2000 türkische Faschisten ziehen weitgehend ungestört durch Köln – Was, wenn es deutsche Glatzen gewesen wären?

Demo 1

Bericht vom Aufmarsch der türkischen Faschisten ('Grauen Wölfe') in Köln am 20.9 und den Gegenaktionen
Gestern, am 20. September sind ca. 2000 Faschisten der „Grauen Wölfe“ durch unsere Stadt gelaufen. Bereits kurz vor Beginn ihrer Demo hatten sie gezeigt mit welchem Ziel sie nach Köln gekommen sind – ihre rassistischen Pogrome gegen Kurden fortzusetzen. Gegen ca. 14:50 griffen einige Personen den kurdischen Verein 'Mala Kurda' in Köln-Mülheim an. Durch entschlossene Selbstverteidigung konnten sie jedoch keinen größeren Schaden anrichten. Zwei der Faschisten und zwei unserer kurdischen Freunde sind bei diesem Angriff verletzt worden.


Nach getaner Arbeit versammelten sich die Faschos dann ab 15 Uhr auf dem Ebertplatz, von dem sie als Mob aus türkischen Fahnen gegen ca. 16:15 aufbrachen. Auffällig war der hohe Anteil von jungen Menschen (mind 70%). Neben Hassparolen gegen PKK, Öcalan und Kurden stimmten sie immer wieder den muslimischen Gebetsgruß an. Auf der Turiner Straße, Höhe Breslauer Platz, kam es dann zu einer Störaktion durch linke kurdische GenossInnen. Nach einer kurzen handgreiflichen Auseinandersetzungen mit den türkischen Faschisten zogen sich die kurdischen GenossInnen zurück. Die Bullen waren dabei mit der Situation völlig überfordert. Der Clash heizte die Stimmung unter den Faschos merklich auf und insbesonders religöse Parolen traten immer mehr in den Vordergrund. Noch während die Abschluss-Kundgebung auf dem Roncalli-Platz lief, setzten sich immer wieder kleinere Gruppen ab, die sich per U-Bahn auf den Weg zum Wiener Platz in Köln Mülheim machten.
Als diese dann in zwei Trupps versuchten über die Keupstraße und die Frankfurter Straße zum Verein zu kommen stellten sich ihnen ca. 200 linke und kurdische GenossInnen entgegen und verscheuchten sie durch klares auftreten und beherzten Böller-Einsatz.

Wer sind denn diese „'Grauen Wölfe'?

Die 'Grauen Wölfe' oder Bozkurtlar stellen den paramilitärischen Arm der ultrarechten MHP dar, welche in der Türkei gerade auf eine Regierungskoalition mit Erdogans AKP hofft. In der Vergangenheit waren die 'Grauen Wölfe' für diverse Anschläge und Pogrome verantwortlich, welche mindestens 700 Menschen das Leben kosteten, das bekannteste war das Attentat auf Papst Johannes Paul II 1981.
Sie vereinheitlicht ein geschlossenes, faschistisches Weltbild, welches vor Allem den Hass auf Kurden, Linke und Juden, aber auch diverse andere Religionen und Gruppen beinhaltet. Ihr erklärtes Ziel ist eine, sich vom Balkan bis nach Zentralasien erstreckende Nation mit einer starken Türkei als dessen Zentrum. Ihre Ideologie weist eine starke Nähe zum Nationalsozialismus auf, Teile ihrer Schriften sind eins zu eins aus Hitlers 'Mein Kampf' übernommen. Die 'Grauen Wölfe' verstehen sich selbst als Kampfgemeinschaft, sie verfügen über teils militärische Ausbildungen und haben ein hohes Gewaltpotential gegenüber Menschen, welche nicht in ihr Weltbild passen.
Alleine in der letzten Woche gab es zahlreiche Angriffe auf kurdische Einrichtungen und Veranstaltungen in Deutschland, trauriger Höhepunkt war der Messerangriff auf einen kurdisch-syrischen Flüchtling in Hannover, welchen dieser nur knapp überlebte sowie den Angriff auf kurdische Demonstranten in Bern, bei dem ein Anhänger der 'Grauen Wölfe' mit seinem Auto in eine Gruppe kurdischer Jugendlicher raste und mindestens sieben von ihnen teils schwer verletzte.

Warum auf Einmal diese Eskalation, was passiert gerade in der Türkei?

Zu den Wahlen am 7. Juli in der Türkei trat erstmalig die HDP (demokratische Volkspartei) – eine Einheitsfront verschiedener fortschrittlicher, revolutionärer und kommunistischer Kräfte mit der kurdischen Befreiungsbewegung zu den Wahlen an. Damals gewann sie 13% der Stimmen, sodass die AKP von Tayip Erdogan die absolute Mehrheit verlor. Seitdem stürzt Erdogan die Türkei mehr und mehr in einen Bürgerkrieg um sich bei den kommenden Neuwahlen (eine Koalition ist bisher nicht zustande gekommen) als einiger Garant für Sicherheit darzustellen. Seit Monaten bombardiert er Stellungen der kurdischen Guerilla PKK und inhaftiert fortschrittliche Kräfte im ganzen Land. Vor wenigen Tagen kam es zu pogromartigen, geplanten Übergriffen auf Kurden, kurdische Läden, Parteibüros der HDP – das Ausbrechen eines offenem Bürgerkriegs im ganzen Land droht. Ganz vorne mit dabei sind die türkischen Faschisten der 'Grauen Wölfe' bzw. MHP. Sie greifen Kurden an, weil es Kurden sind, aus rein rassistischen Gründen. Hinzu kommt, dass diese Kurden dann auch noch links sind und eine andere Gesellschaftsvorstellung als die türkischen Faschisten haben.

Türken gegen Kurden?

Wie wir weiter oben schon feststellen konnten, geht es also bei den aktuellen Auseinandersetzungen in Deutschland nicht um „Türken gegen Kurden“, sondern um türkische Faschisten gegen kurdische Linke und die Unterstützung der Kurden durch die weltweite revolutionäre Bewegung. Und auch Deutschland hat damit etwas zu tun: Merkel unterstützt Erdogan seit langem, die deutsche Bundesregierung möchte den NATO-Partner Türkei zum sicheren Herkunftsland machen und verschweigen, dass Erdogan den Bürgerkrieg dort befeuert, um sich seine Macht zu sichern. Der Konflikt ist also kein von der deutschen Politik viel beschworener 'Kulturkonflikt' sondern ein antifaschistischer Kampf.

Türkische Faschisten in Deutschland? Was macht denn da die Antifa?

Zuerst einmal müssen wir feststellen: Tausende Faschisten sind am 20.9 durch unsere Stadt gelaufen – und blieben von Protest weitgehend verschont. Keine Gegenkundgebung, kaum Proteste am Rande der Route, geschweige denn eine organisierte Blockade. Auch die offensive Störaktion blieb aufgrund der geringen Anzahl von beteiligten GenossInnen weitgehend wirkungslos. Wie konnte es dazu kommen, wo dies doch schon bei HoGeSa passiert ist?
Nachdem die kurdischen GenossInnen bereits am Samstag mit ca. 600 Personen zu einer eigenen Demonstration nach Köln aufgerufen hatten, konnten sie nicht bewegt werden auch für diesen Tag zu einer Gegenaktion aufzurufen. Wir können jedoch davon ausgehen, dass dies nicht nur mobilisierungstechnische, sondern auch politische Gründe hat. Viel zu Hoch wäre die Wahrscheinlichkeit gewesen dass es zu einem Angriff der Faschos auf die Aktion der fortschittlichen Kurden kommt – oder umgekehrt. Dies widerspräche jedoch der aktuellen Linie der PKK in Deutschland, die um ihre Legalisierung kämpft um den Aufbau in Kurdistan einfacher aus Europa unterstützen zu können. Doch ob die protestlose Ignorierung eines Fascho-Aufmarschs, von dessen Teilnehmern dann auch noch am gleich Tag zwei mal der kurdische Verein angegriffen wird, korrekt ist, wagen wir zu bezweifeln.
Statt unter diesen Bedingungen eine eigene Kundgebung des revolutionären und antifaschistischem deutsch-türkisch-kurdischen Spektrums mit vielleicht einigen Dutzend TeilnehmerInnen durchzuführen, beteiligten wir uns dann zusammen mit anderen antifaschistischen GenossInnen auf verschiedene Art und Weise den kurdischen Verein zu schützen bzw. mit Informationen zu versorgen. Um es also auf den Punkt zu bringen: Wir waren zu schwach um den Faschos eigenständig wirklich was entgegen setzen zu können. Unsere antifaschistischen Strukturen sind erst Keimformen wirklich schlagkräftiger Organisationen – im Gegensatz zu den türkischen Faschos, die nicht nur über erfahrene Kader sondern auch eine hohe Entschlossenheit verfügen. Dies wollen wir als Aufruf verstanden wissen und nicht als resignierende Feststellung: Antifa heißt Organisation. 

Gleichzeitig kam aus dem Großteil (bis auf einige lobenswerte Ausnahmen) der antifaschistischen Bewegung oder „Zivilgesellschaft“ keine Aktivität. Durch ihre jahrelange verdeckte Massenarbeit und ihr eher geringes offenes Auftreten in Deutschland haben es die 'Grauen Wölfe' geschafft, weitestgehend unterhalb des Radars der antifaschistischen Bewegung zu bleiben.
Antifaschistische Arbeit beschränkte sich meist auf Aktionen gegen deutsche Neonazis und andere rechte Strömungen. Auch nach den jüngsten Angriffen ist die Reaktion der antifaschistischen Bewegung noch verhalten. Dies müssen wir aufbrechen.
Wir müssen anerkennen, dass es auch unter Migranten Rassisten und Faschisten gibt und dass wir diesen ebenso entschlossen entgegentreten müssen wie den deutschen Rassisten und Faschisten. Was wäre gewesen wenn am 20.9. 2000 „Autonome Nationalisten“ durch Köln gezogen wären? Sicherlich hätten wir mit einigen Tausend DemonstrantInnen rechnen können. Last uns aus der deutschen Anti-Nazi-Bewegung eine wirkliche antifaschistische Bewegungen machen und in Zukunft Faschos so behandeln wie sie es verdienen – ob braun oder grau.

Schulter an Schulter gegen Faschismus!
Fascisme karsi omuz omuza!
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für diesen Artikel! Ihr bringt die Problematik auf den Punkt.

Hier übrigens ganz unten bei dem Artikel noch ein witziger Post von nem türkischen Fascho über das verhalten seiner "Kameraden" nachdem sie von den kurdischen GenossInnen verjagt worden sind :pp


http://rote-aktion.org/2000-tuerkische-faschisten-ziehen-weitgehend-ungestoert-durch-koeln-was-wenn-es-deutsche-glatzen-gewesen-waeren/

Danke für den Bericht.

In unserer Stadt gab es ab und zu Schnipsel wenn sich Graue Wölfe auftreten wollten.

Die sind klar Faschisten, keine Frage, und zur Zeit total am durchdrehen.

 

Es sollte gleich wie bei anderen , HoGeSa, größere Aufrufe Mobis geben.

 

Übrigens finde ich den Angriff auf eine Moschee in Bielefeld nicht sehr klug. Da wurde eine Moschee angegriffen, die von MHP, Bozkurtlar genutzt wird.

Besser es werden Aktionen nicht so gemacht, dass die Faschos noch Solidarisierung kriegen.

Was zur Hölle soll an dem Angriff auf diese Wölfe-Moschee bitte "nicht sehr klug" gewesen sein? Falls du aus der Gegend kommst schau dir doch mal den Eingang an, schön mit dem Wölfelogo über der Eingangstür. Was hat es mit Fascho-Solidarisierung zu tun wenn man türkische Faschisten angreift? Türkische Faschisten die zumindest in vergangenen Jahrzehnten häufiger auch gemeinsame Sache mit dem deutschen Nazis gemacht haben.

 

Ob in Bielefeld oder Berlin, in Ludwigsburg oder Bonn, die Türkische Rechte angreifen!

Was zur Hölle soll an dem Angriff auf diese Wölfe-Moschee bitte "nicht sehr klug" gewesen sein?

Weil die deutsche Öffentlichkeit solche Details nicht kennt. Im Beispiel "Ludwigsburg" (war eigentlich im Nachbarort Kornwestheim) geschah es nach dem Angriff, daß sich die Vertreter (nur Männer) der Einrichtung gegenüber der Presse als brave türkischstämmige Mitbürger ausgaben, fromm und ordentlich, deren Vereinsheim von bösen Menschen angegriffen wurde, fast schon in Richtung "ausländer-/islamfeindlicher Anschlag". Dazu ein netter Artikel im Lokalblatt, gegenseitige Solidaritätsbezeugungen von Einrichtung und Stadt, und schon waren "gut" und "böse" klar verteilt:


http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kornwestheim-grosse-solidaritae...

Zu differenzieren ob es türkische oder deutsche oder italienische Faschisten sind wäre wie Scheisse nach ihrem Geruch zu sortieren. Auch wenn der eine braune Kackhaufen etwas anders riecht ist es die selbe Scheisse wie die Anderen. Genau wie mit den Faschisten alle Colleur, sie sind letztendlich der gleiche braune Kot egal mit welchem Background und verdienen ALLE die gleiche sportliche Behandlung.

Hätte nie gedacht, dass ich das je sagen würde, aber die RAK hat hierbei absolut recht!

In Hamburg war es ähnlich. Allerdings ist es meines wissens auch nicht zu Übergriffen während der türk. Demo gekommen. Die Kurden haben ausschliesslich ihre Einrichtungen geschützt.

Und die Polizei hat verhindert das die Türkische Demo sich auf die Kurden zubewegen konnte.

Begleitet und beobachtet wurden Türken und Polizei von mehreren Antifa Gruppen.

Die Demo und dann Kundgebung der türk. Nationalisten bestand  aber zur Hälfte aus Frauen u. Kindern, also verbot sich ein Angriff von selbst.

Ihr solltet euer Handeln besser mit den Kurden absprechen bevor ihr irgendeinen Unsinn macht.

Vergleichbar mit einem Naziaufmarsch ist soetwas absolut nicht. Die Faschotürken wollen Auseinandersetzungen und Bilder davon provozieren um den nationalismus in der Türkei anzuheizen. Unsere Nazis führen den Kampf um unsere Strassen. Den sie hier in HH  mit Pauken und Trompeten verloren haben.

"Laut Polizei versuchten immer wieder Kleingruppen von Versammlungsgegnern, mutmaßlich Kurden sowie dem linken Spektrum zugehörige Personen, die Demonstration durch spontane Aktionen zu stören, was durch Einsatzkräfte der Polizei verhindert werden konnte."

Darf ich darauf hinweisen, das sich bei den jüngsten Aufmärschen der "Grauen Wölfe", aber auch von deutschen Faschos in Sachsen, sich folgendes Problem ergeben hat. Auf einmal stehen wir Antifas einem Fascho-Mob gegenüber , der unsere eigene Anzahl um ein vielfachen übersteigt. Jedoch haben wir nicht den Hauch einer Idee wie wir mit dieser, in meinen Augen, neuen Situation umgehen sollten. Nur mal so als Denksport-Aufgabe.

Am Kotti wurde neulich ein kurdisches Geschäft von rund 100 in türkische Fahnen gehüllte Arschlöcher überfallen, Passanten wurden bespuckt und beleidigt, so hörte ich es von einem Bekannten der sich dort aufhielt, und mir das eingeschüchtert erzählte.

 

Welcher Laden es auf der Nordseite des Kotti war, kann ich nicht sagen, auch nicht, wie es ausgegangen ist.

Wann stehen die kurdischen Genossen, denn mal auf "unseren" Demos(natürlich Einzelpersonen ausgenommen)?

Wenn dort 2000 Nazis gewesen wären, wären kein 600 kurdischen Genossen gekommen!

Das soll nicht die Grauen Wölfe revidieren, den Kampf um Rojava etc.

Aber so lange ich schon Politik mache, kam aus der kurdischen Community zu "unseren" Demos, Gegenaktionen etc. fast nichts. Wie gesagt einzelne tolle Genossinnen ausgenommen.

Hab ihr euch mal ehrlich gefragt, wie sehr sich eigentlich die kurdische Community bei progressiven Kämpfen hier in den letzten Jahren eingesetzt hat, wenn es nicht um kurdische Belange ging?

Das ist nicht entsolidarisierend gemeint. Wir sollten uns aber auch nicht wirklich gegenseitig Salz in die Augen streuen und die Taschen voll hauen. Solidarität ist wichtig, aber eben auch keine Einbahnstraße.

über Jahre Freiheits- und Unabhängigkeitsrechte "diesen völkischen Nationtionalisen" abspricht ...

Die Kurden helfen sich ganz gut selbst, nur wir werden uns weder gegen Islamfaschos noch gegen Neonazis wehren können. Nur mal so von wegen Solidarität ist keine Einbahnstraße...