Linke (und) Vergewaltiger

Disarm rapists. Smash sexism.

Micha Schilwa veröffentlichte am 20.01. bei scharf-links einen Artikel, mit der Überschrift Nach dem Schock von Köln – eine hilflose Linke zwischen Ritual und Reflex. Dort stellte er u.a. die These auf: „Der durchschnittliche Mann aus muslimisch geprägten Ländern hat eine andere, nämlich patriarchalischere Einstellung gegenüber Frauen als der durchschnittliche europäische Mann.“

Und als Schlußfolgerung wandte er sich unter anderem gegen „die Ablehnung jeglicher Abschiebungen“: „Die gleiche Straftat müsse für alle die gleichen Rechtsfolgen haben. Klingt erst mal gut, weil humanistisch und egalitär – ist aber nicht stichhaltig, weil auch in anderen Fällen gleiche Taten unterschiedliche Strafen nach sich ziehen. Jugendliche Straftäter werden milder bestraft als erwachsene, Wiederholungstäter härter als Ersttäter.“

Außerdem formulierte er, die Linke solle „den Mut finde[n], sich von Losungen wie ‚No borders’ oder ‚Bleiberecht für alle’ zu verabschieden.“

 

Gestern (Mi., den 27.1.) ist nun der erste Teil meiner Antwort auf Micha Schilwa erschienen. Auch dieser erste Teil widmet sich bereits teilweise der Kritik der Ethnisierung sexueller/sexualisierter Gewalt (ausführlicher soll es darum im zweiten Teil meiner Antwort, der kommende Woche fertig werden wird, gehen). Vor allem ging es statt dessen im jetzigen ersten Teil um die Frage: „Was qualifiziert also die geschlechter-gemischte, weiße, deutsche Linke zu einer Hardliner-Position ausgerechnet gegenüber nicht-weißen, nicht-deutschen Tätern in Sachen sexueller/sexualisierter Gewalt?“

 

Anlaß für diese Frage ist, daß mir in den linken Debatte über „Köln“ aufgefallen ist, wie leicht es auf einmal weißen, deutschen Männern fällt, über sexuelle/sexualisierte Gewalt zu sprechen und zu schreiben, während die männlich-linke Standard-Reaktion auf Vergewaltigungen, deren Täter weiße linke Männer sind, betretenes Schweigen von den Einen und Kumpanei mit dem Täter von den Anderen1, aber nur höchst ausnahmsweise reflektierte politische Positionierung ist.2

 

Dies war Anlaß für mich, in den ersten Teil meiner Antwort an Micha Schilwa einen längeren Abschnitt zum (m.E. fraktions-übergreifend falschen) linken Umgang mit Vergewaltigungen einzubauen. Da dieser Abschnitt aus sich heraus – auch ohne Kenntnis des Textes von Micha Schilwa, der ausschließlich bei scharf-links und auf der Webseite der NAO, aber nicht bei linksunten erschienen ist – verständlich und auch unabhängig von dem Text von Micha Schilwa ein wichtiges Thema anspricht, sei dieser Abschnitt meines Textes auch hier publiziert. Er befindet sich in der diesem Artikel beigefügten .pdf-Datei (17 Seiten).

 

Er befaßt sich mit dem relativ aktuellen Fall Holger H. (Ex-ARAB); mit der schon älteren, aber 2014 wiederholten Vergewaltigungs-Apologie der Bahamas-Autoren Justus Wertmüller und Uli Krug; dem ebenfalls schon älteren Umgang der damaligen Antifaschistischen Aktion Berlin (AAB) mit dem Vergewaltiger Florian J. und besonders ausführlich mit den zahlreichen Solidarisierung mit Wikileaks-Gründer Julian Assange im Zusammenhang mit den Vergewaltigungen, die ihm von zwei Frauen aus der schwedischen Linken vorgeworfen wurden. Schließlich geht es kurz um einen Mißbrauchsfall in einer Schwesterorganisation der Gruppe Arbeitermacht (GAM), den deren Leitung als Geheimsache behandelt wissen wollte.

 

1 Manchmal kommt als dritte Reaktions-Variante noch hinzu: Instrumentalisierung für inner-linke Strömungstreits. Die Hauptreaktionen scheinen mir allerdings – durchaus strömungsübergreifend – Schweigen und Männerkumpanei zu sein.

 

2 Ich habe in meiner Antwort auf Micha Schilwa deshalb die These aufgestellt: Das Hauptproblem in der linken Debatte über „Köln“

  • sei nicht die Kontroverse zwischen frauenfreundlichem, unterschwelligen und sich selbst nicht eingestandenen, objektiven Rassismus auf der einen Seite und einem anti-feministischen „Antiimperialismus“ auf der anderen Seite.

  • Das Hautproblem der linken Debatte liegt vielmehr im übereinstimmenden linken Nicht- bis Antifeminismus, der m.E. sowohl bei den anti-feministischen Antiimps (siehe z.B. die RIO-Überschrift: „Keine Frauenbefreiung ohne Antiimperialismus!“) als auch bei den soft-rassistischen ‚Frauenfreunden’ vorliegt, die die Ursache der Ereignisse versuchen, von rassifiziertes Patriarchat zu Ethnie/Religion zu verschieben.

  • Dagegen wenden sich Feministinnen sowohl gegen eine Verharmlosung der Kölner Taten als auch dagegen, die Ursache der Taten in race statt in gender zu sehen.

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Aus irgendeinem Grunde war sie beim Speichern des Artikels verschwunden:

 

http://TheoriealsPraxis.blogsport.de/images/Linke__und__Vergewaltiger.pdf

... haben wir angehängt.

 

Ein*e Mod

 

...auch für die Platzierung in der Mitte der Startseite.

Hi TaP, zunächst einmal finde ich es gut endlich mal was zum Thema Kölner Silvesternacht von Frauen und Frauenrechtlerinnen zu lesen. Denn der Eindruck die Diskussion würde mal wieder "Über die Köpfe der Frauen" geführt, drängt sich auch mir auf... Ich würde mich nicht femininistisch nennen, weil ich (bislang) keinen kognitiven Zugang finde, da ich nicht weiß, ob das als Mann überhaupt gelten kann. Sei's drum, ich glaube eines der Hauptprobleme in der Linken ist, dass feministische Theorie zu wenig vermittelt und diskutiert wird. Denn was nützt es "dem Feminismus", wenn völlige Unkenntnis oder vulgärfeministische Phrasen bei Männern in der Szene bestehen. Und selbst wenn mal nen paar Jungs an das Thema rangeführt würden, ist es naheliegend, dass reflexartig vieles abgestritten wird oder als übertrieben dargestellt wird. Ein Beispiel: Als ich das erste mal die Überlegung (ich glaube sie stammte von de Beauvoir) hörte, dass die männliche Selbstbefriedung Tendenzen einer gedanklich konstruierten Vergewaltigungsphatasie darstellt, war ich echt sauer. Nach langem hin und her, habe ich es zumindest für mich aber verstanden. Ganz einfach dadurch, dass Mann mal reflektieren sollte, an was Er denkt, wenn Er sich einen kloppt... Natürlich macht das einen nicht zu einem schlechten Menschen, nur sollte Mann sich einfach eingestehen, dass sehr oft in sexuellen Beziehungen Ausbeutungsmechanismen greifen...auch als gedankliche Projektion zum Zwecke einer Selbststimulation.

oh..mein Gott...es könnte der Eindruck entstehen, nur Vergewaltigungsphanatisen würden mich stimulieren. Äh...nicht wirklich...eher das Gegenteil....aber ein schönes Bsp von mir, wie nah Ausdruck und Eindruck beieinander liegen.

Der Ausgangstext geht das Thema richtig an und ist auch inhaltlich ok, geht aber im weiteren Verlauf an der Sache vorbei.

 

Diesem Text hier kann ich nichts abgewinnen, er ist inhaltlich nicht richtig u n d  geht an der Sache vorbei.

Schön, dass wir drüber gesprochen haben.

weil dann das gestreite los geht.

wie soll ein problem gelöst werden, wenn es nicht mal angesprochen werden darf?

 

ich verstehe den ideologischen konflikt mancher schwarzweissdenkerInnen, aber das darf doch kein bremsklotz für offene diskurse sein.

 

my 2 cents: ja, es gibt leider ein problem mit einigen flüchtlingen(diese sind zahlenmässig nicht wenige, stellen aber in relation zur gesamtzahl der asylbewerber eine kleine minderheit dar), da sie aus archaischen gesellschaftssystemen stammen, in den die frau einfach weniger wert ist als der mann.

diese menschen kommen mit der offenen liberalen gesellschaftsform hier nicht klar.

wer das ableugnet, sollte mal als flüchtlingshelfer(in) arbeiten...

was wir brauchen sind offene diskussionen, um lösungskonzepte zu erarbeiten....und kein weinerlicher beissreflex.

 

Nu werder ihr gebraucht GenossInnen. Anstatt wie früher das Haar in der Suppe bei jedem Kerl zu suchen der sich nicht PC äußert könnt ihr es jetzt mal echten Sexisten zeigen, wenn noch welche von euch da sind.

kanste vergessen... da könnte es auch richtig wat aufs Maul geben...

also, meiner meinung nach ist die kategorie race unsinnig, muss ja nicht jeden schwachsinn aus den sozialwissenschaften übernehmen.

viel treffender wäre die kategorie: kulturalisierung, als etwas was von kulturalist*innen ausgeht.

ich glaube, das es schon einen unterschied zwischen den formen von sexueller gewalt zwischen den meisten europäisch-sozialisierten und im nahen osten-sozialisierten gibt. diese form der öffentlichen begrapschung und nötigung gab es bisher in mitteleuropa meines wissens nach nicht. das ist also was neues, das sollte doch nicht verschwiegen werden.dagegen gibt es das in ägypten schon seit mehreren jahren.

 

gab hier schon bessere texte dazu. kulturen, wenn mensch überhaupt davon sprechen kann sind dynamisch, und gerade deswegen sollte elemente dieser kritisiert werden dürfen und müssen!

Europäische Männer sind genauso sexistische Schweine wie die aus dem nahen Osten - eher noch schlimmer, aufgrund der ungeheuren Institutionalisierung des Sexismuses hier.

du kannst die verhältnisse in indien wenn du dort als frau unterwegs bist doch nicht mit den verhältnissen hier in europa vergleichen wenn du als frau unterwegs bist nur weil du mit deiner defma in jedem furz sexistisches verhalten siehst.

Institutionalisierung gibt es in Saudi-Arabien oder Iran nicht? Kein Wunder dass die Linken von niemandem mehr ernst genommen werden.

doch mal arg am Kopf kratzen.

 

"Frage ... wie leicht es auf einmal weißen, deutschen Männern fällt, über sexuelle/sexualisierte Gewalt zu sprechen und zu schreiben, während die männlich-linke Standard-Reaktion auf Vergewaltigungen, deren Täter weiße linke Männer sind, betretenes Schweigen von den Einen und Kumpanei mit dem Täter von den Anderen1, aber nur höchst ausnahmsweise reflektierte politische Positionierung ist."

 

Vielleicht weil 2. Fall wohl - wahrgenommen - nur innerhalb intimer Bekanntschaften seines Freundeskreises geschieht, wo Mann sich dann seine Gedanken macht, wie und warum es geschieht.

Während 1. Fall potenziell jede Frau - ohne eine persönliche Beziehungskisten-Vorgeschichte -  betrifft.

„Der durchschnittliche Mann aus muslimisch geprägten Ländern hat eine andere, nämlich patriarchalischere Einstellung gegenüber Frauen als der durchschnittliche europäische Mann.“

 

Leider richtig. Unterhalte Dich mal mit Frauenrechtler_innen aus entsprechenden Ländern. 

Wem es wirklich darum geht, Frauen vor sexualisierter Gewalt und androzentristischen Verhalten zu schützen, die/der sollte auch nicht die Augen vor der Realität verschließen.

Ob diese Aussage stimmt oder nicht, ist doch die falsche Frage!

Frage ich mich nach dem durchschnittlichen Schwaben oder dem durchschnittlichen Hauptschüler und folgere Forderungen nach pauschalen Urteilen oder einfachreren Repressionen dieser Menschengruppe gegenüber? Das ist dieses gegeneinander Aufhetzen, was die Linke immer wieder bekämpfen und widerlegen muss!

 

Mir fällt da nur der Redebeitrag der Frauengruppe Zumutung ein, die sich als Frauen* und Feministinnen diese rassistische Hetze richtet:

https://linksunten.indymedia.org/de/node/166867

 

Lass uns lieber mal denen zuhören, die sich schon lange, hauptsächlich und als Betroffene damit Beschäftigen, als irgendwelchen Männern mit christlichem Hintergrund, die jetzt, nur weil sie sich (scharf) Links nennen, die Linke gegen Muslime und Nicht-Deutsche aufwiegeln wollen!!!

Jede Form von heterosexuellem Kontakt, schreibst du in dem Text, enthält schon den Keim von Gewaltförmigkeit und Unterdrückung. Meine Frage wäre: Was wäre die Handlungsempfehlung? Kein heterosexueller Kontakt mehr?

Das soll nicht so polemisch klingen, wie mancheR vielleicht denkt, sondern zum nachdenken anregen:

 

Würden wir in den 20ern, trotz krasser Medienhetze, uns immernoch voll auf die Seite der Jüdinnen und Juden stellen?

 

Mein Verdacht: Wer sich jetzt mit Geflüchteten entsolidarisiert, hätte damals dem Antisemitismus auch die Türen geöffnet.

Leider: So mancheR die/der heute am vehementesten den Antisemitismus bekämpft, öffnet sich dem antimuslimischen Rassismus.... :(

Wir wollen ja auch nicht alle bestrafen, sondern bloß den Schuldigen.

bedenke, dass die Juden nichts getan haben, also keiner von ihnen, ein paar wenige Flüchtlinge schon, daher ist dein Standpunkt nicht richtig.

 

Das Problem, ist das Generalisieren der Mehrheitsbevölkerung.

Das andere Problem ist die Ratlosigkeit der Linken.

 

Vllt. sollte auch die Linke nicht generalisieren....sich nicht uneingeschränkt vor jeden Flüchtling stellen, wer eine Vergewaltigung begeht, hat sein Recht auf Hilfe verwirkt.

Vllt. sollte auch die Linke nicht generalisieren....sich nicht uneingeschränkt vor jeden Flüchtling stellen, wer eine Vergewaltigung begeht, hat sein Recht auf Hilfe verwirkt.

 

Schon Mal an eine NPD Mitgliedschaft gedacht?

Das übliche Dilemma.

Integrativ, emanzipatorisch sein, aber gegen die Viktimisierung der Frau stehen, auch wenn die "Täter" Geflohene sind.

Quadratur des Kreises?

Ausblenden und aussitzen geht nicht, ohne Intervention wird es nicht besser-im Gegenteil.

 

Open-minded discussion.

Sollen doch rechte und linke Reaktionäre unsere Worte als Bestätigung für ihre Hetze ansehen, es geht nicht anders als unverblümt die Wahrheit anzuerkennen.

Wir haben ein Problem mit Flüchtlingen, die ein steinzeitliches Frauenbild haben, die Frauen als Freiwild ansehen, dem muss begegnet werden!

 

Die "Übergriffe" auf die Frauen in Köln, so schlimm sie vllt. tatsächlich waren, sind einerlei, wenn mensch sieht wie oft Frauen in den Erstaufnahmeeinrichtungen Opfer sex. Gewalt werden.

 

Ehrliche Flüchtlingsarbeit kann nur bedeuten, sich den Problemen zu stellen, nicht sie zu negieren.

gell, wenn die Realität nicht mit der Ideologie übereinstimmt...
... Pech für die Realität!

Immerhin ist der Text verlinkt. Ich hatte ohnehin den verdacht, hätte er diesen Schrieb hier reingesetzt, er wäre grad von den Mods gelöscht worden. Denn da stehen einige sachen drin, die man als Linker nicht sagen darf. Oder die hier nicht geduldet werden.

Sowas z.B.

Es ist an deutschen Schulen ein Massenphänomen, dass muslimische Mädchen nicht am Sport- und Schwimmunterricht und an Klassenfahrten teilnehmen dürfen.

 

1. Ich finde sehr bezeichnend, daß sich alle Kommentare mehr oder minder stark am Anlaß meines Textes festbeißen, aber auf seinen wirklichen Gegenstand - Wie  geht die geschlechter-gemischte, weiße, deutsche Linke mit weißen Vergewaltigern um? -, gar nicht eingegangen wird.

 

2. Ich antworte nur auf Kommentare, die bereits moderiert sind - und auch dies nur knapp, da ich zu meinem Text-Anlaß ja eh noch eine längere Fortsetzung in Arbeit habe; mich hier also auf die Klarstellung der Grundsatzpunkte beschränken kann.

 

3.

 

Wem es wirklich darum geht, Frauen vor sexualisierter Gewalt und androzentristischen Verhalten zu schützen, die/der sollte auch nicht die Augen vor der Realität verschließen.

 

wie soll ein problem gelöst werden, wenn es nicht mal angesprochen werden darf?

 

a) Der Diskussionspunkt zwischen Micha Schilwa und mir und einem Teil der hiesigen Kommentarschreiber(innen?) ist nicht, ob es auch nicht-weiße, nicht-deutsche Vergewaltiger und Belästiger gibt. Ja, die gibt es, und es darf auch gesagt werden, daß sie gibt.

 

b) Die strittigen Fragen sind:

 

  • Trifft die Behauptung von Micha Schilwa zu, daß der „durchschnittliche Mann aus muslimisch geprägten Ländern [...] eine andere, nämlich patriarchalischere Einstellung gegenüber Frauen [hat] als der durchschnittliche europäische Mann“?

 

  • Oder ist es vielleicht eher so, daß sich etwaige durchschnittliche Einstellungsunterschiede eher in unterschiedlichen Details und unterschiedlichen Formen als in einem quantitativen mehr-wenig-Unterschiede zeigen? - Wie lassen sich "patriarchalischere Einstellung" überhaupt sozialwissenschaftlich valide über Sprach- und Kulturgrenzen und unterschiedliche gesellschaftliche Kontexte hinweg feststellen ('messen') und vergleichen?

 

  • Falls als es signifikane Einstellungsunterschiede gibt, setzen die sich dann auch in eine unterschiedliche Häufigkeit von Vergewaltigungsfällen und/oder bestimmten Arten von sexueller Gewalt / Belästigung um?

 

  • Falls es überhaupt signifikante Unterschiede gibt: Welche Rolle spielen z.B. Stadt-Land- oder Alters-Unterschiede im Vergleich mit Unterschieden hinsichtlich der religiösen Zugehörigkeit?

 

  • Falls sich alldiese Fragen im Sinne von Micha beantworten lassen: Was ist dann die Ursache dieser Umstände? Sind das dann reiligiös-kulturelle Eigenheiten des Islams? Oder spielen - angesichts Kolonialismus, Neokolonialismus und Imperialismus - auch Wechselwirkungen zwischen mehr oder minder christlich geprägten Ländern der imperialistischen Zentren und mehr oder minder islamisch geprägten Ländern der Peripherie eine Rolle?

 

  • Wieviele der Kölner Täter sind neu Zugewanderte und wieviel leben schon seit Jahren in der deutschen patriarchalen Kultur und sind hier vielleicht sogar schon aufgewachsen?

 

  • Und falls sich alle diese Fragen im Sinne von Micha Schilwa beanworten ließen, dann würde sich schließlich noch die Frage stellen: Was ist eine effektive und angemessene Reaktionsstrategie (und zwar im Interesse von Frauen weltweit)? Schützen 'Abschiebungen und Grenzen zu' Frauen weltweit?

 

4.

 

da sie aus archaischen gesellschaftssystemen stammen, in den die frau einfach weniger wert ist als der mann.

diese menschen kommen mit der offenen liberalen gesellschaftsform hier nicht klar.

 

Und sind sie das in "offenen liberalen gesellschaftsform" - ungeachtet gegenteiliger verfassungsrechtlicher Proklamationen - nicht ebenfalls? Siehe allein schon im ganz wörtlichen Sinne von "Wert": die Frauenlohndiskriminierung.

 

Siehe außerdem die geschlechtshierarchische Arbeitsteilung und Klischees darüber, wie Frauen und Männer typischerweise sind, und wie diese zugeschriebenen Eigenschaften und Verhaltensweisen jedenfalls von Männern (auch christlich-weiß geprägten) bewertet werden.

 

5.

 

also, meiner meinung nach ist die kategorie race unsinnig, muss ja nicht jeden schwachsinn aus den sozialwissenschaften übernehmen.

viel treffender wäre die kategorie: kulturalisierung, als etwas was von kulturalist*innen ausgeht.

 

a) Ich lege keinen gesteigerten Wert auf das Wort race, meinetwegen auch gerne "rassifizierte gesellschaftliche Gruppe".

 

b) "Kulturalisierung" bezeichnet jedenfalls etwas anderes - nämlich einen Mechanismus und keine Personengruppe.

 

c) Rassismus läßt sich m.E. nicht auf Kulturalismus reduziert, auch wenn kulturalistische Zuschreibungen bei Rassismus eine Rolle spiellen. Rassistische Gewalt, Arbeitsteilungs- und Lohnhierarchien sind nicht 'bloß kulturell', sondern materiell.

 

 

6.

 

ich glaube, das es schon einen unterschied zwischen den formen von sexueller gewalt zwischen den meisten europäisch-sozialisierten und im nahen osten-sozialisierten gibt. diese form der öffentlichen begrapschung und nötigung gab es bisher in mitteleuropa meines wissens nach nicht.

 

Unerwünschte sexualisierte Berührungen - auch in der Öffentlichkeit - sind eine regelmäßige Erfahrung für FrauenLesben in allen patriarchalen Gesellschaften. Das vielleicht eigentümtlich von 'Köln' waren der Alkohol (nicht gerade islam-konform), die insgesamt aggressive Stimmung aufgrund des rücksichtslosen Einsatzes von Feuerwehrkörpern (auch keine islamische oder nah-östliche Erfindung) und vielleicht die Größe der Gruppe um die aktive Tätergruppe drumherum.

 

dagegen gibt es das in ägypten schon seit mehreren jahren.

 

Der Islam und auch der Nahe Osten ist ja nun aber ein bißchen älter als "mehrere Jahre"... Eine untersuchtenswerte Frage wäre also vielleicht, wie bestimmte - regional unterschiedliche - Frauenbilder und Männerverhaltensweisen in patriarchalen Gesellschaften sich im Zuge der imperialistischen Globalisierung wechselseitig beeinflussen mit einander verschmelzen - und zu solchen Ereignissen wie auf dem Tahirplatz, in Köln und Liberia beitragen.

 

"Sexualisierte Gewalt ist ein Hauptsymptom für die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen. Natürlich gibt es Unterschiede in der Patriarchalität in den verschiedenen Ländern. Aber wir sehen schon lange bei unserer Arbeit, im muslimischen Afghanistan wie im überwiegend christlichen Liberia, dass es weniger um Religion als um den Machterhalt der Männer geht. Sexualisierte Gewalt gibt es auch in Deutschland." (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/frauenrechtlerin-monika-hauser-im-interview-ueber-sexualisierte-gewalt-14027180-p2.html)

 

7.

 

Bekennt mal Farbe und setz euch auch weiterhin für Refugees und deren Rechte, zu denen die Sexualität auch gehört, ein.

 

Das 'Recht auf Sexualität' endet für alle Menschen da, wo die Einvernehmlichkeit endet - oder da sollte es zumindest enden (auch in Deutschland endet es da immer noch nicht).

 

"Die Bundesrepublik hat die Konvention von Istanbul, nach der jede nicht einvernehmliche sexuelle Handlung zu bestrafen ist, bislang nicht umgesetzt." (Verschärfung des Sexualstrafrechts statt Verschärfung des Asylrechts von Feministische Partei DIE FRAUEN)

 

8.

 

Vllt. sollte auch die Linke nicht generalisieren....sich nicht uneingeschränkt vor jeden Flüchtling stellen, wer eine Vergewaltigung begeht, hat sein Recht auf Hilfe verwirkt.

 

a) "Uneingeschränkt" macht das ja keineR.

 

b) Wer vergewaltigt, sollte - unabhängig von Herkunft und Religion - bestraft werden; mit Asyl- und Aufenthaltsrecht hat das aber nichts zu tun (bzw. sollte es nichts zu tun haben, weil es sich um unterschiedlichen Fragen handelt, die nicht mit einander vermengt werden sollten).

 

 

9.a)

 

Jede Form von heterosexuellem Kontakt, schreibst du in dem Text, enthält schon den Keim von Gewaltförmigkeit und Unterdrückung.

 

Nein, in dem Text steht vielmehr:

 

daß dem hetera/o/sexuellen Standardmodell von „Sex“ als solchem (auch weit unterhalb dessen, was gesetzlich als Vergewaltigung definiert ist) eine gewaltsame Komponente innewohnt (die heterosexistisch-patriarchale Rollenverteilung beim „sich Zieren“ und „Erobern“ [ein Ausdruck dem die Gewalt eingeschrieben ist], die daraus folgende patriarchale ‚Logik’, daß „Nein“ sehr wohl „Ja“ meine; die Standard-Rollenverteilung von aktiv und passiv und penetrieren und penetriert werden [Ausnahmen bestätigen – wie immer die Regel]).

 

b)

 

Meine Frage wäre: Was wäre die Handlungsempfehlung? Kein heterosexueller Kontakt mehr?

 

Meine Handlungsempfehlung lauter: Das Standardmodell von Hetero/a/sexualität verändern und überhaupt das Konzept feststehender, vermeintlich natürlicher "sexueller Orientierungen" überwinden und die Vorstellung von zwei klar (und zwar nur zwei) von einander abgrenzbaren Geschlechtern aufgegeben.

 

10.

 

"Frage ... wie leicht es auf einmal weißen, deutschen Männern fällt, über sexuelle/sexualisierte Gewalt zu sprechen und zu schreiben, während die männlich-linke Standard-Reaktion auf Vergewaltigungen, deren Täter weiße linke Männer sind, betretenes Schweigen von den Einen und Kumpanei mit dem Täter von den Anderen1, aber nur höchst ausnahmsweise reflektierte politische Positionierung ist."

 

Vielleicht weil 2. Fall wohl - wahrgenommen - nur innerhalb intimer Bekanntschaften seines Freundeskreises geschieht, wo Mann sich dann seine Gedanken macht, wie und warum es geschieht.

Während 1. Fall potenziell jede Frau - ohne eine persönliche Beziehungskisten-Vorgeschichte -  betrifft.

 

Und was macht "Mann sich dann" da so für "Gedanken [...], wie und warum es geschieht"?


Und worauf willst Du mit der ganzen Unterscheidung hinaus: Ist Deines Erachtens eine der beiden Formen von Vergewaltigung / sexueller  Nötigung / sexueller Belästigung Deines Erachtens irgendwie akzeptabler oder verständlicher?

 

11.

 

Wir haben ein Problem mit Flüchtlingen, die ein steinzeitliches Frauenbild haben, die Frauen als Freiwild ansehen, dem muss begegnet werden!

 

FrauenLesben haben ein Problem mit Männern, die die patriarchales Frauenbild haben - also mit (fast) allen Männern.

Digga, deine Freizeit möcht ich ham.

Ad hominem? Leistungsansprüche so sehr verinnerlicht, dass du dass als brotlos und nicht zum Leben gehörig betrachtest?

@TaP

 

Ein offenkundiges Problem zu soziologisieren ist nicht zielführend, es ist kontraproduktiv.

Du schreibst hier über bekannte Sachverhalte, als müsste erstmal ne jahrelange Feldstudie durchgeführt werden.

 

Mit Deinem pseudoakademischen Geplapper trägst Du nicht zum Anstoss einer konstruktiven und vor allen Dingen sachlichen Diskussion bei.

 

Du zersetzt den Problemlösungsprozess.

Du schreibst hier über bekannte Sachverhalte, als müsste erstmal ne jahrelange Feldstudie durchgeführt werden.

 

Ebendas macht ein Vorurteil aus: Es wird etwas für "bekannt" gehalten, bevor es bewiesen ist.

 

Du zersetzt den Problemlösungsprozess.

 

  • Klar, 'Zersetzung' ist ganz böse; da waren ja schon die Nazis dagegen...

 

  • Welcher Lösungsprozeß denn?! Mehr Abschiebungen, wie Micha Schilwa für erwägenswert hält?

Stichwort: Zersetzung

 

ahh, jetzt kommt das Autobahn-Argument, danke für Deine Kapitulation...

 

Wenn ich jetzt behaupt Pipi Langstrumpf hat rote Haare, ist das immer noch n Vorurteil...und damit nazimäßig?

ich weiss, du hast es nicht so mit kulturellen unterschieden, aber du kannst doch auch nicht leugnen, dass das patriarchat im Iran oder Saudi-Arabien noch mal ne nummer schärfer ist als in der BRD.

in Saudi-Arabien dürfen frauen bekanntlich nicht mal autofahren und im Iran kann man wegen ehebruch oder homosexualität gesteinigt oder öffentlich gehängt werden. da finde ich die bezeichnung "archaisch" geradezu verharmlosend.

was die ursachen dafür sind, ist noch mal eine andere frage, aber ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem fenster, wenn ich sage, dass das was mit den bürgerlichen revolutionen und der aufklärung zu tun hat. und auch 68-bewegung, sexuelle revolution und neue frauenbewegung (die teilweise auch gegen die neue linke gerichtet war, das stimmt) fussen auf der europäischen aufklärung und werden doch von "linken" als was unbedingt fortschrittliches angesehen, oder irre ich mich?!

 

ich finde daher die fragen von Micha Schilwa vollkommen berechtigt, auch wenn vlt nicht klar ist, was dann die politischen konsequenzen sein sollen. auf juristischer ebene scheinen mir die möglichkeiten ohnehin eher sehr begrenzt zu sein. eine verschärfung des sexualstrafrechts und/oder eine paritätische beteiligung von linken an asylverfahren scheinen mir jedenfalls nicht das gelbe vom ei zu sein. aber darum ging es Schilwa -- wenn ich ihn richtig verstanden habe -- in seinem artikel auch gar nicht vorrangig. er wollte vielmehr 'linke denktabus' ("eine hilflose linke zwischen ritual und reflex") an den pranger stellen, die auch verhindern, dass linke das erreichen, was sie eigentlich vorgeben, anzustreben; nämlich 'Masseneinfluss' zu bekommen. (ohne sich natürlich dem populismus anzudienen)

ich möchte als linker auch sagen können, dass ich einen bikini besser finde als eine burka - und ich kann daran weder etwas 'sexistisches' noch etwas (kultur)chauvinistisches oder (kultur)imperialistisches sehen. 

wenn die linke das nicht hinkriegt, wird sie wohl in der "flüchtlingsfrage" das feld AfD, Pegida und Co. zwangsläufig überlassen müssen, - da ihre denkschablonen über eine gewisse 'szene' hinaus nicht vermittelbar sind. das mag dann zwar der eigenen intellektuellen befriedigung dienen, ist aber ansonsten politisch nicht zielführend.

meines erachtens kann es in der "Köln-Debatte" für linke nur darum gehen, den "schutz von und für frauen" (natürlich nicht im paternalistischen sinn) an die erste stelle zu setzen, ohne vor der instrumentalisierung dieser ereignisse für rechts-populistische ansinnen zu kapitulieren.

das patriarchat im Iran oder Saudi-Arabien noch mal ne nummer schärfer ist als in der BRD.

in Saudi-Arabien dürfen frauen bekanntlich nicht mal autofahren und im Iran kann man wegen ehebruch oder homosexualität gesteinigt oder öffentlich gehängt werden. da finde ich die bezeichnung "archaisch" geradezu verharmlosend.

 

Ja, das Patriarchat (und damit zusammenhängend: Heterosexismus/Homophobie) sind in Saudi-Arabien und im Iran anders als hier. - Aber:

 

1. Der Kapitalismus in Schweden in den 1960er und 1970er Jahren war auch anders als der Kapitalismus in Griechenland heute oder unter der griechischen Militärdiktatur um 1970 herum. - Sind KommunistInnen deshalb 'für schwedischen Kapitalismus' statt für die Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise?

 

2. Wieviel der Kölner Täter haben denn mal längere oder kürzere Zeit in Saudi-Arabien oder im Iran gelebt? - Was haben also die Verhältnisse im Iran oder Saudi-Arabien mit dem Verhalten einer größeren Männergruppe in der Nacht vom 31.12.2015 zum 01.01.2016 vor dem Kölner Dom zu tun?

 

3. Kuwait dürfte eine Patriarchats-Variante sein, die der iranischen oder saudi-arabischen Patriarchats-Variante näher ist, als der in Hintertupfingen oder in  der Hamburger Flora oder dem Berliner Mehringhof.

In Kuwait beträgt der Frauenanteil unter den Mathematik oder Informatik Studierenden 72 % (S. 6), in Deutschland beträgt dieser Anteil - je nach Hochschultyp/Studiengang - nur 14 bzw. 23 % (S. 3).

Ist Deutschland also ein 'schlimmeres' Patriarchat als Kuwait? Sollte Deutschland also in eine reine Frauengesellschaft umgewandelt werden und sollte also Saudi-Arabien und dem Iran eine großzügig Geld- oder Waffenspende angeboten werden, damit sie alle bisher in Deutschland lebenden Männer (jeglicher Nationalität und Religion) aufnehmen?

 

4. Klar, Feministinnen kämpfen - ähnlich wie MarxistInnen nicht nur für die Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise, sondern auch für deren Linderung kämpfen, solange ihre Überwindung (wegen des Kräfteverhältnisses) noch möglich ist - nicht nur für die Überwindung des Patriarchats, sondern auch dessen Linderung, solange die Überwindung (wegen des Kräfteverhältnisses) nicht möglich ist.

Ja, insofern sich Linderung und Verschärfung unterscheiden lassen, lassen sich auch 'schlimmere' und 'weniger schlimme' Varianten des Patriarchats unterscheiden.

Ich finde nur etwas merkwürdig, wenn sich Männer aus der deutschen, weißen Linke, die Vergewaltiger in ihren Reihen duldet, sich auf einmal, wenn es um sexuelle Belästigungen und Nötigungen sowie Vergewaltigungen, die von nicht-weißen Männern begangen wurden, in Positur werfen.

 

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5.

 

was die ursachen dafür sind, ist noch mal eine andere frage, aber ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem fenster, wenn ich sage, dass das was mit den bürgerlichen revolutionen und der aufklärung zu tun hat. [...] werden doch von "linken" als was unbedingt fortschrittliches angesehen, oder irre ich mich?!

 

Auch das scheint mir zumindest nicht so eindeutig zu sein:

 

Auch wenn die kapitalistische Produktionsweise freie und gleiche Rechtssubjekte verlangt und Frauen und Männer jedenfalls in den imperialistischen Metropolen inzwischen weitgehend gleichberechtigt sind - ein Prozeß der in Bezug auf das Zivilrecht in den letzten 45 Jahren stattfand (bürgerl. Rev. und Aufklärung sind deutlich älter); in Bezug auf das Wahlrecht etwas früher -, so kann in der biologistischen Grundierung des Patriarchats [und des Rassismus], die erst mit der "Aufklärung" aufkam, und der Sphärentrennungs-Ideologie (öffentlich/männlich - privat/weiblich), die es so in vor-kapitalistischen Patriarchaten wegen der abweichenden Funktionsweise der Ökonomie (bäuerlich-häusliche Subsistenzproduktion statt außer-häusliche Lohnarbeit) nicht gab, durchaus als Verschärfung gegenüber vorkapitalistischen Patriarchaten gesehen werden.

 

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6.

 

ich möchte als linker auch sagen können, dass ich einen bikini besser finde als eine burka

 

Ich finde: Das geht Dich als Mann gar nichts an, es sei denn, Du selbst würdest eines von beidem tragen wollen. :-)


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7.

 

er wollte vielmehr 'linke denktabus' ("eine hilflose linke zwischen ritual und reflex") an den pranger stellen, die auch verhindern, dass linke das erreichen, was sie eigentlich vorgeben, anzustreben; nämlich 'Masseneinfluss' zu bekommen. (ohne sich natürlich dem populismus anzudienen)

 

Ja, da ist Dir, scheint mir, etwas Wichtiges aufgefallen:

 

Micha argumentiert aus einer linken Perspektive, die in erster Linie mit Antikapitalismus gleichgesetzt ist (+ 'frauenfreundlicher' Dreingabe und Anspruch nicht 'ausländerfeindlich' zu sein - trotz Infragestellung der Forderung nach offenen Grenzen und Flirt mit mehr Abschiebungen), die aber weder originär feministisch noch originär antirassistisch (beides im Sinne von tripple oppression, Intersektionalität, netzförmiger Herrschaft oder Überdeterminierung) ist (letzteres hatte ich in meinem scharf-links-Text anhand Michas Beitrag zum NAO-Manifest gezeigt).

 

Und weil 'Frauenfreundlichkeit' und der Anspruch 'nicht ausländerfeindlich' zu sein, von Micha unter dem Primat des Antikapitalismus bzw. des Masseneinflusses von AntikapitalistInnen gedacht werden, kommt er dann - hinsichtlich der Schlußfolgerungen aus Köln - zur Überordnung der 'Frauenfreundlichkeit' über den Antirassismus.

 

Michas Primat des massen-opportunistischen Antikapitalismus zeigt sich bspw. folgenden Stellen:

 

 

a)

 

"Bleiberecht für alle" oder "Für faire, individuelle, rechtstaatskonforme Asylverfahren". [...]. Ich bin für Letzteres, vor allem, weil ich da Möglichkeiten sehe politisch endlich mal wieder in die Offensive zu kommen. Wir sollten argumentieren, dass in Asylverfahren oft über Leben + Tod entschieden wird, weshalb das nicht einer kapitalistisch-technokratischen Bürokratie überlassen werden darf.

 

Nicht, daß die Asylverfahrens-Bürokratie patriarchal und rassistisch, sondern allein, daß sie auch kapitalistisch ist, ist der Stein des Anstoßes.

 


Und die radikale Linke? Marginalisiert, wird gar nicht wahrgenommen. Vielleicht ist das sogar ganz gut, denn ihr postmodernistisch infizierter Teil kultiviert ja inzwischen eine regelrechte Verachtung des weißen, männlichen, heterosexuellen Malochers und wendet sich lieber den wirklich wichtigen Dingen zu. Haben wir nun 120 oder doch eher 160 verschiedene Geschlechter? Ist es eine schwere oder mittelschwere Diskriminierung, wenn dem mopedfahrenden Turbanträger die Befreiung von der Helmpflicht verweigert wird? Werden Cisgender vom „Sternchen“ oder vom „Unterstrich“ besser repräsentiert? (Für die ins Grübeln kommenden Geschlechtsgenossen: Ein „Cis-Mann“ bist du, wenn du ein im Großen und Ganzen entspanntes Verhältnis zu deinem „kleinen Freund“ hast). Das ist alles viel schicker und „subversiver“ als sich mit der verzopft-altmodischen „sozialen Frage“ rumzuschlagen

 

Abgesehen davon, daß bei dieser Zotenreißerei [**] untergeht, daß der kommunistische Anspruch lautet, eine Gesellschaft ohne jegliche Herrschaft und Ausbeutung zu schaffen, ist das Ersetzen der Begriffe "Klassenherrschaft" und "Klassenkampf" durch "soziale Frage" [*] auch nicht marxistisch.

 

Michas Vorschlag ist halt bestenfalls Neosozialdemokratismus à la Sahra Wagenknecht: 

 

Leider hat Sahra Wagenknecht in diesem Zusammenhang [Abschiebungen] einen Riesenbock geschossen. Sie ist ja keine politische Anfängerin, hätte also wissen müssen, dass „Gastrecht“ nach paternalistischem „Gnadenrecht“ klingt, v.a. aber sofort Erinnerungen an Basta-Schröder weckt („Wer das Gastrecht missbraucht – raus, aber sofort!“). Im Gegensatz zu Vielen unterstelle ich ihr kein Kalkül (schon gar kein rechtspopulistisches), sondern „nur“ eine politische „Eselei“. Was Sie zum Ausdruck bringen wollte, teile ich ausdrücklich.

 

Die Massen sollen nicht vom Kommunismus überzeugt werden, sondern "Antikapitalismus" wird dem gegenwärtigen Stand des Massenbewußtseins gemäß gemacht. Die "breite" NAO, wie sie leibt und lebt... (auch wenn Micha dort in der 'Köln-Frage' eine Minderheitenposition vertritt; aber wahrscheinlich scheint mir, daß die dortige Gegenposition zu erheblichen Teilen nur das Spiegelbild der Position von Micha ist:

Nämlich die Unterordnung von Feminismus unter Antifa und Antiimperialismus, welchletztere unter Antikapitalismus ein- und untergeordnet werden).

 

Feministinnen können dagegen antipatriarchal sein, ohne rassistisch zu sein - denn zumindest in einem Punkt stimmen sie mit dem revolutionären Marxismus über ein:

 

Es ist notwendig, gegen den Strom zu schwimmen!

 

http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/05/03/gegen-den-strom/

 

[*]

Gothaer Programm der SPD:

 

„Die deutsche Arbeiterpartei verlangt, um die Lösung der sozialen Frage anzubahnen, die Errichtung von Produktivgenossenschaften mit Staatshilfe unter der demokratischen Kontrolle des arbeitenden Volks. Die Produktivgenossenschaften sind für Industrie und Ackerbau in solchem Umfang ins Leben zu rufen, daß aus ihnen die sozialistische Organisation der Gesamtarbeit entsteht.“

 

Kommentar von Karl Marx:

 

"Nach dem Lassalleschen 'ehernen Lohngesetz' das Heilmittel des Propheten! Es wird in würdiger Weise 'angebahnt'! An die Stelle des existierenden Klassenkampfes tritt eine Zeitungsschreiberphrase'die soziale Frage', deren 'Lösung' man 'anbahnt'. Statt aus dem revolutionären Umwandlungsprozesse der Gesellschaft 'entsteht' die 'sozialistische Organisation der Gesamtarbeit' aus der 'Staatshilfe', die der Staat Produktivgenossenschaften gibt, die er, nicht der Arbeiter, 'ins Leben ruft'. Es ist dies würdig der Einbildung Lassalles, daß man mit Staatsanlehn ebensogut eine neue Gesellschaft bauen kann wie eine neue Eisenbahn!

Aus <einem Rest von> Scham stellt man 'die Staatshilfe' – 'unter die demokratische Kontrolle des arbeitenden Volks'."

 

MEW 19, 26

 

Und was Marx und Engels über die Gerechtigkeit sagten, gilt auch für Micha Schilwas Wunsch nach "faire, [...], rechtstaatskonforme Asylverfahren":

 

"Wo der Klassenkampf [lies im vorliegenden Zusammenhang: der kämpferische Antirassismus] als unliebsame oder ‚rohe‘ Erscheinung auf die Seite geschoben wird, da bleibt als Basis des Sozialismus nichts als ‚wahre Menschenliebe‘ und leere Redensarten von ‚Gerechtigkeit‘."

 

MEW 19, 164

 

 

[**] Ich verweise in diesem Zusammenhanng noch mal auf die Kritik von Thomas Seibert (Interventionistische Linke) an dem - vor allem aus Michas Feder stammenden - "Na endlich"-Papier von 2011:

 

„in verschämten, bis­weilen peinlichen (‚antipatriarchal Gas geben’), mit Vorbehalten gemilderten, doch in der Sache entschiedenen Schleifen und Wendungen besteht das Papier auf der letztendli­chen Unterstellung der Problematiken etwa des Geschlechts oder des Rassismus unter die Konfliktlagen in den ‚direkt mehrwertproduzierenden Sektoren’ und findet es deshalb auch witzig, der Vielfalt der Unterdrückungs- und Ausbeutungserfahrungen und damit der Kämpfe die der ‚Menschen mit Segelohren’ hinzuzufügen.“

 

Siehe dazu:

 

Die Seibert-Prütz/Schilwa-Schulze-Kontroverse über Klassenkampf und Diversity

 

http://plaene.blogsport.eu/2016/01/06/bt-20-die-2011er-kud-kontroverse-ueber-diversity-und-klassenkampf/

meine antwort auf den TaP-Kommentar- Varianten des Patriarchats: 

 

https://systemcrash.wordpress.com/2016/01/29/nochmals-zu-den-kulturellen...

"ich möchte als linker auch sagen können, dass ich einen bikini besser finde als eine burka(...) "

 

Kannst Du gerne - es ist politisch nur einfach völlig irrelevant. Oder deutlicher gesagt: Diesbezüglich interessiert Deine Meinung maximal Dein nahes soziales Umfeld. Eine sinnlosere Verknüpfung zwischen links und Bikini ist mir echt noch nie unterkommen. Made my day!

 

Übrigens: " Ich möchte als Bürger auch sagen können, dass mir Fremde mehr Angst machen als Deutsche." Nein? Ja, genau...

 

Bisschen mehr Buddha täte einigen hier ganz gut :)

@"ich möchte als linker auch sagen können, dass ich einen bikini besser finde als eine burka(...) "

 

Kannst Du gerne - es ist politisch nur einfach völlig irrelevant. Oder deutlicher gesagt: Diesbezüglich interessiert Deine Meinung maximal Dein nahes soziales Umfeld. Eine sinnlosere Verknüpfung zwischen links und Bikini ist mir echt noch nie unterkommen."

 

dieser kritik kann ich nicht folgen: 

bikini und burka sollen (neben der witzigen alliteration) hier symbolisch stehen für zwei verschiedene tendenzen: der "westlichen" zurschaustellung und der "orientalischen" verhüllung. (es mag auch noch in anderen kulturen verhüllungsformen geben -- z b in asien --, aber das ist in diesem zusammenhang vernachlässigbar).

daher stehen beide kleidungsformen auch in einem sexual- und machtpolitischen zusammenhang. 

und ich sage es frei heraus: ich finde die "verhüllung" mehr patriarchalisch als die zurschaustellung, da die verhüllung einer niedrigeren stufe der bewusstseinsevolution angehört (archaisch vs. aufklärung und ihre folgeerscheinungen). die frauen im "westen" haben hingegen -- wenn auch immer noch mit abstrichen -- vollen zugang zur öffentlichen teilnahme. die "sexuelle freiheit" in den den "liberalen" gesellschaften hat zwar auch ihre kehrseite in der immer noch vorhandenen geschlechtshierachischen arbeitsteilung und einer starken tendenz zur verdinglichung in der darstellung der weiblichen sexualität (z b durch werbung, die ja wieder direkt mit der kapitalistischen konkurrenz verbunden ist), aber diese "pseudo-liberalität" ist eben dichter an emanzipatorischen möglichkeiten dran als beispielsweise eine theokratische Mullah-Diktatur. (linke hätten zur zeit der sog. "iranischen revolution" [1979] die losung "nieder mit dem schleier" aufstellen müssen, anstatt Allahu akbar zu rufen).

 

ich habe in einem anderen zusammenhang ein Zitat von Bruckner/Finkielkraut aus "die neue liebesunordnung" [1979 auf deutsch] gefunden, was ich hier gerne posten würde, auch wenn es für einige nicht ganz PC sein sollte: 

 

"unseres wissens entspricht nur eine einzige musik annähernd der weiblichen lust: die orientalische, deren von wiederholungen bestimmte, quälende struktur im westen so schlecht ertragen wird (und zu deren paradoxen erscheinungsbild nicht zuletzt gehört, dass sie sich über einen kontinent ausgebreitet hat, wo die frauen vielleicht mehr als anderswo von schändlichster missachtung betroffen sind. vielleicht wäre es ohne die völlige absonderung der frau nicht zu dieser beispiellosen erotisierung von ohr und mund in den arabischen ländern gekommen. ist es nicht die eintönige, quälende stimme des vom islam seit tausenden von jahren unterdrückten anderen körpers, die sich in den schönsten litaneien, liedern und instrumentalstücken immer wiederholt...)" --

--Bruckner/Finkielkraut, Die neue Liebesunordnung [1979]

 

ich hoffe, ich konnte verdeutlichen, dass es (auch) einen politischen zusammenhang zwischen bikini und burka gibt, der über mein nahes, persönliches umfeld hinausgeht.

Werter Genossen,

 

"keine Ahnung, wie Finkielkraut 1979 drauf war" (wollte ich erst schreiben, aber siehe nun unten) - aber jedenfalls inzwischen befindet er sich sicherlich jenseits der Kreise, auf die Du Dich zustimmend beziehen magst:

 

 

In seinem Werk L’identité malheureuse (2013) geht Finkielkraut davon aus, dass Frankreich im Begriff sei, sich unter dem Einfluss einer massiven und unkontrollierten Einwanderung in eine „postnationale und multikulturelle Gesellschaft“ umzuwandeln. Finkielkraut vertritt die Ansicht, dass die Eingewanderten sich nicht nur der Integration verweigerten, sondern Frankreich offen verachteten, dass die Französischstämmigen sich mittlerweile als Fremde im eigenen Land fühlten: „Sie haben nicht etwa Angst vor den Anderen, sie haben Angst davor, selber zu den Anderen zu werden.“[5]

Der Journalist Jean Birnbaum urteilte anlässlich der Veröffentlichung von L’identité malheureuse über Finkielkraut: „Ob er sich selbst dessen bewusst ist oder nicht – sein Buch ist Ausdruck eines politischen Umbruchs. So wie Antonio Gramsci früher als Symbol einer scheinbar undogmatischen KP in Italien herhalten musste, so ist Alain Finkielkraut heute der Vorzeige-Intellektuelle eines scheinbar akzeptabel gewordenen Front National in Frankreich.“ Finkielkraut ist überzeugt davon, der Front National sei „die einzige Partei, die die Franzosen mit ihrer verunsicherten Identität ernst nehme“.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Alain_Finkielkraut

 

Pascal Bruckner [...] ist in Frankreich neben Bernard-Henri Lévy, Alain Finkielkraut und André Glucksmann einer der Vertreter der Nouvelle Philosophie.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Pascal_Bruckner

 

The New Philosophers (French: nouveaux philosophes) is a term which refers to a generation of French philosophers who broke with Marxism in the early 1970s. They include André Glucksmann, Pascal Bruckner, Bernard-Henri Lévy, Jean-Marie Benoist, Christian Jambet, Guy Lardreau, Claude Gandelman, Jean-Paul Dollé and Gilles Susong. [...]. The term was created by Bernard-Henri Lévy in 1976. Most of the philosophers he included in that description had a previous history of Maoism, but came to reject Marxism. The New Philosophers rejected what they saw as the power-worship of the Left, a tradition which they traced back to at least Hegel and Marx. They argued that various "Master Thinkers" had created the foundations for systems of oppression. [...]. They were attacked as superficial and ideological by critics such as Gilles Deleuze (who called them "TV buffoons"), Pierre Vidal-Naquet, Pierre Bourdieu, Alain Badiou, Jean-François Lyotard and Cornelius Castoriadis.

 

https://en.wikipedia.org/wiki/New_Philosophers

eine "quellenkritik" ersetzt aber keine intellektuelle auseinandersetzung.

überhaupt muss man sich mit allen politischen, philosophischen und 

weltanschaulichen aussagen auseinandersetzten, um zu einem mehr 

ganzheitlichen bild zu gelangen. 

 

lenin empfahl sogar das lesen der presse der schwarzhunderter -

und das war bestimmt weniger erbaulich als Bruckner/Finkielkraut aus 

dem Jahre 1977 (franz.). begann denn die neue philosophie nicht 

erst mit Glucksmann um 1977 ("die meister-denker")? überhaupt lese ich 

nicht nur sachen, um sie in irgendwelchen schubladen zu rubrizieren, sondern 

weil es aus allem etwas zu lernen gibt. (ein anspruch, der natürlich nur annäherungsweise 

erfüllt werden kann)

 

ursprünglich war zumindest einer von beiden sogar trotzkist und/oder 

maoist (man merkt es dem buch auch an)

- viel interessanter wäre daher die frage, warum sie was 

anderes besser fanden ... 

 

das ende der wissenschaft ist jedenfalls mit dem beginn dogmatischer 

erstarrung erreicht - eine krankheit, die unter "linken" weit verbreitet ist

und sogar noch als form von intransingenz selbstbefeiert wird. das ist jedenfalls 

nicht die haltung von marx, wie ich sie verstehe: 

 

“Einen Menschen aber, der die Wissenschaft einem nicht aus ihr selbst (wie irrtümlich sie immer sein mag), sondern von außen, ihr fremden, äußerlichen Interessen entlehnten Standpunkt zu akkommodieren sucht, nenne ich „gemein”. ” (Marx)

https://marxwirklichstudieren.files.wordpress.com/2012/11/mew_band26-2.pdf

1. Ich habe mich ja nicht dagegen ausgesprochen, sich auch mit politischen GegnerInnen argumentativ auseinanderzusetzen (wobei dies ab einem bestimmten Ausmaß der GegnerInnenschaft nicht die einzige Auseinandersetzungsform bleiben kann).

 

2.a) In dem von Dir angeführten Bruckner/Finkielkraut-Zitat sehe ich allerdings gar keine Argumentation, die kritisiert werden könnte, sondern einfach erst einmal nur eine Meinung (dazu gleich noch unten bei Nr. 3).

 

b) Unbeschadet von Nr. 1 bin ich der Ansicht, daß es nicht sinnvoll ist, eigene Auffassungen mit Zitaten aus gegnerischen politischen Lagern zu illustrieren - und dabei auch noch die politische Differenz unter den Tisch fallen zu legen. Selbst bei inner-linken Diskussionen scheint mir nicht unüblich und jedenfalls sinnvoll zu sein, sich Wendung zu bedienen, wie: "Auch wenn ich ansonsten mit Gruppe X. nix am Hut, stimme ich ihr aber Frage Y. trotzdem zu." Und jedenfalls bisher ging ich davon aus, daß Du mit den "Neuen Philosophen" nichts am Hut hast, auch wir uns ansonsten schon über verschiedene Fragen in den Haaren hatten.

 

3. In dem Zitat sehe ich nur klischee-beladene Pausalisierungen: 'nur eine einzige Musik', 'die weibliche Lust', 'die orientalische Musik', 'in dem Westen', usw. - M.E. ist das Zitat genau ein Beispiel für die vom Institut zeitgenössischer Diasporas angesprochene Verwobenheit von Rassismus und Sexismus und Kolonialdiskurs. Europäisch-weiße Klischees darüber, wie 'der Orient' sei, werden mit männlichen Vorstellungen davon, wie 'die weibliche Lust' sei, amalgiert.

 

Wo ist denn in dem Zitat auch nur ansatzweise ein (marxistisches - oder allgemein wissenschaftliches) Denken in widersprüchlichen Verhältnissen, Entwicklungen, Brüchen, konkreten Situationen und deren Veränderung? Wo ist da eine materialistische Beweisführung?

also mit der "neuen philosophie" habe ich ungefähr so viel zu tun, dass ich weiss, 

dass es sie gibt. und ich habe mal vor urzeiten ein interview mit Glucksmann im TV gesehen.

frag mich nicht, wann das war. (wahrscheinlich ende der 70er)

 

die "neue liebesunordnung" habe ich gelesen, da war ich vlt 25, und hatte von philosophie 

soviel ahnung wie eine kuh vom klavierspielen. fand das buch aber trotzdem interessant und finde es 

noch heute. (wenns auch schwer zu lesen ist, jedenfalls für mich) 

 

und was die "qualität" von politischen urteilen anbelangt, da magst du sogar recht haben. 

aber SO funktioniert meinungsbildung nun mal. und da ich niemals in irgendein land des 

nahen ostens reisen werden (schon aus finanzgründen), kann ich darüber nur lesen.

 

und über fragen von sexualität, (weibliche) kultur, psychologie und kunst - tja, sorry, 

da finde ich wenig bei marx, engels und lenin; da muss ich andere sachen lesen (da sie mich sehr

interessieren). und wenn du damit nicht zufrieden bist, dann kannst du ja gerne zeigen, wie ein "wissenschaftliches denken in widersprüchlichen verhältnisssen, entwicklungen, brüchen, konkreten situationen und deren veränderung -- eine "materialistische" beweisführung" -- in bezug auf weibliche sexualität und frauenunterdrückung im "islamischen kuturkreis" auszusehen hat. ich bin sehr gespannt!

 

bislang habe ich eher das gefühl, dass du zwar einen methodischen dogmatismus sehr gelehrt 

vertreten kannst (jedenfalls klüger als von vielen anderen linken) -- und im politischen kann ich bei vielem ja auch mitgehen --, aber alles was über das eng politische hinausgeht scheint bei dir entweder nicht 

vorzukommen oder du versuchst es so in das prokrustesbett deines weltbildes hineinzuzwingen, dass es 

äusserst weit weg von der lebenswirklichkeit vieler menschen erscheint. wenn dir das privat vergnügen verschafft, ist das vollkommen in ordnung - nur politik ist auf diese art schlecht zu machen. ich möchte

jedenfalls die jahre, die mir noch bleiben, nicht damit verbringen, (nur) irgendwelche papiere zu verfassen und anonyme internetdebatten zu führen. zwar leugne ich nicht, dass ich dadurch auch einen intellektuellen gewinn habe (auf den ich nur ungern verzichten möchte). aber das wahre leben findet woanders statt -- in der begegnung realer menschen, mit allen widersprüchen und fehlern. und diesen realen menschen interessiert nicht, was der unterschied zwischen "neuer philosophie" und "dekonstruktivistischem strukturalismus" ist, sondern ob ihr sportclub am wochenende gewonnen hat und was es abends im TV gibt (und das hat nichts mit proletkult oder proletenschelte zu tun, sondern ist die realität). mit dieser ausgangssituation muss man (politisch und menschlich) umgehen - alles andere ist (wenn auch ein gescheites) wolkenkuckucksheim.

 

1.

 

und über fragen von sexualität, (weibliche) kultur, psychologie und kunst - tja, sorry, da finde ich wenig bei marx, engels und lenin; da muss ich andere sachen lesen (da sie mich sehr interessieren).

 

Darüber schreiben Feministinnen sehr viel; um sich damit auseinanderzusetzen, bedarf es nicht erst der Erinnerung an eine jugendliche Lektüre zweier "Neuer Philosophen".

 

Z.B. der kollektive, feministische Blog Mädchenmannschaft hat sowohl eine Artikel-Kategorie "Kultur" als auch eine Kategorie "Sex_ualität":

 

http://maedchenmannschaft.net/rubrik/kultur/ und http://maedchenmannschaft.net/rubrik/sex_ualitaet/

 

Der ebenfalls kollektiv betriebene Mädchenblog hat u.a. eine Kategorie "Popkultur" und eine Kategorie "Sexualität":

 

http://maedchenblog.blogsport.de/category/popkultur/ und http://maedchenblog.blogsport.de/category/sexualitat/.

 

 

2.

 

und wenn du damit nicht zufrieden bist, dann kannst du ja gerne zeigen, wie ein "wissenschaftliches denken in widersprüchlichen verhältnisssen, entwicklungen, brüchen, konkreten situationen und deren veränderung -- eine "materialistische" beweisführung" -- in bezug auf weibliche sexualität und frauenunterdrückung im "islamischen kuturkreis" auszusehen hat. ich bin sehr gespannt!

 

a) Der erste Fehler liegt m.E. schon darin, wenn es um Ereignisse in Köln geht, daraus eine Diskussion über den "islamischen kuturkreis" zu machen.

 

b) Ich selbst kann Dir in der Tat nicht viel zu den Geschlechterverhältnissen in islamisch geprägten Ländern sagen; ich kann Dir aber auch nicht viel zu den dortigen Klassenverhältnissen sagen. Aber ich kann Texte zu beiden Themen kritisch auf ihre Argumentations- und Beweislücken, auf ihre Klischees hin usw. lesen. Und das ist immerhin etwas. Und ich kann Dir etwas dazu sagen, wie Feministinnen das teils Zusammen-, teils Gegeneinanderwirken verschiedener Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse methodisch denken. Und ich kann Dir etwas über Rassismus und Patriarchat in Deutschland sagen. Das scheint mir grosso modo eine ausreichende Informationslage zu sein, um eine richtige Position zu den Kölner Ereignissen zu entwickeln.

 

c) Aber um zumindest mal zwei Beispiel meines bruchstückhaften Wissens in Sachen "islamischen kuturkreis" zu nennen:

 

  • In Afghanistan gibt es die Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA). Sie dürfte Begriffe von "Demokratie" und "Menschenrechten" und noch einige andere Positionen, die ich nicht teile, vertreten. Aber jedenfalls lehnen sie auch und gerade aus feministischen Gründen die Anwesenheit ausländischer Truppen in Afghanistan ab; ihren 8. März-Aufruf 2002 beendeten sie mit der Parole "Lang lebe RAWA's Solidarität mit den freiheitliebenden Frauen und Frauenorganisationen in aller Welt". Es würde mich jedenfalls sehr wundern, falls RAWA das Patriarchat in Afghanistan aus einem Gegensatz zwischen 'dem Orient' und 'dem Westen' erklären würde.

 

  • Vor gut 20 Jahren hatte ich die Broschüre Kahina. Feminismus und Männerfrage in Palästina (hrsg. von Mondsicheln, Gießen, Feb. 1993) gelesen. Einen Auszug aus der Broschüre und ein paar Anmerkungen von mir dazu gibt es dort unter Nr. 4. In der Broschüre wurde zurecht das Bündnis kritisiert, das die (vormalige) palästinenische Linken mit den Islamisten einging. Aber auch dort wurde meiner Erinnerung nach kein 'Kulturbruch' zwischen dem westlichen und dem palästinenischen oder dem islamischen Patriarchat konstruiert.

 

d) Einige Beispiele dafür, daß Feministinnen die sexuelle/sexualisierte Gewalt in der Kölner Silvesternacht verurteilen, aber auch deren ethnisierende Erkärung zurückweisen, sind in den hiesigen Kommentaren zu finden (1 via 2, 3, 4 und 5). Weitere Texte werde ich in der Fortsetzung meiner Antwort auf den scharf-links-Text von Micha Schilwa nennen. Die Bekämpfung von Männergewalt gegen Frauen bedarf keiner Ethnisierung/Kulturalisierung (Wikipedia-Artikel mit einer, wie mir scheint, sehr lohnenden Literaturliste), aber sehr wohl der Analyse konkreter Situationen.

„Angst vor Islamisierung?“ - Warum die Feministische Partei DIE FRAUEN das Problem woanders sieht….

 

Fast täglich erreichen uns persönliche Emails mit Anfragen und Vorschlägen. Nicht alle sind aus politischem Interesse verfasst; nicht alle sind sachlich gehalten. Manche stehen für Interesse an unserer Arbeit und an der politischen Auseinandersetzung mit feministischen Argumenten.

Uns erreichte eine Anfrage von Gabi R., welche die "hart erkämpfte Stellung und die Rechte der Frauen“ durch eine „zunehmende Islamisierung in Deutschland“ in Gefahr sieht

 

Dazu die Antwort von Bundessprecherin Margot Müller:

 

Sehr verehrte Frau R.,

 

uns Frauen von der Feministischen Partei DIE FRAUEN macht nicht eine Islamisierung grosse Sorgen sondern insgesamt das Wiedererstarken patriarchaler Werte und patriarchaler Religionen. Wir sehen die hart erkämpften Rechte der Frauen durch den allgemeinen Sozialabbau und die dadurch verursachte generelle Zunahme der Religiosität und fundamentalistischer Aktivitäten in Gefahr.

 

Wir finden es richtig, dass die Bürgerinnen (generisches Femininum) in Deutschland aufgefordert werden Toleranz zu üben. Alleine Toleranz ermöglicht ein friedliches Zusammenleben. Wir sind der Meinung, dass sowohl die Vollverschleierung als auch das tragen des Kopftuchs stark zurück gehen würden, wenn es ein vom Mann unabhängige Aufenthaltsgenehmigung für jede Frau, eine drastische Arbeitszeitverkürzung und ausreichend Arbeitsplätze mit existenzsicherndem Lohn oder eine existenzsichernde Grundsicherung, die ein Leben in Würde ermöglicht, für jede Frau geben würde. Ich füge Ihnen hier das Link  zu der 2003 von der Bundesmitfrauenversammlung der Feministischen Partei DIE FRAUEN verabschiedeten "Charta der Grundrechte für die Frauen in der Europäischen Union" an:

 

http://www.feministischepartei.de/fileadmin/datensammlung/dokumente/eigene_Artikel/Charta_Frauen_EU_dt.pdf

 

Selbstverständlich soll Toleranz nicht bis zur Verleugnung eigener Werte gehen. Das würde bedeuten, dass Sie selbst Vollverschleierung oder ein Kopftuch tragen. Das Tragen einer Kopfbedeckung oder eines Kopftuches ausserhalb des Hauses war übrigens in Deutschland bis Ende der sechziger Jahre Sitte und eine Bekleidungsvorschrift für ("anständige") Frauen .

 

In einer patriarchalischen Gesellschaft wie der unseren sind alle Frauen unterdrückt! Dazu ist weder das Tragen eines Kopftuches noch der Vollverschleierung notwendig.

 

Frauen werden in unserer Gesellschaft fast ständig und überall von Männern und Frauen despektierlich behandelt.  Sie sind überall und ständig in Gefahr Opfer von Gewalt durch Männer zu werden. Diese Gewalttaten werden nur sehr selten von Fremden verübt und überschreiten ebenfalls nur ganz ausnahmsweise die Kulturgrenzen. 80%-98% dieser Gewalttaten an Frauen werden von Männern aus dem näheren und weiteren Bekanntenkreis begangen. Es gibt feministische Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse in denen Frauen lernen können sich gegen despektierliches und gewalttätiges Verhalten effektiv zu wehren: 

 

http://www.bvfest.de

 

In diesen Kursen oder durch die Literatur auf der Literaturliste, die ich als pdf beifügen werde,  können Frauen, wenn Sie das Bedürfnis danach haben, lernen selbstbewusst Grenzen zu ziehen und Ihre eigenen Rechte und Werte zu verteidigen ohne intolerant, aggressiv oder despektierlich gegenüber Andersdenkenden zu werden.

 

Die Feministische Partei DIE FRAUEN setzt sich unermüdlich für die Verteidigung und den Ausbau der errungenen Rechte für Frauen sowie für die Abschaffung des Patriarchats ein! Ich füge Ihnen unser aktuelles Faltblatt "Feministisches Manifest" als pdf bei.

 

Mit feministischen Grüssen

 

Margot Müller

 

Quelle:

 

http://www.feministischepartei.de/index.php?id=20

Und - abgesehen von "Gleichberechtigung", die ich etwas zahnlos finde - m.E. auch sehr richtig:

 

Solange das Feedback auf ein Ereignis wie das in Köln die Instrumentalisierung von Frauen in Flüchtlingsdiskussionen oder eine Bürgermeisterin ist, die den Frauen zu einer “Armlänge Abstand” von Männern rät (eine deutliche Vertauschung von Verantwortung zwischen Tätern und Opfern), leben wir nicht in einer Gesellschaft, in der Frauen als gleichberechtige Subjekte angesehen werden. Mit einer solchen Reaktion auf sexuelle Gewalt an Frauen befeuern diese Menschen selbst eine Vergewaltigungskultur, in der Frauen als Objekte gesehen werden. Bei diesem Thema den Tätern gegenüber keine Toleranz zu zeigen, ist ebenso wichtig wie selber an einer Gesellschaft der Gleichberechtigung zu arbeiten, in der Frauen nicht für rassistische Hetze benutzt werden.

 

Von aandersfunk - Queerfeminismus in Aachen:

 

https://aandersfunk.wordpress.com/2016/01/08/koeln-und-um-mitternacht-de...

Zur Medienreaktion auf die sexuellen Übergriffe am Kölner Hauptbahnhof in der Nacht auf den 1. Januar 2016

 

Das Institut zeitgenössischer Diasporas beschreibt sich selbst als eine „Gruppe junger, politisch aktiver, rassifizierter Menschen. Unsere Lebensrealitäten sind diasporisch-deutsch, sowohl lokal als auch transnational. Sie bilden die Bezugspunkte für unsere Arbeit.“ Am Sonntag veröffentlichte das Institut einen kritischen Kommentar zur medialen Reaktion auf die sexualisierte Gewalt in Köln (und anderen Orten), den wir hier freundlicherweise crossposten dürfen.

Außerdem läuft seit gestern auch die Aktion des Bündnisses „#ausnahmslos. Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall.“, zu der ihr hier weitere Informationen findet.

 

Wir verurteilen die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof aufs Schärfste und unterstützen die Betroffenen in ihrem Bestreben nach Gerechtigkeit. Sexistische Übergriffe gegen Frauen* sind grundsätzlich zu verurteilen, egal von wem sie begangen werden. Dabei dürfen wir soziopolitische Stellungen betroffener Frauen*, sowie  deren potenzielle Rassifizierung nicht außen vor lassen. 


Die Täter*innen müssen zur Verantwortung gezogen werden, wenn gleich wir den rassistischen Gehalt des öffentlichen Diskurses für äußerst gefährlich erachten. Köln verdeutlicht, inwiefern Sexismus und Rassismus tief in der deutschen Gesellschaft verankert sind und häufig politisch gegeneinander ausgespielt werden, anstatt beide als miteinander verwoben zu begreifen. Sexualisierte Übergriffe sind Alltagserfahrungen von jeder Frau*, ob of Colour oder weiß, und werden genutzt, um bereits vorhandene Rassismen zu befeuern.

 

Warum wird die Debatte auf diese Weise geführt?

 

Eine Dimension von Rassismus ist die Strukturierung, Hierarchisierung und Rassifizierung (d.h. Zuschreibung von Eigenschaften basierend auf äußerlichen Merkmalen) von sozialen Gruppen. Derzeit sehen wir, wie Geschlecht und Rassismus in der Schaffung des Täter*innenprofils zusammenwirken und das Bild eines auf aggressive Art und Weise hypersexualisierten Mannes* of Colour kreiert. Dieses ist direkt verbunden mit der kolonialen Narrativ der weißen Cis-Frau, die als schützenswert und verletzlich beschrieben wird. Die heutige Debatte würde nicht geführt werden, wenn es sich bei den Betroffenen ausschließlich um Frauen* of Colour und bei den Täter*innen ausschließlich um weiße Cis-Männer handeln würde. Als Gruppen, die ständig der Stereotypisierung ausgesetzt sind, finden sich rassifizierte Menschen häufig in der Position, sich für die Taten von anderen verantwortlich zu fühlen.

 

Der Fokus der Medien auf Herkunft und Religion der Täter*innen verschiebt die Aufmerksamkeit weg von dem, was eigentlich wichtig ist: die Betroffenen und deren Bedürfnisse. Sexismus ist trotz der derzeitigen allgemeinen Annahme kein importiertes Problem. Rassismus leider auch nicht. Um ähnliche Vorfälle in der Zukunft zu vermeiden, müssen wir Diskurse über sexualisierte Gewalt anders führen, und dazu gehört ein Verständnis von intersektionellen Sexismus und Rassismus.

 


 

  1. Cisgender beschreibt Menschen, deren Geschlechteridentität, im Unterschied zu Transgender, mit dem ihnen zur Geburt zugeschriebenen (körperlichen) Geschlecht übereinstimmt.
  2. Intersektionalität bezieht ich auf die Verwobenheit verschiedener Diskriminierungsformen, die gleichzeitig wirken. So können z.B. Rassismus, Sexismus, Ableismus und die Diskriminierung einer Religionsgruppe zusammen wirken.

 

Quelle:

 

http://maedchenmannschaft.net/zur-medienreaktion-auf-die-sexuellen-uebergriffe-am-koelner-hauptbahnhof-in-der-nacht-auf-den-1-januar-2016/

Auszug:

 

Wir sind voller Wut darüber, dass die Silvester-Ereignisse in Köln, Hamburg und anderen Städten in Deutschland dazu benutzt werden, um die menschenverachtende Asylpolitik noch weiter zu verschärfen! Seit etlichen Tagen sorgen die „massenhaften sexuellen Übergriffe“ in deutschen Medien für Schlagzeilen. Ganz plötzlich entdecken Politiker im Einklang mit den Medien den Sexismus – wie verlogen ist das denn?


Machen wir uns doch nichts vor: selbst nach jahrzehntelangen Kämpfen von Frauen haben Sexismus, sexualisierte Gewalt und Frauenverachtung nach wie vor einen festen Platz in dieser Gesellschaft. Und als hätte es diese Kämpfe nie gegeben, werden wir mit sexistischer Werbung zugeschmissen, laufen abends in Hab-Acht-Stellung durch die Straßen, werden begrapscht, kriegen Scheiß-Sprüche zu hören und kriegen tagtäglich vermittelt, dass Frauen Objekte und Ware sind, sie sich gefälligst an den Bedürfnissen der Männer orientieren sollen, nicht an den eigenen. Die Frauenhäuser sind nach wie vor voll von Frauen, die von ihren Lebenspartnern geschlagen und vergewaltigt werden. Egal, wo wir uns aufhalten: in der Kleinfamilie, in der Schule, auf Partys, am Arbeitsplatz, auf der Straße –
einen sicheren Ort gibt es für uns Frauen nicht.


Dem allem sind wir überwiegend durch weiße, deutsche Männer ausgesetzt.

Die Empörung über die Vorgänge von Silvester hat sehr breite Teile der Bevölkerung erfasst. Einer ganz überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung von vornherein zu unterstellen, sie wäre für eine rassistische Instrumentalisierung empfänglich, ist nicht nur beleidigend, sondern auch noch äusserst dumm. Beträchtliche Teile der Linken verpassen wiedermal eine Gelegenheit berechtigte Empörung der Bevölkerung aufzugreifen und damit auch Rassisten und Faschisten entgegenzutreten.

Mit sektiererischer Begrifflichkeit und eben solcher Sprache dümpelt eine linke Szene vor sich hin, welche den Kampf gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen gar nicht mehr auf der Agenda hat.

Auf die unteren Schichten der Bevölkerung spucken, aber in wesentlichen Fragen mit der herrschenden Klasse Hand in Hand agieren, kann eigentlich kein Weg sein für Menschen, welche sich als Linke oder sogar Revolutionäre verstehen.

Wer die Vorgänge des Silvester mit dem Geschehen auf dem Oktoberfest gleichsetzt, kann nicht erwarten, dass der überwiegende Teil der Bevölkung ihn noch für normal hält.