„Die sind schuld!“ - Antisemitismus

Straßen aus Zucker

Kapitalismus. Krise. Konflikte. Jüdinnen und Juden müssen als Erklärung für vieles herhalten. Antisemitismus ist Realität in Deutschland und kommt von überall – auch von links.

 

Antisemitismus gehört zu den ältesten und hartnäckigsten Vorurteilen gegenüber einer Gruppe von Menschen. Er wird im Alltag geäußert, ob offen und gewalttätig oder als stille Meinung oder Einstellung. Das Spektrum reicht dabei von judenfeindlichen Graffiti auf Straßen und jüdischen Einrichtungen, Schändungen jüdischer Friedhöfe, über seltsame Vergleiche zwischen Israel und Nazideutschland, bis zu antisemitischen Statements aus Politik und Medien. Auf Schulhöfen hört man „Du Jude“ als Schimpfwort und in der Wirtschaft wird über „Heuschrecken“ geschimpft. Selbst antisemitische Verschwörungstheorien, wie zu den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center, finden große Beliebtheit. So erstaunt es nicht, dass nach einer Studie des Pew Research Centers in Washington D.C. von 2008 rund ein Viertel aller Deutschen als antisemitisch eingestuft werden. Das Problem ist aber nicht nur auf Deutschland beschränkt: Antisemitismus gibt es in Europa, arabischen Ländern und vielen anderen Regionen der Welt.

 

Doch was ist Antisemitismus eigentlich genau?
Am häufigsten wird Antisemitismus als Überbegriff für jede Form von Judenfeindschaft verwendet. Geschichtlich gesehen gab es die schon lange, bevor der Begriff „Antisemitismus“ überhaupt auftauchte. Jüdinnen und Juden werden schon seit langer Zeit als Bedrohung wahrgenommen. Ob in der Antike oder im Mittelalter, sie waren fast immer Schuld an irgendwas. Ihre bloße Existenz wurde dabei als Ursache für religiöse, kulturelle und soziale Probleme gesehen. Antisemitismus beschreibt unterschiedlich ausgeprägte feindselige Vorstellungen gegenüber Jüdinnen und Juden. Er bedient sich einer Vielfalt zugeschriebener und ausgrenzender Vorurteile. Du hast ja vielleicht auch schon mal davon gehört, dass „die Juden“ Schmarotzer, raffgierig und hinterlistig seien. Es werden also allen Jüdinnen und Juden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. Antisemitismus steht aber nicht nur für Vorurteile gegenüber Jüdinnen und Juden, sondern auch für eine eigene Welterklärung. In dieser werden Jüdinnen und Juden für alles Schlechte in der Welt verantwortlich gemacht. Das unterscheidet den Antisemitismus auch vom Rassismus: „Die Ausländer“ werden hierbei meist als unterlegen beschrieben, als faul und minderwertig. „Die Juden“ hingegen werden meistens als einflussreich und machtvoll beschrieben und genau deswegen gehasst. Sie sind also nicht nur schlecht und bedrohlich sondern auch noch übermächtig.

 

Woher kommt der ganze Quatsch?
Bereits zu Beginn des Christentums entstand ein religiös motivierter Judenhass, der Antijudaismus. Er diente den Christ_innen der Abgrenzung zum Judentum, das grundlegend mit dem Bösen gleichgesetzt wurde. Im christlichen Mittelalter (5. bis 15. Jahrhundert) verbreitete sich der religiös motivierte Judenhass weiter. Zu ihm gesellten sich immer mehr antijüdische Mythen. Viele Bilder – z.B. das des reichen und geldgierigen Juden – stammen aus dieser Zeit. Ungefähr vor zweihundert Jahren, mit der Epoche der Moderne, veränderte sich der Antisemitismus deutlich. Religiöse Vorurteile wurden in ökonomische, politische und kulturelle umgedeutet. In dieser Zeit gab es viele gesellschaftliche Veränderungen. Umwälzungen, wie z.B. der Kapitalismus, wurden von vielen nicht verstanden und brachten Angst mit sich, sodass einfache Erklärungen willkommen waren: „Die Juden“ würden die Kultur zersetzen, die Politik beherrschen sowie die Wirtschaft bestimmen. Diese Zuschreibungen führten fast zwangsläufig zu der Annahme, dass „die Juden“ außerordentlich mächtig seien – so mächtig, dass sie sogar die Welt beherrschen wollten.

Gleichzeitig wirkte die Wissenschaft intensiv bei der Konstruktion einer „arischen Rasse“ und damit der rassischen Begründung des Antisemitismus mit. Unter Anlehnung an die pseudowissenschaftliche, biologistisch argumentierende Rassenlehre des 19. Jahrhunderts wurden Jüdinnen und Juden nicht als eine kulturelle oder eine Glaubensgemeinschaft betrachtet, sondern als eine eigene „Rasse“ mit bestimmten Eigenschaften. In Deutschland führte diese rassistisch begründete Judenfeindschaft zum industrialisierten Massenmord an über sechs Millionen europäischer Jüdinnen und Juden, der mit nichts gleichzusetzen ist.

 

Wie sich Antisemitismus heute zeigt…
Ganz einfach. Indem althergebrachte antisemitische Muster aufgegriffen und der jeweiligen Weltlage angepasst werden. Dadurch entstehen neue Projektionsflächen innerhalb der Diskussionen um Nahostkonflikt, USA, sowie Globalisierungs- und Kapitalismuskritik. Hier können vereinfachende Erklärungen für aktuelle Probleme ansetzen und ihren Antisemitismus neu ausrichten und dann sind wieder einmal „die Juden“ schuld an allem. Hinzu kommt die Erinnerungs- und Schuldabwehr vieler Deutscher, die eine wesentliche Rolle im aktuellen Antisemitismus spielt. Doch eines nach dem anderen.

Nach 1945 entwickelte sich eine neue Form von Antisemitismus, die sich allein aus der spezifisch deutschen Situation erklären lässt. Dieser sekundäre Antisemitismus beschreibt die Judenfeindschaft nach dem Holocaust aus dem Motiv der Erinnerungs- und Schuldabwehr. Nicht trotz, sondern wegen „Auschwitz“ werden Ressentiments gegen Jüdinnen und Juden geäußert. Das heißt, dass viele Deutsche keinen Bock hatten oder immer noch haben, sich damit auseinanderzusetzen, dass sie selber, ihre Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern mitgemacht haben bei der Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden – aktiv, durch Wegschauen, durch unterlassenen Widerstand. Sie jammern also rum: Wie lange man denn noch büßen müsse und ob die unschuldigen Enkel und Urenkel noch für den Holocaust zahlen müssten, lauten die Schlachtrufe heute. Auch Vermutungen, Jüdinnen und Juden würden sich auch am Völkermord über eine sogenannte „Holocaust-Industrie“ noch bereichern, geistern durch die Gegend. Dem Wunsch nach Normalisierung wird mit Leugnung, Relativierung und Schlussstrichforderungen geholfen. Mal wird Auschwitz gleich als komplette jüdische Lügengeschichte hingestellt, ein anderes Mal wird die Bombardierung Dresdens mit dem Holocaust oder die Politik Israels mit der Nazideutschlands gleichgesetzt. Weiterhin werden Jüdinnen und Juden als diejenigen angesehen, die die Deutschen ständig an die NS-Verbrechen erinnern – auch noch nach 65 Jahren. Die Forderung nach einem Schlussstrich dient hierbei nichts anderem als dem endgültigen Abhaken des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichtsschreibung, das einem „gesunden Nationalbewusstsein“ noch im Weg steht.

 

…und warum und wie es ihn sogar unter Linken gibt.
Ein Bezugspunkt für gegenwärtig auftretenden Antisemitismus ist der Nahostkonflikt. Häufig wird unter dem Vorwand, die Politik Israels zu kritisieren, ein Ventil geöffnet, um gegen „die Juden“ insgesamt zu wettern – gerade auch, weil so richtig deutlicher Antisemitismus seit dem Holocaust öffentlich nicht mehr ganz so akzeptiert ist. Er ist aber auch nicht einfach verschwunden und muss sich deswegen andere Ausdrucksformen suchen. Da bietet der jüdische Staat, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet hat, eine willkommene Projektionsfläche. Sicher, nicht jede Kritik an der Politik Israels ist antisemitisch, aber häufig werden Grenzen zu Antisemitismus überschritten. Da wird mal eben das Existenz- und Selbstverteidigungsrecht eines Landes in Frage gestellt, während man kein Problem hat mit allen möglichen anderen Staaten und Kriegen auf der Welt. Oder der Fernsehmoderator Michel Friedman wird als deutscher Jude gefragt, was er denn von der Politik seines Landes hält. Gemeint ist natürlich Israel. Er muss somit als Stellvertreter für Israel herhalten, obwohl er in Deutschland lebt. Auch wenn Israelis als Nazis bezeichnet und vom „Holocaust in Palästina“ gesprochen wird, handelt es sich um Antisemitismus – denn damit wird eigentlich gesagt, dass die Opfer von damals die Täter_innen von heute seien, die genau das gleiche machen wie früher. Das ist natürlich auch eine krasse Relativierung des Holocaust und so ganz nebenbei erscheint die eigene deutsche Schuld nicht mehr ganz so groß. Tja, diese Form von Antisemitismus findet sich leider auch in linken Kreisen wieder. Auch in der propalästinensischen Bewegung lassen sich manche solcher Positionen erkennen: Zum Beispiel wird der palästinensische Befreiungskampf hierbei pauschal mit dem Kampf für Frieden, für die Menschenrechte und für das politische Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser_innen untrennbar verbunden. Es wird ausgeblendet, dass z.B. Selbstmordattentate mal so gar nichts mit Emanzipation zu tun haben. Auch wird nicht gesehen, dass es bei Gruppen wie der Hamas oder der Hizbollah einen radikalen Antisemitismus gibt. Wenn die sich durchsetzen würden, dann hieße das den Tod von fünf Millionen israelischen Jüdinnen und Juden. Aber auch Schwule, Lesben, Feminist_innen, Transgender oder auch nur Leute, die einfach nur zu lauter Musik tanzen wollen, hätten, nach der Vorstellung der Hamas, nichts zu lachen – wie vermutlich der ganze Rest der Bevölkerung.


Komische Organisationen für eine linke Solidarität, oder?

Auch in der Globalisierungs- und der mit ihr häufig in Verbindung gebrachten Kapitalismuskritik tauchen manchmal antisemitische Bilder auf. Die negativen Auswirkungen der Globalisierung z.B. werden (nicht nur da) dann als eine Verschwörung von „bösen Kapitalisten“ und „imperialistischen Politikern“ gesehen. Oder gar der Kapitalismus selbst wird nicht mehr als ein gesellschaftliches Verhältnis gesehen, bei dem Menschen arbeiten gehen müssen. Denn das ganze System ist so komplett irre eingerichtet, dass es nicht um die Bedürfnisse der Leute geht, sondern um das Profitmachen. Es wird dabei nicht gesehen, dass Produktion nun mal heißt, Gewinn zu machen – und zwar nicht, weil die einzelnen Unternehmer_innen so habgierig sind, sondern weil die Konkurrenz dies erzwingt. Kapitalismus wird stattdessen verstanden als das Werk einzelner Kapitalist_innen oder Konzerne – Kapitalist_innenkritik statt Kapitalismuskritik sozusagen. Oder die Leute haben nur dann am Kapitalismus was auszusetzen, wenn es um Zinsen oder die Finanzmärkte geht. Es wird nicht gesehen, dass die Finanzsphäre mit der Produktion von Waren eng zusammenhängt und nicht für sich genommen kritisiert werden kann. Und dass das eigentliche Übel in einer Produktionsweise liegt, in der die Leute durch Lohnarbeit ausgebeutet werden.

 

Was hat das mit Antisemitismus zu tun?

Wie wir oben gesehen haben, ist die Gleichsetzung von Jüdinnen und Juden mit Geld und Geldherrschaft seit Jahrhunderten fest im westlichen Denken verankert. So eine „verkürzte Kapitalismuskritik“ bietet also stets das Angebot, das Judentum für die Auswirkungen der kapitalistischen Gesellschaftsform verantwortlich zu machen. In dieser Logik muss es stets eine Gruppe von Menschen geben, die gerade diejenigen Eigenschaften besitzen, die „den Juden“ seit Jahrhunderten nachgesagt wurden: die sogenannten „Spekulanten“ zu sein, die wie „Heuschrecken“ über etwas herfallen, „das Volk“ auf hinterlistige Weise ökonomisch über Zinsen „aussaugen“ und dadurch „die ganze Welt beherrschen“. Hier wird also bewusst oder unbewusst an antisemitische Stereotype angeknüpft. Diese „verkürzte Kapitalismuskritik“ findet sich auch bei Nazis, wurzelt da aber eher in ihren völkischen und nationalistischen Vorstellungen.

 

Noch mal kurz
Antisemitismus ist nicht nur irgendein irres Vorurteil gegen Jüdinnen und Juden, sondern stellt eine noch irrere Form der falschen Erklärung dafür dar, was alles in der Welt schief läuft nach der Formel: „Die sind schuld!“ Die Begründung und Motivation für Antisemitismus waren und sind nicht immer gleich, antisemitische Bilder werden meist der jeweiligen Weltlage angepasst. Dadurch hört man sie innerhalb der Diskussionen um den Nahostkonflikt, die USA oder Globalisierungskritik. Und weil auch Linke Teil einer von Antisemitismus geprägten Gesellschaft sind, sind sie natürlich nicht einfach gegen solche Stereotype immun. Grund genug, sich damit zu beschäftigen, wie denn eine richtige Kapitalismuskritik geht, wie es in Nahost wirklich aussieht und warum An-Deutschland-denken immer noch An-Auschwitz-denken heißt!

 

Zum Weiterlesen:

  • Werner Bergmann: „Geschichte des Antisemitismus“, erschienen 2002 im C.H. Beck Verlag, 140 Seiten, 7,90 Euro.
  • Mathias Brosch u.a.: „Exklusive Solidarität – Linker Antisemitismus in Deutschland“, erschienen 2007 im Metropol-Verlag, 440 Seiten, 24 Euro.
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z. B. für das Massaker auf der Free-Gaza-Flotille

Wer sich als Passagier auf ein Aktivisten-Schiff begibt, sollte sich besser vorher informieren, wer die Organisatoren der Reise sind. Dies sei auch den Medien angeraten.

Friedensaktivisten, Menschenrechtsaktivisten, Solidaritätsaktivisten, türkische Aktivisten - all diese gab es ganz sicher auf der "Mavi Marmara", dem Schiff, das von israelischem Militär gestürmt wurde. Doch die Bezeichnung Aktivist ist weder geschützt noch ein verbrieftes Qualitätssiegel.

Wer sich also freiwillig als Passagier auf ein Aktivisten-Schiff eincheckt, sollte sich vorher ausreichend darüber informieren, wer die Organisatoren und Aktivisten der "Solidaritätsflotte" sind. Und genauso sollte jeder Journalist, der über die Ereignisse berichtet, versuchen, sich ein klares Bild von der Sorte Aktivisten zu machen, über die er oder sie als "Opfer" berichtet.
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Lange vor dem Auslaufen der "Mavi Marmara" gab es genügend Material - sowohl über die türkische als auch über die deutsche Internationale Humanitäre Hilfsorganisation (IHH), das zumindest hätte misstrauisch machen sollen. Bereits vor einigen Jahren hatten deutsche Staatsanwälte der IHH vorgeworfen, Spendengelder nicht zu humanitären Zwecken, sondern zum Kauf von Waffen für Glaubensbrüder in Bosnien und Tschetschenien zu verwenden.

Vor einem Jahr war Bülent Yildirim, Vorstand der IHH, auf einer Veranstaltung in Gaza, wo er bekannte: "Vor drei, vier Jahren noch hat man die Hamas als terroristische Organisation bezeichnet. Heute nennen wir Israel, die USA und Großbritannien die Terroristen." Bei der Einweihung der Solidaritätsflotte, so berichteten israelische Medien vorab, seien Mahmad Tzoalha und Sahar Albirawi, Mitglieder der Hamas, und Hamam Said, ein Führer der Muslimbrüder aus Jordanien zugegen gewesen.

Die Offenheit, mit der die IHH gestern zugestand, dass sie das Risiko der vollen Eskalation eingehen will: "Wir machen weiter, bis das Embargo aufgehoben ist", und dass sie sich nicht nur mit "zweieinhalb Holzstangen" (Norman Paech, außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion), sondern mit Eisenstangen verteidigt hätten, lässt nun einige doch an den rein humanitären und friedlichen Zwecken der Organisation zweifeln.

Ausgerechnet Norman Paech wurde im Studio der ARD-"Tagesthemen" am Montag als neutraler Beobachter der Ereignisse auf dem Schiff interviewt. Wer allerdings an der Echtheit des Videos der israelischen Armee zweifelte, auf dem zu sehen ist, wie die israelischen Soldaten mit Eisenstangen zusammengeschlagen werden, hätte auch den Aussagen eines Norman Paech misstrauen müssen.

Denn Paech ist kein objektiver Beobachter, wenn es um Israel geht. Er vergleicht seit Jahren das Vorgehen des israelischen Militärs mit Nazimethoden, empfiehlt die Hamas als Dialogpartner und lässt offen, ob das Widerstandsrecht der Palästinenser gegen die israelische Besatzung auch eine Grenze hat.

Es waren nicht israelische, sondern türkische Medien (Vatan und Milliyet), die am Mittwoch darüber berichteten, dass mindestens 40 der Aktivisten auf der "Mavi Marmara" gewaltbereit gewesen seien und drei der Toten vor ihrer Abreise gegenüber Freunden und Verwandten gesagt hätten, dass sie auf diesem Trip als "Märtyrer" sterben wollen. Es ist schon interessant, dass die Journalisten in dem Land, aus dem die Toten stammen und in dem es bislang zu den heftigsten antiisraelischen Demonstrationen nach dem Vorfall kam, die Hintergründe der Toten trotzdem offen recherchieren und publizieren. Während hierzulande drei Mitglieder der Linkspartei, die ebenfalls auf dem Schiff waren und die aus ihrer Sympathie für den Widerstand gegen Israel keinen Hehl machen, als objektive Zeugen für die friedlichen Absichten der "Freiheits-Flottille" gehandelt werden.

Die Tat des israelischen Militärs/israelischen Staats war schwerbewaffnete Piraterie. Das Aufbringen der Schiffe ein Akt des Kapern. Das Verhalten gegenüber den PassagierInnen Nötigung, Entführung und Geiselnahme.

Von den Körperverletzungen und Morden mal ganz abgesehen.

Wer schwerbewaffnet solche kriminellen Akte begeht gehört angeklagt und verurteilt.

 

Ihr möchtet aber alles gerne durch eure Brille des Anti-Antisemitismus sehen. Dabei werdet ihr in eurer Argumentationshaltung und den Inhalten den Antisemiten immer ähnlicher. Ebenso selbstgerecht, arrogant, ignorant und menschenverachtend.

 

Wer meint Sachverhalte kritisch zu hinterfragen und das anderen abverlangt, der sollte vieleicht nicht auf Quellen wie die der IDF oder dem Staat Israel zurückgreifen. Nicht die Israelkritiker sind antisemitisch sondern die Antideutschen die was von richtigen und falschen Juden faseln. Die Antideutschen die meinen sie wären Anwälte Israels oder der israelischen Arbeiter_Innen. Die Zionisten die israelische Friedensdemos verschweigen und in den Medien nur die Meinung der israelischen Regierung zulassen.

 

Alle Menschen die sich links verorten sollten gemeinsam mit Israelis, Juden, Arabern und Palästinensern für Internationalismus und Sozialismus kämpfen. Für einen gemeinsamen, friedlichen, sozialistischen, säkulären Staat.

Übrigens: Hamas und Hizbollah sind wirklich wie der Artikelschreiber feststellt Reaktionäre, diese bekämpft man am besten wenn man auf Demos gegen den israelischen Apartheidsstaat linke Propaganda verteilt und die Einflüsse der reaktionären Gruppen dort bekämpft und zurückdrängt.

der/ die autor*in unterstellt jedem menschen antisemitismus, welcher sich (aus seiner sicht verkürzt) kritisch zum kapitalismus äußert.

zwei fragen.

1. was ist mit menschen die gerade erst versuchen in die materie der kapitalismuskritik einzutauchen? nicht jede*r ist von null auf jetzt fehlerfrei in seiner/ argumentation. sind alle menschen, welche "ihren" (noch) marx nicht auswendig können antisemiten?

2. wenn der/die autor*in jedem/jeder ("amateur-") kapitalismuskritiker*in strukturellen antisemitismus vorwürft, outet er/sie sich nicht ebenfalls als ein mensch welcher in diesen mustern denkt? also ich persönlich assoziere geld/kapitalismus nicht mit juden/jüdinnen, da muss mensch erstmal drauf kommen. "nur" weil das klischee des "reichen juden" seit x-hundert jahren besteht, heißt das nicht dass, ich allen kapitalismuskritiker*innen antisemitismus vorwerfen muss.

 

aufklärung und der kampf gegen jedweder art von diskriminierung ist verdammt wichtig. aber mensch sollte nicht alle anderen vorverurteilen.

... zusammengefasst heißt das also, dass eigentlich alles außer fanatischer israel-solidarität antisemitisch ist?

 

... das die systematische unterdrückung einer ganzen volksgruppe,

... die rassistische diskriminierung der palästinenser / araber,

... die besetzung ihrer siedlungsgebiete,

... die ethischen säuberungen ("liebevoll" umsiedlungen genannt),

... die kollektiven bestrafungen ganzer familien,

... die willkürlichen zerstörungen von wohnungen, ackerbauflächen und arbeitsplätzen,

... die ungesetzliche und undifferenzierte tötung von männern, frauen und kindern .. egal ob zivilisten oder nicht

 

... kurzum, der tägliche, aus der zionistischen apartheitspolitik geborene staatsterrorismus ...

 

... NICHT IM MINDESTEN ZUR ENTSTEHUNG DER FEINDSCHAFT GEGENÜBER ISRAELIS BEITRÄGT?!?

 

Naaa klaaaaar, wie könnten all diese Kleinigkeiten nur Antisemitismus erzeugen? Wo es doch viel einfacher ist, zu denken, dass Juden lediglich aufgrund geschichtlicher tatsachen verfolgt werden, die tausende jahre zurück liegen.

Ich frage mich, warum es in dem Artikel hier israelkritische und antizionistische Aeusserungen als Antisemitismus verkauft werden. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Wenn Israel (und damit ist die Regierung gemeint)  sich entschlossen hat, mit einer solchen Gewalt (auf den anderen Schiffe wurden Plastikpatronen geschossen, die aber trotz allem toedlich sein koennen, und Taserpistolen verwendet) gegen einen Konvoi vorzugehen, ohne jeden Beweis von der Anwesenheit von Waffen oder Raketen, und den Konvoi ausgerechnet ausserhalb der eigenen militaerischen Souverenitaetsgrenze angreift, dass koennen wir Israels Vorgehen durchaus kritisieren.

Jedoch ist es eine Frechheit, dass uns Antisemitismus vorgeworfen wird. Haette ein anderes Land, vielleicht Deutschland, die USA, Nordkorea oder China eine solche Tat begangen, haette niemand etwas auszusetzen gehabt. Wenn aber ausgerechnet Israel im Spiel ist, kann es den kritischen Stimmen immer Antisemitismus vorgeworfen werden, um sich jeder Rechtfertigung (die es oft gar nicht gibt) zu entziehen.

Ich denke, viele KritikerInnen der Aussen- und Innenpolitik Israels haben juedische FreundInnen und Bekannten, sind eventuell selbst JudInnen und unterstuetzen die Ueberlebenden der Shoa, die zum grossen Teil (aber selbstverstaendlich nicht nur) der juedischen Religion angehoeren.

 

Wenn Ahmadinejad in seinen Fernseh die Vernichtung Israels fordert oder den Holocaust leugnet, trifft er bei mir auf keinerlei Zustimmung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der aussenparlamentarischen Linke jemensch ernsthaft ihm Glauben schenkt.

Wir werfen Judinnen und Juden nicht vor, Schuld an der jetztigen Weltsituation zu sein. Das ist der Unterschied zwischen Antisemitismus und Israelkritik.

Der Artikel relativiert den europäischen und speziell den im negativen Sinne einzigartigen deutschen vernichtenden Antisemitismus des Nationalsozialismus. Dieser verteufelt Juden als Gruppe und will diese vernichten.

Im palästinensisch-israelischen Konflikt wird von palästinensischer Seite (welche auch Lager aufweist, die sich Kriegsverbrechen an der israelischen Zivibevölkerung schuldig machen) zum Teil die israelische Regierung und zum Teil der israelische Staat angegriffen, nicht aber Juden als solche. Tendenzen Juden als solche anzugreifen, also Antisemitismus ist im nahen Osten nicht so weit verbreitet und wo es ihn gibt ist er aus Europa und speziell Deutschland importiert.

Wird allen und jedem Antisemitismus vorgeworfen werden die qualitativen Unterschiede verwischt und letztendlich der Holocaust relativiert.

Eine neuen Episode einer endlosen Diskussion einer sich radikal gebenden Linken, die scheinbar den Mauerfall bis heute theoretisch nicht verarbeiten konnte. Um es vorweg klar zu machen: ich betrachte antideutsche Positionen nicht im geringsten als links. Wer behauptet, als Deutscher komme ihm/ihr eine besondere Verantwortung zu für den Genozid der Nazis, hat schlichtweg eine nationalistische Logik verinnerlicht, was einer sich emanzipatorischen wollenden Linken eigentlich nicht passieren sollte. Ich vermeide die Begriffe Shoa/Holocaust, weil mir deren religiöse Konnotation nicht behagt und ich präzisiere jüdische Menschen nicht als Opfer, weil nicht nur sie von den Nazis abgeschlachtet wurden, obwohl mir selbstverständlich bewusst ist, dass sie die grosse Mehrheit der Opfer ausmachten. Aber zurück zur Kritik an antideutschen Positionen: Wer behauptet, Israel sei als Nationalstaat irgendwie besser als irgendeine andere bürgerlich-nationalistische Konstruktion hat vermutlich die ganze revolutionäre Nachkriegstheoriedebatte verschlafen. Als Nation ist Israel genauso Vehikel und Ausdruck bürgerlicher Herrschaft wie alle anderen Nationen auch. Einverstanden: der Schlachtruf "Soldarität mit Palästina!" ist genauso hohl wie der Schlachtruf "Solidarität mit Israel!", denn als Revolutionäre wollen wir schliesslich das Ende des Kapitalismus, was einher geht mit der Zerstörung seiner Nationalstaaten - aller Nationalstaaten auch Israel, und auch aller pseudonationalen Gebilde und deren bürgerliche Herrschaft, sprich auch Palästina.

Interessant ist ja, das sowohl die Antideutschen wie auch die Antiimps den Marxismus für sich reklamieren, in Tat und Wahrheit vertreten sie jedoch theoretische Irrwege, ob welchen sich Marx vermutlich im Grab umdreht. So berufen sich die Antideutschen auf den Kibbuz und präsentieren Israel als vollendetsten Kommunismus, den es bisher gab. Nur ist erstens vom Kibbuz nicht mehr viel übrig und zweitens gab es den Kommunismus historisch gesehen noch nie - schon gar nicht vollendet - kontrollierte doch bis heute das Bürgertum, seit seiner politischen Machtergreifung, stets die Produktionsmittel. Warum sollten wir also mit Israel solidarisch sein? Bleibt noch die "besondere deutsche Verantwortung den Juden gegenüber", ein Argument, das von einem revolutionären Standpunkt aus gesehen erst recht nicht gelten kann. Oder, was bitte schön, sind "die Deutschen"? Egal wie man es dreht und wendet, "Deutschland" ist nichts anderes als ein imaginäre Gemeinschaft, die vom Bürgertum, unter der Mithilfe der von der Französischen Revolution traumatisierten Aristokratie, im 19. Jh. konstruiert wurde. Wer sich damit identifiziert, auch ex negativo, identifiziert sich mit der bürgerlichen Herrschaft. Und der Kreis schliesst sich, wenn man weiter bedenkt, dass Herzls Zionismus entscheidend von deutschen Idealisten wie z.B. Schelling oder Fichte beeinflusst war, die philosophische Schule also, die das philosophische Beiwerk zum Konstrukt "Deutschland" lieferte.

Die Antiimperialisten können von sich zumindest behaupten, in einer linken Tradition zu stehen, die von Lenins Imperialismustheorie über die antikolonialen Kämpfe in der Nachkriegszeit führt. Nur sind sie leider dort stecken geblieben. Schon die Solidarität mit staatskapitalistischen, sich antiimperialistisch wollenden Staaten war seit jeher eine theoretische Verirrung sondergleichen, denn nur, weil die Herrschenden behaupten, sie seien "revolutionär" und "antiimperialistisch", muss man das noch lange nicht glauben. Sei es die UdSSR, China, Kuba oder welcher "kommunistische" Staat auch immer, Tatsache ist, dass das durch die Parteibürokratie verkörperte Bürgertum die Produktionsmittel kontrolliert(e) und somit, wie jeder kapitalistische Staat, auch imperialistisch ist/war. Das genau gleiche gilt auch fürs palästinensische Bürgertum, die Absenz eines Nationalstaates drückt in diesem Falle nur die schlechte Stellung aus, die das palästinensische Bürgertum im weltweiten Klassenkampf mit anderen bürgerlichen Fraktionen einnimmt. Und genau diese schlechte Stellung im weltweiten Kampf verschiedener bürgerlicher Fraktionen scheint die Naiveren unter den Linken dazu zu verleiten, sich mit den schwächsten bürgerlichen Fraktionen zu solidarisieren und gleichzeitig zu vergessen, dass es darum geht, den Kapitalismus zu zerstören und eine klassenlose und herrschaftsfreie Gesellschaft anzustreben, statt innerhalb des Systems - und somit für das System - Position zu beziehen.

Unter diesen Vorzeichen wird sich die deutsche Linke weiterhin sinnlose Diskussionen liefern, ob nun Israel oder Palästina, die Hamas oder der Likud, Gysi oder Friedman böse seien, worüber sogar im Thiazi-Forum gelacht wird. Die Positionen sind dabei in perfekter Symmetrie zueinander: Antisemitismusvorwürfe werden mit Islamophobievorwürfen, Querfrontvorwürfe zwischen Linken und Islamisten mit dem Vorwurf einer Allianz Antideutscher mit der CDU gekontert und am schlimmsten daran ist, dass in vielen Fällen die Vorwürfe beider Seiten stimmen. Gleichzeitig ist die Welt am Kochen, die ökologische Situation so katastrophal wie noch nie, das Spektakel drauf und dran uns komplett einzulullen, während dessen Verwalter uns die letzten Brosamen materiellen Wohlstands wegnehmen, die sie uns damals gaben, damals, als das Bürgertum die Revolution noch wirklich fürchten musste. Radikale deutsche Linke, wach auf!

Es wird hier immer so getan, als ob "Antiimps" die Isreal kritisieren, jegliche andere imperialistische Aggression tolerieren würden, also würde Deutschland zbs. im Kosovo Menschen bombardieren, wäre das OK, aber wenn Isreal ganze Dorfregionen bombardiert sind alle empört. Das ist eine Frechheit.

Es sind vor allem ( wenn nicht nur ) die "Aniimps", die in ihrem politischen Alltag und ihren Kampagnen jeglichen Imperianlosmis kritisieren und bekämpfen wollen. Es sind vor allem die "ADs", die nichts anderes machen als "Antifapolitik" ( also haupsächliche andere antifas kritisieren ) und Isreal abfeiern.

 

Die Zusammenhänge, in denen Antiimps Israel kritisieren, d.h. vor allem auch die parallelen eben zum "nicht israeleischen" Imperialismus, werden von "Anti-Antisemiten" kaum angetastet, sonder einfach übersehen. Wenn jmd. in der ökonomischen Basis von Israel dialektisch ableiten kann, dass der "Israelische" Überbau, keine kapitalistischen Klasseninteressen vertritt, sonder objektiv, als über den Klassen stehen der Staat, nur als Schutzraum für Juden dient, dann könnte man wenigstens versuchen einen Diskurs zu führen. Alles andere bleibt auf der bürgerlichen metaphysischen Ebene stehen, und ist somit erstmal Systemerhaltend, was, laut eurer eigenen Argumentation, ja direkt zu Antisemitismus führen muss.

Die Parallelen zischen "anti-antisemiten" und "antisemiten" sind damit selbstversätndlich Augenscheinlicher als die Parallelen zwischen einer an produktioensverhältnissen gebundenen isrealischen Kriegspolitik und ideologischem Antisemitismus.

 

Das schöne an dieser Diskussion ist, dass Theorie und Praxis zusammenhängen ( HUahahaha ), und man sieht schön, wie regional und schönerweise auch schon überregional, das antideutschtum versagt. Entweder entstehen Nazihochburgen, oder es bilden sich klassisch rote Antifas, die in paar Jahren den Laden übernehmen werden.  Für ElektroSoli Partys wird man bestimmt noch verwendung finden.

 

Wenn man sich die einzelnen "Linienschwerpunkte" anschaut und historisch Wurzeln sucht, findet man sie ganz leicht im Sumpf des Kalten Krieges. Pseudointellektuelle frustrierte "Antis", die weder die Sowjetunion aufarbeiten konnten, noch wollen, die, ihr kleines nationales Deutschlandkomplex in einer lächerlich überzogenen Abneigung überspielen und dem "modernen" neoliberalen Zeitgeist von Cultureclash und "Freiheit" folgen.

 

Rotfront Genossen!