Feministische Selbstverteidigung organisieren!

Challenge Patriarchy

Was passiert, wenn antisexistische Prozesse – Aufarbeitungen, Klärungen und versuchte Versöhnungen nach sexualisierten Übergriffen – scheitern, weil sich der Täter* einer konstruktiven Lösung entzieht?

 

Wenn sich der Täter*1 in einem Umfeld verkriechen kann, das die Thematisierung von sexistischem Verhalten scheut und die von anderen Menschen begonnene Auseinandersetzung mit dem Täter* nicht fortführt?

Was passiert insbesondere, wenn Betroffene und Täter* sich zwar in der politischen Arbeit immer wieder begegnen aber nicht im selben Ort leben und nicht das selbe soziale Nahfeld teilen?

 

Wir sind nicht einverstanden damit, dass die Betroffenen dann mit ihrer Betroffenheit klar kommen müssen und der Täter* sein Verhalten gegenüber dieser und anderen Personen fortsetzen kann.

Wir sind nicht einverstanden damit, dass sich die Betroffenen aus den gemeinsamen Zusammenhängen zurück ziehen müssen, um sich vor neuerlichen Verletzungen zu schützen.

Wir sind nicht einverstanden damit, dass herrschaftskritische Positionen da aufhören, wo die eigene Gemütlichkeit in Frage gestellt wird und selbst in diesen Zusammenhängen auf Herrschaftsstrukturen wie die Polizei verwiesen wird.

 

Nicht nur gibt es seit den 1990er Jahren – mal präsenter, mal weniger präsent – F*antifa-Gruppen, sondern heute in den meisten Städten und Orten feministische Gruppen, die praktische Selbsthilfe leisten, Veranstaltungen organisieren und feministische Perspektiven in andere Gruppen und Prozesse vor Ort einbringen. Oft genug sind diese Gruppen und Netzwerke der Ausgangspunkt dafür, sexistische Perspektiven in der eigenen Szene oder Stadt in Frage zu stellen und stattdessen eine feministische und antipatriarchale zu stärken. Sie sind es oftmals, die adressiert werden und Unterstützung leisten, wenn nicht mehr nur die engsten Sozialbeziehungen eingeschaltet werden, wenn es zu sexistischen Übergriffen kommt und die dadurch viel Wissen und praktische Erfahrung in der Unterstützungsarbeit und der Transformationsarbeit mit Tätern* gewonnen haben. Diese Personen und Gruppen sind es (neben kritischen Einzelpersonen), die in ihrem Alltag immer wieder auf diskriminierende Sprache hinweisen, diskriminierendes Verhalten kritisieren und Betroffene und kritische Menschen dabei unterstützen einen pro-feministischen Umgang zu entwickeln.

 

Dies ist ein Appell, verstärkt unsere feministischen Positionen auf unseren Blogs, Webseiten und Veranstaltungsflyern sichtbar zu machen und ansprechbar zu werden. Wir wünschen uns, dass feministische Gruppen szene- und ortsübergreifend aktive Unterstützungsarbeit leisten. Wir wollen, dass sich ein Täter* nicht nach einer konstruktiven Konfrontation auf einem Kongress, Camp oder anderen Veranstaltung unsichtbar in seine Szene zurückziehen kann und einer Veränderung seines Verhaltens entziehen, sondern auch in seinem Wohnort, seiner Lieblingskneipe und seiner Politgruppe kritisiert wird. Wir wollen damit keine Strafe verhängen, sondern die Sichtbarkeit von Tätern* erreichen und zeigen, dass sie sich auseinander setzen müssen. Wir wollen, dass sie sich rehabilitieren, indem sie sich in einen Prozess mit der betroffenen Person und ihrem Unterstützungskreis begeben, der für die betroffene Person einen Ausgleich schafft und zukünftig alle Menschen im Umfeld des Täters* davor schützt, ebenfalls betroffen gemacht zu werden. Zu schweigen wird uns nicht schützen!

1Zum einen unterstellen wir, dass Geschlechter nicht natürlich gegeben sondern sozial konstruiert sind, darum markieren wir entsprechende Bezeichnungen. Zum anderen sprechen wir aufgrund der konkreten Vorkommnissen, die uns zu diesem Text motiviert haben an dieser Stelle von männlich* sozialisierten Menschen.

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Euer Ansatz hat seine Berechtigung, im Falle einer Vergewaltigung. Wenn also jemand mit körperlicher Gewalt jemanden zum Sex gezwungen hat.

Würdet Ihr es dabei belassen, Euch solcher Fälle anzunehmen, gäbe es nichts zu kritisieren. Nur belasst Ihr es dabei leider nicht. Sondern benutzt eine so schwammige und unpräzise Begriffe, dass so ziemlich jedes Verhalten darunter fallen kann, jeder als Täter oder Betroffener in Frage kommt:

- sexistische Perspektiven

- antisexistische Prozesse

- sexualisierten Übergriffen

- diskriminierendes Verhalten

- sexistischem Verhalten

- pro-feministischen Umgang

- sexistischen Übergriffen

- diskriminierende Sprache

- keine Strafe verhängen, sondern die Sichtbarkeit von Tätern* erreichen (was natürlich keine Strafe ist *lol*)

 

Das alles sind völlig schwammige Begriffe. Für mich ist ein sexualisierter Übergriff z. B. ein Griff an den Po. Für manche Feministinnen ist es schon einer, wenn ein Typ eine Frau in einer Diskussion unterbricht oder sie auf einer Party anschaut. Für manche ist es schon diskriminierend, wenn jemand einen Text vorliest, in dem "Neger" steht usw. Wenn Ihr solche Fälle auf eine Stufe mit Vergewaltigungen stellt, weil Ihr dieselbe Sprache, die gleichen Begriffe auf alles anwendet, führt Ihr Euren Ansatz ad absurdum. 

Deshalb: Versucht bitte gerade in diesem Bereich, der auch von Euch ein großes Maß an Verantwortung verlangt, sprachlich genau zu sein.

Es ist unklar wie mit diesen Leuten ein normaler Umgang möglich sein soll. So wie die klingen, wollen die das nicht. In dem Fall ist es Selbstschutz diese ihren Weg alleine gehen zu lassen.

auch wenn ich der grundintention eures textes und dem meisten geschriebenen zustimme, solltet ihr doch aufpassen, wie ihr über die kategorie geschlecht schreibt. von "männlich sozialisierten menschen" als priviligierte gruppe im patriarchat zu reden, lässt erstmal die frage offen, wen genau ihr damit meint. wenn ihr alle bei der geburt männlich zugewiesenen personen so zusammenfasst (was der begriff suggeriert und wie er oft benutzt wird), macht ihr damit die sexismuserfahrungen von transfrauen, transfemininen personen und nicht-binären personen unsichtbar und setzt terfige argumentationslinien von einer angeblich "männlichen" sozialisation fort (nein, transweiblichkeiten haben keine sozialisation mit männlichen privilegien bis zu ihrem coming out; die sozialisation von transweiblichkeiten ist normalerweise von sexismus- und ausschlusserfahrungen geprägt). ihr tragt damit weiter zu offensiver und struktureller transmisoynie in feministischen kontexten bei.