Gefährlicher Trommelwirbel der Sambastas?

Erstveröffentlicht: 
05.04.2011

Laute Musik beim deutsch-französischen Gipfeltreffen: Staatsanwaltschaft prüft Anzeige wegen Körperverletzung.

 

Mit bis zu 110,6 Dezibel haben die "Sambastas" beim Gipfeltreffen Merkel-Sarkozy laut auf ihre Pauken gehauen – dies weist ein Messprotokoll aus, das der Trommlertruppe nun vorliegt. Laut gängigen Messtabellen ist das so laut wie eine Kettensäge in einem Meter Entfernung vom Ohr. Die Musik, die die Sambaband auf der Demonstration spielte, sei so laut gewesen, dass sie die Gesundheit der Polizisten gefährdet haben soll – die die Instrumente mit dieser Begründung beschlagnahmt haben. Die Staatsanwaltschaft prüft nun eine Anzeige wegen Körperverletzung.

Svende Jahnke von der "Sambasta" moniert einiges an dem Messprotokoll – unter anderem, dass es sich nicht um Messungen im Sinne der Lärmverordnung handle, sondern um "reine Spitzenwertmessungen". Zudem sei es bedenklich, dass die messende Person gleichzeitig als Zeuge fungiere. Polizeisprecher Ulrich Brecht will dazu nichts sagen: "Das ist ein schwebendes Verfahren, die Akten sind noch nicht abgeschlossen."

Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, meint: "Dies ist der erste derartige Fall ,Trommelwirbel als Körperverletzung’ bei einer Demonstration." Daher müsse dieser besonders geprüft werden. Das Messproto-koll spiele hierbei aber nur eine untergeordnete Rolle: "Wir sind nicht an irgendwelche Dezibelwerte gebunden. Um die geht es auch nicht, die findet man auch auf einem Rosenmontagsumzug." Entscheidend sei vielmehr die sogenannte "Sozialadäquanz", also, ob etwas in einer bestimmten Situation angemessen ist oder nicht.

 

Von einem Fasnetsumzug, so Maier, erwarte man schließlich, dass er laut sei. "Bei einer Demo allerdings auch", so Maier. "Wir müssen also vor allem die Zusammenhänge prüfen, um die Gesamtsituation beurteilen zu können. Das ist kompliziert – sonst würde es ja nicht so lange dauern." Innerhalb der nächsten vier Wochen sollen aber Ergebnisse vorliegen.

Das Messprotokoll entstand beim deutsch-französischen Ministertreffen am 10. Dezember 2010, als Polizisten auf Anordnung des Rathauses die Trommeln und Sticks von 13 "Sambastas" beschlagnahmten.

Die Bandmitglieder können ihre Instrumente für jeweils 50 Euro "Sicherheitsleistung" beim städtischen Amt für öffentliche Ordnung abholen, wollen dagegen aber gerichtlich vorgehen.  

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

"auf Anordnung des Rathauses"

 

Das sagt doch schon alles. Die Beschlagnahmung scheint, noch vor irgendwelchen Messwerten, geplant gewesen zu sein.