Rassismus (Schweden)

Stop Racism

Diese wachsende Ablehnung der Einwanderung von Flüchtlingen und damit verbundene latente rassistische Stimmung war der Nährboden für Übergriffe auf Flüchtlinge, Brandanschläge auf deren Unterkünfte oder andere Gewalttaten bis hin zu Mord.


Bei einem Brandanschlag auf eine Moschee in Schweden am 23.12.2014 sind fünf Menschen verletzt worden. Der Sprengsatz entfachte einen Brand in dem Gotteshaus in Eskilstuna, rund 90 Kilometer westlich von Stockholm.  In der Moschee, die sich im Erdgeschoss eines Wohnhauses befindet, hielten sich 15 bis 20 Menschen auf. Die Verletzten wurden mit Rauchvergiftungen, Schnittwunden und Knochenbrüchen ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei leitete Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung ein. Der Vorsitzende der Vereinigung der Muslime in Schweden, Omar Mustafa, sagte im Radiosender SR, das Land erlebe einen zunehmenden „Hass gegen Muslime.“[1]


Aus rassistischen Motiven hat ein Mann, mit einem Schwert bewaffnet, in einer Schule in der Industriestadt Trollhättan Anfang 2015 einen Lehrer und einen Schüler getötet. Der Täter hatte im Internet Material verbreitet, in dem Adolf Hitler und Nazi-Deutschland glorifiziert wurden. Es ging demnach auch um Hetze gegen den Islam und Einwanderer.


Die schwedischen Medien berichteten im Oktober 2015 fast täglich von Zwischenfällen im Zusammenhang mit Flüchtlingsunterkünften.[2] Ein Brand, der in einem bereits bewohnten Heim ausgebrochen war, wurde von der Polizei als „nicht spontan entstanden“ bezeichnet. Einen Tag später wurde in ein Gebäude nördlich von Stockholm eingebrochen, das als Flüchtlingsunterkunft vorgesehen war. Die Täter konnten jedoch fliehen, als Mitarbeiter eines Überwachungsdienstes auftauchten. Die Polizei fand später im Gebäude einen vorbereiteten Brandsatz. Andere Feuer in verschiedenen Teilen des Landes hatten ebenfalls einen rassistischen Hintergrund. So brannten in Arlöv in der Provinz Skaane Baracken nieder, in denen allein ankommende minderjährige Flüchtlingskinder untergebracht werden sollten.


In Städten wie Malmö an der Südspitze Schwedens oder Umeaa weit im Norden beschlossen die dortigen Behörden, die Adressen von vorgemerkten Gebäuden zur Unterbringung von Flüchtlingen aus Angst vor möglichen Brandanschlägen geheim zu halten.


Der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven zeigte sich über die Serie von Brandanschlägen „sehr beunruhigt“. Dies sei „nicht das Schweden, das er sehen wollen und auf das er stolz sei“. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass das Land bei der Unterbringung von Flüchtlingen an die Grenzen seiner Kapazität stosse und gab damit der Ablehnung von Flüchtlingen weitere Nahrung.[3]


Der gewaltsame Tod der 22-jährigen Flüchtlingshelferin Alexandra Mezher, die von einem 15-jährigen Jugendlichen Anfang Februar 2016 in einem Flüchtlingsheim erstochen wurde, schürte eine rassistische Pogromstimmung. Maskierte Männer hetzten in den folgenden Tagen Flüchtlinge durch die Straßen der schwedischen Hauptstadt: 50 bis hundert Angreifer gingen auf zufällig ausgewählte Migranten los. „Gebt den nordafrikanischen Straßenlümmeln die Prügel, die sie verdienen", war auf den Flugzetteln zu lesen, die die Angreifer in Stockholm verteilt hatten. Die Polizei konnte die Angreifer vertreiben.[4]


Das Svenska Dagbladet, eine der auflagestärkten Zeitungen in Schweden, schürte diese Stimmung und forderte die Ausweisung von straffällig gewordenen Ausländern.


Löfven war nach dem Mord sofort zum Ort des Geschehens geeilt, ein Vorort von Göteborg im Südwesten des Landes. Dort ist die Situation aufgrund der hohen Zahl der Flüchtlinge besonders angespannt. "Es gibt keine einfachen Lösungen", sagte der Regierungschef.  Die Regierung kündigte in den folgenden Tagen an, die Ausweisung von Flüchtlingen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, mit mehr Nachdruck als bisher zu verfolgen. Mindestens 60.000 Menschen wären allein für das Jahr 2015 davon betroffen.


Der schwedische Geheimdienst hat als Verantwortliche für die diese Übergriffe Hooligans von lokalen Fußballclubs im Visier. Vor allem aus den Reihen der "Ultras" der beiden Stockholmer Clubs AIK und Djurgarden sollen die Männer gekommen seien, die in der Stockholmer Innenstadt Jagd auf die Flüchtlinge gemacht hatten.


In Schweden hat die Polizei Anfang März 2016 14 Männer festgenommen, die offenbar ein Flüchtlingsheim überfallen wollten.[5] Bei den Verdächtigen wurden Äxte, Messer und Eisenrohre gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass eine Flüchtlingsunterkunft in Nynashamn, 60 Kilometer südlich von Stockholm, das Ziel des geplanten Anschlages war.



[1] Frankfurter Rundschau vom 26.12.2014

[2] http://www.nzz.ch/international/europa/unruhe-nach-anschlagsserie-1.18633625

[3] Ebd.

[4] http://www.focus.de/politik/ausland/maskierte-hetzen-fluechtlinge-jagdszenen-im-herzen-von-stockholm-schweden-sind-entsetzt-ueber-ihr-eigenes-land_id_5257254.html

[5] http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/02/09/schweden-polizei-verhindert-offenbar-gross-anschlag/

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für die Eindrücke und erschreckend, dass der ekelerregende Prozess haargenau so abläuft wie hier. Ich fände es aber auch schön, was darüber zu erfahren, wie die Gegenwehr aussieht? Ist das mit hier vergleichbar oder schon stärker?