Mordanschlag auf OB-Kandidatin – Täter war früher in FAP

Erstveröffentlicht: 
17.10.2015

KÖLN – Die Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker wurde heute vormittag bei einem Wahlkampftermin in Köln-Braunsfeld gezielt mit einem Bowiemesser angegriffen und schwer verletzt. Der Angreifer verletzte zudem drei weitere, umstehende Personen, bevor er sich von der Polizei widerstandslos festnehmen ließ. Bei seiner Polizeivernehmung setzte er seine Tat in Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingspolitik, für die er die Sozialdezernentin Reker, die von CDU, FDP und Grünen unterstützt wird, verantwortlich macht.

 

Die Polizei teilte mit, dass sie von einem politischen Motiv ausgeht. Als Rechtsextremist war der Mann der Polizei zwar nicht bekannt, in einer Vernehmung soll er aber ausgesagt haben, dass er vor 20 Jahren politisch aktiv gewesen sei. Antifa-Recherchen haben zu Tage gefördert, dass es sich bei dem Täter, den 44-jährigen Kölner Frank S., um einen ehemaligen Aktivisten der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) aus Bonn handelt. Das „Antifaschistische Aktionsbündnis Köln gegen Rechts“ teilte mit, dass S. an den Rudolf-Hess-Gdenkmärschen 1993 in Fulda und 1994 in Luxemburg teilnahm.

Die FAP war bis zu ihrem Verbot 1995 die wichtigste und radikalste Neonazi-Partei, ihre Mitglieder wurden für zahlreiche gewalttätige Übergriffe verantwortlich gemacht. Sie verfügte unter anderem über Kreisverbände in Bonn und in Köln. Die Bonner Gruppe wurde von Norbert Weidner geleitet, der zuletzt auch Landesorganisationsleiter der FAP in Nordrhein-Westfalen war. Bonner FAP-Mitglieder waren damals auch in der so genanten Anti-Antifa-Arbeit, dem Ausspähen politischer GegnerInnen, tätig. In der 1992 erschienen Anti-Antifa-Publikation „Der Einblick“ waren Kontaktadressen für Bonn und Köln angegeben.

Auch wenn die Sicherheitsbehörden bislang mitgeteilt haben, dass ihnen keine Informationen zu Frank S. vorliegen, der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz dürfte über solche verfügen. Schließlich soll Norbert Weidner während seiner FAP-Zeit als V-Mann tätig gewesen sein. Das „Antifaschistische Infoblatt“ zitierte in einem Artikel in der Ausgabe 101 aus einem Positionspapier des BKA von 1997, in dem Weidner als V-Mann des Verfassungsschutzes bezeichnet wird.  Das BKA beklagte sich damals, dass die Koordination der Rudolf-Heß-Aktionswochen 1994 in den Händen von mindestens fünf VS-Spitzeln gelegen habe. Die V-Mann-Praxis der Verfassungsschutzämter behinderte nach BKA-Ansicht massiv die Strafverfolgungsmaßnahmen gegen die rechte Szene. Der NRW-Verfassungsschutz verfügte zur damaligen Zeit mit dem Kölner Johann H. über eine weitere Quelle in der FAP.

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Frank Steffen sitzt – Antifaschistische NRW Zeitung, Winter 1997

Heißt der Nazi aus dem Artikel