[LE] Äußerungen zu den Krawallen am 5. Juni

Symbolbild Diskussionen

Am Abend des 5. Juni fanden sich in Leipzig etwa 100 Personen zusammen und attackierten innerhalb von wenigen Minuten das Bundesverwaltungsgericht, erbauten Barrikaden und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Das was von der Boulevardpresse als "Gewaltorgie" (BILD, 16.06.2015) bezeichnet wurde, löste auch in der sächsischen Öffentlichkeit eine hitzige Debatte aus. Der Aufschrei, vergleicht man ihn mit den Reaktionen auf die zahlreichen rassistischen Übergriffen der letzten Monate, wie der versuchte Brandanschlag in Hoyerswerda, entbehrt jeder Relation. Die sächsische CDU spricht von "Terrorismus", immer wieder werden die Krawalle als "schwere Angriffe" auf die Gesellschaft bezeichnet, während rechte (geistige sowie praktische) Brandstifter_innen und Täter_innen von der sächsischen Regierung affirmativ kokettiert werden.

Angesichts der Tatsache, dass das Entglasen von Bushaltestellen oder Gebäuden nach bürgerlichem Gesetzbuch nicht mehr als eine Sachbeschädigung ist, ist dies eine massive Unverhältnismäßigkeit. Eine Übersicht der Kernpunkte dieser Debatte liefert der Artikel "Nie mehr zweite Liga?". Wir wollen uns an dieser Stelle nicht noch einmal dem öffentlichen Diskurs, sondern den Gründen und Formen militanter Aktionen widmen. Zum einen, um dieser Welle der Empörung etwas entgegenzusetzen. Dabei arbeiten wir uns nicht an den konservativen Hardlinern wie Jesse, Polizei und Co. ab (mit denen eine Diskussion aus unserer Sicht schlicht sinnfrei ist), sondern wollen gezielt die sogenannte "Stadtgesellschaft" um Pfarrer Wolff ansprechen, der sich in einem Blogbeitrag zu den Ereignissen äußerte. Zum anderen richten wir uns aber auch an die Beteiligten der Aktion selbst, zu denen wir uns zwar politisch verbunden fühlen, gleichsam aber auch Kritik und Dissenz an der Aktion formulieren.

 

Die Gretchenfrage

 

Zunächst einmal möchten wir festhalten, dass wir Gewalt nicht grundsätzlich ablehnen. Nichtsdestotrotz bleibt sie Mittel und nicht Zweck politischer Handlungen! Wenn Repräsentant_innen der "Stadtgesellschaft" wie Pfarrer Wolff Gewalt offen ablehnen, ist dies in Anbetracht des gewalttätigen Normalzustandes, der sich tagtäglich in Form (staatlicher) struktureller Gewalt wie Abschiebung, Ausgrenzung, Leistungszwang oder dem Sterben im Mittelmeer zeigt, äußerst zynisch. Wir denken, in einer unanständigen Gesellschaft ist es anständig, Steine zu werfen. Dabei ist es für uns nicht zentral, ob Gewalt generell abzulehnen ist. Vielmehr muss es um die Frage gehen, worauf die Steine fliegen. Diese Frage wiederum muss an unsere Freund_innen der direkten Aktion gerichtet werden.

 

Relegation statt 1. Liga

 

Die Aktion selbst sowie die im Nachhinein veröffentlichten Stellungnahmen der Beteiligten werfen bei uns Fragen nach der langfristigen Strategie auf. Die Begründung, die Krawalle zielen darauf ab, den Normalzustand zu durchbrechen, halten wir für einen Irrglauben. Denn der Normalzustand, das ist der alltägliche Wahnsinn zwischen "Berlin Tag und Nacht", Katzenvideos auf Youtube und dem Sterben an den europäischen Außengrenzen, rassistischen Angriffen, der Verelendung ganzer Landstriche, der kapitalistischen Arbeitswelt zwischen Überarbeitung, Depression und Stress und konsequentem Ausschluss derer, die nicht nützlich gemacht werden können. Die wenige Minuten Ausnahmezustand brechen nichts davon auf.

 

Wir wissen um den euphorisierenden und empowernden Charakter, Polizist_innen in die Flucht zu jagen. Doch diese Augenblicke - so schön sie auch sind - brechen die Verwobenheit und Widersprüchlichkeit unserer Existenz nicht auf. Mitnichten ist diese Erkenntnis neu. Dennoch glauben wir, dass sie immer wieder reflektiert werden muss, um nicht in eine unglaubwürdige Militanz zu verfallen. Wir befürchten, dass die Mittel der "Militanzromantik" zum Zweck verkommen. Solche Aktionen sind auch ein Zeichen einer vereinzelten und marginalisierten radikalen Linken, die sich nicht weiter zu helfen weiß, als sich in einer romantischen Nische zwischen Bengalo und Barrikaden einzufinden. Es kann auch emanzipierend sein, ohmächtig zu sein.

 

Wenn ihr sagt, den Normalzustand brechen heißt, sich nicht auf die "Spielregeln der Schweine" einzulassen, können wir euch in diesem Fall nur bedingt folgen. Dabei ist der Anlass unser Kritik nicht, die Polizei zum Ziel und Gegenstand militanter Aktionen zu bestimmen, sondern vielmehr die Art und Weise: Die geplante Verabredung zu einer planlosen Aktion wie dieser wirkt wie eine Theateraufführung. Die Krawalle als Ausdruck des autonomen Gestus verkommen zur Farce. Ohne eine gesellschaftliche Verankerung bleiben sie wirkungslos und vereinzelt. Die Einschätzung, mittels solcher Krawalle nehme man sich die Straße, ist somit ein Trugschluss. Denn letztlich ist die Polizei nur ein Mosaikstein in der Hässlichkeit dieser Welt. Dessen seid ihr euch sicherlich bewusst, doch dramatisierte Bekennerschreiben erwecken den Eindruck, ihr wähnt euch kurz vor der Revolution.

 

Abgesehen davon, dass dies leider nicht der Fall ist, kommen wir ihr auch nicht näher durch die Aktion einiger Hundert, sondern durch die organisierte Wut Tausender. Für uns bedeutet das, sich schon in der Gegenwart in alltägliche Kämpfe zu begeben und die Herausforderung des Handgemenges anzunehmen. Natürlich braucht es zur Veränderung der Gesellschaft Militanz, doch diese muss gesellschaftliche Unterstützung erfahren. Am Anfang dessen steht die Sichtbarmachung der gewalttätigen Verhältnisse. Dies geschieht jedoch nicht durch unvermittelt erscheinendes Entglasen von Tram-Haltestellen und einem zusammenhangslosem Bekenner_innenschreiben.

Wenn es auch für euch keinen Anlass für die Krawalle braucht, braucht es doch eine nachvollziehbare Politisierung um eine positive Wahrnehmung der Aktion zu begünstigen. Solange dies nicht geschieht, macht es für Außenstehende keinen Unterschied, ob sich Menschen aufgrund der Niederlage des eigenen Fussballteams oder für die Lebensbedingungen von Hartz IV Empfänger_innen mit der Polizei prügeln. Das Tragische ist: Es mangelt keineswegs an Anlässen, sondern an einer Strategie der radikalen Linken.

 

Mit der Adressierung von Jung, Merbitz und Co. - den "Herrschern" dieser Welt ist nichts zu gewinnen. Es bringt nichts, gegen die austauschbaren "Mächtigen" vorzugehen. Es wird immer der oder die Nächste folgen. "Die Welt hält sich durch ihre Flüsse aufrecht! Blockieren wir alles!" schrieben die Genoss_innen der Bewegung gegen den Ersteinstellungsvertrag (CPE)2006 in Frankreich an die Hauswände. Diese Parole trägt mehr Wahrheit in sich als je zuvor.

Das Ziel solcher Aktionen kann nicht die personifizierte Macht sein, sondern muss die Macht selbst sein. Wer die Zustände ins Wanken bringen will, der erreicht dies nicht mit einem Steinwurf auf das Bundesverwaltungsgericht. Die Regierung liegt nicht mehr in der Regierung selbst, sondern in der herrschenden Struktur. Ziel solcher Aktionen sollten daher strategisch ausgewählte Orte der ausdifferenzierten (Re-)Produktionsketten sein. Den Fluss an einem beliebigen Punkt zum Überlaufen zu bringen bedeutet, das System politisch in seiner Gänze anzugreifen. Wir glauben, dass gezielte und klandestine Angriffe wie wie das (technische) Lahmlegen der Ausländerbehörde oder das (massenhafte) Sabotieren wichtiger Infrastrukturen zielführender sind. Doch auch hier gilt: Jeder Angriff auf ausgewählte Punkte läuft ohne strategische Zielsetzung ins Leere.

Beispielhaft zeigen dies die Anti-AKW-Proteste der 1980er Jahre und das dortige Agieren der autonomen Szene. Zugegeben, das Beispiel "Westdeutschland" hilft hier nur bedingt weiter, soll aber als Anregung verstanden werden. Die strategisch-politische Auseinandersetzung mit den Zielen und der Wirkung waren die Stärke der militanten Aktionen. In der aktuellen Situation (in Leipzig) wird dies nicht sichtbar. Die "Sponti" ähnelt eher einer „nihilistische“ Selbstbestärkung der Teilnehmenden, die sich für wenige Minuten in das Licht der (Polizei-)Scheinwerfer begeben. Ganz im Sinne einer Theaterbühne.

 

Auch wenn ihr hofft, bei kommenden Aktionen zahlreicher zu sein, kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die repressive Gewalt euch vorerst mehr als ebenbürtig ist. Unsere (kritische) Solidarität ist euch jedoch gewiss. Dennoch fehlt uns im Kontext solcher Aktionen derzeit eine politische Auseinandersetzung, die eine stärkere Verankerung militanter Aktionen festigt. Lasst uns diesen Weg gemeinsam gehen!

 

Das Märchen von der ehrbaren "Stadtgesellschaft"

 

Zurück zur Leipziger "Stadtgesellschaft", wie sie von Pfarrer Wolff hochgelobt wird. Natürlich, es gab den Moment, an dem sich etwa 40.000 Menschen gegen den Rassismus von Legida gestellt haben. Doch unterm Strich bleibt: Der Aufmarsch vom Legida, der mittlerweile schon 13 Mal stattfand, konnte nicht ansatzweise gestoppt werden. Sicher ist dies nicht alleine auf die mangelnde Beteiligung der „Stadtgesellschaft“ zurückzuführen sondern ebenfalls auf ein fehlendes Durchhaltevermögen der linken Szene sowie die repressive Polizeistrategie. Dennoch fragen wir uns, Herr Wolff: Wo war die "Stadtgesellschaft" als Legida nicht das erste sondern das vierte, fünfte und sechste Mal lief? Wo war sie als die Polizei die schwindende Zahl an Gegendemonstrant_innen wegprügelte und Legida den Weg frei machte? Wo war sie bei den Solidaritätskundgebungen zu den Toten im Mittelmeer?

Die von Pfarrer Wolff postulierte Stadtgesellschaft blitzt zwar an Einzelstellen auf,verschwindet dann aber ebenso schnell wieder. Während „Leipzig nimmt Platz“ als positives Gegenbeispiel gelten kann, das seit Monaten kontinuierliche Arbeit leistet und sich in zivilem Ungehorsam versucht, dient der Verein "Courage zeigen" offensichtlich nur dem Stadtmarketing.

 

Zusätzlich befeuert die Argumentation von Pfarrer Wolff den von der Extremismustheorie geprägten sicherheitspolitischen Diskurs der konservativen Hardliner. Man imaginiert eine "gute demokratische Mitte", die durch den "extrem" Rechten oder wahlweise linken Rand bedroht wird. Eine differenzierte politische Kritik sieht anders aus! Dies treibt eine weitere Repression gegen Linke Strukturen voran. Um Ergebnisse im "Kampf gegen Linksextremismus" zu liefern wird die Überwachung linker Strukturen künftig weiter zunehmen. Symptomatisch für diese Entwicklung sind auch die Ermittlungen gegen die Politikerinnen Monika Lazar (Grüne) und Juliane Nagel (Die Linke), denen vorgeworfen wird, sich durch Blockadeaufrufe gegen Legida strafbar gemacht zu haben.

Während Pfarrer Wolff Ersteres kaum stören wird, zeigt Letzteres, dass die Repression auch vor der von ihm postulierten „Stadtgesellschaft“ nicht Halt macht. Genau hier muss eine grundsätzliche Kritik der sogenannten "Stadtgesellschaft" ansetzen, statt den Konservativen nach dem Mund zu reden. Der entstandene Sachschaden der militanten Spontandemonstration und der minutenkurze "Ausnahmezustand" sind den Aufschrei nicht wert! Schaut stattdessen, was das politische System tagtäglich an Ausschlüssen und Gewalt produziert und wendet euch gegen diese Grausamkeiten.

 

Die These, den "Linksextremen" durch eine engagierte Arbeit auf "ihrem" Gebiet das Wasser abzugraben ist nicht nur eine Selbstüberschätzung, sondern auch eine Diffamierung jahrelangen Engagements. Wer leistet die konsequente Recherchearbeit zur Aufdeckung von Nazi-Strukturen und deren Verbindungen zu staatlichen Behörden? Wer unterstützt die antifaschistischen Strukturen in der sächsischen Provinz gegen Nazi-Angriffe? Wer setzt sich gegen die Verdrängung marginalisierter Gruppen in den Stadtvierteln ein? Die "Stadtgesellschaft" haben wir dort noch nicht gesehen!

 

Für eine Militanz, die nicht zur bloßen Romantik und Kitsch verkommt, sondern wirkmächtig und anschlussfähig ist!

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Lasst uns das Fass zum Überlaufen bringen!

Dennoch eine Anmerkung:

Die "Sponti" ähnelt eher einer „nihilistische“ Selbstbestärkung der Teilnehmenden

 

Aber um nichts anderes geht es doch.  Die seit dem "Kommenden Aufstand" sich verbreitende Form des Insurrektionalismus denkt nicht in politischen, also gestalterischen, Kategorien, sondern nur noch an die möglichst rabiate Negation sämtlichen (!) Bestehenden. Nur in dieser Logik ergibt es überhaupt noch Sinn, Wartehäuschen von Öffi-Betrieben (ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da in der autonomen Linken über solche Aktionen kräftig die Nase gerümpft wurde) zu zertrümmern oder die Elektrik von S-Bahnen abzufackeln.

 

Das kann mensch natürlich machen, nur sollte sich die Kritik an solchen Aktionen dann auch nicht gegen Ausdrucksformen richten, die im politischen Koordinatensystem der Akteur*innen letztlich nur folgerichtig sind, sondern gegen eben dieses politische Koordinatensystem.

Wieso sich mensch an solche etwas lapidaren wie einem Wartehäuschen aufregt entzieht sich meinem Verstand. Diese paar Scheiben gingen bei der Auseinandersetzung mit den Cops kaputt und nicht weil es Ziel war dieses Wartehäuschen zu zerstören.

Es war nicht das erste entglaste Haltestellenhäuschen, und es trifft genau die Arbeiter und Angestellten in prekären Verhältnissen, die früher mal die natürlichen Verbündeten der Szene waren.

 

Wenn das Haltestellenhäuschen nur aus Versehen kaputt gemacht wurde, warum entschuldigt man sich dann nicht einfach mal dafür?

Weil es absolut keine Rolle spielt ob es entweder die LVB trifft, die mit ihren überteuerten Tickets sehr wohl ein Feind prekärer Personen ist oder einen Werbekonzern der die Haltestellen nach Absprache mit den Leipzigier Verkehrsbetrieben aufstellte um dort seine Werbung zur Schau zu stellen. Weder die LVB noch dieser Werberkonzern sind Freunde prekärer Personen. Leider ist für einen Großteil der Bevölkerung auch so eine kaputte Scheibe viel schlimmer als das Leiden von wo anders. Bürgerkriegsähnliche Zustände werden inflationär in der Presse verwenden solange bis eine kaputte Haltestelle auch eben so eingestuft wird und der achtsame Bürger dann sein Berichte an die Bullen schicken kann um seine Bürgerpflicht zu erfüllen und zu denuzieren.

Ja du sprichst es an, ich bin einer diesen prekär Angestellten und prekär beschäftigten Arbeiter. Danke das du für mich gesprochen hast. Seit einigen Tagen ist das Wartehäuschen bei uns zertrümmert- von diesen Autonomen. Seit ich jeden Morgen auf den Weg zur Arbeit im Wartehäuschen vom scharfen Morgenwind getroffen werde, steigt meine Wut auf diese Autonomen.

Ich friere mir trotz der Sommerlichen Temparaturen den Arsch ab währed solche Subjekte nichts besseres zutun haben meine Haltestelle zu zertrümmern und hart arbeitene Menschen dabei behindern ihre prekären Brötchen zu verdienen.

Ich habe schlussendlich meine Verbundenheit mit der Szene aufgekündigt weil wieder sinnlos Steuergelder von den gemeingefährlichen Autonomen vernichtet wurden. Es ist nicht mal möglich eine Zeitung unter diesen windigen Verhältnissen zu lesen. Ich glaube es ging mir noch nie schlechter als durch dieses zerstörte Wartehäuschen.

 

Hochachtungsvoll ein Arbeiter aus prekären Verhältnissen dem sein Wartehäuschen sehr wichtig war.

"kommenden aufstand" und anscheinend deren neueren text, entweder nicht gelesen oder verstanden.

in beiden texten und auch in deren älteren texten, wird der nihlismus zurückgewiesen.

und by the way negation ist nicht gleich nihlismus, das zeigt auch das du keinen schimmer von nihilsmus hast.

 

und zu sbahn, wartehäuschen und angriffen auf die infrastrukutur dieser welt, vieles all dessen dient letztendlich als regierungstechnik:

soetwas wie hausnummer wurde von bullen in paris vor der revolution entwickelt damit die menschen besser ausfindig gemacht werden können...

leider können wir und du, uns kaum noch ein leben jenseits einer organisierung wie dieser vorstellen.

der text den du hier gut findest argumentiert sogar mit einem zitat aus dem neueren text des unsichtbaren komitees:

 

"Die Welt hält sich durch ihre Flüsse aufrecht! Blockieren wir alles!" schrieben die Genoss_innen der Bewegung gegen den Ersteinstellungsvertrag (CPE)2006 in Frankreich an die Hauswände

 

blöd bloß das du dann damit den krawall dissen willst.

 

 

immer wenn ich jetzt zu meinem gutbezahlten aber leider prekären Job fahre, muss ich im zertrümmerten Wartehäuschen stehen und frieren. Selbst im Sommer ist das eine Zumutung. Ansonsten ist mir eigentlich alles egal.. es geht um das Wartehäuschen.

Nicht schlecht, dieser Text. An der mehrheit der nicht depressiven prallt diese Kritik jedoch ab. Die aktiven von heute haben keine hoffnungen mehr in die gesellschaft oder in die "organisierte wut tausender", sonst wären sie nicht mehr aktiv. besser gefiel mir der text: https://linksunten.indymedia.org/de/node/128330

Wäre es wirklich nur bei Sachbeschädigung geblieben, würde das wohl kaum so ein Echo erzeugen und keiner würde von Terrorismus reden. Und ja Sachbeschädigung mit Sinn und Verstand und in ein Konzept eingebunden, würde wohl kaum jemand aus der Szene kritisieren.

 

Gezielte und geplante Angriffe auf Polizeibeamte, die dann im Nachhinein noch gerechtfertigt werden, und die dann gleichzeitig per Sprache entmenschlicht werden, zeigt einfach eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.

Wer damit solidarisch ist, zeigt den gleichen falsch Korpsgeist, wie Bullen die ihre kriminellen Kollegen decken.

Prinzipiell hast du ja recht, vielleicht hab ich das mal ähnlich gesehen. Aber dann hab ich ein paar mal Prügel eingesteckt. Und so lieb wie der oder die einzelne polizeimensch auch immer sein mag. Wenn die Order kommt: Knüppel frei!, dann machen die das alle.

Klar muss eine Grenze gezogen werden, und die muss auch weit weg von dem Gewaltmaß von Nazis oder Polizisten sein. Aber bevor ich mich verprügeln lasse, versuch ich lieber gewisse Mitmenschen auf Abstand zu halten.

Klar, in deiner begrenzten Welt würdest du natürlich voll gute Sachbeschädigungen mit "Sinn und Verstand" volbringen die von niemanden kritisiert werden.

Die voll menschlichen Polizisten, Staatsanwälte, Gerichte, V-Männer, LKA- Zivis, Medien und Politiker würden das natürlich verstehen und dich in deinem Tun unterstützen.

 

Es gibt bloss ein Problem, das ist deine begrenzte Fantasie, da kommt nichts und deswegen verstehst du auch nichts.

 

es ihm gleich zu tun. Und ich habe noch niemals erlebt, dass man jemanden seine Einstellung aus dem Kopf rausprügeln kann. Die verfestigt sich doch eher.

 

Ausserdem implizierst du, dass die Mehrheit oder sogar alle Mitglieder dieser genannten Gruppierungen unmenschlich sind? Du unterstellst Individuen Eigenschaften aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, weil ein Teil (sicher eine große Minderheit) dieser Gruppe diese Eigenschaften zeigt. Das ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.

 

Man dreht nur an der Gewaltspirale, und ja das klingt abgedroschen und naiv, aber wird dennoch nicht unwahr. Wer sich dem Problem des Gruppendenkens/group thinking mal selbstkritisch stellen sollte, wollen wir doch hier nicht ausdiskutieren, oder? Und argumentum ad personam hat noch niemals eine Debatte gewonnen.

Den Hass auf Bullen und praktische Staatskritik im Riot "gruppenbezoegene Menschenfeindlichkeit" zu schimpfen, ist meilenweit weg von irgendeiner Form von politischer Diskussion über Militanz. Wenn Leute sich im Riot oder in einer konfrontativen Aktionen Freiräume erkämpfe, Ohnmacht brechen, für kurze Zeit Kontrolle und Herrschaft aufheben, dann hat das doch nichts damit zu tun Bullen als einzelne Menschen vom Kommunismus zu überzeugen.Man!

 

Ganz abgesehen davon, dass du verrückterweise Bullen und marginalisierte gesellschaftliche Gruppen durch den Begriff "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" auf eine Stufe stellst - Es geht doch hier nicht um falsche Verallgemeinerungen über die  soziale Gruppe "Polizist_innen" sondern um den Staat und seine Bullen als Gewaltapparat. Und es geht auch nicht darum, ob die einzelenen Agent_innen des Apparats menschlich oder unmenschlich sind, ihre ureigene Funktion und gerade die "legitime Gewalt" ist doch das Problem. Die Polizei-Behörden, Justiz, die Innenministerien sind Gewaltapparate, die einen festgeschrieben repressiven Auftrag haben, Eigentums- und Klastsenverhältnisse (z.B Zwangsräumungen), patriarchale  Gestetze (z.B §218 stgb), institutionellen Rassismus und andere Herrschaftsverhältnisse durchzusetzen und zu garantieren. Und unter anderem diese Gewaltapparate werden uns in praktischen Emanzipationsschritten, die Grenzen des bürgerlichen Staates überschreiten, immer im Weg stehen und sind deswegen sind auch Bullen der politische Feind. Dabei werden wir als Bewegungen Konfrontationen einfach nicht aus dem Weg gehen können, das merkt mensch doch bei der mikrigsten Demo.

 

Was ist da los? Soweit ich weiß wird man in die Gruppe "Bullen" nicht durch Fremzuschreibung oder Geburt reingezwungen.

 

Von wem bekommen Sie denn den Auftrag diese Institutionen zu schützen? Ist vllt. eine eklige Wahrheit, aber von der Mehrheit des Volkes, diesen 3/4 die in Umfragen sagen dass es Ihnen gut geht, die Merkel selbst als SPD-Wähler gut finden, denen die abgehängten 1/4 der Gesellschaft am Arsch vorbeigehen.

Die Bullen sind doch nicht das Ausführungsorgan ominöser Mächte, und es auch nicht "die Wirtschaft". Am Ende stehen hinter dem System auch die ganzen Millionen Inhaber von Kapitallebensversicherungen, denen es scheißegal ist, in welche Militärfirmen,etc. ihre Beiträge investiert werden.

 

Der Staat ist repressiv, weil eine Mehrheit der Bürger, die den Staat auch bilden, repressiv sind. Weil sie denken sie könnten etwas verlieren, oder sogar nur um ihre privaten Gewinne zu schützen. Weil sie Angst haben vor dem Abstieg in ALG2, vor sozialem Ansehensverlust, schützen sie ihr kleines Eigenheim dann auch mit einem Polizeistaat. Die Bullen sind nur ausführendes Organ, Angestellte dieser Übermacht von Biedermeiern. Hör den Bürgern zu, die Schreien nach Überwachungs- und Polizeistaat. Die Bullen fühlen sich nicht nur als Werkzeug einer schweigenden Mehrheit, sie sind das Werkzeug einer lauten Mehrheit.

 

Und klar, das ist Diktatur der Mehrheit, das ist pervertierte Demokratie, aber wenn du deren ausführende Organe angreifst, dann gewinnst du nichts, ausser dass die sich in ihrer Angst um ihr bißchen Eigentum bestärkt fühlen. Und durch die verzerrenden Medien, gilt das selbst wenn du dich nur konsequent verteidigst.

Das ist die traurige Realität, aber die kann man nicht wegdebattieren. Solange diese Mehrheit von Bürgern nicht das Gefühl hat, unter dem jetzigen System ist ihr Status massiv bedroht, werden sie nicht umstiegsbereit sein. Das Problem sitzt vor der Wahlurne, und nicht unterm Polizeihelm.

 

Ob jemand gezwungen wird Bulle zu werden klingt vllt. ziemlich absurd, aber am Ende debattiert die moderne Neurowissenschaft, ob wir überhaupt einen freien Willen haben, oder nur Beifahrer sind. Wenn du z.B. im Bullenhaushalt groß geworden bist, ist es vermutlich wahrscheinlicher, dass du von Kind auf so geprägt wirst, dass du nur Bulle werden willst, und gar nicht weißt warum.

was trägt das jetzt zur Debatte bei? Du tust so als ob der Staat eine neutrale Institution ist, der seinen Bürgern hörig ist. Das Gegenteil ist der Fall.

Die Politik arbeitet größtenteils gegen die Intressen der Menschen und Natur, also was soll dieses Gerede einer angeblichen schweigenden Mehrheit.

 

Entweder du greifst staatliche Organe an, oder auch nicht. Das ist jedem selbst überlassen, es spielt bloss keine Rolle ob du jetzt einen "Auftraggeber" angreifst oder ein staatliches Repressionsorgan in Form eines Bullen der dich von der Strasse prügeln will. Im Endeffekt lehnst du beide ab. Nach deiner Logik dürfte jede von den Medien begleite Aktion nicht stattfinden, falls eine "schweigende Mehrheit" was dagegen haben könnte. Zum Glück denken nicht alle so wie du und Spontis werden weiterhin stattfinden. Wie man sich dann gegen solche Polizeiangriffe verteidigt ist jedem selbst überlassen.  (A)

Wenn mich jemand von der Strasse prügeln will, verteidige ich mich, das ist schon klar. Aber die Bullen die zum Schutz der amerikanischen Botschaft eingesetzt waren, haben wohl kaum aktiv versucht die 100 Leute von ihrem Tun abzuhalten, sondern sind höchstwahrscheinlich schön auf ihrem Posten geblieben. Das war ein Angriff und keine Verteidigung.

Wenn man sagt, die haben sich in den Weg gestellt, dann kann man nicht behaupten, dass man nie zur Botschaft wollte.

 

Und natürlich hat das Relevanz, denn die Bullen sind nunmal nur die ausführenden Organe eines von den Bürgern repressiv gestalteten Staates. Die Bullen anzugreifen ändert nichts, bestätigt nur Ängste und führt zu mehr Repression, der Verursacher des repressiven Staates sitzt vor der Wahlurne und da muss man ansetzen, und zwar indem man Ängste nimmt und nicht erzeugt. Hat schon jemals der Angriff oder die Verteidigung gegen Bullen zu weniger Repression geführt?!

"Die Regierung liegt nicht mehr in der Regierung selbst, sondern in der herrschenden Struktur. Ziel solcher Aktionen sollten daher strategisch ausgewählte Orte der ausdifferenzierten (Re-)Produktionsketten sein. Den Fluss an einem beliebigen Punkt zum Überlaufen zu bringen bedeutet, das System politisch in seiner Gänze anzugreifen."

 

"Diese Flüsse physisch an einem beliebigen Punkt anzugreifen, bedeutet also, das System politisch in seiner Gesamtheit anzugreifen."

Unsichtbares Komitee - An unsere Freunde

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