Calais: Neues Lager, Räumung und Widerstand

Die Räumung des Jungles beginnt

18.01.16: Um 08.30 Uhr versammelte sich die Polizei am Rande des Jungles in der Nähe der Brücke über der Autobahn bei der Route de Gravelines. Dies ist der Eingang, der sich am nächsten zu den Häusern der Unterstützer_innen der Neonazi-Gruppe „Calaisien en Colère“ befindet. Die Bulldozer kamen unter Polizeischutz in den Jungle, verwandelten den Eingang zu einer plattgemachten Strasse, zerstörten das grosse Areal mit Bäumen neben der Autobahn und räumten einen riesigen Bereich mit 2 Schürfraupen und einem Kran. Nach der schnellen Selbsträumung in der letzten Woche waren noch wenige Bewohner_innen in diesem Teil des Jungles übrig. Diejenigen, die sich entschieden zu bleiben, waren aufgebracht, schlugen ihre Häuser kaputt und schrien ihr Missfallen den Bullen entgegen, ihr Widerstand ging aber im Lärm der Bulldozer unter und sie waren durch die Herde an Journalist_innen, die die Räumung dokumemtieren wollten, zahlenmässig unterlegen.

 

Diese Räumung geschah mit nur wenig Widerstand, die Wohnstätten der meisten Menschen, die in dieser Umgebung wohnten, wurden in andere Teile des Jungles umgesiedelt. Da der Staat die Bewohner_innen des Jungles in immer kleinere Gebiete zwingt, wo die nächste Räumung kommen wird, bleibt nur sehr wenig Platz übrig. Die Polizei befahl den Menschen, sich zu bewegen und diese befolgten diesen Befehl, dieses Muster der Räumungen besteht in Calais seit vielen Jahren. Aber hin und wieder, nach ständiger polizeilicher Repression, kommen die Bedrohten einer Räumung zusammen, um sich zu widersetzen. Wenn sie das nächste Mal kommen, um einen Teil des Jungles zu nehmen, können sie nur eines erwarten, einen Kampf!

 

Zwei Fahrzeuge, die für Räumungen und den Bau von einem neuen „Container Camp“ – einem innerhalb vom viel grösseren, halb-autonomen Jungle autorisierten Konzentrationslager mehrheitlich für Familien – eingesetzt werden, brannten in der Nacht vom Freitag (15.01.16) in der Nähe des Camps ab. Bisher gab es noch kein Bekenner_innenschreiben, aber der Presse nach wurde ebenfalls „no border“ und „das ist ein Gefängnis“ an Container gesprayt.

 

Das „Container Camp“ ist eine sterile, stark kontrollierte Anlage für 1500 Menschen, betrieben von den dreckigen Staatskollaborateuren „La Vie Active“ (A.d.Ü. auch das Rote Kreuz hatte sich für die Verwaltung des Camps beworben). „Die Sicherheitsleute sahen die Täter_innen und man kann ihre Signatur an einem Container sehen. Es scheint, als würden sie es auch schaffen, die Migrant_innen davon zu überzeugen, bei ihren Aktionen mitzumachen“ sagte die Wohltätigkeitsorganisation.

 

Das neue Camp ist der erste, konkrete Schritt mit der Absicht, das selbst-verwaltete Dorf von 4000-6000 Menschen vollständig zu zerstören. Ein Drittel der Bewohner_innen des Jungles werden voraussichtlich ab Montag geräumt, um einer 100 Meter grossen Bufferzone am Rande der Autobahn Platz zu schaffen.

 

Aufruf zur Unterstützung

 

Am 05. Januar kündigte die Gemeinde von Calais an, dass sie nur 2000 Menschen im Jungle tolerieren wird. Das letzte Mal, dass 2000 Menschen in den Jungles von Calais gelebt haben, ist fast ein Jahr her (März 2015). Seitdem ist die Zahl auf etwa 4000 bis 6000 Menschen angestiegen und allen wurde aufgezwungen, an einem Ort zu leben: dem heutigen Jungle. Zur gleichen Zeit kündigte der Staat an, einen grossen Teil des Jungles zu vertreiben. 1500 sollen verdrängt werden, die im neuen geschlossenen Camp wiederrum nicht bevorzugt werden.

 

Auch wenn nicht klar ist, wann die Räumung beginnen wird (vielleicht nicht diese Woche, vielleicht nicht nächste Woche, aber es wird passieren), werden im Januar verschiedene Proteste und Demonstrationen stattfinden

 

Eine Liste mit kollaborierenden Unternehmen findet ihr auf englisch und französisch

 

ausdemherzenderfestung.noblogs.org

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Noch vor der Räumung hatten solidarische Fotografen die Gelegenheit, das Camp zu besuchen und die dort vorherrschende Situation zu dokumentieren. Es sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass die in den Fotografien gezeigten Portraits mit ausdrücklicher Zustimmung der dort gezeigten Personen zustande gekommen sind. Alle anderen, wie man unschwer erkennen kann, sind verpixelt.

 

https://www.flickr.com/photos/neukoellnbild/sets/72157661106632203