indem wir das Projekt „Organisierte Militanz“ im Rahmen eines Strukturaufbaus der revolutionären Linken stärken wollen. 

Der „Austragungsort“ klandestiner Militanz ist unser aller sozialer Alltag. In der schnöden „Normalwelt“ haben wir unserer Klasse Luft und Freiräume zu verschaffen. Unserer Klasse Luft und Freiräume zu ermöglichen, bedeutet umgekehrt, KlassengegnerInnen Sauerstoff zu nehmen und deren Bewegungsfreiheit einzuschränken. Wenn man will, kann das als Kampfansage verstanden werden! 

 

...und sozial-rebellische Initiative ergreifen... 

 

Die Bildung sozial-rebellischer Banden ist eine unserer Antworten, um auf die permanenten Attacken von Staat und Kapital gegen unsere Existenzbedingungen zu reagieren. Und aus dieser Reaktion sollen Aktionen erfolgen, die in einem bewussten Akt die vermeintlich unantastbaren Garantien auf Eigentumstitel und Gewinnmargen verletzen sollen. Der Gesetzesübertritt ist hier als ein Befreiungsschlag zu sehen; ein Schlag, mit dem wir uns aus der Rolle der Unterworfenen lösen. 

Im Sozial-Rebellismus geht es nicht nur um die Selbstbehauptung und Sicherung der eigenen Existenz, sondern darüber hinaus um die Organisierung der materiellen Mittel, die benötigt werden, um auf solidarischer Grundlage bestehen zu können. 

„Eigentum ist Diebstahl!“ Dieser gute alte Ausruf beinhaltet, den durch bürgerliche Paragrafenwerke administrativ geförderten Diebstahl zu untergraben. Hiermit fügt sich ein weiterer guter alter Ausruf an: „Den Reichen nehmen, den Armen geben!“ Dies ist nicht mit einer bloßen Umverteilung im vorgegebenen Rahmen zu verwechseln; dies setzt vielmehr eine tiefgreifende soziale Umwälzung voraus, bei der kein Stein auf dem andern bleiben kann. 

Wir wollen keine „Endzeitstimmung“ verbreiten, aber wir können unsere Klassenlage hin und her wenden wie wir wollen - wir kommen immer zum gleichen Ergebnis: Ein Dasein ohne Ausbeutung und Unterdrückung im Hier & Jetzt ist ohne einen (sub-)proletarischen Sozial-Rebellismus nicht denkbar und noch weniger zu Lebzeiten erzielbar. Das Erkennen der eigenen Klasseninteressen und die offensive Inanspruchnahme derselben haben also zu Konsequenzen zu führen: Wir lassen uns nicht mehr einfach vor den glitzernden Fassaden der Warenwelt wegräumen und in die Spirale von Verelendung und Entwürdigung drängen. Der Sozial-Rebellismus ist hierbei eine konkrete Widerstandsperspektive, in diese Spirale.einzugreifen. 

 

..., um Klassenautonomie zu erreichen! 

 

Sozialrevolutionärer Klassenkampf und sub-proletarischer Sozial-Rebellismus bilden die Klammer der Erkämpfung von Klassenautonomie. Klassenautonomie bedeutet vor allem, sich sowohl von einem parlamentarischen als auch gewerkschaftsbürokratischen Stellvertretersystem klipp & klar zu verabschieden. Wir haben unsere Interessen nicht an Körperschaften abzutreten, deren Funktion es ist, uns auf den Kurs von Klassenversöhnung und Sozialpartnerschaft zu leiten. 

Klassenautonomie lässt sich keinesfalls durch schriftliche Eingaben an EntscheidungsträgerInnen von Staat und Kapital erbetteln. Man wird hier kein Gehör finden können; dass, was u.U. bleibt, ist, sich seine Almosen in den Verwaltungsgängen der Sozialtechnokratie abzuholen. Aber selbst das geschieht nicht ohne offene und/oder verdeckte Schikanen. Ein Zustand, der kein tragbarer mehr sein kann! 

Die Organisierung von Klassenautonomie kennt verschiedene Formen: Vollversammlungen, Aktionsausschüsse und Rätestrukturen in Betrieben und Stadtteilen sind Basisinitiativen, um Institutionen von Ausbeutung und Unterdrückung überflüssig zu machen. 

Um die eigenen Geschicke in die eigenen Hände nehmen zu können, haben wir dem revolutionären Aufbauprozess von Beginn an eine klandestin-militante Flanke zu geben. Klar ist aber auch, dass ein solcher „militanter Flankenschutz“ allein unzureichend ist, um der präventiven Konterrevolution Grenzen aufzuzeigen. Unsere Emanzipation als Klasse wird staatsterroristischen Angriffen ausgesetzt sein – früher oder später. Deshalb haben wir den vorauseilenden Gehorsam abzustreifen und die Frage nach einer bewaffneten Aufstandsperspektive zu stellen. 

Es kann keine fremdbestimmten Tabus mehr geben - deshalb: Zurückhaltung ablegen - Aufbruch auf ganzer Linie! 

 

Klasse gegen Klasse – Krieg dem Krieg! 

Für eine militante Plattform – für einen revolutionären Aufbauprozess – für den Kommunismus! 

 

Revolutionäre Aktionszellen (RAZ) 

- Zelle Mara Cagol / Zelle Juliane Plambeck - 

 

April 2011

 

 

 

https://radikalrl.wordpress.com/

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Liebe RAZ - Zelle Mara Cagol / Zelle Juliane Plambeck,

 

was Ihr in Eurem SBS schreibt ist zu ungenau. Was soll ich denn jetzt für meine Klasse halten? Klar, könnt Ihr nicht reale Beispiele nennen, ohne Repression auf diese Beispiele zu lenken. Aber ihr könntet fiktive Beispiele nennen.

 

Wie kann ich in Westafrika kämpfende Revolutionäre, die nichts als ihre Arbeitskraft und ein paar Waffen haben, mit dem Aufständigen, der neben Sozialhilfe und Kindergeld auch noch Krankenversichert ist, vereinen? Andersherum, wie kann ich die reflektierte "revolutionäre" Gewalt in Europa mit der bestialischen Gewalt west-afrikanischer Revolutionäre vereinen?

 

Klasse gegen Klasse ist zwar ein cooler Slogan, aber was meint ihr damit? Arbeiter gegen Kapitalist? Wie zeichnet sich denn ein Kapitalist aus. Ist der deutsche Arbeiter, der sich von seinen 1.500 Euro Nettolohn pro Monat 200 Euro zusammenspart und nach einem Jahr zum Urlaub in die Dominikantische Republik fliegt, ein Ausbeuter oder Teil der Arbeiterklasse?

Bin zwar keine RAZ, aber der von dir als Beispiel genannter Arbeiter ist natürlich ein Teil der Arbeiterklasse. Er ist ein lohnabhängiger Beschäftigter und wird dadurch ausgebeutet dass er Mehrwert erarbeitet welcher sich ein Kapitalist abzwackt. Er ist selbst kein Kapitalist da er ja von seiner Arbeit lebt (bzw.,genauer gesagt: da er nicht von Kapitalerträgen leben kann ) und nicht sein nicht vorhandenes Vermögen investiert (zu Kapital macht) und von dem Mehrwert anderer Leute profitiert. Schwierig wird die Abgrenzung erst dann, wenn jemand lohnabhängig beschäftigt ist und Kapital investiert.

Darauf wollte ich ja anspielen: Ich verdiene Lohn und investiere diesen. Ausserdem beteilige ich mich an der Ausbeutung von Menschen in extremen Abhängigkeitsverhältnissen, u.a. durch die Ausnutzung arbitrager Systeme. Welcher Klasse gehöre ich an?

 

Mit Arbitrage meine ich z.B. folgendes:

 

Wenn ich hier, in Deutschland, monatlich ca. 350 Euro Arbeitslosengeld II bekomme, dann komm ich hier nur knapp zurecht.  In Westafrika, das war auch ein Beispiel, liegt das Durchschnittseinkommen bei ca. 150 Euro und ich würde da mit 350 Euro gut klarkommen. Wir wissen aber, das sich in arbitragen Systeme aber die unterschiedlichen Preise für die gleiche Ware, nach einiger Zeit, anpassen. Das heisst, nach einer Weile könnte ich nicht mehr von den billigen Preisen in Westafrika profitieren, da diese Ansteigen oder in Europa das Arbeitslosengeld II gesenkt oder gestrichen wird. Das passiert aber nicht, da es internationale wirtschaftliche Regulierungen gibt, damit Menschen, die von den Marktunterschieden profitieren, auch weiter davon profitieren können. Das hat in meinen Beispiel die negative Folge, dass die Einkommen der westafrikanischen Menschen klein und viele dort lebende Menschen arm bleiben.

 

Wenn ich als Arbeiter also von dem arbitrage System profitiere, ohne etwas gegen die regulierden Mechanismen zu tun, die das Arbitrage aufrecht erhalten, dann ist das ein kapitalistisches Verhalten.

 

Vor zwei bis acht Generationen (also vor ca. 40 bis 160 Jahren) hatten die Menschen in Mittel- und Westeuropa für ihre sozialen Rechte gekämpft. Menschen, die von ihrer eigenen Arbeitskraft zu 100 Prozent abhängig waren, diese nannten sich Arbeiter, erkäpften sich z.B. eine Krankenversicherung für alle (ihre Staatsangehörigen), das Arbeitslosengeld für alle (ihre Staatsangehörigen) und die 6-Tage-Woche bzw. 40-Stunden-Woche. Erwähnenswert wäre auch das erkäpfte Verbot der Kinderarbeit

 

Da aber durch die nationale Ausrichtung dieser Zugeständnisse der herrschenden Klasse, auch wenn sie erkämpft waren, Unterschiede enstanden, können die Arbeiter und Arbeiterinnen mit diesen Privilegien nicht mehr als Arbeiter und Arbeiter bezeichnet werden. Die, die Privilegien GENOSSEN, sind Bürger und Bürgerinnen. Das auch, weil ein Arbeitskampf fernab dem Erhalt der eigenen Privilegien faktisch (in den letzten 40 Jahren) in Mittel- und Westwuropa nicht stattfand.

 

Wie ich schon anmerkte, gibt es woanders noch Menschen, die zu 100 Prozent von ihrer eigenen Arbeitskraft abhängig sind. Und zwei Dinge fallen mir zu ihrem Arbeitskampf auf. Zum einen kommen sie nach Europa, wenn sie die Grenzen überwinden können und das andere ist der bewaffnete Kampf in ihren Regionen. Beides ist aber so zum Scheitern verurteilt, weil sie in West- und Mitteleuropa vereinzelt sind und sie vob bürgerlicher Seite bekämpft werden und, weil in ihren Regionen so krasser Mangel (über Generationen hinweg) herrscht, dass sie sich dort mit bestialischen Mitteln selbst bekriegen.