Science-Fiction-Waffen bei der Bundeswehr?

Erstveröffentlicht: 
08.07.2015

Silent Killers, lautlose Killer, heißen sie in der Branche: Waffen mit Lasertechnologie. Seit Jahren finanziert die Bundesregierung die Forschung daran mit inzwischen mehr als 80 Millionen Euro. Doch noch im Herbst 2014 stritt das Verteidigungsministerium ab, Laserpanzerstudien durchzuführen. Von Oliver Mayer-Rüth, BR, ARD-Hauptstadtstudio

 

Auf dem Übungsgelände von Rheinmetall Defence steht auf einem Pickup eine Puppe mit Maschinengewehr. Die Szenerie erinnert an Bilder aus dem Irak oder Syrien. Plötzlich explodiert eine der Patronen am Gurt des Maschinengewehrs. Ein unsichtbarer, lautloser Laserstrahl hat sich durch das Metall der Patrone gebohrt und diese zerstört.

 

Kein Science Fiction, sondern Realität, denn Rheinmetall hat einen Laserpanzer entwickelt. "Silent Killers", lautlose Killer, heißen sie in der Branche. Die Laserkanone ist auf dem Dach eines Radpanzers GTK Boxer oder eines gepanzerten LKW installiert.

 

"Der Laser wird die eingeführten Waffensysteme nicht ersetzen, sondern mit seinen besonderen Fähigkeiten ergänzen, hochpräzise und mit Lichtgeschwindigkeit arbeiten zu können", sagt Alexander Graf, Manager bei Rheinmetall.

 

Auch im Süden wird geforscht

 

Auch das Rüstungsunternehmen MBDA in Schrobenhausen forscht seit einigen Jahren an Laserwaffen. Im Forschungszentrum steht bereits eine fertig entwickelte Laserkanone. Für die ARD lässt MBDA eine Drohne aufsteigen. Ein Bedrohungsszenario für Militärs. Es folgt der Countdown.

Bei Null drückt der Ingenieur den Knopf. Unsichtbar und lautlos bohrt sich der Laserstrahl durch die Hülle der Drohne. Diese beginnt zu brennen. Eine Sekunde später stürzt das Fluggerät zu Boden.

 

Laserkanonen könnten aus Sicht des Rüstungsunternehmens MBDA in Zukunft die Waffe der Wahl sein, um anfliegende Drohnen vom Himmel zu holen. Peter Heilmeier, Abteilungsleiter bei MBDA, erklärt es am Beispiel eines Feldlagers, das durch anfliegende Drohnen oder Kleinfluggerät bedroht sein könnte: "Ein heutiger Lasereffektor wäre durchaus im Stande, über eine Distanz von drei Kilometer ein Ziel zu bekämpfen und so die Soldaten im Lager zu schützen."

 

Forschung lange abgestritten

 

Nach Recherchen des ARD-Hauptstadtstudios finanziert die Bundesregierung seit Jahren mit inzwischen mehr als 80 Millionen Euro Steuergeldern die Erforschung der neuen Waffentechnologie. Noch im Herbst 2014 stritt das Verteidigungsministerium ab: "Von Seiten der Bundeswehr wurde keine technische Studie zu einem Gefechtsfahrzeug der Zukunft mit einer laserbasierten Waffe durchgeführt oder in Auftrag gegeben", hieß es in einem Schreiben an die Opposition im Bundestag.

 

Offenbar wurde die Opposition im Haushalts- und im Verteidigungsausschuss jahrelang nicht konkret über die Forschung informiert, da die Kostenvolumen einzelner Forschungsprojekte unter 25 Millionen Euro lagen. Unter diesem Volumen muss das Verteidigungsministerium die Ausschüsse nicht über das Forschungsvorhaben unterrichten.

 

Die Frage nach dem Sinn

 

Dort fühlt man sich getäuscht. Der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner sagt auf Nachfrage, er höre das jetzt zum ersten Mal. "Es gibt ja einen Bereich im Haushalt für wehrtechnische Forschung, bei dem nie ganz klar war, wofür die Gelder eigentlich eingesetzt werden", so Lindner. Aber vor allem werde die Bundesregierung die Frage beantworten müssen, "für was man denn überhaupt solche Science Fiction Waffen bei der Bundeswehr braucht".

 

Auf diese Frage antwortet ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums schriftlich, man sei gezwungen, diese Technologie für die Zukunft der Streitkräfte zum Schutze der Soldatinnen und Soldaten zu prüfen. Intern argumentieren hochrangige Militärs auch mit der Präzision der Waffen.

 

Der Experte der Linkspartei im Bundestag für Rüstungsfragen, Jan van Aken, entgegnet, es sei albern, jetzt zu behaupten, diese Waffen seien doch viel präziser und damit besser. "Sie können natürlich mit einer Laserwaffe genauso daneben schießen wie mit einer anderen Rakete, und am Ende ist dann die Hochzeitsgesellschaft tot, wie wir es jetzt auch immer schon sehen."

 

Laser brauchen keine Munition

 

Die Industrie argumentiert neben der Präzision mit Kosteneffizienz. Eine entwickelte Laserkanone bräuchte keine Munition. So sehen Sicherheitspolitiker der Union im Bundestag die Entwicklung von Laserwaffen als ein Muss. Florian Hahn, CSU-Abgeordneter im Bundestag, verteidigt die Investition: "Will man sich damit nicht beschäftigen, weil man an irgendwelche Science-Fiction Horror-Szenarien glaubt - oder sagt man, wir müssen uns damit beschäftigen, weil es andere sonst tun?"

 

Das Firmenvideo von Rheinmetall-Defense zeigt, wie weit fortgeschritten Laserwaffen sind. Der Krieg mit Laserwaffen ist kein Science Fiction mehr - und das obwohl bisher noch keine öffentliche Debatte über den Einsatz der Technologie stattgefunden hat.

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Quelle: youtube, Rheinmetall-Kanal

 

"Rheinmetall Defence - High Energy Laser (HEL) Combat Simulat"

https://www.youtube.com/watch?v=KUGpCUkFw