Soliadresse von Mietern der Rigaer Straße an Organisatoren der heutigen Demonstration gegen Verdrängung

Stillleben in der Rigaer Straße

Hallo Nachbarinnen und Nachbarn,

wir sind Mieterinnen und Mieter in de Rigaer Straße und verfolgen Eure Aktionswoche gegen Verdrängung mit Sympathie.  In der Tageszeitung Neuen Deutschland haben wir gelesen, dass heute abend eine Demonstration geplant ist. Wir sind teilweise nicht mehr in den Alter und der Lage,  uns an einer  Demonstration zu beteiligen, auf der nur gerannt wird, dass ist was für Menschen unter 30- möchten wir Euch auf diese Weise einen kurzen Beitrag schicken, den Ihr gerne auf der Demonstration  verlesen und auf in Euren Medien veröffentlichten könnt.

Mit nachbarschaftlichen Grüssen

Einige Mieterinnen und Mieter in der Rigaer Straße

 

Hallo Nachbarinnen und Nachbarn,


wir wohnen teilweise mehrere Jahrzehnte in der Rigaer Straße. Wir sind Mieterinnen und Mieter und wir wollen hier wohnen bleiben. Wir gehen täglich mit offenen Augen durch unseren Kiez und sehen täglich, Erscheinungen, die uns Sorgen machen. Immer mehr kleinere Läden müssen schließen, wie die Bäckerei am Eck Rigaer Straße/ Samariter Straße oder der T-Shirt-Laden direkt gegenüber. Wir mussten die traurige Nachricht erfahren, dass sich deren Betreiber nach der Kündigung umgebracht hat. Seine Freunde gedachten seiner mehrere Wochen. Nun ist die Zeit der Trauer vorbei und der Laden wird fit gemacht, für neue Menschen, die mehr zahlen können. Wie für die Läden wird es in der Rigaer Straße auch für uns Mieterinnen und Mieter mit geringen Einkommen eng. Im Abschnitt der Rigaer Straße zwischen Voigtstraße und Pettenkofer Straße werden bald wieder Gerüste vor den Häusern stehen, weil der Dachgeschossausbau angekündigt wurde. Denn damit kann besonders viel Geld verdient werden von den Eigentümern.  Wir Mieter müssen erst einmal wochenlang auf einer Baustelle leben, nur damit einige Eigentümer mehr Profit machen können. Auf dem Gelände der ehemaligen Möbelfabrik in der Rigaer Straße 70 soll bald mit dem Bau eines Kulturhofes begonnen werden. Er soll die Kultur im Stadtteil fördern, wird versprochen. Doch welcher Teil der Bewohner wird davon profitieren? Die, die oft nicht wissen, wie sie das Geld zum Überleben bekommen, sicher nicht. Schließlich müssen immer mehr Menschen im Niedriglohnsektor überleben undtrotz einem Vollzeitarbeitsplatz Leistungen nach Hartz IV beantragen.

 

Von Palisadenpanthern lernen!


Wir wissen, dass eine solche Entwicklung der Aufwertung für wenige und die Verarmung von Vielen, Teil des Kapitalismus ist. Doch die Geschichte zeigt uns auch, dass wir da nur gegen angehen können, wenn wir uns als Lohnabhängige, als Erwerbslose und auch als Mieterinnen und Mieter organisieren. Dabei müssen wir künstliche  Spaltungslinien, wie Alter, Kultur, Kleidungs- und Musikgeschmack überwinden. Es gab in den letzten Jahren in vielen Teilen Berlins solche Lernprozesse. In Pankow haben Seniorinnen und Senioren eine Einrichtung in der Stillen Straße besetzt, die weggespart werden sollte und in der Palisadenstraße haben die Rentnerinnen und Rentner der Palisadenpanther erfolgreich eine Mieterhöhung bekämpft, die ihre Vertreibung bedeutet hätte. In den Häusern der Frankfurter Alle, die in den 50er Jahren als Arbeiterpaläste errichtet wurden, haben die Bewohnerinnen und Bewohner Mieterräte gegründet und im letzten Jahr mit einem Straßenfest auf ihre drohende Vertreibung protestiert. Auch für uns in der Rigaer Straße gilt, lernt Eure Nachbarinnen und Nachbarn kennen. Lernt auch zu verstehen, dass es unterschiedliche Vorstellungen über Aktionsformen gibt. Geht mit offenen Augen durch Eure Nachbarschaft und seht, wo einkommensarme Menschen verdrängt werden. Organisiert Straßenspaziergänge, die die Orte der Verdrängung bekannt macht und den Betroffenen Mut macht, sich zu wehren. Wenn uns das gemeinsam gelingt, wäre das wirklich radikal, im Sinne des Wortes, es ging an die Wurzel, weil es die Konkurrenz aufhebt, die uns im Kapitalismus aufgezwungen wird.

 

In diesem Sinne wünschen wir Euch eine erfolgreiche Demonstration gegen Verdrängung als Baustein für eine Organisierung gegen Verdrängung von einkommensarmen Menschen

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Gerade, um zwei Uhr gab es vor der Rigaer 94 eine Straßenfesteinsatz. Leider haben ca. fünf Wannen die drei Stände in die Innenhöfe getrieben. Kommt rum!