Sprengstoff, Hacking, Drogen - Projekt beendet

Sprengstoff e.V. - ZENSIERT

Über fünf Jahre gelang es Uns im Internet rechtsfreie Räume zu schaffen und aufrecht zu erhalten. Diese Zeit ist nun vorbei. Das letzte Experiment in Unserer Reihe fiel nun der Zensur und Unseren eigenen Machtkämpfen zum Opfer. Am 21. August 2010 wurde die Homepage "sprengstoff-verein.de" von der Strato AG auf "Anregung" des Berliner Staatsschutz abgeschaltet.

 

Vorauseilender Gehorsam nennen es die Einen, die Anderen nennen es Vertragsfreiheit. Jedenfalls schaltete die Strato AG am 21. August 2010 die Homepage "sprengstoff-verein.de" ab. Eine Abschaltung passiert aber nicht automatisch. Jemand muss schon einen Hinweis geben und etwas Druck machen. In diesem Fall der Berliner Staatsschutz. 

 

Was war der Sprengstoff e.V.?

 

Der Sprengstoff e.V. wurde 2007 gegründet. Zum Jahreswechsel 2006/2007 gab es in der klandestinen Sprengmeister-Szene, diese Szene besteht grösstenteils aus jungen Männern die grob beschrieben Explosivstoffbasteln zum Hobby haben, mehrere hundert Wohnungdurchsuchungen. Die Betroffenen waren trotz riesiger Szene fast immer vereinzelt. Darum kamen einige auf die Idee einen Verein zu gründen, der sich um die Repressionsbetroffenen aus der Szene kümmert. Die Vereinsstruktur sollte zur Finanzierung der Arbeit dienen. Zu diesem Zeitpunkt gab es nämlich zwei grosse klandestine Chemikalienhandel und Wir wollten über eine Vereinsstrutur diesen Chemikalienverkauf untermauern.

 

Die Antirepressionsarbeit in dieser Szene gestaltete sich jedoch schwerer als gedacht. Fast jeden Tag wurde eine Person durchsucht oder in anderer Weise mit dem Repressionsapparat konfrontiert. Daneben gab es noch grossangelegte Razzien mit 50 bis 2000 Personen, die durchsucht wurden. Von Repression betroffene Personen gaben in diesem Zusammenhang schnell auf und waren nicht mehr gesehen. Wir wollten dem engegenwirken, was Uns aber nicht gelang.

 

Neben gezielter Medienarbeit - siehe z.B.: http://www.youtube.com/watch?v=d4QHFEoa61w  - wurde auch über die Szene an sich aufgeklärt. Hier fiel Uns auf, dass die Szene sexistisch dominiert ist, wogegen einige etwas tun wollten und dies thematisierten. Jedoch kläglich scheiterten. Und auch militante Neonazis und Islamisten versuchten sich in der Szene breit zu machen, wurden aber teilweise erfolgreich bekriegt.

 

Letztlich gelang es Synthesebeschreibungen von Sprengstoffen, Mischungs- und Baubeschreibungen von pyrotechnischen Substanzen und Gegenständen, Baubeschreibungen von Waffen usw. pro Jahr etwa 4 Millionen Mal zu verbreiten. Hierzu stellten Wir eine grosse Datenbank an Downloadmöglichkeiten zur Verfügung. Und obwohl es hiess, nach ein paar Monaten wird diese Seite verschwinden, konnte die Homepage trotzt brisantem Inhalt mehr als drei Jahre bestehen.

 

Wie alles anfing...

 

Vor 5 Jahren fanden sich einige Menschen zusammen, die sich "für interessante Sachen interessieren". Das sind solche Sachen, bei denen fast alle Leute hellhörig werden und die spannend in Filmen verarbeitet werden. Diese Themen sind u.a. Explosivstoffe, Computerkriminalität, Lockpicking, Drogen und Rauschgifte. Diese Leute beschlossen, lose strukturiert, nicht mehr versteckt verbotene Dinge zu machen, sondern ganz offen.

 

Der Erfolg war enorm. Die Foren und Gruppen (z.B. Hacksector, Xplosives, 1337crew) hatten stellenweise mehrere zehntausende Mitglieder und richteten Millionenschaden an. Doch umso mehr Menschen sich in den Szenen bewegten, desto mehr musste kontrolliert/administriert werden, desto mehr Machtkämpfe enstanden und Einfallstore für die Repressionsorgane wurden geöffnet.

 

Schliesslich war es für die Behörden ein Leichtes, diese Bewegungen zu infiltrieren, ihre führenden Köpfe zu bestrafen und den Rest einfach gegeneinander aufzubringen. Und so zerfleischte sich ein Forum und eine Szene nacheinander selbst. Der Rest blieb dann an einigen hartnäckigen hängen, zu denen ich mich zähle.

 

Spektrenübergreifende Arbeit

 

Wir versuchten spektrenübergreifende Arbeit zu machen. Es hätte auch zu gut gepasst. Freie Bildung, Kampf gegen staatliche Zensur, antifaschistische und Antisexistische Arbeit und der Einsatz für Freiräume. Doch so richtig wollte sich eine Zusammenarbeit mit anderen Gruppen, die sich mit den genannten Themen beschäftigen, nicht einstellen. Manchmal sieht jemand den Wald vor lauter Bäumen nicht - D.h. hier war eine revolutionäre Massenbewegung vorhanden, die fast komplett von der radikalen Linken übersehen wurde.

 

An dieser Stelle muss einfach mehr kommen: Hausbesetzer und Hausbesetzerinnen sollten sich auch um die "Freiräume" im Internet kümmern. Antifaschistische Menschen könnten militante Neonazis ausfindig machen oder könnten eine "Datenantifa" tatsächlich organisieren. Und die Leute, die sich gegen Zensur einsetzen, könnten den Staat in Frage stellen, anstatt das repressive Vorgehen gegen illegale Homepages zu rechtfertigen. Grüsse an den Lampenputer - Wir sollten endlich aufhören an die Zahlen Unserer Bankkonten zu glauben.

 

 

Nach fünf Jahren ist Schluss

 

Verschiedene Repressionsbehörden versuchten die Homepages "sprengstoff-verein.de" und "xplosives.org" zu schliessen. Nun ist es ihnen gelungen. Es wäre kein Problem sich einen neuen Host im Ausland zu besorgen oder Unsere Inhalte klandestin zu verbreiten, aber das war nie der Zweck Unserer Initiativen. Es ging darum offen mit brisanten und machmal auch widersprüchlichen Inhalten umzugehen und diese öffentlich zur Diskussion zu stellen.

 

Doch nach fünf Jahren blieben zu viele allein. Und so geht das nicht. Es geht darum, dass viele Menschen sich aktiv mit Themen auseinandersetzen und nicht, dass Einzelne sich mit Themen auskennen und andere sie dafür anbeten. Ich finde ja angebetet zu werden machmal ganz nett, doch auch so funktionierte es nicht: Allein für meine Arbeit musste ich teuer bezahlen, wurde mit 15.000 Euro Gerichtskosten, mehr als drei Wohnungsdurchsuchungen und sonstiger staatlicher Verfolgung bestraft.

 

Ich beobachtete, dass viele Menschen solche Szenen als Sprungbrett für ihre Karrieren benutzen. Bei mir soll das nicht der Fall sein. Meine veröffentlichten Arbeiten sollen gemeinfrei sein und ich will daran kein Geld verdienen. Letztendlich sind aber die, die es ehrlich meinen am Ende - Haben keinen Schulabschluss keine Ausbildung und müssen sich mit prekären Arbeiten zufrieden geben. Ich werde das auch tun und im sportlichen Bereich eine Arbeit übernehmen, bei der ich nicht einmal ausreichend versichert bin. Und ich bin mir sicher, der Staat wird nachtreten.

 

Wir lesen Uns,

 

es hat Spass gemacht! Für die staatszersetzende Kriminalität! Für den Kommunismus!

 

Roland Ionas Bialke (xv) - sprengstoff-verein.de - xplosives.org - lockpicking-forum.de

 

http://www.youtube.com/watch?v=5AWbgkRpYwc

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"revolutionäre Massenbewegung" ist vielleicht ein wenig weitgegriffen. V.a. weil, wie du auch sagst, Sexismus und faschistische Ideologie weit verbreitet sind.

 

Freiräume im Internet finde ich dagegen eher interessant. Ich stimme dir zu, dass die Radikale Linke sich mal drum kümmern sollte, dass Offshore-Server mit Proxies u.s.w. eher benutzt werden, als jpberlin.de und blogsport.de (oder aus gegebenen anlass antifa.net)

 

Ebenfalls zweifelhaft sind Aussagen, wie »Ich finde ja angebetet zu werden machmal ganz nett,…« - Dein Vorgehen (welches nicht im geringsten als klandestin zu bezeichnen ist) diskreditiert dich vor der gesamten »Szene«. Wenn du (bei allem Respekt) so dumm bist und deine Indy Artikel immer mir deinem Namen unterschreibst, deine Websites auf deutschen Server über den gleichen Hostingaccount wie deine private Website laufen lässt, darfst du dich nicht wundern, wenn dich niemand ernst nimmt und sich bei deiner »Initiative« beteiligt. Schließlich gefährdet mensch sich dadurch selber. Außerdem lädt dein offensichtlicher Geltungsdrang nicht wirklich zu einer Mitarbeit ein.

 

Gabs (oder gibts) nicht einen Verein namens »Pyrotechnik ist kein Verbrechen e.V.«, der sich mit Pyro im Stadion beschäftigt und dort Antirpressionsarbeit leistet?

Oh ja, z.B. das die radi ihre Mailadresse bei Googlemail hat ist nicht verständlich. Oder der Blog bei Wordpress: https://radikalrl.wordpress.com/

 

Vorbildliche finde ich https://directactionde.ucrony.net/, wenn der Server auch in den USA steht so ist es doch viel besser einen eigenen Server zu betreiben bzw. einen alternativen mit zu nutzen als z.B. zu WP zu gehen ist einfach nur dumm, da er nicht gelöscht wurde aber die Polizei offensichtlich von dem radi-Blog weiß (TSP, 13.07.10: "Mit Besorgnis wird in Sicherheitsbehörden auch gesehen, dass es den Machern der „Radikal“ nun gelungen ist, die Ausgaben vollständig ins Internet zu stellen – mit Bauanleitungen.") greift sie offensichtlich IPs (kennen wir ja von bundeskriminalamt.de) oder sonst etwas ab.

Was ändert es, wenn ein Server im Ausland steht. Und dann noch ein eigener? Die Finanzwege werden von den verschiedenen Staaten kontrolliert, und die Datenwege auch.

Über Tor kann verhindert werden, dass die eigene IP preisgegeben wird. Da wordpress.com SSL-Verschlüsselung unterstützt ist das sicher.

 

Es ist besser wordpress.com zu nutzen, als kommerzielle deutsche Server, der Grund: Auf wordpress.com kann das mit o.g. Methode 100% anonym passieren. Und da die Server auch im Ausland stehen braucht es länger bis die Seite abgeschaltet wird, oder es passiert garnicht. Im Gegensatz dazu macht mensch es den Repressionsorganen sehr leicht, wenn mensch Server, die in Deutschland stehen, benutzt, da die ganz schnell abgeschaltet werden und die Infos über die Person, die den Webspace gemietet hat bereitwillig herausgegeben werden.

Die Bewegung ist erstmal ein Sammelbecken. Vergleichen kann ich das mit einer grossen Demonstration. Bei der Freiheit-statt-Angst-Demonstration (das ist eine Grossdemonstration in Berlin u.a. gegen die Vorratsdatenspeicherung) weisst Du ja auch nicht, wer da alles demonstriert. Du siehst links angehauchte Menschen und auch manche (z.B. Infokrieg), bei denen Du ins Grübeln kommst. Aber fakt ist, dass sich da erstmal was bewegt. Der Rest sollte dann kommen, d.h., dass Neonazis und antisemitische Leute aus der Demonstration geworfen werden. In der Sprengmeister-Szene ist das regelmässig gescheitert, weil keine linke Hegemonie aufgebaut werden konnte.

 

Was aber revolutionär war, ist der Fakt, dass da mehrere tausend Menschen waren, die aktiv, mit Straftaten und konzentriert das System in Frage gestelt haben. Im Hacksector waren z.B. mehr als 30.000 Menschen angemeldet und es waren Wochen, wo zu jeder Zeit im Forum mehrere hundert Menschen geschrieben haben. Sie schrieben darüber, wie Banken gehackt werden, Schlösser geknackt werden und Geldautomaten manipuliert werden. Wenn das mal nicht das System ins Wanken bringt, wenn jeder und jede am Geldautomat soviel Geld abheben kann wie er oder sie will.

 

Das mit dem Freiräumen im Internet war zwar anders gemeint, aber was Du schreibst gehört eindeutig dazu. Ich werde aber erläutern was ich meine, wenn ich auf Deine weitere Kritik eingehe. Stelle Dir hierfür bitte die Frage: Was sind noch alles Freiräume? Ich habe diese Frage mit u.a. mit "Demonstrationen, Verhalten, Diskussionen und Plena" beantwortet.

 

Du hast recht, ich bin dumm! Aber ich bin nicht nur einfach dumm - ich bin "offensichtlich" bzw. "augenscheinlich" dumm. Was meine ich damit? Mein Verhalten, das offene Reden und das Schreiben unter meinen richtigen Namen, sorgt für Angriffsfläche für den Repressionsapparat und Neonazis. Aber was habe ich für Vorteile dadurch? Ich kann ehrlich mit meinen Mitmenschen reden. Menschen können an mich heran treten, mich etwas fragen und eine ehrliche Antwort bekommen. Wenn ich offensichtlich dumm bin, was bist Du dann? Die Antwort ist klar: Nicht-offensichtlich dumm. Du redest im Geheimen, vo allem wenn es um wichtige Dinge geht. Und dafür suchst Du Dir eine exklusive Gruppe. (Ich kenne Dich nicht, aber ich spreche jetzt über eine klandestine Beispielperson.) Auf Plenas redest Du um den heissen Brei und die Menschen verstehen Dich nicht im Ganzen, weil sie einfach nicht mitbekommen was Du tust, wenn sie nicht in Deinem klandestinen Kreis sind. Wie verrückt ist denn sowas, nicht mehr frei reden zu können? Und sich da auch noch selbst zu kontrollieren. Das ist ebenfalls Dummheit, die Du ja angeführt hast. Und auch diese zieht magnetisch Repression an. Dazu will ich aber erstmal nichts schreiben. Sorge bitte dafür, dass Deine Plena, Demonstrationen und Diskussionen Freiraum-Persönlichkeit bekommen!

 

An dem ich-will-angebetet-werden-Satz solltest Du Dich nicht aufhängen! Ich denke, Du willst auch mal geliebt werden. Aber wie geschrieben, häng Dich daran nicht auf.

Ja, offen und öffentlich zu reden macht dich bis zu einem Gewissen Grad glaubhafter für Aussenstehende, ABER:

Wenn ein hypothetische Person, nennen wir sie K, vor hat mit Hilfe illegaler oder sich in der grauzone zur Illegalität befindlicher Aktionen etwas am bestehenden System zu ändern (unabhängig von Art der Aktion, Beweggrund, Ziel, etc.) dann gefährdet Person K sich, sein/ihr Umfeld und die Aktion an sich. Wo ziehst du also die Grenze zwischen " Beihilfe zur Glaubwürdigkeit" (nenn ichs jetzt mal) und Selbstschutz?

Beispiel Sprengstoff: in der BRD ist der Besitz, die Herstellung etc. von Sprengstoffen und sprengstoffähnlichen Stoffen illegal. Wenn jetzt unser Freund K aus welchem Grund auch immer aber dennoch Sprengstoff herstellen und besitzen will (und seis nur Schwarzpulver um Kracher zu basteln) wäre es auf destruktive Art dumm von ihm sich in die Apotheke zu stellen und zu sagen: "Hallo, ich brauch Schwefel um Schwarzpulver herzustellen, ham sie grad 200 gramm da?"

Das ist aber genau das was du forderst, bzw was du als positives Beispiel verkaufst.

 

Es wurde noch nie ein System aus einem Knast raus verändert....und das solltest du bedenken...

 

Frei reden kann man in D. schon lange nicht mehr, dafür sorgt der Staat seit ca 1949....aber sich dem System auch noch selbst in den Rachen zu werfen ist reine Selbstzerstörung.

 

In diesem Sinne

Viva Utopia