Bericht zur Antifademo "Den III. Weg zerschlagen" in Plauen

Antifademo "Den III. Weg zerschlagen" in Plauen

Am 17.12.2016 haben wir, Antifaschist*Innen aus Plauen und Umgebung, eine Demo im Stadtteil Haselbrunn veranstaltet. In Haselbrunn haben sich in den letzten Jahren gezielt Kader der neonazistischen Partei "Der III. Weg" angesiedelt, um an die dort vorherrschende rechte Erlebniswelt (bestehend zum Beispiel aus mehreren rechts dominierten Kneipen und einem mindestens rechtsoffenen Fußballverein) anzuknüpfen und auf diese Weise eine "national befreite Zone" zu schaffen. Mit dem Motto "Den III. Weg zerschlagen" haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir keinen Bock haben, dass sich in Teilen Plauens eine rechte Hegemonie herausbildet und gleichzeitig die verantwortlichen Akteur*Innen benannt.

 

Unserer Mobilisierung folgten etwa 130 Personen. An verschiedenen markanten Punkten des Stadtteils, wie zum Beispiel vor der Nazikneipe "Michls Rockbar", wurden Redebeiräge zur Aufklärung über die rechte Erlebniswelt vor Ort und Strukturen der Kaderpartei "Der III.Weg" vorgelesen. Der Demonstrationszug konnte ohne nennenswerte Zwischenfälle die geplante Route laufen. Verschiedene Redebeiträge anderer Gruppen thematisierten beispielsweise die nationalistische Bürgerbewegung "Wir sind Deutschland" als weiteren Aspekt eines gesellschaftlichen Rechtsrucks, der sich in Plauen ganz besonders deutlich zeigt; sowie die neonazistische Geschichtspolitik des "III. Wegs" - am Beispiel einer Veranstaltung mit dem SS-Kriegsverbrecher Klaus Grotjahn, die 2016 im Stadtteil stattfand. 

 

Während es uns gelang, vor allem lokale Aktivist*Innen, Jugendliche und Menschen aus der Zivilgesellschaft zu mobilisieren, fiel die Zahl auswärtiger Antifaschist*Innen überschaubar aus. Uns ist klar, dass durch die ständigen Abwehrkämpfe der letzten Jahre erstens die Leute “demomüde” geworden sind und zweitens eine Demo auf Grund von sehr hohen Repressalien nicht als 1. Mittel zur Wahl in Betracht gezogen wird. Dennoch finden wir es schade, wenn bei einer Demo, die eigene Akzente setzen will und nicht den Charakter einer Strafexpedition haben soll, es nur so wenige Menschen von außerhalb schaffen, an dieser teilzunehmen.

 

Kader und Anhänger des "III. Wegs" versuchten mehrmals, die Demo zu provozieren. Zum Beispiel fotografierten Anti-Antifa Fotografen Demonstrant*Innen und schwenkten "III. Weg"-Fahnen aus einschlägig bekannten Wohnungen heraus. Entlang der Route hatten Nazis zudem im Vorfeld der Demo rechte Sprühereien und Aufkleber angebracht, mit der sie ihre vermeintliche Dominanz im Stadteil klar stellen wollten. So wurden im ganzen Viertel "NS-Zone" Stencils gesprayt.

 

Die Demonstration wurde von Anfang an von einem hohen Polizeiaufgebot begleitet, welches durch Abschirmen mit Einsatzwagen links und rechts der Demo die Außenwirkung konsequent beeinträchtigte. Außerdem filmte die Polizei das gesamte Geschehen ununterbrochen ab, um sich einen Überblick über die anwesenden Teilnehmer*Innen zu verschaffen.

 

Durch die Demonstration wurde vor Ort eine neue Debatte angestoßen,  welche von Lokalzeitungen teilweise aufgegriffen wurde - nämlich die Problematik eines Nazikiezes in Plauen. Somit wurde eine gewisse Aufmerksamkeit auf die drohende Gefahr einer "national befreiten Zone" gelenkt. Sowohl der Fußballverein "SpuBC" als auch die Kneipe "Bowlingwelt Karolastraße" zeigten sich vermeintlich entsetzt über ihre öffentliche Nennung im Zusammenhang mit rechten Strukturen. Letztere beschwerten sich über die Lokalzeitung und stellten Anzeige bei der Polizei. Tatsächlich ist es seit langem offensichtlich, dass sich in der Karolastraße Neonazis aus dem Stadtteil Preißelpöhl zum ideologisch korrekten Besäufnis versammeln und nebenbei ihren sportlichen Leidenschaften huldigen - so taucht der Name der Kneipe als "Heimspielort" eines Dartclubs auf, der im Internet ganz offen neonazistische Ideologien propagiert und sich "Blue Eyed Devils" (nach der gleichnamigen White-Power-Band aus den USA) nennt.

 

Unterdessen ist zumindest im "SpuBC" eine Diskussion über die Mitgliedschaft von Neonazis im Verein enbrannt. Dies halten wir für begrüßenswert. Nach wie vor scheinen die Verantwortlichen - darunter ein LINKE-Stadtrat - jedoch ein Auge zuzudrücken, wenn es um rechte Symbolik im Verein geht. So wird der mehrfach auf Transparenten gezeigte Spruch "Ruhm und Ehre", welcher im Vorfeld der Demo unsererseits als Beleg für rechte Verstrickungen im Verein thematisiert wurde, als scheinbar unpolitischer und ahistorischer Begriff umdefiniert. Betrachten wir die Nähe einzelner Vereinsmitglieder zu rechten Strukturen, ist jedoch gerade hier das Leugnen der Nähe zu Parolen wie "Ruhm und Ehre der Waffen-SS/der Wehrmacht/etc." sowie zur englischen Übersetzung ("Blood&Honor") eine grobe Verharmlosung der eigenen Verantwortung. Immerhin wurde sich in einem Statement von rassistischem Gedankengut distanziert. Wie der SpuBC mit (nach eigener Aussage) mindestens einem III.-Weg-Mitglied im Verein sowie weiteren Angehörigen, die dem Umfeld der "Haselbrunner Jungs" zuzuordnen sind, umgeht, bleibt von nun an abzuwarten. Der Verweis auf das Vereinsrecht reicht jedoch unserer Meinung nach nicht aus.

 

Wir betrachten die Demo "den III. Weg zerschlagen" als ersten konsequenten Schritt in Richtung einer emanzipatorischen Politik in Plauen, die sich offen einer rechten Hegemonie in bestimmten Teilen der Stadt entgegenstellt. In diesem Sinne wollen und werden wir Haselbrunn nicht aufgeben und weiterhin gegen die Bestrebungen, einen rechten Kiez zu etablieren, kämpfen! 

 

Antifaschistische Gruppen des Vogtlands

 

Das Bild ist von Presseservice Rathenow

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