Rechter Terror: "Combat 18" beim "Rocktober"-Konzert in der Schweiz

Robin Schmiemann, William Browning Dortmund 08.Oktober 2016

Am Samstag den 15.Oktober fand das größte von Neonazis organisierte Konzert in der Schweiz statt. Nur durch die Arbeit der Antifa Bern wurde noch in der Nacht bekannt, dass sich bis zu 6000 Neonazis im Toggenburg einfanden [1]. An diesem Wochenende wurde ebenfalls von Antifaschist_innen aufgedeckt, dass in Dortmund zum "Tag der deutschen Zukunft" (TddZ) am 4.Juni, sowie zum Hooligan-Aufmarsch von "Gemeinsam stark Deutschland" (GSD) am 08. Oktober ein internationales "Combat 18" (C18) Treffen stattfand [2].

 

Combat 18“ united


Ein Großteil der Neonazis, die das Konzert in der Schweiz besuchten, sind dem militanten Flügel der rechten Szene zuzurechnen. Neben den musikalischen Highlights auf der Bühne, nimmt die Vernetzung bei Konzerten der extremen Rechten eine weitaus wichtigere Funktion ein. Neonazis unter anderem aus Polen, Russland und den Niederlanden reisten extra für das Konzert an.

 

Auch der C18-Gründer William Browning aus England ließ es sich nicht nehmen, bei diesem Event dabei zu sein. So ist Browning, der sich seit dem GSD-Aufmarsch in Deutschland aufhielt, letzten Samstag zu dem Konzert im Toggenburg gereist. Bereits 2013 besuchte Browning zu einem „Ian Stuart Memorial“-Konzert seine Neonazifreunde in der Schweiz. Als Überraschungsband trat damals die C18 Band „Oidoxie“ um Marko Gottschalk auf. Browning und Gottschalk verbindet eine jahrelange, enge Freundschaft, so sind sie auch in Dortmund Seite an Seite bei den Demonstrationen aufgetreten. Gottschalk und seine „Oidoxie Streetfighting Crew“ werden immer wieder im Zusammenhang mit dem Mord des NSU in Kassel erwähnt. Kurze Zeit nach der Selbstenttarnung des NSU, verließ Gottschalk das Land gen Schweden [3].

 

Ein Großteil der C18 Crew um Browning fand sich ebenso zum "Rocktober" letzten Samstag in der Schweiz ein. Beispielsweise das "Oidoxie Streetfighting Crew"-Mitglied Michael Hein aus Frankfurt/Oder, sowie Torge Nentwich aus Wiesbaden, der beim GSD-Aufmarsch mit Marko Gottschalk zusammen als "Oidoxie" auf der Bühne stand. Auch eine C18 Reisegruppe aus Schleswig-Holstein um den "Sturmwehr"-Sänger Marco Eckert nahm an der Veranstaltung teil.

 

Music & Money


Das Konzerte diente „Combat 18“ nicht nur der Vernetzung, sonder wurde auch genutzt um sich im Musikbusiness zu platzieren. Nur ein Tag nach dem Konzert in der Schweiz, am 16. Oktober wird im Netz und 'unter der Hand' in der militanten Neonaziszene die neue CD "Blut und Ehre" der C18-Band "Erschießungskommando" aus der Schweiz verbreitet. Gleich im ersten Lied der neuen CD von "Erschießungskommando" heisst es:

 

"Wir töten hier aus Rache

wir töten um zu mahnen

für die gerechte Sache

für unseren heiligen Fahnen.

Wir kennen keine Gnade

im Kampf um unser Land

nur eiserne Hingabe

und eine harte Hand

Erschießungskommando".

 

Weiter werden im Song "Hail C18" das militante Konzept von "Combat 18" propagiert und unter "HK Pella" wird zur Vergasung an Jüdinnen und Juden aufgerufen. Kein Track auf der CD, der nicht zu Gewalt und Mord aufruft, jede Zeile strotzt vor rassistischer und antisemitischer Hetze.

 

Hinter der Band "Erschießungskommando" steckt der Schweizer Kevin Gutmann (auch "Amok") mit den Musikern von "Sonderkommando Dirlewanger" (SKD) aus Thüringen. Die Mitglieder von SKD spielten bereits im September diesen Jahres ein Soli-Konzert für den NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben im Thinghaus in Grevesmühlen. Der Kopf der Band SKD, Thomas Wagner ist Hauptangeklagter im Ballstädt Verfahren, wofür das eingenommene Geld hauptsächlich verwendet wird, wie der Blog "Thüringen rechtsaussen" recherchiert hat [4].

Neben Kevin Gutmann ist laut antifaschistischer Recherchen Steffen Richter, ein enger Vertrauter von Ralf Wohlleben, als zentrale Figur hinter dem Konzert zu sehen. Richter und Wagner organisierten in der Vergangenheit zahlreiche Konzerte, um Gelder für die Prozesskosten im Ballstädt Verfahren zu aquirieren. Der Thüringer Neonazi Richter wohnte zudem 2009 mit dem NSU-Unterstützer Andre Kapke zusammen.

 

Es ist davon auszugehen, dass die neue „Erschießungskommando“-CD exklusiv als Release auf dem Konzert in der Schweiz zu erwerben war. Anlass zur der Annahme geben u.a. die personellen Überschneidungen zwischen der Band, einem Teil der Konzertorganisatoren und den vom Gewinn profitierenden Strukturen.

 

Das nächste „hunderttausend-Euro“ -Projekt ist bereits angekündigt: Am 19.11. wird in Mailand das große "Hammerskin" & "Blood & Honour" United Konzert stattfinden. Auch Bands aus Deutschland werden auftreten und Neonazis aus ganz Europa werden das Motto des Konzerts "Europe awake" feiern und ihre militanten Strukturen weiter ausbauen.

 

Die Erkenntnisse aus Dortmund und der Schweiz zeigen nicht nur wie hochgradig organisiert die militante Neonaziszene europaweit ist, sondern macht zudem deutlich, dass sich NSU-Unterstützer_innen und andere rechtsterroristische Strukturen offensichtlich wenig Gedanken um strafrechtliche Verfolgung durch Behörden machen müssen: Rechter Terror kann offensichtlich öffentlich beworben werden. Es ist sogar jede Menge Geld damit zu verdienen.

 

1 http://info.antifa.ch/grosstes-rechtsrock-konzert-der-schweiz-neonazis-f...

2 https://www.lotta-magazin.de/ausgabe/online/combat-18-reloaded & http://recherche-nord.com/gallery/combat18.html

3 https://www.nsu-watch.info/2015/06/der-nsu-im-netz-von-blood-honour-und-...

4 https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2016/10/17/150-000-e-bei-re...

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