Ein Hausbesitzer fragt: „Ich musste drei Mieter wegen Eigenbedarfs rauskündigen, bin ich jetzt ein Gentrifizierer?“

Kein Profit mit unserem Wohnraum

Ein Stadtteil antwortet: Ja ! In der Presse läuft seit Monaten eine Diskussion über eine Frage, die die Mehrheit der Menschen hier in Gostenhof längst für sich beantwortet hat: Gibt es hier im Viertel eine Aufwertung des Wohnraums verbunden mit der Verdrängung Alteingesessener, in der Soziologie Gentrifizierung genannt? Viele BewohnerInnen spüren es schon lange am eigenen Leib oder erleben es bei NachbarInnen und Bekannten. Doch die Stadt stellt weiterhin das Offensichtliche in Frage, beteuert weiterhin die Entwicklung Gostenhof aufmerksam zu beobachten, in Wirklichkeit aber leistet sie der Entwicklung mit der Auszeichnung Gostenhofs als Sanierungsgebiets weiter Vorschub.

 

Und es passiert noch sehr viel mehr. Nicht nur, dass die Stadt ohne mit der Wimper zu zucken jüngstens die Baugenehmigung für ein Projekt in der Mittleren Kanalstraße erteilte, welches die teuerste Wohnung Nürnbergs beherbergt. Nein, auch ein Runder Tisch mit der Polizei, der Stadt und einigen wenigen HauseigentümerInnen in der Gegend um den Jamnitzer Platz wird eingerichtet, weil diese Sicherheitsbedenken den Platz betreffend äußern.
Unsere Mieten steigen ins Unermessliche, viele von uns werden raus gekündigt und müssen sich mit tausend anderen auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen machen: einer bezahlbaren Wohnung! Gibt es hier Runden Tische für Betroffene?! Greifen Polizei und Justiz hart gegen Investoren und Spekulanten durch?! Natürlich nicht! Die Eigentümer, die an unserer Misere gut verdienen, werden hofi ert, ihnen wird im Viertel der rote Teppich ausgerollt. Am Jamnitzer Platz stören noch ein paar Jugendliche, Punks und Trinkende? Kein Problem, die Polizei wird sich darum kümmern. Die Servicementalität der Stadt geht sogar soweit, dass Proteste gegen diese Entwicklung in der Vergangenheit in vorauseilendem Gehorsam auf dem Platz sowie an anliegenden Neubautenganz verboten wurden.

Den Vogel schoss der Arbeitsrechtsanwalt Jörg Steinheimer ab, als er in einem Artikel in den Nürnberger Nachrichten (Februar 2016) gegen diejenigen hetzte, die sich der Verdrängung im Stadtteil seit Jahren konsequent entgegen stellen. Darüber hinaus versuchte er sich als Opfer zu stilisieren. An seinen Wänden seien immer wieder Graffitis angebracht, deren Entfernung er sich nicht mehr leisten könne. Leisten kann er sich aber durchaus die Entfernung seiner Mieter. Gleich drei an der Zahl mussten weichen um seinen Eigenbedarf zu sichern.

Das ist Gewalt – und nichts anderes!

Denn das heilige Gebot des Kapitalismus ist, dass jeder mit seinem Eigentum machen kann, was er will. So ist es auch möglich, dass ein Luxusbau nach dem anderen entsteht, während immer mehr Menschen gezwungen sind, um immer weniger bezahlbaren Wohnraum zu konkurrieren. Es ist bei weitem nicht mehr nur das unterste Fünftel, das auf dem Wohnungsmarkt kaum mehr Chancen hat. Durch die Ausweitung von Niedriglohnarbeit, unsichere Jobs und keine adäquate Anpassung der Sozialleistungen an die gestiegenen Lebenshaltungskosten, sind es vor allem auch einfache ArbeiterInnen und Angestellte, AufstockerInnen und RentnerInnen, die betroffen sind. Diese Menschen werden verdrängt, gekündigt oder sie werden gezwungen, auf immer mehr zu verzichten, nur damit sie sich die Miete leisten können um zu guter Letzt doch gekündigt zu werden. Wir meinen: Das ist Gewalt! Gewalt, mit der PrivateigentümerInnen Menschen, die weniger Profit versprechen, aus Wohnungen werfen, von den Plätzen vertreiben und dies auch noch mit tatkräftiger Hilfe der Kommunen und ihrer Polizei. Sie zerstören Existenzen und das im völligen Einklang mit der bürgerlichen Ordnung.

Es reicht schon lange!

Wehren wir uns gemeinsam gegen die Logik der kapitalistischen Verwertbarkeit und gegen die Schweinerein der Spekulanten und Investoren! Die Wege sind vielfältig und müssen Hand in Hand gehen: Klagen gegen Mieterhöhung und Kündigung, Missstände und Akteure öffentlich machen, protestieren, Leerstand besetzen. Alles ist legitim! Gemeinsam streiten wir für eine Gesellschaft, in der die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt allen Denkens und Handeln stehen und nicht der Profit.

Wohnraum für alle!
Die Häuser denen, die drin wohnen und die sie brauchen!


Weitere Infos redside.tk

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denn da gehört das Haus doch demjenigen, der dann drin wohnt. Sofern wandelt sich der Marktwert wieder zum eigenen Gebrauchs/Nutzwert. Die "Spekulanten" sind auch meistens Immobiliengesellschaften und nicht 'der Spekulant'. Insofern Leerstandsbesetzungen, Maximalmieten, Vergesellschaftung/Syndikalismus und sozialer Wohnungsbau, statt verkürzte Kritik an Karl Dieter Petra, derdie sich zwei Häuser gekauft hat.

Dies vorweg genommen: Jede Kritik an diesem Kommentar ist verkürzt. Danke! Nun: Die in Nürnberg verbliebenen "Antideutschen" heißen also Karl, Dieter und Petra. Und sie kaufen sich von der Hinterlassenschaft ihres Opas jeweils zwei unverkürzte Häuser? Interessant. Opa muss ja ganz schön in Ordnung gewesen sein..

Es ist doch scheiß egal wie ein Investor/Hauskäufer/usw heißt oder willst du ihn verfolgen, jagen, bluten lassen, ...? Deshalb beliebige Namen und die Forderung nach einer anderen Kritik als dieser hier in dem Beitrag. Wer an ökonomischen Verhältnissen einen namentlich genannten Anwalt aus Nürnberg verantwortlich macht und sich über Eigenbedarf beschwert, hat Gentrifizierung nicht verstanden. Das haben eh sehr viele Menschen nicht. Eigenbedarf ist doch kein Aufwertungsprozess, sondern Wohnsinn.

 

Nun ist es scheiße, dass manche reicher sind und sich ein Haus kaufen können. Also eins aussuchen und dann da einziehen. Der Hauptscheiszepunkt ist doch, dass andere nicht einfach was bekommen, wo sie wollen. Aber dann greift halt die Verteilung an und nicht Einzelne. Es ist einfach eine missverstandene Gesellschaftskritik, dass die Häuser dann niemandem gehören sollen, also dem Staat oder was?

Der Kapitalismus wird als Ursache benannt. und wo liest du denn, dass dann Häuser leer stehen. Der Mensch hat drei Leute raus geschmissen. Aber das ist halt alles System, kann man nix machen, oder was?! Aber auch in diesem System agieren Menschen! Es ist eine Frage der Strategie, auch einzelne Akteure zu benennen! Vor allem: dann zieht bitte keinen Nazi mehr an die Öffentlichkeit, wenn die Person so egal ist. Faschismus, Neonazismus und Rassismus sind immerhin auch systemimmanent. Ich finde es schon bezeichnend, dass bei sozialen Kämpfen immer andere Maßstäbe angelegt werden. Da ist immer alles personalisiert, verkürzt und reformistisch. Wenn ein Nazi-Aufmarsch blockiert wird, wird das als revolutionärste aller Taten gefeiert. ich möchte das nicht gegeneinander ausspielen, aber ist schon oft sehr kurz gedacht...

einfach mal kaufen??? Hast du die Krise und ihre Auswirkungen mitbekommen? Man muss ganz schön Schotter haben, um sich 2 Häuser zu kaufen. Das greift doch alles ineinander. Ist Privateiegntum an einem Unternehmen auch ok, wenn der Eigentümer drin arbeitet? Raus geschmissen werden doch oft die, die nicht genug Kohle haben, sich nicht wehren etc. Was da für Schweinereien betrieben werden... Eigenbedarf wird oft als Kündigungsgrund angeführt, weil da viele glauben, nichts dagegen machen zu können. Rechtlich mag das auch schwierig sein, politisch ist dann aber eben die Linke und AktivistInnen aus dem Bereich gefragt. Solange da Leute wie du sitzen und sagen: kann man nix machen, die dürfen das eben weil sie das besitzen, wundert mich die Situation der deutschen Linken wahrlich nicht!