Kommentar zu den Geschehnissen in Aschaffenburg

Kommentar zu den Geschehnissen in Aschaffenburg

Die gestrigen Ereignisse in der nahe gelegenen Stadt Aschaffenburg schlagen medial bundesweit Wellen. So schreibt beispielsweise der FOCUS: "32 Kurden attackieren Anti-Terror-Demo und Polizisten". Laut übereinstimmenden Medienberichten hätten 30 Kurd*innen die nationalistische Demonstration angegriffen und sich dann in einem Gebäude verschanzt. Bei der anschließenden Räumung wurden mehr als 30 Menschen festgenommen.

 

Die Medien schreiben von einer türkischen "Anti-Terror-Demonstration". Auf Videos ist allerdings deutlich zu erkennen, dass die Demonstrierenden nationalistische Parolen skandieren. (https://www.youtube.com/watch?v=jyNhp4C5NWA) (https://www.youtube.com/watch?v=ReQt6KHpfxE) (https://www.youtube.com/watch?v=5SP2Yb5tPlY) Wir wundern uns, dass eine Demonstration die maßgeblich von den türkischen Faschisten der Grauen Wölfe angeführt wird bundesweit als "Anti-Terror-Demonstration" beschrieben wird. Angemeldet wurde die Veranstaltung von "nationalistischen, türkischen Kreisen", so die Polizeiangaben, unter dem Titel "Gegen den Terror der PKK und des IS" . Auf facebook ruft die Bozkurt-nahe Seite "24H Türkei" dazu auf "die pkk hunde" anzugreifen. (Siehe Screenshot)

 

Es wird durch die mediale Zitation als "Anti-Terror-Demo" der Anschein erweckt, als handele es sich bei der Veranstaltung, um eine Reaktion auf die Terroranschläge des IS in Brüssel und der Türkei. Allerdings wird auf solchen Demonstrationen der IS mit der fortschrittlichen, kurdischen PKK gleichgesetzt. Die PKK und ihre Verbündeten, die syrische YPG, hatten dem IS die erste schwere Niederlage in Kobane beigebracht. Diejenigen Kräfte, die unter dem islamistischen Terror mit am meisten zu leiden hatten und die sich für Frauenrechte, Demokratie, Minderheitenschutz und Sozialismus einsetzen werden also als "Terroristen" bezeichnet.

 

In den Kommentaren der großen Nachrichtenagenturen pöbelt der Kartoffelmob "die sollen doch ihren Scheiß' bei sich austragen". Natürlich äußerte sich auch der bayrische CSU-Innenminister Joachim Herrmann. Er bezeichnet die Proteste gegen die türkischen Faschisten als "Zumutung für unser Land". Die „Deutschen“ möchten sich gar nicht inhaltlich mit dem Konflikt beschäftigen.

 

Dass der Konflikt sehr wohl auch etwas mit Deutschland zu tun hat, sollte nach dem unmenschlichen „Erdogan-Deal“ jedem klar sein. Erdogan hält die Gelüchteten in seinem Land und bekommt dafür Milliardenunterstützung der EU und einen Freibrief für seinen Krieg in Nordkurdistan. Seit Monaten werden in Städten wie Amed (Diyarbakir) und Cizre Ausgangssperren verhängt und Menschen getötet. Alles unter dem Deckmantel des Kampfes gegen die PKK. Im Zuge der aktuellen politischen Geschehnisse erstarken auch fundamentalistische und faschistische, türkische Organisationen. Zudem nimmt der Druck auf alle Oppositionellen stetig zu.

 

Die Pressefreiheit wird in der Türkei immer weiter eingeschränkt und die Anzahl an politischen Gefangenen nimmt nicht nur in der Türkei, sondern auch in Deutschland zu. So gab es eine Verhaftungswelle gegen ATIK-Aktivist*innen in Deutschland vor einem Jahr. In Würzburg sitzt seitdem Videojournalist Sami Solmaz in Untersuchungshaft.

 

Wir solidarisieren uns mit allen Menschen, die sich der nationalistischen Demonstration entgegengestellt haben und die nun vermutlich unter extremer Repression leiden werden.

 

Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung! Gegen jeden Nationalismus!

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...ist aber selbst nationalistisch. Oder wie bezeichnet man das Ziel einen "unabhängigen, eigenen kurdischen Staat" zu schaffen? Darüber hinaus ist sie auch noch völkisch, redet sie doch ständig von einem kurdischen Volk das es zu verteidigen gibt. Da kann sie sich noch so sehr sozialistisch nennen. Und die Bezeichnung "terroristisch" muss sich die PKK bei aller Sympathie auch gefallen lassen, militante Anschläge und sogar Selbstmordattentate gehen auf ihr Konto. So macht ihr euch unglaubwürdig liebe Kommunisten...

Mh, also nationalistisch ist die Forderung nach einem Staat, ja. Das wird aber auch schon länger kritisiert.

Was das"kurdische Volk" angeht, soweit ich das verstanden habe, kann sich da jede_r hinzuzählen, Die/der die Ziele und Interessen der "Kurden" teilt. Völkische Elemente wie Blut und Boden oder gar Rasse sind der kurdischen Bewegung meines Wissens fremd.

Und wer Terrorist ist, haben schon immer die Herrschenden definiert. Des Einen Terorist, des Anderen Freiheitskämpfer. Terror ist und bleibt ein Kampfbegriff.

So, das ist sicherlich oberflächlich, kostet aber keine 5 Minuten nachdenken. Da du das nicht als nötig erachtest, bist wohl eher du es, der/die sich unglaubwürdig macht. Erst Denken, dann Schreiben. Und wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten. Oder besser noch, die Wissenslücker zumindest versuchen zu Füllen. Allerdings gebe ich zu, dass "die Kurden" sehr heterogen sind, was es nicht gerade einfacher macht. Versuch es trotzdem.

Vom Ziel des Nationalstaates hat sich die PKK abgewand. Allerdings hast du recht, dass sie in weiten Teilen völkisch ist. Das liegt auch daran, dass sie es vom Feind aufgedrückt bekommt, da dieser sie als "Kurden" angreift und diese sich dann wiederum als solche zusammen schließen um einen Abwehrkampf zu führen. Von ein paar guten PKK-Kommunisten wird das dadurch entsehende Problem auch durchaus reflektiert, weshalb versucht wird in den kontrollierten Gebieten auch Menschen mit ein zu beziehen, die sich selber nicht als Kurden sehen, sondern als Araber oder was auch immer.  Problematisch bleibt es natürlich, allerdings bei einem Feind der einen enthnisierten Krieg führt, kaum vermeindbar.

unglaubwürdig macht sich derjenige, welcher nicht zwischen zivilen und militärischen zielen unterscheiden kann und den schwachsinn der herrschenden unreflektiert frisst....

achja nelson mandela lässt im übrigen grüßen :)

Wenn du dich 2 Sekunden mit dem demokratischen konförderalismus beschäftigt hättest und/oder mit den aussagen von öcalan, dann würdest du erkennen das explizit kein staat gefordert wird, weil kein staat einen umfassenden minderheitenschutz gewährleisten kann.

 

ein kurdenstaat mit den kurden als "herscher" hätte irgendwann wieder zur folge das eine andre bevölkerungsgruppe diskriminiert wird. der demokratische konförderalismus und die rätestruktur setzt auf inklusion und nicht auf ausgrenzung und zeigt das eine gesellschaft nur soweit kommen kann wie jede/r einzelne etwas dazu beitragen möchte.

Inzwischen wissen wir alle das Erdogan übelster Despot ist  (wie ein Großteil seiner Wähler auch)

aber dieser gefährliche Spinner ist immer noch in der Lagen einen drauf zu setzen:

 

Türkischer Präsident ist wegen TV-Satire erbost

 

Eine Satire des Norddeutschen Rundfunks über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat diplomatische Verwicklungen ausgelöst. Das Außenministerium in Ankara bestellte den deutschen Botschafter Martin Erdmann ein, um gegen den knapp zweiminütigen Film zu protestieren. Bei dem Gespräch wurde ein Stopp der weiteren Ausstrahlung des Films gefordert. weiterlesen...