Awareness Basel - Bericht und Safer Spaces Broschüre

Awareness

Erfahrungen teilen - Wir wollen unsere Erfahrungen und Wissen zum Thema Safer/Braver Spaces teilen, welche wir hier in Basel gesammelt haben. Wir hoffen, damit anderen Inputs geben und weiterhelfen zu können, die ähnliche Strukturen organisieren wollen.

Wir haben vor und an zwei Festen im August/September 2016 als Gruppe zum Thema Safer/Braver Spaces gearbeitet, denn linke Räume sind nicht automatisch diskriminierungsfreie Räume. Safer/Braver Space Policies sind ein Versuch, Diskriminierung in jeder Form – aber insbesondere sexualisierten Übergriffen – konkretes Handeln entgegenzusetzen. Wir haben uns deshalb als Unterstützer*innen*-Initiative getroffen und organisiert, um Betroffenen Ruhe, Gehör und Schutz zu bieten sowie das Bewusstsein über mögliche Diskriminierungen und Übergriffe zu stärken.


Vorbereitung

Wir haben uns zuerst mit verschiedenen am Thema interessierten Menschen zusammengesetzt, und gemeinsam diskutiert und reflektiert. Wir haben Texte zum Thema Awareness, sexualisierte Gewalt, Konsens und transformativer Gerechtigkeit gelesen und dann eine öffentliche Veranstaltung organisiert, um diese Themen auch anderen vorzustellen und konkrete Konzepte zur Debatte zu stellen. Danach haben wir eine Broschüre zusammengestellt, welche für die Feste als “Safer/Braver Spaces Policy” diente (siehe Anhang/Downloadbereich). Unser Vorwissen/unsere Erfahrungen mit den Themen waren sehr unterschiedlich, wir konnten aber gut voneinander lernen und wollten unsere Überlegungen gemeinsam in die Praxis umsetzen.

 

Kritik im Vorfeld/Diskussionen

Im Vorfeld gab es gewisse Themen, die zu Diskussionen führten. Vor einem Fest gab es ein gewisses Misstrauen unserem Konzept gegenüber. Den Leuten war zunächst nicht klar, was wir überhaupt mit unserem Konzept wollten („seid ihr nicht eine political-correctness-Polizei?“), zudem wurde die Meinung vertreten, alle sollten die Verantwortung tragen und eingreifen, und nicht nur eine kleine Gruppe. In gemeinsamen Gesprächen konnte dieses Misstrauen entschärft werden, und wir haben in unserer Broschüre noch die FAQs ergänzt, um genauer zu erklären, was wir wollen und was nicht. Auch aus unserer Sicht sollten sich alle mit den Themen beschäftigen und helfend eingreifen, wenn jemand Unterstützung braucht, aber einerseits haben Fälle in der Vergangenheit gezeigt, dass dem leider nicht so ist, und andererseits soll unsere Anwesenheit ja auch zu einer allgemeinen Sensibilisierung beitragen, so dass es in Zukunft hoffentlich keine speziellen Gruppen zu diesem Thema mehr braucht. Weitere Diskussionspunkte waren noch das Thema Polizei (was, wenn eine betroffene Person die Polizei beiziehen will?) und in wie weit die betroffene Person entscheiden können soll, was mit einer Täterperson geschehen soll (wenn z.B. die betroffene Person nicht will, dass die Täterperson rausgeschmissen wird, Leute vom Fest-Orga-Team aber schon).

 

Beim zweiten Fest wurde das Safer/Braver-Spaces-Konzept von Anfang an mitgedacht und miteingeplant, was es uns sehr viel einfacher machte. Die Broschüren mit dem Konzept wurden schon im Vorfeld mit den Eintrittskarten zusammen abgegeben; das Thema war dadurch insgesamt sehr viel präsenter.

 

An den Festen

Für die Feste selber hatten wir einen Infostand, an dem immer mindestens eine Person (meistens zwei) der Unterstützer*innen*-Initiative anwesend war, welche die ganze Zeit über nüchtern und ansprechbar war. Die Schichten dauerten das ganze Fest hindurch, also bis in die frühen Morgenstunden, jeweils 3-6h pro Team.

Am Stand hatten wir unsere Broschüre sowie verschiedene weitere Infotexte und Flyer. Vor Konzerten/Veranstaltungen wurde jeweils kurz auf die Existenz der Unterstützer*innen*-Initiative hingewiesen, damit alle Hilfesuchenden uns auch finden konnten.

(Beispiel des Ansagetextes: "Hallo zusammen! (Einige von euch haben die Ankündigung schon gehört, aber wir finden es wichtig, dass alle es mitbekommen, damit sie in einer Notsituation gleich reagieren können.) Wir haben hier am Festival eine Awareness-Gruppe. Awareness bedeutet "Aufmerksamkeit, Achtsamkeit". Die Awareness-Gruppe besteht aus Menschen, die immer ansprechbar sind, die zuhören & helfen. Konkret unterstützen wir Betroffene sexualisierter Übergriffe, aber auch von Übergriffen und verschiedenen Formen von Diskriminierungen. Wir sind am Awareness-Stand, dort liegt auch unsere Safer/Braver Spaces-Broschüre auf. Natürlich ist es die Verantwortung von uns allen, dass sich alle wohlfühlen und dass die Grenzen anderer respektiert werden. Falls ihr aber mal Unterstützung braucht, wir sind für euch da die ganze Nacht hindurch. Ein schönes Fest euch allen!" 

 

Für Notfälle hatten wir einen Rückzugsraum sowie verschiedenes Material vorbereitet (Notfalltelefonnummern (Spital, Frauenspital, Opferhilfe, Frauenhaus etc.), Essen, Trinken, Taschentücher, eine Decke, Geld z.B. für Taxi etc.) und uns einen Ablauf überlegt, falls wir irgendwo hätten eingreifen müssen. Weiter hat jemand von uns ihre Wohnung als „Notfallwohnung“ zur Verfügung gestellt, falls die betroffene Person anderswo übernachten wollte.

An einem Fest gab es auch einen FrauenLesbenInterTrans*-Schlafraum. Dies wurde auch geschätzt.

 

Vorgehen für den Notfall

1. Personen der Gruppe suchen und ansprechen, damit wir nicht alleine reagieren müssen 

2. Was möchte die betroffene Person? Was braucht sie? Ihr klar machen, wir unterstützen sie in allem, was passiert.  

 -> Wichtig, immer im Kopf behalten: Fokus auf betroffener Person. 

3. Was will die betroffene Person, dass mit der Täterperson passieren soll? (Gehört dies zur Definitionsmacht?) 

4. Wenn klar ist, was passieren soll, mehr Leute suchen (Festorga, Bar, Eingang, ..) 

 

Zu Punkt 3: Welche heiklen Situationen könnten sich ereignen?

3a) Entscheidungskonflikt: Falls wir z.B. mit der Täterperson reden möchten und sie rausstellen möchten, die betroffene Person aber nicht.

-> Gespräch: Falls es einen Entscheidungskonflikt gibt, könnten wir der Person unsere Meinung mitteilen. Vielleicht ist ein Gespräch möglich und ein Kompromiss kann gefunden werden. Es geht um die Sicherheit von allen und allen Fest-Besuchenden.  Jedoch, wichtig, zu beachten: Es geht um vertrauen. Wir haben Schweigepflicht. 

 

3b) Person will, dass wir mit dem Täter reden. 

Was ist besser: wenn wir die Person kennen oder nicht? Will die Person selber mit dem Täter reden?

-> Täterperson in eine neutrale Situation bringen, wo es ruhig ist. 

->Mit Täterperson reden, ihm die Situation bewusst machen. 

 

3c)Person will, dass Täter rausgeworfen wird.

-> Mit dem Orga-Team reden und abklären, wer hilft uns jemand rauszuwerfen?

->Verbündete schaffen. Support-Klima kreieren. Die Leute sollten auf die Gruppe hören. nicht selber kopflos reinschlagen.

 

3d) Betroffene Person möchte, dass die Polizei gerufen wird 

-> erklären, dass die Polizei nicht viel helfen wird.. Es kann auch schlimmer, traumatischer werden. Ausser wenn ein Übergriff beweisbar ist. Wir müssen ihr klar machen, dass das auftreten der Polizei eine chaotische Situation auslösen kann. wird. Wir können jedoch anbieten, die Person zum nächsten Posten zu begleiten. 

 

 

Was haben wir gelernt?

 

Wir haben einige Erfahrungen gemacht, die wir gerne teilen wollen. 

  • der Stand darf nicht zur "Plauderecke" für alle verkommen. Es muss möglich sein, den Raum frei zu halten für Personen, die Unterstützung brauchen. Wenn zu viele Menschen (insbesondere Männergruppen) am Stand sitzen, steigt die Hemmung für Betroffene, hinzuzukommen. 
  • es muss unbedingt immer auch eine Frau* am Stand sitzen. 
  • bei einem Gespräch soll nicht gestört werden. 
  • es ist mühsam, sich um die Betrunkenen kümmern zu müssen, die sich einfach so an den Stand setzen. Wenn es Leuten schlecht geht, kümmern wir uns auch um sie, aber dies soll nicht der Hauptfokus sein.
  • da die Schicht die ganze Nacht dauert: Tee mitnehmen, genügend essen, Decken!
  • immer Stift und Papier dabei haben, um Vorkommnisse und Gedanken zu notieren
  • wichtig: wer unterstützt die Unterstützenden? Die Geschichten, die wir mitbekommen können sehr kräfteraubend/ zehrend sein... -- >> es ist wichtig, dass die Leute am Stand aufeinander Acht geben, auch im Nachhinein 
  • wie geht es weiter, wenn eine Person sich an uns gewendet hat? Wir müssen klar machen, was wir leisten können und was nicht. Zuhören? Beraten? Helfen? Wie lange dauert der Prozess? Wir können keine langfristige Therapie bieten, aber eine solche vermitteln
  • 2 wichtige Dinge, die den Betroffenen vermittelt werden sollen: 1) du bist richtig, 2) wir sind für dich da und machen, was du willst   [auch wichtig: Schweigepflicht, es bleibt alles unter uns, ausser die Person will was anderes ]

POSITIVES

 

Wir waren sehr erfreut darüber, dass wir positive Erfahrungen machen konnten. Die Ansagen über Mikrofon liefen sehr gut. Es war sehr wichtig, dass dies immer wieder (jede Stunde) gemacht wurde, damit sich Leute dies einprägen konnten. Allgemein wurden unser Angebot und unsere Infobroschüren sehr geschätzt und wir erhielten viel Lob. Eine Person, die in der Vergangenheit von einem sexualisierten Übergriff betroffen wurde, hat uns gesagt, dass sie sich dank unserer Anwesenheit viel sicherer fühle. Dies war ein sehr schönes und wertschätzendes Kompliment.

Es gab keine negativen Rückmeldungen. Es hat ausserdem Spass gemacht, mit so vielen Leuten über Sexismus und Diskriminierung zu reden. Die Broschüren wurden gelesen und einige Leute haben noch welche für andere Orte mitgenommen. Wir haben ausserdem noch Flyer / Poster an verschiedenen Orten der Feste aufgehängt, was auch unterstützt und geschätzt wurde.

Beispiele Broschüren/Flyer die wir aufliegen hatten:

 

·         „accounting for ourselves“, von Crimethinc
·         “Supporting a survivor of sexual assault”, von Men against Rape Culture MARC
·         Texte von GAIDAO zu Safer Spaces, transformativer Gerechtigkeit, Ausgaben 60-63 (online zu finden)
·         „10 Tipps gegen Vergewaltigung“
·         Poster: „Can i steal your Gucci watch?”
·         U.v.m.

 

Insgesamt war die Stimmung an beiden Festen eigentlich entspannt, wobei mit steigendem Alkoholpegel die Leute durchaus anstrengender wurden. Wir wurden von einer betroffenen Person angesprochen und befinden uns nun in einem unterstützenden Prozess mit der Person.  Da dies die einzige Person war, die uns angesprochen hat, hoffen wir, es gab auch keine weiteren Vorfälle, die unsere Hilfe benötigt hätten.

 

Hier sind aber noch einige Beispiele von Vorfällen, die uns begegnet sind:

-Eine Person wurde in einem Small-Talk-Gespräch gefragt, ob sie* "ein hermaphrodit" sei, was trans*phob war. Die Person wollte keine Unterstützung, sondern selber noch einmal hingehen zu der Person.

-Eine Person wurde, als they im Weg stand, an einer Stelle angefasst, die they unangenehm war, und als jemand von uns fragte, ob jemand zu der Person gehen und etwas sagen solle, stimmte they zu. Jemand von der Unterstützer*innen*-Initiative gingen zusammen mit they hin und sagte, es wär nicht cool, Leute ungefragt anzufassen. Die Person war froh, dass wir das gemacht haben. Die zweite Person sagte später, dass es nicht böse gemeint war, und ihr wurde gesagt, dass wir auch nicht unbedingt dachten, dass es böse gemeint war.

 

Nachbereitung

Wir haben uns zur Nachbereitung getroffen, und die beiden Feste Revue passieren lassen. Insgesamt waren wir zufrieden. Wir  mussten nicht mehrmals aktiv werden (und hoffen natürlich, dass dies heisst, dass auch nichts vorgefallen ist) und haben viele positive Rückmeldungen bekommen. Vieles lässt sich sicher noch verbessern, und wir wissen auch nicht, wie gut es uns im Ernstfall gelungen wäre, eine weitere Person zu unterstützen. Wir werden nun auch noch eine öffentliche Veranstaltung durchführen, um auch Anderen über unsere Erfahrungen zu berichten und zu diskutieren, wie wir in Zukunft weiter zu dem Thema arbeiten wollen. Ausserdem ist uns die Veröffentlichung dieses Textes wichtig, da wir uns selber über ähnliche Berichte/Anleitungen im Internet gefreut haben, und nun hoffen, anderen helfen zu können.

 

Fragen, Anregungen etc.:

awareness-basel@riseup.net 

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Jetzt fängt dieser bundesdeutsche-akademikerInnen-dreck auch in der schweiz an. Ted Kazynski hatte wirklich recht damit, dass die linken die mentalität für den aktuellen kapitalismus liefern. kein vertrauen, alles durch verträge absichern, schön biodivers durchmischt, durch sozialkybernetik reguliert. Bald wird defma auf jeden furz übertragen sein und alles von dem ich betroffen bin delegiere ich an andere, damit diese das als meine drohnen regeln...

 

freiheit ist kein wattebausch!

ich rate. männlich. weiß. heterosexuell.

 

ach, du otto, klar ist die freiheit kein wattebausch.

nur ist deine privilegierte freiheit die unfreiheit von unzähligen anderen.

 

Ich zitiere mal den angesprochenen Text von Ted:

 

"Das System bedarf einer [...] abhängigen Bevölkerung. Vor allem soll sie gewaltfrei sein, denn es ist notwendig, dass nur die Regierung auf die physische Gewalt zurückgreifen kann. Aus diesem Grund muss uns die Integrationspropaganda einen reflexartigen Horror, Entsetzen und Angst vor der Gewalt eintrichtern, damit wir nicht etwa versucht sind, Gewalt anzuwenden, selbst wenn wir wirklich wütend sind."

 

Wo hier ein Widerspruch zu Defma oder Safe Space steckt, erkenne ich nicht.

Die Behauptung, dass durch mehr Schutzräume, durch ein - durch Defma - versuchtes Aushebeln der systemimmanenten Stigmatisierung von Opfern durch Gegenüberstellung, Gerichtsverfahren,..., ist schlicht abwegig und von dir durch kein einziges Argument belegt.

 

Du berufst dich auf Ted und ich verstehe nicht, wieso. Seine Kritiken gegenüber "Links" teile ich absolut.

Was ich allerdings auch absolut teile ist eine vernichtende Kritik gegenüber Privilegien, Mackertum, binärem Denken und der Idee, dass alle autonom, emanzipativ, "links" oder anarchistisch sich definierenden Menschen hart, cool, kämpferisch, nachtaktiv, fit, konfrontativ und vor allem all dies IMMER sein müssen.

Das ist so lächerlich und zeigt nicht mehr, als die Idee einer privilegierten, jungen, körperlich agilen, kampfbetonten Gruppe. Das kann sein, was es will, es ist scheiße!

Ich werde jeder Idee, welche formuliert, dieser Ansatz sei der einzig "wahre" und Rücksichtnahme auf verletzte, marginalisierte, getriggerte oder einfach nicht sich durch revolutionäre Rhetorik verwertbar machende "Kämper_innen" sei wichtig.

 

Dein Ziel ist nicht meins.

----

 

Macker gibts in jeder Stadt.

Bildet Banden, macht sie platt.

 

(Kämpferisch genug?)

ich rate. männlich. weiß. heterosexuell.

ach, du otto, klar ist die freiheit kein wattebausch.

nur ist deine privilegierte freiheit die unfreiheit von unzähligen anderen.

 

Du beginnst mit einer rethorische standartfinte, die die behauptung im oberen posting dadurch disqualifizieren soll, dass du die richtigkeit des inhalts an die sprecher_in knüpfst. Nur die position derer die in der unterdrückungspyramide – die von den spezialist_innen der defma bestimmt wird - ganz oben/unten stehen, hat gewicht. Wer also im rollstuhl sitzt, schwarze haut hat und am besten auch noch trans ist, hat die inhaltlich richtigste position. Das wirkt natürlich prächtig, ich durfte schon mehrere diskussionen beobachten wie so leute zum schweigen gebracht wurden und die eigene position als die einzig richtige, unhinterfragbare position verkauft wurde.

 

"Das System bedarf einer [...] abhängigen Bevölkerung. Vor allem soll sie gewaltfrei sein, denn es ist notwendig, dass nur die Regierung auf die physische Gewalt zurückgreifen kann. Aus diesem Grund muss uns die Integrationspropaganda einen reflexartigen Horror, Entsetzen und Angst vor der Gewalt eintrichtern, damit wir nicht etwa versucht sind, Gewalt anzuwenden, selbst wenn wir wirklich wütend sind."

 

die textstelle, die du zitierst finde ich sehr gut ausgewählt, die spezialistInnen der defma brauchen genauso ein von ihnen abhänigeges gefolge. Ein gefolge, das angst hat vor allem da draußen, außerhalb des schutzraums, jedem muss misstraut werden, alle sind potentielle vergewaltiger. Nur die flucht in die gemeinschaft hilft. Es wird sich auf einen guilt-purge in der gruppe beschränkt, das patriarchat nur exemplarisch angegriffen. Dieser angriff richtet sich dann meist gegen gruppenmitglieder, die als "männlich. weiß. Heterosexuell." identifiziert werden und die sich "noch nicht genug reflektiert haben".

 

Die Behauptung, dass durch mehr Schutzräume, durch ein - durch Defma - versuchtes Aushebeln der systemimmanenten Stigmatisierung von Opfern durch Gegenüberstellung, Gerichtsverfahren,..., ist schlicht abwegig und von dir durch kein einziges Argument belegt.

 

Diese behauptung wird in dem posting oben nicht gemacht

 

Was ich allerdings auch absolut teile ist eine vernichtende Kritik gegenüber Privilegien, Mackertum, binärem Denken und der Idee, dass alle autonom, emanzipativ, "links" oder anarchistisch sich definierenden Menschen hart, cool, kämpferisch, nachtaktiv, fit, konfrontativ und vor allem all dies IMMER sein müssen.

 

Auch dieses position wird in dem posting oben nicht vertreten.

 

Ich werde jeder Idee, welche formuliert, dieser Ansatz sei der einzig "wahre" und Rücksichtnahme auf verletzte, marginalisierte, getriggerte oder einfach nicht sich durch revolutionäre Rhetorik verwertbar machende "Kämper_innen" sei wichtig.

 

Genauso wenig wie dieses hier.

3c) Person will, dass Täter rausgeworfen wird.

D.h. wenn ich Person xyz nicht auf der Party will, geh ich hin und sag "mimimi, der hat mich angefasst"? Ich sehe da auch üüüüberhaupt kein Missbrauchspotential, wenn man sich die immer friedlich verlaufenden und sachlich geführten innerlinken Diskurse anschaut.

Eine Person wurde in einem Small-Talk-Gespräch gefragt, ob sie* "ein hermaphrodit" sei, was trans*phob war. Die Person wollte keine Unterstützung, sondern selber noch einmal hingehen zu der Person.

Das ist unsensibel, unhöflich und unverschämt, aber sicher nicht "transphob". Ich hoffe da wurde niemand "traumatisiert"...

Eine Person wurde, als they im Weg stand, an einer Stelle angefasst, die they unangenehm war, und als jemand von uns fragte, ob jemand zu der Person gehen und etwas sagen solle, stimmte they zu.

Wer stimmte wem zu? Ist "they" jetzt das neue superkorrekt gegenderte _innen, *inninen oder welch schriftlichen Wahnsinn hat man in den Elfenbeintürmen der "Safe Space" Gruppen nun wieder ersonnen?

"wenn man sich die immer friedlich verlaufenden und sachlich geführten innerlinken Diskurse" Hab gelacht! Die Diskussion über dieses spezifische Thema ist ja das bester Beispiel. Letztens dabei gewesen: Ein Typ (übrigens nicht-weiß ;-)) lernt Defa in nem Gespräch kennen und sagt, dass das aber etwas kacke klingt. Eine andere Person nennt ihn darauf hin einen Täterschützer und will ihn aus der Bar schmeißen lassen... das hat dann glücklicherweise nicht funktioniert.

So sagt jeder, was man nicht tun soll,

und verbietet dem andern die Hucke voll.

Denn das deutsche Volk kann nur ruhig schlafen

hinter einer Hecke von § § §.

(tucholsky)

Was früher für die Reaktionäre galt, findet man heute bei der "Linken":

Vorschriften, Gängelung, Verbote, etcpp

Danke an die Leute aus Basel.

 

Ich finde euren Artikel sehr wichtig und gut.

Ihr reflektiert und betont Zweifel und (Selbst-)Kritik im Vorfeld, macht eure Gedanken und Handlungen öffentlich und gebt eine Idee von dem, was ihr erarbeitet habt.

 

Und wenn sich ein Mensch die Mühe macht, den Artikel hier zu lesen, oder gar eure Broschüre, dann wird viel von der in den Kommentaren geäusserten Kritik ja (selbst-)kritisch und analysierend behandelt.

 

Alles in allem geht ihr imho sehr gut mit dem Thema um.

"Mimimi" ist ein vortreffliches Argument und nur, weil es so schön ist, geb ich das an die hier sich sofort Angegriffenen zurück: "Mimimi", meine Privilegien, "mimimi", ich kann nicht mehr unreflektiert alles so tun, wie ich es mag und es meiner Sozialisation entspricht. "Mimimi", andere fordern mich auf, mein Denken und Handeln mal zu Überdenken (ein Zwang wird hier ja nirgends formuliert) und "mimimi", dass stresst mich, denn mit Kritik kann (und will) ich nicht umgehen, denn ich bin  ja eh revolutionär.

 

Menschen, die ihre Privilegien verteidigen und denen Menschen, welchen es nicht gut geht, welche nicht klar kommen auf bestimmte, als übergriffig empfundene Handlungen, egal sind, solche Menschen gibt es genug.

 

Wer glaubt, dass die Idee von Defma und Safe Space mit Tucholsky wegargumentiert werden kann, der_die wird wohl auch die traurige Ironie nicht begreifen wollen, auf welcher Seite er_sie plötzlich steht, wenn die hier als Kommentar formulierte Kritik konsequent durchgezogen würde. Eine martialische, weiße, patriarchale Welt, in welcher die Freiheit besteht, sich mit den eigenen Privilegien nicht auseinandersetzen zu müssen und vor allem, diese zum eigenen Vorteil gegenüber weniger Privilegierten nutzen zu dürfen.

 

Das ist nicht Freiheit, sondern das Gegenteil davon.

Solche Argumentationen hier immer und immer wieder zu lesen, ist zum Kotzen. Nur weil die Faschisierung wieder mehr an die Oberfläche gespült worden ist, sehe ich keinen Grund dafür, in ähnliche Kerben zu schlagen. Rechtsruck und Konservativismus bekämpfen.

 

Auch hier!

was "defma" bedeutet....?

.

"defma" steht für Definitionsmacht. Das meint, dass in Situationen wie z.B. sexualisierten Übergriffen immer die Betroffene(n) die Definitionshoheit über was als nächstes passiert und wer sich übergriffig verhalten hat haben sollen. Leider ist dies oft nicht der Fall (sondern oft das Gegegenteil), was in Europa zur "Gründung" der Defma als Konzept geführt hat. In den Staaten z.B. wir oft ein Konzept Names "Community Accountability" genutzt. Das hat theoretisch viele Vorteile, versagt meiner Erfahrung nach aber leider in D an der inaktivität der Meisten Menschen.

hey anon, voll gut, dass du fragst und ich stell mal einen link hier rein: http://defma.blogsport.de/f-a-q/#faq10 Weiteres: https://de.wikipedia.org/wiki/Standpunkt-Theorie#Feministische_Standpunk... Und ein Reader zur Kritik an "Identitätspolitik" https://theanarchistlibrary.org/library/lupus-dragonowl-against-identity...

Old and busted: Safe Spaces.

 

New hotness: … soll "destabilisierte Räume für Personen mit Privilegien" schaffen

Es handelt sich um eine Vortragsreihe zur "toxischer Maskulinität".

Auch Wortkombinationen wie "konstruktive männliche Allyschaft", "toxische Maskulinität" und "Pornografie, Männlichkeit und Gewalt", mit denen die Seminarserie angekündigt wird, zeigen, dass das Frauenzentrum der Universität, das die neunwöchige Veranstaltungsreihe organisiert, offenbar fest an die Dogmen der SJWs glaubt und dementsprechend vorwiegend zu diesen Gläubigen predigen wird, die sich dann - wie bei ähnlichen Veranstaltungen - bestätigt und in ihrem Glauben bestärkt fühlen.

https://www.heise.de/tp/artikel/49/49606/1.html

da manche menschen offenbar kein pdf öffnen können, aber sehr wohl kommentare schreiben, hier der text der broschüre:

 

Safer/Braver Spaces Raumpolitik und Unterstützer*innen*-Initiative gegen (sexualisierte) Gewalt


Linke Räume sind nicht automatisch diskriminierungsfreie Räume. Safer/Braver Space Policies sind ein Versuch, Diskriminierung in jeder Form - aber insbesondere sexualisierten Übergriffen - konkretes Handeln entgegenzusetzen. Die Unterstützer*innen*-Initiative will den Betroffenen Ruhe, Gehör und Schutz bieten sowie das Bewusstsein über mögliche Diskriminierungen und Übergriffe stärken.
Respektiere deine und die Grenzen anderer. Wo ein Übergriff beginnt, bestimmt in jedem Fall die betroffene Person. Be aware – sei aufmerksam!


Inhaltsverzeichnis:
1. Konzept/Beschrieb

2. Policy

3. Wichtige Konzepte und Begriffserklärungen
a. Konzepte
b. Begriffserklärungen

4. FAQ – Frequently asked questions – oft gestellte Fragen


1.KONZEPT / BESCHRIEB


Eine “Safer/Braver Space Raumpolitik” soll am Fest dazu dienen, einerseits ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass linke Räume nicht automatisch diskriminierungsfreie Räume sind, und andererseits konkrete Handlungsvorschläge zu machen, wie wir alle gemeinsam etwas daran ändern können.
Eine Unterstützer*innen*-Initiative will ganz konkret Betroffene von Grenzüberschreitungen, sexualisierter Gewalt und anderen Diskriminierungsformen unterstützen, ihnen Ruhe, Gehör und Schutz bieten und sie aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit nehmen, und gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen. Grundsätzlich ist das Ziel der Initiative, aufkommende Konflikte auf eine möglichst konstruktive Art anzugehen. Im besten Fall müssen die Unterstützer*innen* nicht aktiv werden. Die Unterstützer*innen* werden aktiv, wenn sie von Fest-Besuchenden darum gebeten werden.
Safer/braver space policies sind ein Versuch, Diskriminierung in jeder Form, aber insbesondere sexualisierten Übergriffen konkretes Handeln entgegenzusetzen. Wir alle sind aufgerufen, dazu beizutragen, dass sich am Fest möglichst alle wohl fühlen können. Alle am Fest anwesenden Personen sollen sich mit dieser Richtlinie - und damit mit Betroffenen von Übergriffen - solidarisch zeigen.
Die Unterstützer*innen*-Initiative sollte im Idealfall so vielfältig wie möglich zusammengesetzt sein (Gender, Alter, Diskriminierungserfahrungen, Sprachen, sexuelle Orientierung(en) etc. ). Die Unterstützer*innen* sind immer nüchtern, ansprechbar, klar gekennzeichnet, präsent und haben ein offenes Ohr für Menschen aller Identitäten. Alle, die die Initiative unterstützen, haben sich im Vorfeld des Festes mehrere Male getroffen und ihr Vorgehen eingehend besprochen.
Der bestehende Rückzugsort ist primär für Betroffene von Übergriffen da. Zur Verfügung stehen eine Sitzgelegenheit, Nastücher, Getränke, Decken, was zu Essen.
Die Awareness-Unterstützung und der Rückzugsort für Betroffene von sexualisierter/*-istischer Gewalt werden an jeder Veranstaltung (Vorträge / Bands) angekündigt. Am Fest gibt es einen Infotisch zum Konsens-Konzept, Sexismus und anderen Diskriminierungsformen.


2. POLICY


Was ist überhaupt eine “safer space policy”? Feministische Raumpolitiken versuchen Diskriminierung aktiv zu verändern. FrauenLesbenTransInter*-Räume wollen die Voraussetzungen für einen Austausch in einem geschützteren Rahmen bieten. Warum nicht „safe“ („sicher“), sondern “safer” (“sicherer”)? Da wir* alle Teil der Gesellschaft sind, können wir nicht „ausserhalb“ sein. Wir konstruieren die Verhältnisse mit. Es gibt also keinen ‚sicheren‘ Raum, und noch weniger einen sicheren Raum für alle unterschiedlichen Positionen. Wir können temporär geschütztere Räume für unterschiedliche Positionen schaffen, in denen wir “tapferer”, “braver” zu handeln lernen.
Es ist uns daher wichtig, dass sich heute (und an jedem anderen Tag) ALLE wohlfühlen können. Bitte sei Dir bewusst, dass Du für Dein Handeln verantwortlich bist. Mit Deinem Verhalten trägst Du zur Stimmung an diesem Tag/Abend bei. Du, wie auch alle anderen, die hier sind, ob auf der Bühne, hinter der Bar, Workshopleitende, oder andere Teilnehmer*innen*, sind mitverantwortlich für den Raum und die Atmosphäre. Du bist nicht einfach passive*r Konsument*in*, sondern Teil des Raums. Alle sollen Platz haben und es soll niemand aufgrund von irgendwelchen Merkmalen diskriminiert werden. Das heisst: Rassismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie, Gewalt und übergriffiges Verhalten jeglicher Art haben hier keinen Platz!


Dafür müssen einige Dinge beachtet werden:
- blöde Anmache oder andere Belästigungen gehören nicht hierher (und eigentlich nirgendwo hin!). Das heisst
nicht, dass nicht geflirtet werden kann, sondern es geht um Respekt und das Anerkennnen von Grenzen
- tanzt rücksichtsvoll, so dass sich alle wohlfühlen können
- bei den Konzerten stehen kleinere Leute vorne und die grösseren hinten oder an der Seite, so dass alle etwas sehen können (es gibt kein “Recht des Stärkeren”)
- Wenn Du Dich bedroht, belästigt oder unwohl fühlst, oder wenn Du siehst, dass eine andere Person Hilfe braucht: frage nach, überlasst es nicht “den anderen”, aktiv zu werden, wie sonst so oft...Melde Dich an einer Bar oder direkt bei einer Ansprechperson der Unterstützer*innen*-initiatve am Infostand.
Wir nehmen Dich und die Situation ernst!

Wenn du eine Person bemerkst, die verloren aussieht, geh auf sie zu (achte auf nonverbale Kommunikation) und frage, ob sie etwas bestimmtes sucht, Hilfe braucht oder jemenschen vorgestellt werden möchte.
Es ist klar, dass keine Person sich total ausserhalb der gesellschaftlichen Normen bewegen kann. Wir alle sind Teil der Gesellschaft und reproduzieren ihre Mechanismen. Deshalb gibt es keine “sicheren Räume”, “no safe spaces”! Aber das heisst nicht, dass Utopien unerreichbar sind.
Respektiere Deine und die Grenzen anderer: Wo ein Übergriff beginnt, bestimmt in jedem Fall die betroffene Person.
Sei dir bewusst, dass, auch wenn sich für dich bei Drogenkonsum deine Grenzen erweitern, die Grenzen anderer immer noch respektiert werden müssen. Im Zweifelsfall – mal ein bisschen länger über etwas nachdenken... Achtet aufeinander. Freiraum bedeutet Verantwortung übernehmen!


3. WICHTIGE KONZEPTE UND BEGRIFFSERKLÄRUNGEN
a) KONZEPTE
Awareness – Was ist das?
to be aware = sich bewusst sein, sich informieren, für gewisse Problematiken sensibilisiert sein.

Awareness ist ein Konzept, welches sich mit respektvollem Verhalten einander gegenüber beschäftigt. Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen, indem wir* verletzendes und grenzüberschreitendes Verhalten und Diskriminierungen erkennen, als solche benennen und verändern lernen.

  • Annahmen/Stereotype

Wir* denken oft, dass wir einer Person ansehen, was für ein Geschlecht sie hat, ob sie gesund oder krank ist, ob sie „von hier“ kommt oder nicht, ... ausserdem spielen gesellschaftliche Einflüsse eine Rolle, was wir z.B mit Dicksein verbinden; mit normativ “gutem“ Aussehen; mit Frauen*, die an Beinen, im Gesicht, etc. behaart sind; mit Personen mit psychischen/körperlichen Beeinträchtigungen; Personen, die sehr klein/sehr gross sind, etc..
Stereotype sind eng mit Diskriminierung verbunden und wir festigen sie durch unbedachtes Wiederholen.

  • Privilegien

Ein Privileg zu haben heisst nicht, glücklicher zu sein, sondern sich nicht mit gewissen Problemen herumschlagen zu müssen. Privilegierte Positionen sind z.B.: als weiss gelten, Mann sein, heterosexuelles Begehren, Cisgender-Identität, Mittelschichtshintergrund, Geld haben, Hochschulbildung, schlank sein, gesund sein, Zeit haben, etc. Privilegien können in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich wirken.

  • Hierarchien

Gerade in Gruppen und Zusammenhängen, die gegen Hierarchien arbeiten wollen, ist es wichtig darüber nachzudenken, dass es auch andere Hierarchien gibt als z.B. offensichtliche Machtpositionen (Ämter, „Chef“positionen). In jeder Gruppe gibt es Personen, die z.B. viel wissen, lange dabei sind, als ‚cool‘ gelten, Personen, die neu und unsicher sind, etc., was alles unterschiedliche (temporäre) Ermächtigungspositionen schafft. Gesellschaftliche Normen und Privilegien machen auch vor emanzipatorischen Zusammenhängen nicht halt.

  • Pronomen/Anrede

Bitte respektiert die Pronomen, mit denen Personen angesprochen werden möchten: es gibt beispielsweise ausser “er” und “sie”: “sie_r”, “they”, “hen”, kein pronomen, nur den Vornamen verwenden, und noch viele mehr. Wenn ihr eine Namensrunde macht, schlagen wir vor, auch Pronomen-/Anredewunsch mit reinzunehmen. Alle Teilnehmenden entscheiden selber, ob sie ihre Pronomen nennen möchten.

  • Position und Empowerment

Was die eine Person empowert (=Kraft gibt, ermächtigt), bewirkt für eine andere Position vielleicht nicht dasselbe. z.B.: wenn für die eine von Sexismus Betroffene* Ermächtigung bedeutet, mit nacktem Körper herumzulaufen, kann es für eine* andere* von Sexismus Betroffene* Ermächtigung bedeuten, ihren Körper zu verhüllen. Wenn eine Feministin* sich das Wort „Schlampe“ aneignet, um die Waffe, die es beinhaltet zu entschärfen, dann heisst das nicht, dass dies für alle von Misogynie bedrohten Positionen ein funktionierendes, empowerndes Mittel ist.

  • Konsens-Prinzip

Wir* versuchen so weit wie möglich ein Konsens-Prinzip zu verwirklichen. Das bedeutet, dass Handlungen und Gespräche im gegenseitigen Einverständnis stattfinden, anstatt in der Annahme, dass etwas schon ok ist, wenn kein Widerstand kommt (z.B. eine Person einfach anfassen ohne zu fragen, etc.). *KONSENS* bedeutet, dass Handlungen und Gespräche nur im gegenseitigen Einverständnis stattfinden. Achte bitte darauf, ob dein Gegenüber dir (auch nonverbal) signalisiert, ob er*_ sie* mit dir sprechen oder interagieren möchte. Generell gilt, nur ein JA ist ein JA (=enthusiastischer Konsens). Das Konsens-Prinzip wurde erarbeitet, um r*pe culture und sexualisierter Gewalt etwas entgegenzusetzen. Es ist aber auch in vielen anderen Bereichen hilfreich, um ein respektvolles Miteinander zu lernen.

  • Definitions”macht”

Die Definition, ob eine sexualisierte Grenzverletzung vorgefallen ist, liegt einzig und allein bei der/dem Betroffenen. Jede/r Betroffene von sexualisierter Gewalt kann nur von sich selbst sagen, was sie/er/* wann als Gewalt empfindet und wie sie/er/* diese indi-
viduell erlebte Gewalt wahrnimmt. Gewalt wird auf Grund der persönlichen Geschichte, Gegenwart und Erfahrung von Betroffenen unterschiedlich erlebt, eingeordnet und eingeschätzt. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Übergriff erst nach längerer Zeit von einer/einem Betroffenen als solcher definiert wird – Definitionsmacht verjährt nicht. Das heisst, unabhängig davon, wie der sexualisierte Übergriff aussah: wenn eine Betroffene eine Vergewaltigung oder einen sexualisierten Übergriff so bezeichnet, dann entspricht das genau ihrer Wahrnehmung und ist somit als genau diese Bezeichnung zu akzeptieren.

  • Parteilichkeit

Parteilichkeit bedeutet, dass eine benannte Grenzverletzung nicht in Frage gestellt, sondern akzeptiert wird und bezeichnet eine innere und aktiv nach aussen gerichtete Haltung zur Unterstützung von Betroffenen. Wir stehen eindeutig auf der Seite der Betroffenen, eine scheinbar neutrale Haltung würde für die Betroffene einen Zwang zur Rechtfertigung bedeuten. Dem Täter genügt ein Schweigen.


b) BEGRIFFSERKLÄRUNGEN

Hinweise zu den verwendeten Begriffen:
Wir verwenden den Begriff “sexualisierte Gewalt” statt “sexueller Gewalt”. “Sexuelle Gewalt” impliziert, dass es primär um Sexualität ginge, was
bei sexualisierter Gewalt aber nicht der Fall ist. Sie dient der Aufrechterhaltung und Herstellung von Machtverhältnissen, indem zum Beispiel das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper der Betroffenen übergangen wird.

Wir verwenden den Begriff “Betroffene” in seiner weiblichen Form, weil wir sichtbarmachen wollen, wer in den meisten Fällen die Betroffenen von sexualisierter Gewalt sind. Uns ist aber bewusst, dass es Betroffene aller Genders gibt und wir bieten unsere Unterstützung nicht nur für Frauen* an.
Wir verwenden den Begriff “Täter” in seiner männlichen Form, weil wir glauben, dass sexualisierte Gewalt hauptsächlich von Männern ausgeht. Wir wollen damit nicht verschweigen, dass auch andere Genders sexualisierte Gewalt ausüben können. Eine gendergerechte Formulierung könnte allerdings die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse in dieser Gesellschaft verschleiern. Falls der Begriff “Täter” für die eigene Situation nicht zutreffend sein sollte, kann mensch sich dennoch an uns wenden.

 

ende teil 1

b) BEGRIFFSERKLÄRUNGEN


Hinweise zu den verwendeten Begriffen:


Wir verwenden den Begriff “sexualisierte Gewalt” statt “sexueller Gewalt”. “Sexuelle Gewalt” impliziert, dass es primär um Sexualität ginge, was
bei sexualisierter Gewalt aber nicht der Fall ist. Sie dient der Aufrechterhaltung und Herstellung von Machtverhältnissen, indem zum Beispiel das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper der Betroffenen übergangen wird.

 

Wir verwenden den Begriff “Betroffene” in seiner weiblichen Form, weil wir sichtbarmachen wollen, wer in den meisten Fällen die Betroffenen von sexualisierter Gewalt sind. Uns ist aber bewusst, dass es Betroffene aller Genders gibt und wir bieten unsere Unterstützung nicht nur für Frauen* an.


Wir verwenden den Begriff “Täter” in seiner männlichen Form, weil wir glauben, dass sexualisierte Gewalt hauptsächlich von Männern ausgeht. Wir wollen damit nicht verschweigen, dass auch andere Genders sexualisierte Gewalt ausüben können. Eine gendergerechte Formulierung könnte allerdings die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse in dieser Gesellschaft verschleiern. Falls der Begriff “Täter” für die eigene Situation nicht zutreffend sein sollte, kann mensch sich dennoch an uns wenden.

 

* das Sternchen macht hier sichtbar, dass es kein einheitliches „wir“ gibt; es kann zeigen, dass mit Frauen* nicht nur Cis-Frauen gemeint sind, etc.


_ Unterstrich macht hier die Vielfalt der Identitäten zwischen und ausserhalb von Mann/Frau sichtbar


_ unterstrich und sternchen * öffnen schubladen, verfestigte denkmuster, wehren sich gegen entweder-oder, frau- mann, 1-0, schwarz-weiss, ... und z.b. auch gruppenidentität


Cis-Frauen / Cis-Männer: (cis = lat. diesseits) Frauen bzw. Männer, bei denen das bei der Geburt zugeschriebene Geschlecht mit dem gelebten Geschlecht übereinstimmt. Der Begriff Cis-Frau/Cis-Mann wird auch verwendet um aufzuzeigen, dass es noch andere Kategorien jenseits von Frau/ Mann gibt. Ausserdem wird so versucht zu verhindern, dass z.B. Frau als Norm und Trans*Frau als Abweichung gesehen wird.


queer: Ist aus dem Englischen, wörtlich übersetzt: ‚schräg‘, wurde als Beleidigung für Homosexuelle, Obdachlose, gender-nichtkonforme Menschen verwendet.

Die Bewegung hat sich dieses Wort angeeignet und umgedeutet, so dass queer heute eine positive Selbstbezeichnung ist.

 

FLTI*, FrauenLesbenTransInter (und das Sternchen als Markierung für die vielfältigen Ausdrucksweisen)

 

flt*i_aq: FrauenLesbenTransInterAromantischAsexuellQueer

 

Transgender, transident, trans*: (trans = lat. jenseits, hindurch) Begriffe, die als Selbstbezeichnung von Trans*personen dienen und auf verschiedene Weise die Vorstellung hinterfragen, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Personen, bei denen das bei der Geburt zugeschriebene Geschlecht nicht mit dem gelebten Geschlecht übereinstimmt – dabei ist die Selbstdefinition der Personen das Zentrale, nicht eine Bewertung von Aussen. Der Begriff Transsexuell wird von den meisten Trans*Personen abgelehnt, da er einerseits pathologisch ist (also die Menschen als „krank“ bezeichnet). Andererseits hat Trans*sein nichts mit Sexualität zu tun, wird aber oft verwechselt/gleichgesetzt.

 

transidente Frauen / trans*Frauen
 (trans*Frauen bitte nur versus cisFrauen benutzen): leben im weiblichen Geschlecht, welches nicht bei der Geburt zugewiesen wurde.

 

transidente Männer/ trans*Männer (trans*Männer bitte nur versus cisMänner benutzen): leben im männlichen Geschlecht, welches nicht bei der Geburt zugewiesen wurde.

 

trans*Weiblichkeiten: verschiedene Arten Weiblichkeit zu leben bei Transidentität.

 

trans*Männlichkeiten: verschiedene Arten Männlichkeit zu leben bei Transidentität.

 

Genderqueer: genderqueer bezieht sich auf Menschen, die bezüglich sozialer Geschlechtskategorien (Aussehen, Kleidung, Verhalten, etc.) oder ihrer Geschlechtsidentität nicht (ganz) in die zweigeschlechtliche Norm passen oder passen wollen.

 

Inter*: Menschen, deren Geschlecht schulmedizinisch (physiologisch, hormonell) als uneindeutig gilt. Der Begriff Intersexuell wird von vielen Inter*Personen abgelehnt, da er einerseits pathologisierend ist (also die Menschen als „krank“ bezeichnet). Andererseits hat Intersexualität nichts mit Sexualität zu tun. Daher wird als Selbstbezeichnung im deutschsprachigen Raum eher Inter* gewählt.

 

Asexuell und Aromantisch: Abwesenheit von sexueller bzw. romantischer Anziehung.

 

PoC: People of Color, ist eine Selbstbeschreibung von Menschen, die von Rassismus betroffen sind.

 

ableismus: (able=fähig), Diskriminierung aufgrund von Behinderungen, Krankheiten.

 

ageismus: (age=alter) Diskriminierung aufgrund von Alter/Jugend.

 

homo”phobie” und trans*inter_”phobie”: sind keine “Phobien” (Ängste), sondern Diskriminierungsformen.
-ismus, -ismen(mehrzahl): alle möglichen Arten von Diskriminierungsformen.

 

Klassismus: Diskriminierung aufgrund der gesellschaftlichen “Schicht” (Bildung, Besitz, gesellschaftliche Position der Herkunftsfamilie)

 

Lookismus: Diskriminierung aufgrund von nicht-hineinpassen in die starren Schönheitsnormen: dünn, weiss, “fit”-aussehen, ...

 

obstacled: (behindert werden) am Zugang zu allen Arten von Räumen gehindert werden ohne als “behindert” zu gelten.

 

“Rass”ismus: Diskriminierung aufgrund einer gelesenen «Rasse». Der Begriff an sich ist problematisch, da er impliziert, es gäbe «Rassen». Der Begriff “Rasse” sollte aber unserer Meinung nach nicht mehr verwendet werden, denn es gibt keinerlei Belege, dass menschen in “Rassen” unterteilt werden können.
Sexismus: Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres gelesenen Geschlechts.

 

tender to all gender: = “sanft/ freundlich zu allen gendern” = alle geschlechter willkommen! z.b. trans*, cis, gender_queer, inter_, non-binary, lesben, butches, bois, femmes, frauen*, männer*, kings, queens, einhörner ...

Warum überhaupt diese Erklärungen? Worte prägen und Sprache sollte deshalb bewusst verwendet werden. Mit der Verwendung von vielen der vorgestellten Begriffe können z.B. verschiedenste Positionen sichtbar machen...
... indem ich Beispiele wähle, die unterschiedliche Identitäten, verschiedenen Beziehungsformen, verschiedenen Grundannahmen über Herkunft, Bildung, Erfahrungen mit Diskriminierungen mitdenken
... z.B.: trans*inter_genderqueer einschliessend sprechen...
... wenn von Frauen* die Rede ist, kann z.B. das Sternchen * auch ausgesprochen werden oder Frauen* kann zu 'Frauen, trans*, inter_ , genderqueer‘ erweitert werden.

4. FAQ - FREQUENTLY ASKED QUESTIONS - OFT GESTELLTE FRAGEN

 

FRAGE: “Seid ihr nicht einfach eine (machtgeile) political-correctness-polizei?”
 

ANTWORT: “Wir” sind keine einheitliche Gruppe und ausserdem Teil der Zusammenhänge. Uns geht es darum, Menschen respektvoll und nicht verletzend zu behandeln. Sprache prägt und reproduziert Machtverhältnisse, deshalb finden wir, dass wir schon dort anfangen sollten, Diskriminierungen zu verhindern. Wenn politisch “korrekt” ätzend klingt, suchen wir halt einen besseren Namen dafür.
Wir wollen keine Macht, um andere moralisch zu verurteilen (was sollte das bringen?), sondern wollen mit allen Anwesenden gemeinsam dafür sorgen, dass sich Menschen in unseren Räumen nicht diskriminiert fühlen. Im besten Fall müssen wir nicht aktiv werden, weil alle ihre Konflikte selbständig lösen. Wir wollen Personen unterstützen, die einen Übergriff erleben, das heisst es geht nicht um abstrakte Normen sondern um Hilfe für konkrete Personen.


„Wir hatten noch nie ein Problem!“


Berichtigung: Wir sind uns bisher noch nie der Probleme bewusst gewesen. Dies ist möglich, weil wir die Angelegenheit nicht ernster zu nehmen scheinen als die vorherrschende Kultur – passend zu unserem Mangel an verlässlichen betroffenengerechten Community-Accountability-Abläufen. Selbst wenn es bislang keine Probleme gab, heißt das nicht, dass sich nicht ein Problem zukünftig ereignen würde und wenn wir erst im Eifer des Gefechts ausarbeiten müssen, was zu tun ist, werden unsere Handlungen schlechter sein, als wenn wir eine gut durchdachte – wenn auch unvollkommene – Methode haben.
“Wenn es so weit ist, werden wir die Probleme schon irgendwie klären”
Das war leider bisher selten der Fall. Denn wenn ein Problem auftaucht, und die Person darauf angesprochen wird, reagiert sie oftmals sehr abwehrend darauf. Je nach Situation (Alkohol- und Drogeneinfluss) kann es dann sehr unschön werden. Und wenn jene übergriffige Verhaltensweisen nicht im Vorfeld durch safer-space-Richtlinien definiert worden sind und die Ideen nicht bereits den Raum gefüllt haben, dann reagieren die Menschen oft, anstatt darüber nachzudenken und daraus zu lernen, mit “ich habs nicht so gemeint, deshalb ist es auch kein Problem“.


„Wir sind hier alle schon gleichberechtigt“


Wir befinden uns nicht ausserhalb von gesellschaftlicher Prägung, und reproduzieren selber Machtmechanismen und Sexismus. Zwar sind diese immer wieder Thema in unseren Debatten, aber Diskriminierungen und übergriffiges Verhalten existiert nach wie vor. Was benötigt wird, ist die Anerkennung von problematischen, uns beigebrachten Verhaltensweisen und die Bemühung, denjenigen zuzuhören, welche unterdrückt worden sind, ebenso wie was erforderlich ist, um die Probleme in unseren Gemeinschaften zu lösen.
„Indem jemand ausgeschlossen wird, schränkt ihr die Freiheit dieser Person ein“
Wenn Menschen, die andere nicht repektvoll behandeln oder sogar übergiffig sind, in unsere Räume dürfen, schließt dies andere aus – wenn keine Wahl getroffen und nichts unternommen wird, sobald Misshandlungsfälle aufkommen, treffen wir tatsächlich die Wahl, unsere vorherrschende Gesellschaft zu verstärken und die Täter zu decken. Wir können uns dazu positionieren, wer sich in unseren Räumen aufhalten können soll, und wir ergreifen dabei klar Partei für die von Gewalt und Übergriffen betroffene Person.


“Was ist, wenn jemand fälschlicherweise beschuldigt wird?”

Also, zunächst einmal, danke für die Reaktion, die üblicherweise entgegengenommen wird. Falsche Vergewaltigungs- oder sexualisierte Gewaltbeschuldigungen sind selten. Aber lasst uns dies eine Minute lang mit Geduld ertragen – ein Fall sexualisierte Gewalt wird gemeldet und wir haben zwei Möglichkeiten, welche wir auf die Tagesordnung setzen, wie wir damit umgehen; jede von ihnen mit einem Nachteil.


1. Die erste Möglichkeit ist ein Verfahren, in welchem wir uns auf die betroffene Person konzentrieren, in dem die Inanspruchnahme erfolgt und in dem wir Strukturen aufbauen, welche 
die Gemeinschaft als Ganzes schützen. Der Nachteil davon ist, dass wir einer Einzelperson Unannehmlichkeiten bereiten oder sie ausschließen könnten, während wir die Handlungen untersuchen, die zu einer Wiedereinbeziehung von ihr in die Gemeinschaft führen könnte. Das Verfahren soll alle weiter bringen, der Fokus liegt aber wie gesagt klar auf der Unterstützung der betroffenen Person.


2. Die zweite Herangehensweise sieht vor, dass wir ohne einen eindeutigen «objektiven» Beweis die Dinge einfach wie gewohnt weiterlaufen lassen. Der Nachteil hier ist, dass einer wahrscheinlich rücksichtslosen oder misshandelnden Einzelperson freie Herrschaft innerhalb unserer Räume erlaubt wird, während diejenigen, welche sich unsicher fühlen, verjagt werden. Die betroffene Person muss sich rechtfertigen und intimste Details offen legen, um als «glaubwürdig» zu gelten. Dies führt zu einer erneuten Belastung und hält manche davon ab, überhaupt etwas zu sagen.


Wir entscheiden uns für die erste Version, mit dem Wissen, dass es keine perfekte, immer funktionierende Herangehensweise gibt.



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