Dittfurth und das große Fragezeichen

Gestern hat Jutta Dittfurth auf der Facebook-Seite "Aluhut für Ken" einen Text zur gestrigen Blockupy Demo in Berlin veröffentlicht. Und dieser Text hinterlässt irgendwie ein großes Fragezeichen.

Der Übersicht halber hier der vollständige Text. Link: facebook.com/Aluhut.fuer.Ken.site/posts/522345311295934

„Heute in Berlin: Viele tolle Parolen, aber leider eine teils ätzende Demo gegen Rassismus
Von Jutta Ditfurth
Die heutige Berliner Demo "Aufstehen gegen Rassismus" hatte etwa 3.000-4.000 Teilnehmer*innen. Mehr als die Hälfte davon liefen im antinationalen-antikapitalistischen Block. In dem lief auch ÖkoLinX-Antirassistische Liste Berlin Friedrichshain-Kreuzberg mit sowie die Ökologische Linke.
In der Bilanz: Viele politisch sympathische Menschen, Transparente und Parolen aber im allgemeinen Teil des Zugs waren auch antizionistische Antisemit*innen, Vertreter*innen von rassistischen und Abschiebeparteien wie Grünen und SPD und Linkspartei.
Die Route war ätzend! Die Organisator*innen haben, vermutlich um der Linkspartei im Berliner Wahlkampf nicht zu schaden oder gar ihr zu gefallen, die Demo in den Westen der Stadt, in die todlangweilige Gegend um den Ku'damm, gelegt. So wurde die Demo nettes Knipsmaterial für Tourist*innen, war aber ein Protest weit entfernt von den meisten Betroffenen und den Kiezen mit rebellischer Subkultur. Nur keine Turbulenzen - vor der Wahl.
Brav, Blockupy, ganz brav. So ist das, wenn mensch sich sumpftief mit bürgerlichen und sozialdemokratischen Parteien einlässt. Da kann die Performance noch so rebellisch sein, es bleibt eine politisch wirkungslose Attitüde.
P.S. Die Fotos zeigen Transparente, die uns gefielen. Es gab sicher noch mehr.“

Beim Lesen der zweiten Hälfte setzte unweigerlich das Kopfschütteln ein. Es geht jetzt nicht um eine inhaltliche Bewertung von Blockupy, dass sollen andere machen. Es geht nur um das große Fragezeichen, dass die „Agumentation“ von Dittfurth zurücklässt.

Das Parteien wie die SPD, die Linke und die Grünen kritisiert werden ist absolut in Ordnung. Vergessen wird hier aber, dass die SPD-Zentrale in Berlin auch Ziel einer Blockupy-Aktion war. Blockupy hat vorher darum gebeten, keine Parteifahnen oder dergleichen mitzunehmen. Dem wurde offensichtlich nicht nachgekommnen. Übrigens auch nicht von Ökolinx. Die haben dort geflyert – inklusive Dittfurth. Das hat ÖkoLinx auch bei der Demo für die Rigaer Straße am 9.7. gemacht. Aber ok, es ist Wahlkampf und dessen Niederungen machen auch vor Dittfurth und ihren Reck*innen nicht halt. Was aber zum Beispiel nicht toleriert wurde, war die Linkswende. Die haben in Wien eine Soli-Demo für Erdogan organisiert und waren recht schnell ihr Transparent los.

Das wirklich große Fragezeichen an Dittfurths Text kommt aber jetzt. Sie spekuliert einfach munter drauf los – und zwar ohne irgendwelche Beweise oder vernünftige Indizien zu liefern. Die Demo solle aus Gefälligkeit mit der Linkspartei im langweiligen Westen stattfinden? Die Route führte an der Bibliothek für Konservatismus und an der AfD-Parteizentrale entlang – durchaus lohnende Ziele. Außerdem ist Berlin so groß, da fallen automatisch Ziele runter. Aber nein, für Dittfurth muss es durch die Kieze gehen. Einerseits richtig, andererseits – warum MUSS es der Kiez sein?

Kurzer Ausflug in die letzten Monate in Berlin: Mitte wurde durch die BNF-Demos gut abgedeckt, Weißensee, Hohenschönhausen und Oberschöneweide bekamen am 1.Mai den Anti-NPD-Protest, die Schulstreikis zogen durch den Wedding, Black Lives Matter zog von der Möhrenstraße zum Hermannplatz, die Kurdendemo vom Hermannplatz zum Mariannenplatz, in Buch wurde nach dem Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim demonstriert, die Solidemo für die Rigaer 94 zog durch den Friedrichshain, Tag X war hauptsächlich in Kreuzberg unterwegs und die Rigaer hat eh den Fokus auf X-Hain gerichtet. Es kann also nicht davon geredet werden, dass in Berlin die Kieze ausgelassen würden. Welcher Bereich der Stadt fehlt aber? Genau, der geografische Westen. In Zehlendorf und Steglitz wird die AfD stabile Werte erreichen, in Steglitz vermutlich 20 Prozent.

Die AfD macht faschistoides Gedankengut bürgerlich tragbar, was ist also so falsch daran, den Protest da dann auch mal hinzubringen? Charlottenburg-Wilmersdorf ist in Sachen rassistischer Überfälle beim Register Berlin auf Platz 3. Nur mal so nebenbei. Aber Dittfurth spekuliert lieber munter in der Gegend umher. Rebellisch ginge anders und so. Na dann mecker mal nicht – mach selber! Oder begründe deinen Text besser und untermauer ihn etwas besser. In den Kesseln vorm Finanz- und Arbeitsministerium warst du nicht, irgendeiner sonst von ÖkoLinx? Habt ihr das Banner am Hauptbahnhof gedroppt? Das Arbeitsamt im Wedding besetzt? Sonst irgendeine Aktion gemacht, die das Wort „rebellisch“ verdient hätte? Und nein, ein FB-Post zählt nicht dazu.

Also was genau ist jetzt noch mal die Kritik? Außer wilder Spekulation bleibt da nicht viel. Aber die nächste von Jutta organisierte Großdemo wird garantiert zur Revolution werden. Kann ja nicht anders sein.

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Ach, Ditfurth ist doch bekannt als Gegnerin sozialer Bewegungen, die etwas größer sind. So mag sie Blockupy nicht, obwohl ihre vermeintlichen Freunde von UG daran beteiligt sind. Ditfurth ist tieftraurig, dass es soziale Bewegungen schaffen, große Demonstrationen und Bündnisse hinzubekommen, sie aber in Berlin nicht über drei bis vier kontinuierliche Aktivisten hinauskommt.


Auf der Demonstration hat Jutta Ditfurth objektiv Bullenfunktion eingenommen, indem sie die Reihen der Demo abfotografierte - für ihre Datenbank. Da wird noch mehr nachkommen, wir können ganz sicher sein.

 

Ihr Facebook(!)-Text zeugt davon, dass sie wieder mal etwas schreibt ohne ein Stück Ahnung zu haben. Zum Beispiel was die Route angeht und wer sie wollte (und wer sie nicht wollte) und warum sich das Bündnis letztlich dafür entschieden hat. Jutta Ditfurth ist eine elendige Spalterin. Als solche sollte man sie und ihren hörigen Haufen auch behandeln. Danke fürs Lesen.

!

yo, wenn man in deutschland viele auf die straße bekommt, biste sicher auf dem richtigen weg!

 

P.S.: ja das ist kezerisch, aber dein kommentar strotz nur so von inhaltsleere, deswegen, bitteschön

Die Demo war der totale Scheiß. Um das zu sehen brauche ich keine Ditfurth. Wenn du von Bewegung sprichts, die "etwas größer sind" dann frage ich mich wo diese Größe am Wochenende war... auf der Straße war sie nämlich nicht!

Das war im übrigen auch gut so. Die "Aufstehen gegen Rassismus" Demo war ein Ding der Parteien bei dem man sich nur hätte vor deren Karren spannen lassen. Das Nika und Blockupy dazu aufgerufen haben war der totale fail. Das kaum jemand aus nem linksradikalen Spektrum gekommen ist war die Antwort drauf. Das in der ersten Reihe dann noch der Chef vom Zentralrat der Muslime laufen durfte war der größte Witz. Bekanntlich gibt es linke migrantische Kräfte die man hätte einbinden können.

 

Der andere Blockupy-Kram war primär IL-Spektrum am Start, dem es nicht gelungen ist weite Teile der Bewegung zu mobilisieren.

Die Ökolinx sind übers Jahr verteilt nie am Start wenn es um Stadtteilarbeit in unseren Kiezen geht. Für sie ist seit 1. Mai 2016 Wahlkampf-Phase in Berlin und bei allen Beteiligungen mit ihren paar Leutchen an den Demos und ihre Wahlflyer Verteilungen geht es nur um den Fixpunkt 18. September. Danach - auch wenn sie nicht reinkommen werden ins Abgeordneten Haus - werden wir hier in Berlin nix mehr sehen von denen. So war dass alle Jahre in Berlin. Den 1. Mai hatte sie doch immer nur genutzt als große Tribüne, weil viele Menschen am Start. Wer von Kiezen labert aber nicht am Start ist in den Kiezen sollte sich eher mal selbst kritisieren und nicht versuchen die außerparlamentarische Bewegung für Wahlzwecke für ihre Minisekte zu vereinnahmen.

Ihre Liste als "antirassistische Liste" zu bezeichnen ist irgendwie auch nur WählerInnen-FängerInnentum. Denn auch in den selbstorganisierten antirassistischen und Geflüchteten-Strukturen sind sie nicht am Start. Und Wahlpropaganda auf Antira-Demos und Anti-Nazi Demos verteilen als selbstorganisierte politische Tätigkeit zu verbuchen ist ja wohl albern.

Nicht zu vergessen, dass in Ihrer Wahllisten grundsätzlich nirgendwo PoC zu finden sind. Der Begriff "antirassistische Liste" dient nur dazu, unbedarfte Wähler zu locken, die nicht wissen wer dahinter steckt. Ihr langjähriger Lepenspartner ist mit Ihr auf Listenplatz 2 in Frankfurt ins Stadtparlament eingezogen. Doppelter Rentenzuschuss sozusagen. Die "Partei" in festen Händen der Familie.

Listenplatz 1: Devrim Uygun
Oder ist die dir nicht PoC genug?
(Ohne jetzt JD/ÖL verteidigen zu wollen, aber dann bitte mit echten Argumenten, da gibts genug)

Schockiert mich ehrlich gesagt nach den erfolglosen Spaltungsversuchen und der Hetze gegen die 1. Mai Demo von diesem Jahr, welche dann auch von den bürgerlichen Medien bereitwillig aufgegriffen wurde, nicht besonders. Die Frage ist hier allerdings, wieso man überhaupt den Verlautbarungen einer parlamentarischen 5-Leute Partei mit antideutschem Einschlag soviel Aufmerksamkeit zukommen lassen sollte.

Der Text kritisiert einen Facebook-Post der anscheinend statt auf Tatsachen lieber auf Bauchgefühl setzt. Er ist kurz und knapp und bringt alles auf den Punkt, was es auf den Punkt zu bringen gibt. So sollte Kritik in der Linken viel öfter stattfinden.

Wie sie leider meistens aussieht, zeigen einige die Kommentare hier: Schnell mal mit Schlagwörtern wie "Spalter" und "Antideutsch" um sich geworfen, sich vor der Kritik von Jutta Dittfurht un/oder Ökolinx zu immunisieren, die ja nur stört und heroisch die (unterstellte) nichtbeteiligung an Kämpfen für das eigene Argument vereinnahmen, an denen man selbst wahrscheinlich höchstens virtuell beteiligt ist.

!

euer text ist scheiße!

 

erstens ÖkoLinx ist keine Partei sondern ne Liste!

 

zweitens, braucht es keine dittfurth um die frage nach der richtigen demoroute aufzuwerfen, diese ist in berlin bestandteil seit "immer"!

 

wenn das nen billiges dittfurth bashing sein sollte, is gelungen!

 

für die soziale revolution und die klare abgrenzung zum bürgerlichen "rechtsstaat", seiner handlanger und nation und kapital!

 

P.S.: FCKAFD

Soso, die Linkswende hat ihr Banner verloren? Die sind während der ganzen Demo unbehelligt samt Transpi ("FPÖ raus - Flüchtlinge rein") zwischen dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung und dem attac-Wagen mitgelaufen.

Und diese Flaggendiskussion ist zwar richtig, aber wo ist die Kritik daran, dass angeblich linke Parteien wie SPD und Grüne samt Flaggen mitgelaufen sind? Nichtmal an den nicht-linken Piraten hat sich irgendwer gestört, weder am Freitag, wo sie den Startblock der Demo gegen den Türkeideal mit einem halben dutzend Fahnen okkupiert haben, noch bei der Demo am Samstag. Und das obwohl sie bei beiden Veranstaltungen auch noch mit ihren Querfrontler*Innen wie Lea Frings und Bruno Kramm erschienen.

Das die Demo nicht durch einen "linken Wohlfühlkiez" lief, ist allerdings wirklich ein seltendümmlicher Vorwurf. Was willst du am Kotti gegen die AfD protestieren?
Qdamms burning und so.. (was halt im Rahmen so eines Wahlkampfzirkusumzugs eher schwer vorstellbar ist)