Neonazi-Angriff in Connewitz: Innenminister nennt Details zu Tätern

 Die Polizei nahm nach den Randalen am 11. Januar 2016 mehr als 200 Tatverdächtige auf der Wolfgang-Heinze-Straße in Connewitz fest.
Erstveröffentlicht: 
12.02.2016

Am 11. Januar randalierten mehr als 200 Neonazis und Hooligans im Leipziger Stadtteil Connewitz. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) hat jetzt erstmals Details zu den Tatverdächtigen vorgelegt – und nimmt dabei auch Bezug zu einzelnen Fußballvereinen.

 

Leipzig. Sie kamen aus Berlin und Dresden, aus Erfurt, der Sächsischen Schweiz und aus Sachsen-Anhalt: Nach der Neonazi-Randale am 11. Januar in Leipzig-Connewitz hat Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) jetzt erstmals Details zu den Tatverdächtigen vorgelegt. Wie Ulbig bestätigte, entstammt ein Großteil der 215 Beschuldigten aus der gewaltbereiten Hooligan- und Neonazi-Szene in Sachsen. Auch aus anderen Bundesländern reisten zahlreiche Krawallmacher an.

Mit 41 Verdächtigen, davon 16 als "Gewalttäter Sport" registrierte Hooligans, sei der größte Block der Fanszene des Fußball-Oberligisten 1. FC Lok Leipzig zuzurechnen, erklärte das Innenministerium auf eine Kleine Anfrage der Linken-Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz. Sechs Beschuldigte sollen der Fangruppe „Scenario Lok“ angehören, die sich 2014 nach eigenen Angaben aufgelöst hat. 16 Randalierer seien Anhänger des Drittligisten Dynamo Dresden, darunter sechs aus der als rechtsextremistisch einzustufenden Fußballfanvereinigung „Faust des Ostens“. Unter den Verdächtigen befinden sich auch mutmaßliche Fans von Rot-Weiß Erfurt (4), Carl Zeiss Jena (2), des Halleschen FC, Chemnitzer FC und von RB Leipzig (jeweils 1). Der Großteil – insgesamt 147 Personen – habe jedoch keinen erkennbaren Fußballbezug gehabt, so Ulbig.

Jeder Dritte stammte aus der rechtsextremistischen Szene

Mehr als jeder dritte Randalierer – insgesamt 77 – soll aus der rechtsextremistischen Szene in Sachsen stammen, so das Innenministerium. Laut Erkenntnissen des Verfassungsschutzes gehören 17 Personen der neonationalsozialistischen und 48 Personen der subkulturell geprägten rechtsextremistischen Szene an. Auch zwölf Mitglieder rechtsextremistischer Parteien – deren Namen Ulbig nicht nannte – sollen sich an der Randale beteiligt haben. Gegen alle Verdächtigen wird wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt.

„Der gewalttätige Angriff auf den Stadtteil Leipzig-Connewitz am 11. Januar 2016 war eine konzertierte Aktion von Neonazis und Hooligans“, schlussfolgerte die Linken-Abgeordnete Köditz am Donnerstag. Laut Ulbig stammten die meisten Verdächtigen aus Leipzig (68) sowie den Landkreisen Leipzig (29) und Nordsachsen (29). Danach folgen Dresden (28) und der Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (15). Etwa ein Fünftel reiste aber auch aus anderen Bundesländern wie Berlin, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Rheinland-Pfalz an. „Das alles spricht für einen hohen Organisationsgrad und präzise Tatvorbereitungen, wie wir sie von kriminellen Vereinigungen kennen“, meinte Köditz. Sie forderte präzise Ermittlungen und eine zügige Anklageerhebung. „Alles andere könnte als ‚Freibrief‘ verstanden werden“, so die Linken-Politikerin.

Innenminister schweigt zu Tatwaffen

Bei den Krawallen am Tag der Legida-Demo waren in der Wolfgang-Heinze-Straße zahlreiche Geschäfte zerstört worden und mehrere Zehntausend Euro Schaden entstanden. Zu den beschlagnahmten Tatmitteln will das Innenministerium bislang mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben machen. Die Tatorte seien noch am Abend sowie am Tag danach auf weggeworfene Gegenstände abgesucht worden, hieß es. Diese würden derzeit kriminaltechnisch untersucht. Damit trat Ulbig Vorwürfen entgegen, dass Beweismittel nicht ordnungsgemäß sichergestellt worden seien.

Köditz erklärte unter Berufung auf Augenzeugenberichte, dass bei der Randale unter anderem auch Messer und Äxte mitgeführt wurden. Ein Fernsehbeitrag des MDR hatte offengelegt, dass sich in den abgestellten Autos mutmaßlicher Tatverdächtiger Äxte befanden und diese nicht beschlagnahmt wurden. Die Tatverdächtigen waren noch am nächsten Morgen alle wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

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Es sollte doch wohl möglich sein über die Anwälte der Geschädigten Einblick in die Namensliste zu bekommen... :)(:

Versuchts doch mal.