Plakat mit einigen Worten zum Gefängnis der Papiere und einem Gefangenen in Basel. PDF im Anhang - Schon seit jeher dienen die Identitätspapiere, die Gefängnisse und die Gesetze den Staaten dazu, potentiell Unerwünschte und Aufbegehrende zu verwalten und zu erpressen sowie Menschen in wirtschaftlich Verwertbare und Unverwertbare zu unterteilen.
So sehen sich tagtäglich tausende von Individuen mit Realitäten wie monatelanger Untersuchungs- und Beugehaft, willkürliche Polizeikontrollen, Rayonverbote, Eingrenzungen, Wegweisungen und Abschiebungen konfrontiert. Wenn wir nicht das richtige Stück Papier besitzen, uns gegen den alltäglichen Wahnsinn auflehnen, die vorgegebenen Bahnen verlassen oder erst gar kein Zugang zu ihnen erhalten, werden wir uns früher oder später hinter Gittern sitzend oder in die Flucht gedrängt sehen.
So wird auch seit bald 6 Monaten eine Person, die am 24. Juni 2016 im Zusammenhang mit einer wilden und zerstörerischen Demonstration in Basel verhaftet wurde, noch immer in U-Haft gehalten weil sie nicht über einen geregelten Aufenthaltstatus verfügt und keinen roten Pass besitzt. Diese perfiden Papierstücke werden als eine weitere Hierarchie eingesetzt um uns zu kategorisieren, zu kontrollieren und letztendlich an unserem Platz in der Gesellschaft zu halten.
Das Einzige, das uns in dieser Situation übrig zu bleiben scheint, ist das stille Zuschauen oder die würdevolle Suche nach offensiven und selbstbestimmten Möglichkeiten um aus dieser Stille auszubrechen und dem Gefängnis der Papiere und seiner sozialen Zustimmung den Kampf anzusagen.
Wagen wir, bewaffnet mit Mut und Kreativität, den zerstörerischen Angriff auf alle Verantwortlichen dieser Verwaltungs- und Kontrollmaschine.
Für eine Leben jenseits der Papiere! - Dezember 2016 -
Update
[Basel] Letzter U-Häftling vom 24. Juni frei!
Gestern, am Mittwoch, den 14. Dezember 2016, wurde der letzte Gefangene vom 24. Juni 2016 aus der Untersuchungshaft in Basel entlassen. Die konstruierte Fluchtgefahr war aufgrund des erwartenden Strafmasses nicht mehr zu rechtfertigen.
Nach knapp sechs Monaten in U-Haft sieht er sich nun mit einem vierjährigen Einreiseverbot in die Schweiz konfrontiert. Das Verbot gilt ab heute und ein Verstoss dagegen wird mit Gefängnis bestraft. Diese Massnahme zeigt eindrücklich, wie ernst die Repressionsbehörden diesen Fall nehmen und wie illusorisch es zu glauben wäre, dass das Schlimmste damit nun vorbei wäre.
Beim Prozess, der unter Umständen auch erst im Sommer / Herbst 2017 stattfinden könnte, ist es wahrscheinlich, dass die Staatsanwaltschaft für einen Teil der mittlerweile gut 20 Beschuldigten Gefängnisstrafen fordern wird.
Ein zum "Tatzeitpunkt" Minderjähriger wurde vor Kurzem bereits von der Jugendanwaltschaft zu einer zehntätigen Freiheitsstrafe verurteilt, ausgesetzt auf ein Jahr Bewährung. Er hat Einsprache erhoben.
Nichts ist vorbei! Zeigen wir uns also weiterhin solidarisch und unterstützen wir die Beschuldigte