Black-Metal-Konzert im Main-Tauber-Kreis geplant: Fragwürdige Band Permafrost in Boxberg

Erstveröffentlicht: 
13.07.2016

Das sachsen-anhaltinische Innenministerium hat die Black-Metal-Band Permafrost als rechtsextrem eingestuft. Sie darf wohl trotzdem in Baden-Württemberg auftreten.

 

Die Gesichter sind weiß geschminkt, die Augenhöhlen mit schwarzer Farbe verschmiert. Auf der blutbesudelten Stirn der Männer prangt ein umgedrehtes schwarzes Kreuz. So präsentieren sich die Mitglieder der Band Permafrost ihren Fans. „Anti-human, anti-life“, heißt es auf der Homepage der Musiker aus Zeitz in Sachsen-Anhalt. Gegen alles Menschliche und gegen das Leben richtet sich also ihr Hass. Das wirkt für Außenstehende bizarr. In der kleinen, bundesweit gut vernetzten Black-Metal-Szene gehören Satanismus und Menschenverachtung zum guten Ton. Die Zeitzer von Permafrost haben allerdings noch mehr Ideologie im Gepäck: Die Band gilt als rechtsextrem.

 

Im September wollen Permafrost in Boxberg im Main-Tauber-Kreis die Bühne entern. „Tief drinnen, wo kein Licht“ lautet das Motto des „Torn Your Ties“-Festivals. Neben den Musikern aus dem Burgenlandkreis sollen auf einer Wiese sechs weitere Black-Metal-Gruppen auftreten. In „familiärer Atmosphäre“, wie es im Internet heißt. Eintrittskarten gibt es über eine anonyme E-Mail-Adresse, Klarnamen oder Sponsoren tauchen nicht auf.

 

Satanistische Bands in Boxberg

 

In Boxberg ist der Veranstalter des Konzertes bekannt. Unserer Zeitung gegenüber wollte sich der Mann, der im Ortschaftsrat sitzt, nicht äußern. In den vergangenen Jahren hat er immer wieder Konzerte für die satanistische Metal-Szene organisiert. „Die waren in keiner Weise auffällig und haben eigentlich niemanden interessiert“, sagt Marco Hellinger von der Stadtverwaltung. Dass dieses Jahr eine Band aus dem rechtsextremen Spektrum auftreten soll, überrascht Hellinger ebenso wie seine Kollegen bei der Stadt. Auch beim Bobstädter Sportverein winkt man ab. Dort fanden in der Vergangenheit Konzerte des Veranstalters statt. Mittlerweile wolle man damit nichts mehr zu tun haben, heißt es aus dem Vorstand.

 

Das düstere Spektakel wird deshalb wieder auf einem Privatgelände stattfinden. Mit riesigen, aus Baumstämmen gezimmerten Pentagrammen, mit Fackeln und Tierschädeln als Dekoration. Permafrost bewirbt der Konzertmacher als „okkulten, satanischen Black Metal“. Das aktuelle Album der Band heißt „Devil Worship“ – Teufelsanbetung.

 

Die Lieder tragen Titel wie „Kraft durch Krieg“, „Rasierklinge“ oder „Satan’s Return“. Es ist eine extreme Musik mit kreischendem Sänger, verzerrten Gitarren und schnell hämmerndem Schlagzeug. Was die Verantwortlichen des Festivals nicht erwähnen: Permafrost zählen wohl zu den Vertretern des sogenannten National Socialist Black Metal (NSBM), einer faschistischen Strömung in der Welt der harten Klänge. Deren Protagonisten verherrlichen Krieg und Gewalt. Im Hass auf den jüdischen Glauben und das Christentum zelebrieren sie einen neugermanischen Heidenkult.

 

Musiker machen aus ihrer Überzeugung keinen Hehl

 

Aus ihrer politischen Überzeugung machen Permafrost seit ihrer Gründung vor 13 Jahren keinen Hehl. Auf der CD „Live in Zeitz“ spielten sie Lieder der Neonazi-Bands Lunikoff-Verschwörung und Tonstörung neu ein. Im Stück „Blut muss fließen“ von Tonstörung heißt es: „Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig, lasst die Messer flutschen in den Judenleib. Blut muss fließen, knüppelhageldick, und wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik.“

 

Benjamin S., der sich als Sänger von Permafrost den Künstlernamen Porcus gab, trägt bei Facebook seine Gesinnung zur Schau. Dort gefallen ihm Adolf Hitler, der SS-Mann Erich Priebke und die Neonazi-Partei „Der Dritte Weg“. Im Internet finden sich Fotos, die Mitglieder der Band als Teilnehmer einer rechtsextremen Demonstration zeigen. Auch das sachsen-anhaltinische Innenministerium ordnete Permafrost 2011 als „rechtsextremistische Musikgruppe“ ein.

 

Für den Vertrieb suchen die Musiker sich Gleichgesinnte: Die Plattenfirma Nebelklang aus Gera, bei der die Band Tonträger veröffentlichte, wird laut Thüringer Innenministerium von Rechtsextremen betrieben. Ähnliches gilt für das Musiklabel „Hammerbund“, mit dem die Black-Metaller kooperierten.

 

Beim Vertrieb ihres letzten Albums half den Satansjüngern das Label „Darker Than Black Records“. Und damit eine Kultfigur des rechtsextremen Heavy Metal: Hendrik Möbus. Gemeinsam mit den Kollegen seiner Band Absurd ermordete der heute 40-Jährige im April 1993 im thüringischen Sondershausen einen Mitschüler. Nach seiner Haftzeit bezeichnete Möbus das Opfer als „Volksschädling“ und zeigte sich mit SS-Symbolen und Hitler-Gruß. Vorübergehend tauchte er bei amerikanischen Neonazis unter. Seit dem Ende einer zweiten Gefängnisstrafe zieht Möbus mit seinem Bruder die Strippen im rechtsextremen Black-Metal-Business.

 

Die Anhänger des „Torn Your Ties“ in Boxberg stört das alles wenig. Eine Band soll ihren Auftritt wegen Permafrost abgesagt haben. Der Veranstalter fand aber schnell Ersatz. „Brutaler, deutscher Black Metal aus erfahrenen Händen“ komme auf die Besucher zu, heißt es bei Facebook.

 

Und falls es doch Kritik geben sollte? Zumindest ein Fan aus der Szene hat darauf im Internet schon eine Antwort parat: „Wenn wer stresst, gibt’s aufs Maul.“

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