Für ein Nein zu Deutschland

nein zu deutschland

Erstens kommt es schlimmer und zweitens als man denkt. Vor 25 Jahren warnte die Radikale Linke – in ihrem üblichen, stets leicht überspannten Tonfall – noch davor, dass ein wiedervereinigtes Deutschland sich zur Großmacht in Europa aufschwingen und dieses dabei gleich ein drittes Mal in hundert Jahren zerstören würde.

 

Dann aber kamen mit der rot-grünen Bundesregierung Steinewerfer-Joschka und Genosse-der-Bosse-Gerhard an die Spitze und verkündeten, dass es ihrem Abfallprodukt von 68 mit einer Mischung aus Hartz-IV, Menschenrechtskriegen und einem „Aufstand der Anständigen“ gelungen sei, dass Land gründlich zu zivilisieren. Und selbst die alte Garde der westdeutschen Intelligenz, wie der olle Philosophenkönig Habermas, konnte Anfang des neuen Jahrtausends vor Begeisterung für ein Old Europe unter deutscher Führung kaum an sich halten. Gewöhnlich gut informierte Kreise wiesen zwar schon damals darauf hin, dass Staat, Weltmarkt und die Herrschaft der falschen Freiheit auch in Zukunft ein Garant für das Hervorbringen von Scheiße seien, aber auf die hört ja keiner.


Und heute? Habermas ist „enttäuscht“. Joschka und Gerhard haben tolle Jobs bei der Industrie, in Ost und West brennen wieder Asylbewerberheime. Und eine ganz große Koalition der Willigen, von BILD bis zu den Grünen macht Griechenland gerade zu Deutsch-Südost – und Europa ein drittes Mal kaputt.

 

Und die gewöhnlich gut informierten Kreise? Die sollten tun, was getan werden muss: Gegen die denkfaule Mehrheit in diesem Land zumindest für ein wenig Trouble an der Heimatfront sorgen und dem Vaterlandsverrat eine Gasse bahnen. Das hat zwar wenig Aussicht auf baldigen Erfolg, aber angesichts der aktuellen Herrenmenschelei der gesellschaftlichen Mitte könnte Schweigen schnell mit Einverständnis verwechselt werden. Bei aller berechtigten Frustration, gerade jetzt, bleibt es daher dabei: Jede Resignation ist Einverständnis mit dem Bestehenden. Und mit Deutschland, dieser mehrfach gestaffelten Institutionalisierung aus Größenwahn und Untertanentum, aus arroganter Einsamkeit und aggressiver Gefühlskälte sind wir nicht einverstanden. Im Gegenteil. Angesichts des gegenwärtigen Stillstands der Dialektik wie der Tatsache, dass es mit der Menschwerdung der Mehrheitsbevölkerung in diesem Land nicht vorangeht, werden wir nicht aufhören, dem miesen Verabredungszusammenhang das alte Lied vorzupfeifen: Deutschland has gotta die.

 

Wir sehen uns. Am Freitag. Auf der Straße. Bundesweit. Zeit für Äktschn.

 

Am 03.07.2015 Nein zu Deutschland sagen

 

Berlin | 18 Uhr | Oranienplatz

Frankfurt am Main | 17 Uhr | Willy-Brandt-Platz (an der alten EZB)

Köln | 18 Uhr | Hauptbahnhof

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Der Text gefällt mir. So wahr. 

schade, dass es "nur mit Demos" noch viel zu lange für mich dauern wird, bis man das Grossdeutsche Reich endgültig zu Grabe tragen kann = ein lebenswertes Deutschland werde ich wohl nicht mehr erleben :-(

Hier ein kleiner Text zu Aspekten des historischen und strukturellen Kontexts der deutschen Dominanz in der EU:

http://aze.blogsport.eu/files/2014/06/faltblatt-europa-web.pdf

Ich fänd es toll,wenn auch auf dieser Demo noch ein paar WOrte zur gestern beschlossenen Asylgesetzverschärfung fallen würden. Das geht im Moment ganz schön unter.

auf der Demo letzte Woche am O-Platz gab es jede Menge dazu!