Unbekannte beschädigen Haus des AfD-Schatzmeisters

Besuch bei Jörg Wiesenborn, AFD
Erstveröffentlicht: 
03.03.2016

BIEDENKOPF-ECKELSHAUSEN Unbekannte Täter haben in der Nacht zu Donnerstag in der Bachstraße in Eckelshausen einen Schaden von 3000 Euro verursacht. Sie zerstörten Haus und Auto von Jörg Wiesenborn. Er ist Schatzmeister der AfD Marburg-Biedenkopf.

 

Gegen 0.55 Uhr wurden seine Frau und er nach eigenen Worten durch drei massive Schläge wach. Zunächst vermuteten sie, Ziegel könnten vom Dach gefallen sein. Der Eckelshäuser machte sich auf den Weg, um nach dem Rechten zu sehen. Bereits im Haus sah er, dass mehrere Türscheiben eingeschmissen worden waren. Auf der Treppe vor dem Gebäude nahm er zunächst den Geruch von Sprühfarbe wahr und entdeckte dann den Spruch "Keine Ruhe der AfD" auf der Hauswand. "Die Täter waren weg, ehe wir richtig bemerkten, was los war", berichtet Wiesenborn auf Nachfrage des HA.

Am Fahrzeug seiner Frau, das vor dem Anwesen stand, demolierten die Unbekannten die Scheiben auf der Fahrerseite sowie die Heckscheibe. Noch in der Nacht verständigte Jörg Wiesenborn die Biedenkopfer Polizei. "Möglicherweise haben Anwohner zur Tatzeit Lärm wahrgenommen und können nähere Angaben zu verdächtigen Personen oder Fahrzeugen machen", schreiben die Beamten in ihrem Bericht.

Jörg Wiesenborn, der seit Juli 2013 Mitglied der AfD ist, hat nach eigenen Wort im Vorfeld der Tat weder Drohbriefe noch -anrufe bekommen. "Wenn mir das gestern Abend jemand gesagt hätte", meinte er gegenüber dem HA, "dem hätte ich gesagt. ,Komm mal runter, wir leben hier auf dem Dorf‘".

AfD: "Linksextreme Faschisten"

Die AfD Marburg-Biedenkopf äußerte sich in einer Pressemitteilung zu dem Vorfall und bezichtigte "linksextremistischen Faschisten" der Tat. Ziel des "lichtscheuen Gesindels" scheine zu sein, "eine Spur der Bedrohung und Einschüchterung zu hinterlassen". Der Kreisvorsitzende Eric Markert forderte eine  eine klare Stellungnahme und Verurteilung der Taten durch die politischen Mitwerber der AfD. Denn die Verfolgung und Bedrohung politisch Andersdenkender sei nicht mehr weit entfernt von den Zuständen in 1933.

Das Staatsschutzkommissariat hat die Ermittlungen übernommen. Hinweise nimmt die Kripo Marburg unter Telefon xxxx0 entgegen.

Am Abend verurteilten Hessens Finanzminister Thomas Schäfer und Eckelshausend Ortsvorsteher Siegfried Engelbach (beide CDU) auf Facebook die Tat. "Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden", schrieb Schäfer, das  müsse das das Motto politischer Auseinandersetzungen bleiben. Er finde die Positionen der AfD auch immer wieder "unerträglich". Aber: "Demokraten kämpfen dagegen mit der Kraft des Arguments und nicht mit eingeworfenen Scheiben oder beschmierten Hauswänden."Im Rechtsstaat gebe es keine politisch legitimierten Straftaten.

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Von Hartmut Bünger, seines Zeichens Leiter der Lokalredaktion Hinterland, 03.03.2016

 

Man muss die AfD nicht mögen. Man kann es rassistisch finden, wenn Björn Höcke von unterschiedlichen Reproduktionsstrategien in Europa und Afrika faselt. Man kann es für menschenverachtend halten, wenn Beatrix von Storch Schüsse auf Kinder für ein geeignetes Mittel hält, die Grenze zu schützen. Was man aber nicht darf: Gewalt ausüben gegen AfD-Mitglieder oder deren Hab und Gut. Das ist kriminell - und undemokratisch noch dazu. Denn zur Demokratie gehört es, Meinungen Andersdenkender auszuhalten, für wie falsch man sie auch immer halten mag. Zur Demokratie gehört es, mit Worten und Argumenten - und mit nichts anderem - für seine Überzeugungen zu kämpfen. Wer jedoch Gewalt einsetzt, der zerstört das, was er doch zu schützen vorgibt, nämlich die Freiheit der Meinung.

Und noch etwas: Die AfD gefällt sich in der Opferrolle, in der Rolle der verfolgten Minderheit. Wer nun auf sie wirft, sei es mit Torten oder mit Steinen, der bestärkt sie nur darin, betreibt im Grunde das Geschäft der AfD. So gesehen, zeigt die Tat in Eckelshausen nicht nur eine mangelnde demokratische Einstellung, dumm ist sie noch dazu.

Die Zeit des Redens ist schon lange vorbei, wenn hier fast wöchendlich Häuser brennen.
Die geistigen Branndstifter bekommen das zurück was Sie säen.
Opferrolle is mir Wurst.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!