"Marsch für Würde und Gerechtigkeit" in Paris

"Marsch für Würde und Gerechtigkeit" in Paris

Am gestrigen Sonntagnachmittag versammelten sich in Paris über zehntausend Menschen auf dem Platz der Nation in Paris, um gegen rassistische Bullengewalt zu demonstrieren. Rassistische Kontrollen sind seit Jahrzehnten ebenso Alltag in den Vorstädten wie wiederkehrende brutale Übergriffe durch die bewaffneten Verteidiger der bestehenden Ordnung. Dabei verloren in den letzten Jahren zahlreiche Menschen ihr Leben, fast ausnahmlos "Menschen mit Migrationshintergund" (1).

 

Erst vor wenigen Tagen war z.B. das Berufsverfahren gegen einen Bullen zu Ende gegangen, der einem Flüchtigen in den Rücken geschossen hatte. War es im ersten Prozess noch zu einem glattem Freispruch gekommen, wurde er nun zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt, weil die Lügen der Bullenzeugen über eine angebliche Bewaffnung des Getöteten zu offensichtlich waren. Die Strafe wurde dann zur Bewährung ausgesetzt, was angesichts des Delikts und der Höhe des Strafmasses mehr als ungewöhlich ist.

 

Die Spitze der Demo bildeten die Familenangehörigen und Freund*innen der Opfer, dahinter folgte der Block des sans papier und ihrer Unterstützer*innen. Am Ende der Demo lief ein Block von an die tausend Antifas und Antagonist*innen. Die Bullen beschränkten sich auf Vorkontrollen und Absperrungen in den Seitenstrassen zur Route. Blieb es anfänglich lautstark, aber friedlich, kam es im Laufe der Demo zu Böllerwürfen auf die Bullen, die ziemlich schnell Tränengas einsetzten, daraufhin schaukelte sich die ganze Geschichte ziemlich schnell hoch. Die Bullen kassierten einiges, darunter auch ein paar Molotows, woraufhin sie den Block mit Tränengas vor sich her trieben.

 

Am Endpunkt, dem Platz der Republik, kam es noch zu einigen Scharmützeln, bevor das Konzert losgehen konnte. Die Bullen sprechen von 11 Festnahmen und zwei Bullen mussten sich nach der Demo im Krankenhaus behandeln lassen.

 

Video 1

Video 2
Video 3
Video 4

 

(1) Ich verwende an dieser Stelle eine deutsche Bezeichnung

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Selbst bei eher "bürgerlichen" Demos fliegen in Frankreich Steine und es brennt. Ein lobenswerter Umstand, von dem wir in D wohl immer meilenweit entfernt sein werden.

ich denke, man darf den Kontext in Frankreich nicht vergessen. Zum einen ist die Polarisierung dort schon viel weiter fortgeschritten und ich meine damit nicht nur rechts-links, sonder auch jede Form der sozialen Zuspitzung. Da wird nicht mehr viel befriedet wie hier, sondern da kommt das Militär in Viertel und Bullen erschießen Leute. Ich denke, der Hass gegen Bullen ist wesentlich konsensfähiger als hier. Hinzu kommt natürlich auch, die historische Tradition in Frankreich eher auf die Kacke zu hauen ;) da kann man schon neidisch werden. Aber bei der politischen Lage dort vom Musterland des Antifaschismus zu sprechen, ist schon am Ziel vorbei. Aber ich wünsche den GenossInnen dort viel Kraft und denke, wir müssen uns viel mehr aufeinander beziehen.