[GÜZ] Für einen Antimilitarismus ohne Grenzen!

War Starts Here - Let'z stop it here!

War Starts Here Camp in der Altmark angelaufen +++ Rassistische Polizeikontrollen gegen Referentinnen +++ Solidarische Grüße an die Inhaftierten in Thessaloniki +++ Was tun gegen den europäischen Krieg gegen Migrant_innen? +++ Aktionstag gegen das GÜZ am kommenden Samstag, 30.7.2016

 

Das aktuell stattfindende War-Starts-Here Camp 2016 am Gefechtsübungszentrum (GÜZ) in der Altmark bei Magdeburg ist mittlerweile in vollem Gange. Während DPA und Lokalpresse am gestrigen Dienstag noch (trotz besseren Wissens) das Camp wegzureden versuchten („Noch steht nichts“), ist der mittlerweile traditionsreiche Campplatz zwischen Parleib und Potzehne bereits seit Montag von Antimilitarist_innen und Friedensaktivist_innen belebt. Die Stimmung auf dem Camp ist gut, weiterhin reisen neue Leute an. Bereits am Montag gab es eine kleinere Blockadeaktion an der Baustelleneinfahrt Schnöggersburg, bei welcher der Versorgungsverkehr für eine halbe Stunde gestoppt wurde.  Neben dem inhaltlichen Campprogramm bereiten wir uns indes auf den am Samstag stattfindenden Aktionstag vor. An diesem sollen wie in den vergangenen Jahren verschiedene Aktionen rund ums und auf dem GÜZ stattfinden, um die todbringende Tristesse des Geländes aufzubrechen und das Militär in seiner Homezone zu Markieren, Blockieren, Sabotieren!

 

Rassistische Kontrollen gegen Referentinnen


Während in diesem Jahr die Bedeutung von Krieg als Fluchtursache sowie die zunehmende Militarisierung der ohnehin schon menschenverachtenden europäischen Migrationskontrolle und -abwehr im Zentrum der inhaltlichen Auseinandersetzung stehen, ließen sich die Bullen nicht lumpen und starteten mit einer völlig überzogenen und offensichtlich rassistischen Kontrolle der Geflüchteten-Frauen-Organisation von Women in Exile in die Woche. Die Frauen der Gruppe hatten den ersten inhaltlichen Workshop des Camps gestaltet. Die Referentinnen hatten im Camp die Probleme der doppelten Diskriminierung von geflüchteten Frauen aus eigener Erfahrung heraus erläutert und von ihrer Workshoparbeit zur Stärkung von Flüchtlingsfrauen berichtet. Als sie gegen 21.15 Uhr das Camp verließen, bei sich zwei Kleinkinder, folgte ihnen ein Polizeifahrzeug und hielt sie für eine Kontrolle in der Nähe von Letzlingen an. Erst nach zweieinhalb Stunden Festsetzung, dem stigmatisierenden Abgleich mit BKA-Datenbanken und Zahlung von strittigen Verfahrenskosten für einen zurückliegenden Rechtsstreit einer der Referentinnen wurde die Heimfahrt der Gruppe erlaubt. Von den anwesenden weißen Aktivist_innen war bislang niemensch von derartigen Kontrollen betroffen.

Europas Krieg gegen Migrant_innen

Die Übergriffe auf Geflüchtete gehen unaufhörlich weiter. In Thessaloniki wurden heute Morgen drei Hausprojekte, in denen (auch) Geflüchtete und ihre Familien untergekommen waren, geräumt und der Abriss eines der drei Häuser begonnen (mehr dazu: Indy1, Indy2). Bis vor zwei Tagen hatte dort noch das No Border Camp 2016 stattgefunden, in dessen Rahmen erst eines der drei Häuser besetzt worden war. 
Wir finden, dass der Kampf gegen Nationalstaaten und -grenzen, das Patriarchat und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die kapitalistische Landnahme und kriegerische Umsetzung dessen nicht voneinander getrennt gedacht werden kann. Antimilitaristische Kritik ist für uns nur mit der Kritik von Herrschaftsverhältnissen und ungleichen Machtbeziehungen auf globaler, lokaler und individueller Ebene denkbar. Solidarität mit den in Thessaloniki inhaftierten Refugees und Aktivist_innen erwächst bei uns auch aus der Analyse des aktuellen Gebarens der militärischen Akteure wie EU, NATO und den einzelnen nationalstaatlichen Armeen gegenüber Refugees. Als wäre es nicht schlimm genug, dass Menschen vor der systematischen Ausbeutung ihrer Herkunftsländer im globalen Kapitalismus, durchgeknallten Despoten und Regimen oder den Waffen der westlich-demokratischen Friedenstifter_innen fliehen müssen um sich auf eine oft lebensgefährliche Reise zu begeben - Es werden zunehmend auch noch militärische Mittel eingesetzt um sie daran zu hindern, ihr Ziel zu erreichen. Beispiele dafür gibt es mehr als Genug: Etwa der Nato-Einsatz im östlichen Mittelmeer, ausgehend von mindestens 7 Standorten in der Ägäis (darunter auch Thessaloniki), dessen Ziel unverblümt die Eindämmung des Flüchtlingsstromes in Richtung Europa ist. Oder die immer weiter fortschreitende Aufrüstung von Frontex bei gleichzeitigem Einsatz von militärischen Drohnen zur Überwachung von Migrationsbewegungen (EUROSUR). Oder auch die in Somalia von „echten“ Pirat_innen „trainierten“ EU-Einheiten, die nun unter zunehmender NATO-Beteiligung als EUNAVFOR MED im Mittelmeer Boote mit Geflüchteten zurückdrängen.

Krieg beginnt immernoch hier!

Gerade vor dem Hintergrund der fortschreitenden Übergriffe und Repression auf Geflüchtete (z.B. in Thessaloniki) und dem von Nationalstaaten zu verantwortenden Massensterben an den Grenzen und im Mittelmeer sehen wir unbedingten Handlungsbedarf! Das GÜZ, gelegen im Herzen der Bestie, ist einer der modernsten Truppenübungsplätze Europas und wird von Bundeswehr und vielen anderen NATO-Armeen zur hochtechnologisierten Feinjustage ihrer menschlichen, metallischen und elektronischen Kampfmaschinen genutzt. Mit Schnöggersburg steht demnächst ein in Europa einmaliges urbanes Terrain zum Training von Aufstandsbekämpfung und Operationen in sog. asymmetrischen Konflikten zur Verfügung. Damit war und ist das GÜZ einer der zentralen Einrichtungen der NATO-Kriegsvorbereitung.
Die gute Nachricht: Aufgrund seiner Abgelegenheit und Größe ist und bleibt es auch angreifbar!
Das War Starts Here Camp steht dem gesamten Spektrum antimilitaristischer Aktionsformen offen und wird durch alle gestaltet, die teilnehmen. Wir (als Verfasser_innen dieses Textes) fänden es gut und wichtig wenn auch der ein oder andere militante Beitrag den Widerstand gegen diese Militärscheiße bereichert und laden ausdrücklich dazu ein, den Aktionstag zu nutzen! Auf dem Camp stehen als Support für eure rebellischen GÜZ-Destruktions-Intentionen Essen, Getränke, Duschen etc. sowie, falls benötigt ein Anwalt, Sanis und ein Space vom Out-of-Action Team zur Verfügung. Außerdem gibts einen FLTI*-Camping- und Abhängbereich.

Auf zum antimilitaristischen Aktionstag in die Altmark! 30. Juli - Sommer, Sonne, GÜZ kaputt!

Infotelefon: 0174 – 524 88 09
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Auf der Website des War Starts Here Camps 2016 findet ihr aktuelle antimilitaristische Analysen sowie Debattentexte zu Themen, die in der Vergangenheit immerwieder kontrovers bis konfliktreich diskutiert wurden. Wir würden uns über Reaktionen dazu freuen (Kontakt). Für ein politisch wirksames Camp (von einer starken Antimilitaristischen Bewegung mal ganz zu schweigen) müssen Wege gefunden werden um ein Mit- oder zumindest solidarisches Nebeneinander verschiedener Spektren zu ermöglichen. Wir müssen (etwa der Bevölkerung in der Altmark) zeigen dass wir unsere radikale Kritik und Aktionen gegen das Militär mit langem Atem und aus gut durchdachten Gründen anbringen. Auch wenn dies ein zäher und anstrengender Prozess ist: Damit das Camp bzw. der Widerstand vor Ort längerfristig nicht zu einem befriedeten Mantra ohne Wirkung verkommt braucht es dauerhaft wieder mehr Beteiligung von linksradikalen und militanten Gruppen in Diskussion und Aktion - und nicht zuletzt auch in der Region selbst.