[B]: Aktionstage gegen die Welt der G20 - Was lief bisher?

Vive le sabotage
Alles zum G20-Gipfel 2017 auf Indymedia linksunten

Seit dem zweiten Juni laufen in Berlin die „Aktionstage gegen die Welt der G20“. Wir wollen hier einen kurzen Rückblick auf Veranstaltungen und Aktionen der vergangenen Tage geben und einen kleinen Ausblick für die nächste Woche bieten:

 

Am Donnerstag den 1.6. fuhr abends die Anarche durch den Landwehrkanal in Kreuzberg und machte die Rumsitzenden lautstark auf die Demonstration gegen die G20-African-Partnership-Conference aufmerksam.

Zeitgleich fand im tommyhaus der Vorabauftakt der Aktionstage statt, mit einer Veranstaltung zum 2. Juni 67 – Genua 2001 – Hamburg 2017. Hier ein kurzer Rückblick der Organisator*innen:

der beginn unserer kleinen veranstaltungsreihe von unten und links am donnerstag, den 1.juni, im tommy weisbecker haus (TWH) war ein gelungener vorabauftakt für die berliner aktionstage.

im hof vom tommyhaus standen infotafeln zum ssb und den aktuellen projekten drugstore/potse, manstein/rote_insel, tommyhaus/schicksaal/cafe_linie_1.

neben dem büchertisch vom schwarze risse kollektiv mit infos zu den aktionstagen und zu hamburg befand sich noch ein infotisch vom fridel54-kollektiv im TWH-schicksaal.

zuerst gab es dann auch im veranstaltungssaal direkt infos aus der fridel54 und mobilisierung zum geplanten räumungstermin am 29.6. (G20 räumen, friedel bleibt!).

danach lief der originalfilm ‘berlin, 2. juni 67’ von thomas giefer und hans-rüdiger minow und eine kurzdoku des aktuellen wissensstands über die staatliche vertuschung des mords an benno ohnesorg durch einen staatsschutzbullen. dazu gab es auch interessante zusatzinfos von rena giefer.

die gespräche und diskussion nach dem film waren geprägt durch die unterschiedliche und doch gemeinsamen erfahrungen aus ‘heim’, ‘jungarbeiter’ und ‘studi’-sicht von zeitzeug*innen aber auch die verknüpfung mit aktuellen themen wie naziübergriffe, selbstschutz und dem solidarisch kritischem miteinander der radikalen linken, die auch mit einem guten querschnitt vor ort vertreten war.

Dabei wurde auch für die berliner aktionstage und nach hamburg mobilisiert.

ergänzend wurde auf die antirepressionsstruktur in hamburg verwiesen und im TWH-café linie 1 wurden zwei dokus zu den blutigen tagen der urbanen aufstandsbekämpfung, des ausnahmezustands und der staatlichen repression in genua 2001 von kanalB und vom genova legal forum gezeigt.

über den abend verteilt besuchten grob geschätzt ungefähr 70-100 leute unsere veranstaltung ‘in guten wie in schlechten zeiten…
…wir sind alle vom

★ 2.juni ★ 1967 ★ 2017
SELBSTORGANISATION & WIDERSTAND ★ zwischen notstand und demokratie’.

Am 2. Juni gab es dann die politische Ringbahnfahrt gegen G20, welche schon im voraus einige (mediale) Beachtung gefunden hatte. Vermutlich waren auch deshalb die Bullen auf den Plan getreten, wie ein*e Teilnehmende*r berichtet:

„18:00 Bahnsteig Westkreuz: überraschend viel Polizei, wir erst mal nicht stutzig (denn was sollen die sich schon mit unserer Ringbahnfahrt beschäftigen) aber doch unser Aktionsmaterial mal zur Seite gestellt.
18:10 Bei uns hat sich nun eine Gruppe von 8 bis 10 Leuten versammelt, und die Bullen schauen vermehrt rüber. Einer kommt zu uns “Guten Tag Bundespolizei bla bla.. Wir haben gehört, es soll so etwas wie eine Ringbahn-Party gegen G20 geben. Ihr steht nun ja schon länger hier, habt ihr damit was zu tun?” – “Was, eine Ringbahnparty? Wo haben Sie denn das gehört? Nein, wir auf jeden Fall nicht.”
Währenddessen schaut der Polizist mehrmals auf ein Blatt runter, das die Überschrift “Infos für die No-G20 Ringbahnfahrt” trägt, aber kann es anscheinend nicht lesen. Gerade als er fragt: “Weshalb halten sie sich als Gruppe denn hier auf?” Kommt eine Freundin an, auf die wir dann natürlich gewartet haben.
Jetzt können wir los. Der Bahnsteig linksrum ist noch immer mit Polizei besät, also diesmal nicht links, sondern rechtsrum, geht ja auch. Wir bleiben, in den Rissen und unterm Radar.

Also: ganz positive Bilanz vor der Ringbahnfahrt: ohne was zu tun mal 20 Bullen eine Stunde lang beschäftigen und den Staat damit auf die Tasche gehen… check!

Ringbahnfahrt selber hat schön funktioniert. Es gab viele Pappschilder, ein Kreidebrett, Eistee und Kekse die für die gemütliche Atmosphäre gesorgt haben. Jede*r Teilnehmende kommt nach eigener Fasson mit Menschen ins Gespräch. Die meisten Mitreisenden haben von G20 entfernt was gehört, aber keine genaue Meinung dazu. Sie sind aber interessiert und wirklich der Großteil teilt die ablehnende Einstellung zu G20, zur Zusammenarbeit mit Trump, Putin und Erdogan und zur Eliten-Politik generell. ‘Was tun’ bleibt dann natürlich die Frage. Mehrere haben vor nach Hamburg zu gehen und da an einer Demo oder am Protesttag teilzunehmen, manche fanden man müsste eine Petition starten (à la TTIP), andere haben zu Protestformen eher weniger Bezug, aber reden vielleicht mit Freund*innen und Bekannten drüber.

Ein Gespräch unter vielen, mit einem etwas älteren Mann: Er sitzt etwas lässig am Ende des Abteils, wir reden über Hamburg und was mensch tun kann. Auf ne Demo gehen, schlage ich als leichten Einstieg vor. “Ne Demo, nee, dafür bin ich jetzt doch zu alt”. – “Warum denn?” – “Hab ich schon so oft gemacht.” Sein Blick fällt auf ein unserer Plakate an der Scheibe oder dasselbe Thema geht ihm so durch den Kopf. “Weißt du, meine erste Demo, das war genau vor 50 Jahren, da war ich neunzehn.” Das heißt, genau vor 50 Jahren, in 1967, am 2. Juni. Er erzählte über das Verhalten der Bullen, deren Techniken um die Demo zu spalten.. und was er nicht zu sagen brauchte, wie das alles an dem Abend geendet ist. Hmm ja, da haben die Freunde und Helfer sich kaum verändert.. gut das es da wie immer und immer wieder Widerstand gibt.“

Abends fand dann eine Kundgebung zur Erinnerung an den Mord an Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 statt. Ca. 300 Menschen versammelten sich bei Dämmerung vor der deutschen Oper, wo der Berliner Staatsschutzbulle Kurras auf den Tag genau vor 50 Jahren Benno Ohnesorg hinterrücks erschoss. Gezeigt wurde der Film „der Polizeistaatsbesuch“ – wer ihn noch nicht gesehen hat, es lohnt sich! Anschließend gab es eine kleine Lesung von Texten Uwe Timm zur Erinnerung an Ohnesorg. Zugegen waren auch Dieter Kunzelmann und der Sohn Ohnesorgs. Die Kundgebung endete mit den Worten: „Benno, der Kampf geht weiter!“

 

Am 5. Juni fand eine gut besuchte Infoveranstaltung statt, auf der sich zu den Aktionen in Hamburg und vor allem zur möglichen Repression informiert wurde. Auch gab es ein kleines Bezugsgruppentraining, um in knapp einem Monat gut vorbereitet Richtung Hamburg loszuziehen.

 

Bereits vor den Aktionstagen wurde auf linksunten ein Aufruf von Autonomen Gruppen veröffentlicht, sich dezentral und militant den Aktionstagen anzuschließen, und vor allem auch die drohende Räumung gegen den Kiezladen Friedel54 in den Blick zu nehmen.

 

Diesem Aufruf schlossen sich dann anscheinend auch gleich ein paar Nachtaktive an:

In der Nacht zum 1. Juni griffen autonome Gruppen das Haus der deutschen Wirtschaft mit Steinen und Farbe an. Dort soll vom 15. bis 17. Juni der G20 Young Entrepreneurs’ Alliance (G20 YEA) Gipfel stattfinden. Die Erklärung der Gruppen könnt ihr hier nachlesen.

 

Eine Nacht später wurde das Bismarck-Denkmal mit Teer und Farbe angegriffen. „Bismarck war der Federfuehrer bei der Aufteilung Afrikas, was die Kolonialzeit einleitete und die Ausbeutung Afrikas in strukturelle Bahnen brachte“ heißt es im Schreiben von „fuerst b.“, das ihr hier nachlesen könnt.

 

„noch so ‚ne autonome Gruppe“ hienterließ ein paar Nächte später auf einem Fährboot und im Regierungsviertel Anti-G20-Graffitis, davon drehten sie sogar ein Video. Anschauen könnt ihr es hier.

 

In Dresden statteten ein paar Menschen der Bismarcksäule einen Besuch ab, hinterließen rote Farbe und hingen ein Mobitranspi für die Proteste gegen die G20-African-Partnership-Conference auf. Nice!

 

Wer wissen will, worum es in der G20-African-Partnership-Conference geht, kann das nochmal hier oder hier (Achtung! Nur http) nachlesen.

 

Noch eine Woche laufen die Berliner Aktionstage gegen die Welt der G20 – da geht noch was! Schaut ins Programm, es gibt noch ein paar neuere Termine: actiondaysberlin.noblogs.org

  • Kommt alle am 10.6 um 15 Uhr zur Demonstration am Potsdamer Platz: Gegen die G20-African-Partnership-Conference – für globale Bewegungsfreiheit und selbstbestimmte Entwicklung!
  • Kommt am Montag den 12.6 zur Kundgebung am Gasometer: Gegen die G20-African-Partnership-Conference!

Bringt euch ein und werdet aktiv!

 

G20 sabotieren!

G20-African-Partnership-Conference verhindern!

 

Infos zum G20:

antig20berlin.noblogs.org

g20tohell.blackblogs.org/