Pschit Pschit Banque Banque - Einige Notizen zum Stand in Frankreich

Nantes

In der ursprünglichen Planung der landesweiten Koordinierungstreffen der Studenten sollte am gestrigen 20.04. eigentlich der nächste nationale Aktionstag gegen die geplanten Änderungen der Arbeitsmarktgesetze folgen. Nach einer doch eher mäßigen Beteiligung am letzten landesweiten Aktionstag, der vor einer Woche stattfand, kam es dann gestern (und kommt es auch heute) lediglich zu lokalen Aktionen in einigen französischen Städten.


In Paris waren so gestern nur einige hundert Menschen aktiv. Bereits am Anfang der Woche waren die Bullen erstmalig damit erfolgreich, die "wilden Demos" (manif sauvages), die in den letzten Wochen immer wieder vom Platz der Republik aus durch die Strassen der Hauptstadt gezogen und in deren Verlauf es zu umfangreichen Sachbeschädigungen und Zusammenstössen mit den "Sicherheitskräften" gekommen war, zu unterbinden. Was auch an der geringen Anzahl der Teilnehmer lag, die sich zu später Stunde vom Versammlingsort der Nuit Debout aus auf den Weg machten.
Zentraler Treffpunkt für Paris gestern war dann am Mittag der Gare du Nord, hier wurden mehrere Fastfoodketten, die für ihre beschissenen Arbeitsverhältnisse bekannt sind, für einige Zeit blockiert. Die Bullen, die zahlreich vertreten waren, kesselten die Aktivisten vor den Geschäften ein und diese konnten erst nach 6 Stunden den abgesperrten Bereich verlassen. Heute morgen dann folgte noch die Blockade eines Busdepots des Pariser Nahverkehrsunternehmens RATP in der französischen Hauptstadt, in deren Verlauf von 5:30 - 7:30 die Ausfahrt der Busse verhindert werden konnte.

In Nantes traf mensch sich gestern lieber am frühen Nachmittag zur gewohnten Demo, die sogar grösser ausfiel als vor einer Woche, selbst die Bullen sprachen von tausend Teilnehmer. Nach etliche Angriffen auf Schaufensterscheiben von Banken, etc, sowie direkten Attacken mit Farbe u.a. auf die Bullen, setzen diese Unmengen an Tränengas und auch Gummigeschosse ein. Im Laufe der mehrstündigen Auseinandersetzungen nahmen die Bullen sieben Menschen fest. Auch gestern waren es in Nantes vor allem die Schüler, die bei den Auseinandersetzungen aktiv waren. (Video s.u.)

Auch in Lille wurde gestern demonstriert. An der Spite der Demo ein gut organisierter antagonistischer Block, aus dem heraus es auch zu direkten Aktionen kam, so wurde z.B. ein Apple Store mit Farbe verziert. Die Bullen stürmten im Anschluss an die Demo mit einem Grossaufgebot und ohne Durchsuchungsbeschluss das lokale Büro der syndikalistischen CNT und nahmen dort zwei Genossen fest und verwüsteten das Büro. Als Reaktion darauf wurde dann in der Nacht in Lille ein Bullenrevier besucht und mit Farbe "verschönert".


In Rennes kam es sowohl gestern als auch heute zu Demos und Aktionen. Nachdem gestern einige hundert Schüler und Studenten durch die Stadt gezogen waren und die Bullen die historische Innenstadt erneut hermetisch abgeriegelt hatten, woraufhin es auch weitgehend ruhig geblieben war, kam es heute zu einer Demo zum örtlichen Sitz des Arbeitgeberverbandes, der aber von den Bullen abgeriegelt wurde. Zuvor wurden am Sitz des Präsidenten der Universität farbige Grüsse hinterlassen, nachdem die Bullen letztes Wochenende einen besetzten Teil der Uni geräumt hatten.      Im Anschluss an den Besuch beim Arbeitgeberverband wurde noch eine wichtige Kreuzung an einem zentralen Einkauszentrum  mit brennenden Mülltonnnen blockiert. Nachdem die Bullen mit Gewalt gegen die Demonstranten vorgegangen waren, wurden als Reaktion darauf weitere wichtige Strassen in die Innenstadt dicht gemacht.


Auch in weiteren Städten kam es zu Demos und Aktionen, wie z.B. in Rouen, wo grossflächig Banken verschönert und Überwachungskameras zerstört wurden, als um die 150 Leute durch die Stadt zogen. Auch gerade en vogue ist der Besuch von Parteibüros der regierenden "sozialistischen" Partei wie z.B. in Clermont-Ferrand oder mensch nutzt die landesweit stattfindenen Nuit Debout Geschichten, um sich dort wie gestern in Lyon zu sammeln um dann am Abend mit 200 Leuten als "wilde" Demo  ducrh die Stadt zu ziehen und einiges zu Bruch gehen zu lassen, darunter die Scheiben eines Gebäudes der Grenzpolizei. In Strasbourg wurde gestern auch demonstriert, dort wurde heute Nachmittag dann die Nuit Debout Geschichte von Bereitschaftsbullen vertrieben.


Insgesamt gilt jetzt eine deutliche Orientierung auf den 28. April, wenn die Gewerkschaften zum nächsten Aktionstag aufrufen. Die CGT, die dieser Tage ihren 51. Kongress in Marseille abhält, übt sich weiterhin in Balance -Akten. Den überall herbei gesehnten Aufruf zum "Generalstreik", der in sich angesichts des Organisierungsgrades eh nicht umsetzbar ist, wird es nicht geben. Stattdessen Verbalradikalität und wie schon bei den letzten gewerkschaftlichen Aktionstagen der Aufruf an die örtlichen Sektionen, vorort über "geeignete Massnahmen" zu entscheiden, wenn am Abend des 28. April der Gesetzesentwurf nicht vom Tisch ist. So ist also zu erwarten, dass der Umfang der Arbeitsniederlegungen am 28. April überschaubar bleibt, dass es darüber hinaus zu längeren Streiks kommt, ist als sehr unwahrscheinlich zu prognostizieren. Für die zentrale Demonstration in Paris am 28. April gibt es einen neuen Aufruf des Mouvement Inter Luttes Indépendant, der allerdings auch keine neuen Perspektiven aufzeigt, auch wenn er auch auf den nachfolgenden 1.Mai verweist. So wird es eher die Frage sein, auf welchem praktischen und quantitativen Niveau sich die Mobilisierung am 28. April abspielt und ob es unter Umständen über spontane Initiativen gelingt, eine gewisse Eigendynamik zu entfalten.

 

Bilder:

Ein wunderschönes Video aus Rouen: https://vimeo.com/163631888


Der Nachmittag in Nantes: https://www.youtube.com/watch?v=JS0iCC_0Dcc

Demo in Lille: https://www.youtube.com/watch?v=IyX8zq4dpk8

Sturm auf die CNT: https://www.youtube.com/watch?v=nIFynXLGGQM


Fotostrecke Nantes: http://www.taranisnews.com/post/143160886398/loi-travail-2042016-sous-le...

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